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„Humanities und digital“ – Geisteswissenschaftler*innen und ihre (digitalen) Berufe
Was haben ein IT-Projektleiter, eine Mitarbeiterin der Bielefelder Wissenswerkstadt, die Leitung der Abteilung Vermittlung des Historischen Museums und ein Projektmanager des Transcriptverlags gemeinsam? Sie alle haben an der Universität Bielefeld ein geisteswissenschaftliches Studium absolviert und bei der Veranstaltung „Humanities und digital?“, am 23.6.23 davon sowie von ihren jetzigen Tätigkeiten berichtet. Benjamin Birkenhake, Gesa Fischer, Friederike Meißner und Dennis Schmidt haben sich zuerst in einer von Matthias Buschmeier moderierten Podiumsdiskussion darüber ausgetauscht, welche Veränderungen die zunehmende Digitalisierung in ihren unterschiedlichen Berufsfeldern mit sich bringt, um anschließend in zwei Workshoprunden Studierenden einen tieferen Einblick in die eigene Arbeit zu geben.
Die Sorgen, die Studierende der Geisteswissenschaften mit Blick auf ihre berufliche Zukunft beschäftigen, sind oft unabhängig vom studierten Fach, sehr ähnlich: Kann man mit so einem Studium überhaupt etwas werden? Und dann auch noch etwas, wovon man nicht nur irgendwie leben kann? Gibt es Alternativen zum Tätigsein an Schulen? Spielt es eine Rolle, wenn ich die Regelstudienzeit überschritten habe? Und natürlich gibt es auch Gründe für diese Sorgen, denn selten liest man in Stellenanzeigen, dass jemand gesucht wird, der*die Literaturwissenschaft oder Philosophie studiert hat. Dass es trotzdem ziemlich viele ziemlich gute Berufsaussichten für Absolvent*innen eines geisteswissenschaftlichen Studiums gibt, ist so nicht immer leicht zu sehen.
Die Veranstaltung unserer Community of Practice „Public Humanities“ aus dem Projekt BiLinked war deshalb ein Versuch, diesen Sorgen etwas entgegenzusetzen. Es gibt kein Patentrezept, um mit einem geisteswissenschaftlichen Abschluss einen Job zu finden, aber es gibt ziemlich viele Menschen, wie unsere vier Referent*innen, die genau das geschafft haben. 30 Studierende aus einem weiten Spektrum geisteswissenschaftlicher Studiengänge lauschten denn auch den Beiträgen aufmerksam und engagierten sich in den Diskussionen . Auch etliche einige Lehramtsstudierende waren unter ihnen, denn manchmal stellen sich im Laufe des Studiums Zweifel ein oder es wollen einfach Alternativen erkundet werden.
Und wie ist es nun mit der Arbeitswelt da draußen? Ob es darum geht, ein Begleitprogramm für Kinder im Historischen Museum zu entwickeln, Wissenschaft in der WissensWerkstadt in die Stadt zu holen, neue digitale Bücher auf den Markt zu bringen oder Onlineredaktionen zu beraten – die Referent*innen waren sich einig, dass Geisteswissenschaftler*innen in all diesen unterschiedlichen Berufsfeldern mit ihren Kompetenzen gebraucht werden: Weil sie ein grundlegendes Verständnis von Kommunikation ebenso mitbringen wie ihre analytischen Kompetenzen, die sie befähigen, Problemlagen zu durchschauen und Lösungen für sie zu finden. Die Referent*innen waren sich darin einig, dass die Entwicklung von Large Language Models wie ChatGPT ein Meilenstein in der Entwicklung der Digitalisierung ist, der das Arbeiten mit Texten sehr nachhaltig verändern wird. Trotzdem werden Absolvent*innen eines geisteswissenschaftlichen Studiums damit nicht überflüssig werden, weil es nach wie vor Menschen braucht, die z.B. eine Autorität für Wahrheit sein können – das kann eine Maschine (noch) nicht.
Und was sind die ultimativen Tipps, für alle, die sich Gedanken darüber machen, wie ihre berufliche Zukunft nach einem geisteswissenschaftlichen Studium aussehen könnte? Der bekannte, aber kaum zu überschätzende Tipp heißt die Nähe zur Praxis zu suchen: Praktika zu machen, Praktikumsphasen im Studium zu nutzen oder Angebote, die Praxis und Theorie verknüpfen, zu belegen sowie auch neben dem Studium eigenen Projekten nachzugehen. Außerdem haben alle dazu geraten, in einem Praktikum oder einer ersten Berufstätigkeit auf jeden Fall immer Fragen zu stellen, nicht zu glauben, dass man irgendetwas wissen müsse, sondern einfach nachzufragen. Wer nicht fragt, der nicht gewinnt, so der Tenor.
Die Studierenden waren sich am Ende einig, dass sich der Besuch der Veranstaltung gelohnt hatte, allerdings mit vier Stunden fast ein wenig kurz war. Wir überlegen schon, wie sich das Ganze für den Sommer 2024 erneut umsetzen lassen könnte.
Diese Veranstaltung ist im Rahmen vom Projekt BiLinked entstanden, in dem Studierende und Lehrende gemeinsam digitale Lehr-/Lernformate entwickeln und erproben. Bei der Umsetzung stehen die studentische Partizipation und Kollaboration im Fokus.