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Was macht gute Lehre aus? Ein Interview mit Dr. Almut von Wedelstaedt

Veröffentlicht am 26. Oktober 2023

Was macht gute Lehre aus? Dies ist eine der zentralen Fragen des inno.teach Blogs und wer könnte diese besser beantworten als Lehrende selbst? Wir haben daher mehrere Lehrende der Universität Bielefeld zu ihren Erfahrungen in der Lehre befragt. Lesen Sie hier ihre vielfältigen Perspektiven!

Dr. Almut von Wedelstaedt 

Interview mit Dr. Almut von Wedelstaedt

Was macht für Sie gute Lehre aus? Was gehört dazu? Was sollte vermieden werden?

Gute Lehre an der Universität in Philosophie besteht in meinen Augen darin, dass Lehrende und Studierende zusammen philosophisch arbeiten, indem sie Themen besprechen, Fragen und Probleme aufwerfen, Lösungen debattieren, Texte lesen, interpretieren, diskutieren, Thesen aufstellen, für und gegen sie argumentieren und das alles gemeinsam tun. Meine Ideen sind nicht prinzipiell besser als die Ideen der Studierenden, die Vorschläge der Studierenden nicht grundsätzlich schlechter als meine. Ich habe allerdings einen Erfahrungsvorsprung. Mit dem gilt es umzugehen, indem die Studierenden nach und nach an dieses gemeinsame philosophische Tun herangeführt werden. Ich darf – bei allem Abbau von Hierarchien – nicht erwarten, dass sie das schon können oder es ihnen einfach zufliegt. Ich muss sie vielmehr darin unterstützen, es zu lernen. Das ist meine Aufgabe. Allerdings glaube ich, dass man dieses Tun am Besten lernt, indem man einfach damit anfängt und dann immer wieder innehält und darüber reflektiert, was gerade passiert. Wenn das gelingt, handelt es sich in meinen Augen um gute Hochschullehre in Philosophie, die es Studierenden ermöglicht, zu guten Philosoph*innen zu werden.

Wie begeistern Sie Studierende für das, was Sie lehren?

Indem ich erstens selbst begeistert von den Themen und Texten bin, die ich lehre. Wenn mich selbst fasziniert, worum es in einer Lehrveranstaltung geht, kann ich diese Faszination weitergeben. Sie drückt sich einfach selbstverständlich in dem aus, worüber ich rede, und steckt so zumindest manchmal Studierende an. Zweitens nehme ich Studierende immer und jederzeit ernst. Lehre und Lernen sind in meinen Augen ein gemeinsames Projekt von Lehrenden und Studierenden, in dem beide Seiten Verantwortung tragen. Zu meiner Verantwortung als Lehrender gehört es u.a. – weil ich den bereits angesprochenen Erfahrungsvorsprung habe –, die Studierenden darin zu unterstützen, ihre Verantwortung für ihr Studieren zu erkennen und zu übernehmen. Dann aber müssen sie eigene Entscheidungen treffen und selbst Verantwortung übernehmen. Ich kann ihnen erklären, warum ich es für sinnvoll und wichtig halte, dass sie regelmäßig am Seminar teilnehmen. Aber sie selbst entscheiden, wie wichtig es ihnen ist. Ich rede mit ihnen darüber und initiiere auch Gespräche der Studierenden untereinander über solche Erwartungen, aber ich überlasse die Verantwortung letztlich jedem*r Einzelnen. Ein anderes Beispiel für das Ernstnehmen ist, dass ich versuche, Studierende darin zu unterstützen, ihre Themen zu finden und zu bearbeiten. Es gibt natürlich auch Studierende, die mehr oder weniger zufällig in der Philosophie landen. Aber viele entscheiden sich sehr bewusst dafür, Philosophie zu machen. Ich versuche, solche Motivationen zu fassen zu bekommen und davon ausgehend z.B. Hausarbeitsprojekte zu planen, die die Interessen der Studierenden treffen. Das ist nie das einzige Kriterium bei der Entscheidung für ein Thema, es geht natürlich auch darum, dass Fragen gut im Rahmen einer Prüfungsleistung bearbeitbar sind usw. Aber mir ist wichtig, dass die Studierenden mit ihren Interessen auch vorkommen und dass sie selbst sich als Personen sehen, deren Interessen und Ideen in der Philosophie eine Rolle spielen.

Wie haben Sie während der letzten Jahre Ihren Unterricht auf den digitalen Raum umgestellt? Was haben Sie dabei gelernt und gibt es etwas, was sie für die Zukunft beibehalten wollen?

Abgesehen von der reinen Umstellung von analoge auf digitale Präsenz durch Zoomkonferenzen habe ich angefangen, verschiedene digitale Tools zu nutzen, die ich vorher kaum auf dem Schirm hatte. Einiges davon behalte ich bei, z.B. eine intensive Nutzung der Moodlekurse, etwa für die Vor- und Nachbereitung von Sitzungen, zusätzliche Möglichkeiten von Studienaktivitäten und die Kommunikation mit Studierenden. Zudem thematisiere ich in meiner Lehre verstärkt den aktuellen digitalen Wandel der Welt, indem wir etwa diskutieren, welche Änderungen Large Language Models wie ChatGPT für das philosophische Arbeiten mit sich bringen oder ob man philosophische Inhalte auf Instagram so präsentieren kann, dass sie noch etwas mit dem zu tun haben, was wir an der Uni besprechen. Das ist in meinen Augen wichtig, um nicht aus dem Blick zu verlieren, dass Philosophie mit dem Alltag zu tun hat und außerhalb der Uni eine Rolle spielen kann. Ehrlich gesagt habe ich bei aller Offenheit gegenüber digitaler Lehre und Elementen des Digitalen in der Lehre in der Pandemie aber auch gelernt, dass manches in analoger Präsenz einfach besser und schöner ist. Für das philosophische Tun zentral ist der interaktive argumentative Austausch zwischen Menschen. Das geht in analoger Präsenz am allerbesten, weil dort alle Kommunikationskanäle gleichzeitig zur Verfügung stehen. Es kann sehr gute Gründe geben, diesen Austausch ins Digitale zu verlegen oder ihn hybrid zu gestalten. Aber das ist nur in Teilen ein Ersatz für das lebendige Präsenzseminar.

Was sehen Sie als Herausforderungen für die akademische Lehre in der Zukunft an?

Es gibt ziemlich viele Herausforderungen: eine wachsende Diversität der Studierenden; den Druck, sich im Wettbewerb der Universitäten zu behaupten; die Notwendigkeit, sich mit den Veränderungen auseinanderzusetzen, die der digitale Wandel mit sich bringt; die Probleme, die der Klimawandel und das Leben in einer globalen Welt in allen Lebensbereichen mit sich bringen; die Frage, wie sich Forschung und Lehre zueinander verhalten sollen; das Problem, Studierende gleichzeitig auf akademische und außerakademische Karrieren vorzubereiten; die Schwierigkeit, ein Studium so zu gestalten, dass es zugleich eine Ausbildung für alle ermöglicht, aber auch eine persönliche Bildung für jede*n einzelne*n Studierenden usw. Ich sehe aber keine dieser Herausforderungen als absolut neu und umstürzend an. Akademische Lehre musste sich immer Herausforderungen stellen und wird auch diese und zukünftige gut meistern, solange Lehrende sich dieser Herausforderungen bewusst sind und ihnen die Zeit gelassen wird, sich damit überlegt auseinanderzusetzen.

Was machen Sie am liebsten mit Ihren Studierenden?

Philosophie. Am allerschönsten ist es, wenn wir im Seminar gemeinsam ein sachliches Problem zu fassen bekommen und darüber diskutieren, wie es zu lösen sein könnte oder wie man es zumindest besser verstehen kann, und wenn davon alle Beteiligten intensiv gepackt sind und mitdenken und -sprechen.

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Gesendet von LKäppele in Lehre im Porträt

„Humanities und digital“ – Geisteswissenschaftler*innen und ihre (digitalen) Berufe

Veröffentlicht am 10. Oktober 2023
Ein Beitrag von Almut von Wedelstaedt

Was haben ein IT-Projektleiter, eine Mitarbeiterin der Bielefelder Wissenswerkstadt, die Leitung der Abteilung Vermittlung des Historischen Museums und ein Projektmanager des Transcriptverlags gemeinsam? Sie alle haben an der Universität Bielefeld ein geisteswissenschaftliches Studium absolviert und bei der Veranstaltung „Humanities und digital?“, am 23.6.23 davon sowie von ihren jetzigen Tätigkeiten berichtet. Benjamin Birkenhake, Gesa Fischer, Friederike Meißner und Dennis Schmidt haben sich zuerst in einer von Matthias Buschmeier moderierten Podiumsdiskussion darüber ausgetauscht, welche Veränderungen die zunehmende Digitalisierung in ihren unterschiedlichen Berufsfeldern mit sich bringt, um anschließend in zwei Workshoprunden Studierenden einen tieferen Einblick in die eigene Arbeit zu geben.

Die Sorgen, die Studierende der Geisteswissenschaften mit Blick auf ihre berufliche Zukunft beschäftigen, sind oft unabhängig vom studierten Fach, sehr ähnlich: Kann man mit so einem Studium überhaupt etwas werden? Und dann auch noch etwas, wovon man nicht nur irgendwie leben kann? Gibt es Alternativen zum Tätigsein an Schulen? Spielt es eine Rolle, wenn ich die Regelstudienzeit überschritten habe? Und natürlich gibt es auch Gründe für diese Sorgen, denn selten liest man in Stellenanzeigen, dass jemand gesucht wird, der*die Literaturwissenschaft oder Philosophie studiert hat. Dass es trotzdem ziemlich viele ziemlich gute Berufsaussichten für Absolvent*innen eines geisteswissenschaftlichen Studiums gibt, ist so nicht immer leicht zu sehen.

Die Veranstaltung unserer Community of Practice „Public Humanities“ aus dem Projekt BiLinked war deshalb ein Versuch, diesen Sorgen etwas entgegenzusetzen. Es gibt kein Patentrezept, um mit einem geisteswissenschaftlichen Abschluss einen Job zu finden, aber es gibt ziemlich viele Menschen, wie unsere vier Referent*innen, die genau das geschafft haben. 30 Studierende aus einem weiten Spektrum geisteswissenschaftlicher Studiengänge lauschten denn auch den Beiträgen aufmerksam und engagierten sich in den Diskussionen . Auch etliche einige Lehramtsstudierende waren unter ihnen, denn manchmal stellen sich im Laufe des Studiums Zweifel ein oder es wollen einfach Alternativen erkundet werden.

Eine Frau hät einen Vortrag vor Studierenden, Perspektive aus Sicht von Studierenden, Foto: Universität Bielefeld

Foto: Universität Bielefeld

Und wie ist es nun mit der Arbeitswelt da draußen? Ob es darum geht, ein Begleitprogramm für Kinder im Historischen Museum zu entwickeln, Wissenschaft in der WissensWerkstadt in die Stadt zu holen, neue digitale Bücher auf den Markt zu bringen oder Onlineredaktionen zu beraten – die Referent*innen waren sich einig, dass Geisteswissenschaftler*innen in all diesen unterschiedlichen Berufsfeldern mit ihren Kompetenzen gebraucht werden: Weil sie ein grundlegendes Verständnis von Kommunikation ebenso mitbringen wie ihre analytischen Kompetenzen, die sie befähigen, Problemlagen zu durchschauen und Lösungen für sie zu finden. Die Referent*innen waren sich darin einig, dass die Entwicklung von Large Language Models wie ChatGPT ein Meilenstein in der Entwicklung der Digitalisierung ist, der das Arbeiten mit Texten sehr nachhaltig verändern wird. Trotzdem werden Absolvent*innen eines geisteswissenschaftlichen Studiums damit nicht überflüssig werden, weil es nach wie vor Menschen braucht, die z.B. eine Autorität für Wahrheit sein können – das kann eine Maschine (noch) nicht.

Und was sind die ultimativen Tipps, für alle, die sich Gedanken darüber machen, wie ihre berufliche Zukunft nach einem geisteswissenschaftlichen Studium aussehen könnte? Der bekannte, aber kaum zu überschätzende Tipp heißt die Nähe zur Praxis zu suchen: Praktika zu machen, Praktikumsphasen im Studium zu nutzen oder Angebote, die Praxis und Theorie verknüpfen, zu belegen sowie auch neben dem Studium eigenen Projekten nachzugehen. Außerdem haben alle dazu geraten, in einem Praktikum oder einer ersten Berufstätigkeit auf jeden Fall immer Fragen zu stellen, nicht zu glauben, dass man irgendetwas wissen müsse, sondern einfach nachzufragen. Wer nicht fragt, der nicht gewinnt, so der Tenor.

Die Studierenden waren sich am Ende einig, dass sich der Besuch der Veranstaltung gelohnt hatte, allerdings mit vier Stunden fast ein wenig kurz war. Wir überlegen schon, wie sich das Ganze für den Sommer 2024 erneut umsetzen lassen könnte.

Diese Veranstaltung ist im Rahmen vom Projekt BiLinked entstanden, in dem Studierende und Lehrende gemeinsam digitale Lehr-/Lernformate entwickeln und erproben. Bei der Umsetzung stehen die studentische Partizipation und Kollaboration im Fokus.
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BiLinked – Podcasts, Abschlussarbeiten und Instagram: Public Humanities im Gespräch

Veröffentlicht am 4. Oktober 2022

Dass Geisteswissenschaften nur im Elfenbeinturm innerhalb von Universitäten betrieben werden, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Tatsächlich haben sie in vielerlei Hinsicht Bezug zur Alltagswelt. Im Projekt BiLinked gibt es die Community of Practice (CoP) Public Humanities, welche sich genau damit auseinandersetzt und bereits mit diversen Projekten den Studierenden einen Blick auf die Möglichkeiten außerhalb der Universität bietet. Geleitet wird die CoP von Almut von Wedelstaedt und Matthias Buschmeier. Almut ist Lehrende an der Abteilung Philosophie im Bereich der praktischen Philosophie und zudem zuständig für Geschäftsführung und Qualitätsmanagement der Abteilung. Ein besonderer Kernpunkt der Public Humanities ist es, die Themen Digitalisierung und Berufsorientierung in der geisteswissenschaftlichen Lehre stärker zu verankern und sichtbar zu machen.

In unserem Interview sprechen wir mit Almut darüber, wie dies geschieht und welche Projekte es bisher gab und gibt. 

Dr. Meike Vogel

Dr. Almut von Wedelstaedt. Foto: Katrin Biller

Laura Käppele: Was kann man sich unter Public Humanities vorstellen? Wofür steht der Begriff?

Almut von Wedelstaedt: Bei den Public Humanities geht es um Geisteswissenschaften in der Öffentlichkeit, also darum, dass geisteswissenschaftliches Arbeiten, Nachdenken und Schreiben nichts ist, was nur im Elfenbeinturm der akademischen Welt passiert, sondern auch Bezug zur Alltagswelt hat.

Das kann man in verschiedenen Weisen betreiben. Zum einen kann man darauf scharfstellen, welche Relevanz eigentlich Geisteswissenschaften für bestimmte alltägliche Themen haben. Ein Beispiel wäre die Entwicklung von künstlicher Intelligenz. Da ist relativ klar, dass Geisteswissenschaften etwas dazu zu sagen haben, sei es, was überhaupt Intelligenz ist, oder sei es, wie man sich solche Szenarien vorstellen kann.

Zum anderen gibt es das, was man unter das große Label Wissenschaftskommunikation fassen kann. Wie kann man das, was man an der Uni macht, so kommunizieren, dass es auch für Leute, die nicht an der Uni sind oder keinen universitären oder fachlichen Hintergrund haben, trotzdem verständlich ist. Dabei geht es dann in der Regel nicht darum, das in der Form von großen Vorlesungen zu machen oder überhaupt in einem Lehrenden-Studierenden-Verhältnis, sondern eher darum, Räume zu öffnen, in denen gemeinsames Nachdenken ermöglicht wird.

Das Ganze ist wesentlich interdisziplinär. Die Frage ist nicht, was die Philosophie, die Literaturwissenschaften oder die Geschichte im Einzelnen machen können, sondern es ist Bestandteil, die Geisteswissenschaften insgesamt in den Blick zu nehmen und eine Verbindung zur Öffentlichkeit herzustellen.

"Viele Geisteswissenschaften haben ähnliche Studienproblematiken." 

LK: Gibt es die Public Humanities als Projekt auch außerhalb von BiLinked?

AvW: Bisher gab es das nicht, aber jetzt schon. Wir werden sehen, wie sich das nach BiLinked weiterentwickelt. Das Projekt hat gezeigt, dass es total fruchtbar sein kann, so zusammenzuarbeiten, weil viele Geisteswissenschaften ähnliche Studienproblematiken haben. Das Thema Berufsorientierung ist zum Beispiel für alle geisteswissenschaftlichen Studiengänge ein schwieriges. Auch wenn man sich anschaut, welche Kompetenzen man erwirbt, gibt es Ähnlichkeiten. Natürlich kann und sollte man das auch fachspezifisch aufschlüsseln, aber es bestehen eben Ähnlichkeiten, wie etwa die Erstellung von bestimmten Textarten. Hier zeigt sich, dass eine Zusammenarbeit sinnvoll ist und man wird sehen, wie sich das über BiLinked hinaus fortsetzen lässt.

LK: Welche Projekte gibt es denn im Rahmen von BiLinked in den Public Humanities?

AvW: Da gibt es ganz unterschiedliche, aber alle haben irgendwas mit Lehren und Lernen zu tun. Wir handhaben das im Moment so, dass wir feste Kooperationspartner*innen haben, die in jedem Semester Lehrveranstaltungen anbieten, und dann zusätzlich immer eine Ausschreibung machen, bei der Lehrende sich mit eigenen Projekten bewerben können. Fest dazu gehört etwa die Philosophie. Im nächsten Semester gibt es hier zum Beispiel eine Veranstaltung zum Schreiben für die Öffentlichkeit. Da geht es darum, wie Philosoph*innen etwa für Magazine, Zeitungen und Blogs schreiben können. Auch die Literaturwissenschaft ist ein fester Kooperationspartner. Dort gab es jetzt zwei Veranstaltungen zu Podcasts, zuerst zu True Crime und dann zu Wissenschaftskommunikation. Die Kulturvermittlung hat Veranstaltungen zu Musik im virtuellen Raum gemacht. An einzelnen Projekten gab es zum Beispiel eins aus der Geschichtswissenschaft, wo geschaut wurde, wie man Blogs für die Lokalgeschichte einsetzen könnte. Außerdem gibt es eine Kooperation mit den Interdisziplinären Medienwissenschaften, in der in einer Lehrveranstaltung unter anderem die Klimabahn entwickelt wurde. Also eine Straßenbahn, die die Möglichkeit eröffnen soll, sich während der Fahrt über Klimawandel zu informieren. Das ist eine ganz eigene Herausforderung, weil die Zeitabstände zwischen den Haltestellen so kurz sind.

"Für uns stellt sich die Frage, ob es gute Möglichkeiten gibt, digitale Produkte in fachwissenschaftliche Seminare zu integrieren."

LK: Gibt es schon erste Ergebnisse, die man sich anschauen oder, im Fall der Podcasts, anhören kann?

AvW: Ja, es gibt zum einen unsere Webseite, auf der die Podcasts aus dem letzten Semester gehört werden können. Zum anderen haben wir einen Instagram-Kanal, auf dem wir immer wieder unterschiedliche Dinge hochladen. Dort gibt es zum Beispiel eine Übersicht darüber, wie die Podcasts entstanden sind und eine Reihe, in der Absolvent*innen die Themen ihrer Abschlussarbeit vorstellen können. Wir haben uns gedacht, das ist etwas, was für Studierende oft eine Blackbox und mit vielen Fragen verbunden ist. Was sind mögliche Themen? Wie geht das? Gleichzeitig sind das oft Arbeiten, in die wahnsinnig viel investiert wird und dann werden sie einmal von Prüfer*innen gelesen und verschwinden in einer Schublade, obwohl es oft sehr spannende Themen sind. Durch unsere Interviewreihe haben andere Studierende die Möglichkeit, zu sehen, was da alles möglich ist.

Der Instagram-Account ist insgesamt ein Versuch, neben den Lehrveranstaltungen noch einen anderen Kanal aufzumachen, der ebenfalls das Thema Digitalisierung in den Geisteswissenschaften ins Auge fasst. Dort kann man fortlaufend verfolgen, was wir machen. Wir wollen aber auf unserer Webseite zusätzlich eine Art Mediathek aufbauen, in der man hoffentlich alle Produkte, die im Rahmen der Public Humanities entstehen, ansehen kann.

LK: Wie sollen die Projekte und die Ergebnisse von den Projekten weiterführend in Lehrveranstaltungen genutzt werden?

AvW: Das ist für uns tatsächlich eine große Frage, weil wir im Moment oft projektförmige Lehrveranstaltungen haben, die dann sehr stark darauf fokussiert sind, digitale Produkte zu erstellen, also zum Beispiel so etwas wie die Podcasts oder die Klimabahn. Für uns stellt sich die Frage, ob es gute Möglichkeiten gibt, solche digitalen Produkte und die Erstellung von diesen in ganz normale fachwissenschaftliche Seminare zu integrieren. Würde das etwas dazu beitragen, dass die Lehrveranstaltungen in irgendeiner Weise besser werden? Lernen Studierende dadurch mehr oder anders oder erwerben sie dadurch weitere Kompetenzen, die sie später für die Suche nach Berufen und die Orientierung am Berufsmarkt nutzen können? Und wie kann so etwas in normalen Veranstaltungen gelingen? Diese Fragen sind noch offen und werden uns über das Projekt hinweg begleiten.

"Die größte Herausforderung ist es, herauszukriegen, welche Berührungspunkte es gibt und wo eine Zusammenarbeit sinnvoll ist." 

LK: Gibt es denn eine Zusammenarbeit der Public Humanities mit den anderen CoPs und wenn ja, wie sieht die aus?

AvW: Es gibt bisher eher eine lose Zusammenarbeit. Wir machen jetzt aber einen gemeinsamen Workshop mit der CoP Data Literacy zum Thema Text Mining. Die größte Herausforderung ist im Moment noch rauszukriegen, welche Berührungspunkte es gibt und wo eine Zusammenarbeit sinnvoll ist. Da wir sowieso schon so interdisziplinär und heterogen unterwegs sind, ist der Koordinationsaufwand innerhalb der eigenen CoPs manchmal schon relativ hoch.

Birte Stiebing: Tretet ihr als CoP eigentlich auch schon so an die Öffentlichkeit? Mit der Klimabahn gab es ja etwa eine Kooperation mit Mobiel. Habt ihr Pläne so etwas weiterzuführen?

AvW: Wir nehmen gerade Kontakt mit der Wissenswerkstatt auf. Wir dachten, dass das ein ausgezeichneter Ort in Bielefeld wäre, um vielleicht ein gemeinsames Projekt auf die Beine zu stellen. Das wird jetzt daran hängen, wie der ganze Bau dieses Ortes weitergeht. Meine Hoffnung ist aber auch, dass man vielleicht nach Corona gar nicht mehr unbedingt einen physischen Ort braucht, sondern auch einfach digital arbeiten kann.

Wir planen für unsere Veranstaltung zum Schreiben in der Öffentlichkeit für Philosoph*innen im kommenden Semester auch Kooperationspartner*innen dazu zu holen, die eben in der Öffentlichkeit philosophisch schreibend tätig sind. Das haben wir auch im Bereich der Kulturvermittlung und der Literaturwissenschaft schon gemacht. Ich finde, das ist sehr sinnvoll, um das Thema Digitalisierung mit der Berufsorientierung zu verknüpfen.

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Gesendet von LKäppele in Innovative Lehrprojekte

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