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BLOG Zentrum für Ästhetik

BLOG Zentrum für Ästhetik - Tag [2021]

Das Theaterkollektiv Baeklaba präsentiert "Die Vierte Wand"

Veröffentlicht am 9. Dezember 2021

Wir haben einen Theaterabend für alle gemacht und sind draufgekommen: Ein Mensch allein ist kein Mensch

 

Wir haben nicht mitgezählt, darum wissen wir nicht, wie viele Lockdowns es waren. Aber wir wissen, dass wir das Theater vermisst haben. Zwischendurch waren wir nicht sicher, ob wir jemals wieder Theater machen werden und ob es das Theater noch geben wird.

Wir sind aus Deutschland, Serbien, Polen und Österreich und keiner von uns kommt aus einer Familie, die irgendetwas im Theater zu suchen hat. Die meisten unserer Eltern haben kein Abi. Trotzdem sind wir alle irgendwie ins Theater gekommen und haben uns dort in diese Kunst verliebt. Aber warum? Theater ist elitär, hochnäsig und lange nicht so unterhaltsam wie eine tolle Serie auf Netflix. Also warum haben wir solch eine Angst davor, das Theater zu verlieren? Und warum kann es für uns Theater im Lockdown einfach nicht geben – ganz egal wie viele Webcams jemand aufbaut?

Das wollten wir in unserem neuen Stück „Die vierte Wand (Ein Stück für unsere Mütter)“ herausfinden. Es ist ein Stück, dass sich mit unserer Herkunft aus einer bildungsfernen Schicht beschäftigt und mit den Sorgen unserer Mütter, weil wir Kunst machen und nichts Ordentliches.

Das Stück beginnt mit einer Mutter-Kind-Szene. Es sind aber nicht ein konkretes Kind und eine konkrete Mutter, die da miteinander im Konflikt stehen. Es geht uns um Archetypen: Um die sorgenvolle Arbeiter-Mutter und das genervte Künstler-Kind. Komplett zurecht beharrt die Mutter darauf, dass man sich um die Krankenversicherung und die Rente sorgen muss. Und für uns voll verständlich fühlt sich das Kind davon missverstanden. Doch es kommt nicht zum Konflikt.
In unserer Gesellschaft kommt es nämlich viel zu selten zu einem echten Konflikt. Klar: Wir pöbeln rum und bewerfen uns online mit Vorurteilen. Aber wenn in einer Familie Widersprüche auftauchen, dann haben wir einfach nicht die Kraft und die Motivation, diese Widersprüche zu ertragen. Also nicken wir müde und kehren zurück in die Einsamkeit.
Doch das wollen wir nicht mehr. Das Stück sucht stattdessen nach einer Möglichkeit, diese stumme Mauer zwischen dem Kind und der Mutter zu stürzen. Die Suche geht ins Theater, weil dem Kind dort versprochen wurde, dass die Menschen zueinander finden können.
Ob dieses Versprechen eine Lüge war und wie grausam das Theater zu seiner naiven Folgschaft ist, verhandelt der Abend ebenso, wie kulturelle Barrieren zwischen Ost und West, kapitalistischen und ex-kommunistischen Kulturen.

Am Ende ist es ein Abend, der Forderungen ans Theater stellt und an die Menschen: Wir können beieinander sein, auch wenn wir uns widersprechen. Weil:

Seit 5000 Jahren ist das Theater so, dass zwei Menschen Dinge verschieden sehen
und genau deswegen sind sie zwei Menschen.
Ein Mensch allein ist nämlich kein Mensch.
Ein Mensch allein ist nichts, außer einsam.

Entstanden ist der Text aus Gesprächen unter uns, mit Theatermachenden und mit irgendwelchen Menschen, die wir auf der Straße angesprochen haben. Die haben uns gesagt, wie toll Theater ist und wie kacke Theater ist. Wie albern und wie schön, wie arrogant und wie großherzig. Unser Autor, Peter Neugschwentner, hat das dann alles zusammen verquirlt und daraus einen Kuchen gebacken.

Im Endeffekt wünschen wir uns, dass die Menschen sich unseren Abend ansehen und sich denken: Ach ja. Theater ist ja gar nicht elitär. Theater ist für alle da, weil es im Theater immer um alle geht. Es geht immer um Demokratie und darum, dass Demokratie heißt: Widersprüche aushalten und Widersprüche sogar genießen. Manchmal.

Das Projekt „Die Vierte Wand“ und Theaterkollektiv Baeklaba wird gefördert von:

 

Termine

  • 18.12.2021, 20 Uhr, Theaterlabor | Tor 6 (Premiere)
  • 19.12.2021, 20 Uhr, Theaterlabor | Tor 6 
  • 29.01.2022, 19 Uhr, evangelische Kirche Mettmann

 

Reservierung
baecker@theater-impulse.de

Weitere Informationen
www.theaterkollektiv-baeklaba.de

 

 

Gesendet von WSchüer in Theater & Tanz
Tags: 2021

70 „Cry Baby“-Karten für Master-Studierende

Veröffentlicht am 26. November 2021

Aus Anlass ihres 70. Geburtstages laden die Theater- und Konzertfreunde Bielefeld 70 Master-Studierende der Uni Bielefeld zur Uraufführungsproduktion von „CRY BABY. JANIS JOPLIN – LEBEN AM ÄUSSEREN RAND DER WAHRSCHEINLICHKEIT“ am Dienstag, d. 11. Januar 2022 ein, eines Musicals das von Christof Wahlefeld und dem Ensemble des Theaters Bielefeld konzipiert wurde.

Mit ihrer unverkennbaren rauen Stimme und ihrem exzessiven Gesangsstil gehört sie zu den Musiklegenden, die in den 1960ern das Lebensgefühl einer ganzen Generation prägten. Sie kam aus der texanischen Provinz, in der sie die verletzende Erfahrung machte, dass sie weder dem weiblichen Schönheitsideal noch dem herrschenden Verhaltenskodex entsprach. Die Musik von schwarzen Frauen wie Bessie Smith oder Odetta beeinflusste sie und ließ sie ihre eigene Stimme entdecken. Sie fand Zuflucht in der Hippiehochburg San Francisco, gab sich dem Gesang hin, nahm Drogen, trank Unmengen Alkohol, suchte Liebe bei Männern und Frauen und fand ihre größte Erfüllung auf der Bühne im Konzert. Spätestens seit dem Auftritt mit ihrer Band Big Brother and The Holding Company beim Monterey Pop Festival 1967 war klar: An dieser Frau kam man nicht vorbei. Sie löste Begeisterungsstürme aus, berührte, provozierte, wurde von der Presse bejubelt und verrissen. Sie ließ sich feiern und fühlte sich dennoch einsam, stolperte von einer unglücklichen Beziehung in die nächste und ging ihren Weg als Musikerin konsequent weiter. Höhepunkt und Ende ihrer Karriere lagen nah beieinander. Sie war gerade mal 27, als sie an einer Überdosis Heroin starb und reiht sich mit Jimi Hendrix, Jim Morrison und Kurt Cobain in den Klub 27 ein: Janis Joplin.

Foto: Joseph Ruben


Die Vorstellung beginnt um 20 Uhr.

Ab 19.30 Uhr gibt es eine Begrüßung durch den Hausherrn und Intendanten Michael Heicks und den Theater- und Konzertfreunden mit einem Aperitif und anschließend eine kurze Einführung von Herrn Heicks, der dieses Stück inszeniert hat.

Ab 19:45 Uhr gehen nicht abgeholte Karten in den freien Verkauf über.

 

Die Karten erhalten Sie nach Anmeldung über diesen Link. Diese können dann direkt vor der Vorstellung ab 19 Uhr im Theater abgeholt werden und gelten nur für Studierende unter 28 Jahren.

Sollten Sie Ihre Karten doch nicht benötigen und zurückgeben wollen, so ist dies bis zum 12.12. über die „Termin absagen“-Funktion in Ihren Terminen möglich. Nähere Erklärung siehe Hilfeseite zur Terminvereinbarung.

Eine Anmeldung ist bis zum 12.12.2021 möglich.

 

Nach augenblicklichem Stand gelten die 3G – Regeln (mit Lichtbildausweis und Maske bis zum Platz). Bitte informieren Sie sich kurzfristig über die Website des Theaters Bielefeld über eventuelle Änderungen der Regeln.
Gesendet von JSchirmacher in Theater & Tanz
Tags: 2021

Theater Bielefeld: Orchester Live Hörspiel im Dunkeln und Johannes Motschmann Trio in der Rudolf-Oetker-Halle

Veröffentlicht am 17. November 2021

Das Theater Bielefeld lädt zu zwei demnächst anstehenden ungewöhnlichen Gastspielen ein, auf die wir gerne hinweisen möchten. Unbedingt hingehen, zumal es für alle Studierenden unter 27 generell 50% Ermäßigung gibt!

ORCHESTER IM TREPPENHAUS

DARK ROOM. EINE MUSIKALISCHE SPURENSUCHE IM DUNKELN

So. 21.11. um 20:00 Uhr // Rudolf-Oetker-Halle

Basierend auf Schuberts Winterreise entwickelt das Orchester im Treppenhaus zusammen mit der Erfolgsautorin Julia von Lucadou (Die Hochhausspringerin) die nächste Version des preisgekrönten Formats Dark Room.

In einem Waldstück in der Nähe von Fargo, einem verschlafenen Fleckchen Nordamerikas, findet ein Jäger die Leiche der Japanerin Takako Konishi, 28 Jahre alt, aus Tokio. Wie ist sie dort hingekommen? Ein Polizist berichtet, er habe vor ihrem Tod mit Takako gesprochen. Sie sei auf der Suche nach dem Geldkoffer gewesen, den Steve Buscemi im Spielfilm Fargo vergraben hatte.


Orchester im Treppenhaus: Nailya Bikmurzina

In diesem Live-Hörspiel, das den realen Fall von Takako Konishi aufgreift und neu erfindet, scheint die Grenze zwischen Fiktion und Realität immer wieder brüchig. Das Orchester erzählt die Geschichte einer Winterreise, angetrieben von falschen Hoffnungen, Verzweiflung, Sprachlosigkeit und der Geschichte eines fatalen Missverständnisses.

Weitere Infos und Tickets gibt es hier.

 

JOHANNES MOTSCHMANN TRIO

Noctune

Sa. 27.11. um 22:00 Uhr // Rudolf-Oetker-Halle, Foyer

Ob Mondscheinsonate oder Clubkultur, ob Nocturne oder Late Night Show: Seit jeher gehört das Nachtleben auf die Bühne. Das Noctune holt die Nachtmusik in das Hier und Jetzt – mit einer (Klang-) Synthese aus elektronischen Tunes und instrumentaler Akustik. Ensembles, Kollektive, Komponist*innen und Solist*innen machen die Nacht zum Konzert – zwischen digitalen und analogen Klängen, Klangkomposition und Live-Improvisation, atmosphärischen Sessions und kammermusikalischer Intensität.

Mit der Premiere der Electric Fields in der Berghain Kantine startete das Trio im Jahr 2016 seine Mission: Elektronische Musik mit Originalinstrumenten so auf die Bühne zu bringen, dass alle Sounds live generiert werden. Mit einem riesigen Arsenal von analogen Synthesizern, E-Pianos und einem komplexen Multi-Percussion-Setup reisen Johannes Motschmann, Boris Bolles und David Panzl zwischen den Welten und treten in Clubs wie klassischen Konzertsälen gleichermaßen auf.


Johannes Motschmann Trio: Summer Night Rhythm

Die Bar ist während der ganzen Vorstellung geöffnet.

Weitere Infos zur Veranstaltung sowie Tickets gibt es hier.

 

Gesendet von CL in Theater & Tanz
Tags: 2021

Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Nikola Roßbach und Prof. Dr. Matthias Lorenz

Veröffentlicht am 12. Oktober 2021

Prof. Dr. Nikola Roßbach und Prof. Dr. Matthias Lorenz

25. Oktober 2021, 19.30 Uhr, Plenarsaal des Zentrums für interdisziplinäre Forschung

Endlich können wir auch im Rahmen unseres Themenschwerpunktes "Zensur" zu einer Präsenzveranstaltung einladen! Prof. Dr. Nikola Roßbach (Universität Kassel) und Prof. Dr. Matthias Lorenz (Leibniz-Universität Hannover) diskutieren über Zensur und Cancel Culture als (vermeintliche?) Gefahren für unsere Demokratie.

Beide Gäste vertreten das Fach Literaturwissenschaft und sind ausgewiesene Zensur-Experten. Nikola Roßbach ist die Verfasserin von "Achtung Zensur!", das gerade intensiv im Rahmen des Programms "Eine Uni - ein Buch" des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft in Bielefeld diskutiert wird (aufmerksame Newsletter-Leser wissen das natürlich schon längst). Augenblicklich arbeitet sie an der Herausgabe eines "Handbuchs Zensur". Matthias Lorenz setzt seine langjährige Arbeit am Thema gerade mit dem Artikel "Cancel Culture" für das Handbuch fort. Der Abend wird von Steven Hartig (Chefredakteur des Campus-Radios Hertz 87,9) moderiert.

An aktuellen Themen herrscht kein Mangel, zumal die Diskussion um Zensur und Meinungsfreiheit seit einigen Jahren um einen Begriff reicher ist: Cancel Culture. Er bezeichnet den Versuch, missliebige Meinungen nicht durch kritischen Diskurs zu hinterfragen sondern durch administrative Maßnahmen oder fragwürdige Praktiken des Protestes zu unterdrücken. Aufgeregte Diskussionen gab und gibt es dazu in Deutschland vor allem in den Wissenschaften und in der Kultur. Mit viel medialer Aufmerksamkeit gründete sich Anfang des Jahres das „Netzwerk Wissenschaftsfreiheit“, das Kartellbildung und Einseitigkeit in der Scientific Community beklagt. Zudem kam es in den letzten Jahren zu massiven Beeinträchtigungen des Lehrbetriebs durch Studierende, von denen als prominenteste Beispiele der AfD-Gründer Bernd Lucke, der Historiker Jörg Baberowski und der Politikwissenschaftler Herfried Münkler betroffen waren. Nah dran an Cancel Culture ist auch die zuerst in den USA erhobene Forderung nach „safe spaces“ in der akademischen Lehre: Verstörende Inhalte, die Studierende mit entsprechenden Vorerfahrungen retraumatisieren könnten, sollen möglichst aus dem Lehrbetrieb verschwinden oder zumindest vorab indiziert werden. Etwas polemisch könnte man dazu sagen: Dann kann man sämtliche literaturwissenschaftlichen Fächer gleich streichen!

Im Bereich Kultur gab es im letzten Jahr eine heftige Diskussion um die Kabarettistin Lisa Eckhart. Wegen angeblich rassistischer Äußerungen wurde sie von einem Literaturfestival ausgeladen, und ein als missverständlich eingestuftes Statement von Dieter Nuhr verschwand zeitweilig von der Website der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Bizarr wirkt die Diskussion um die Frage, ob nur Vertreter*innen der eigenen Ethnie berechtigt und in der Lage sind, Texte von Autor*innen dieser Ethnie zu übersetzen und zu interpretieren – das prominenteste Beispiel ist hier der Streit um die Übertragung von Amanda Gormans Gedicht „The Hill We Climb“. Dass Kinderbuch-Klassiker, die das ominöse „N-Wort“ und andere rassistische Begriffe benutzen, einer Überarbeitung bedürfen, wird vielen dagegen einleuchten.

Kennzeichnend für die Diskussion um Cancel Culture oder das, was dafür gehalten wird, scheint zu sein, dass sie besonders aggressiv und nicht unbedingt differenziert geführt wird. Cancel Culture – ein besonders krasser Fall von Zensurbestrebungen und damit eine Gefahr für die offene Gesellschaft oder vielleicht ein herbeigeredetes Problem ohne Neuigkeitswert? Nikola Roßbach und Matthias Lorenz haben Antworten.

Der Eintritt ist frei. Es gilt die 3G-Regel. Weil die Zahl der verfügbaren Plätze beschränkt ist, wird es eine Übertragung per Zoom geben. Weitere Infos dazu finden Sie auf unserer Seite www.uni-bielefeld.de/kultur

 

 

Gesendet von JSchirmacher in art/science
Tags: 2021

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