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Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Nikola Roßbach und Prof. Dr. Matthias Lorenz

Veröffentlicht am 12. Oktober 2021, 15:30 Uhr

Prof. Dr. Nikola Roßbach und Prof. Dr. Matthias Lorenz

25. Oktober 2021, 19.30 Uhr, Plenarsaal des Zentrums für interdisziplinäre Forschung

Endlich können wir auch im Rahmen unseres Themenschwerpunktes "Zensur" zu einer Präsenzveranstaltung einladen! Prof. Dr. Nikola Roßbach (Universität Kassel) und Prof. Dr. Matthias Lorenz (Leibniz-Universität Hannover) diskutieren über Zensur und Cancel Culture als (vermeintliche?) Gefahren für unsere Demokratie.

Beide Gäste vertreten das Fach Literaturwissenschaft und sind ausgewiesene Zensur-Experten. Nikola Roßbach ist die Verfasserin von "Achtung Zensur!", das gerade intensiv im Rahmen des Programms "Eine Uni - ein Buch" des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft in Bielefeld diskutiert wird (aufmerksame Newsletter-Leser wissen das natürlich schon längst). Augenblicklich arbeitet sie an der Herausgabe eines "Handbuchs Zensur". Matthias Lorenz setzt seine langjährige Arbeit am Thema gerade mit dem Artikel "Cancel Culture" für das Handbuch fort. Der Abend wird von Steven Hartig (Chefredakteur des Campus-Radios Hertz 87,9) moderiert.

An aktuellen Themen herrscht kein Mangel, zumal die Diskussion um Zensur und Meinungsfreiheit seit einigen Jahren um einen Begriff reicher ist: Cancel Culture. Er bezeichnet den Versuch, missliebige Meinungen nicht durch kritischen Diskurs zu hinterfragen sondern durch administrative Maßnahmen oder fragwürdige Praktiken des Protestes zu unterdrücken. Aufgeregte Diskussionen gab und gibt es dazu in Deutschland vor allem in den Wissenschaften und in der Kultur. Mit viel medialer Aufmerksamkeit gründete sich Anfang des Jahres das „Netzwerk Wissenschaftsfreiheit“, das Kartellbildung und Einseitigkeit in der Scientific Community beklagt. Zudem kam es in den letzten Jahren zu massiven Beeinträchtigungen des Lehrbetriebs durch Studierende, von denen als prominenteste Beispiele der AfD-Gründer Bernd Lucke, der Historiker Jörg Baberowski und der Politikwissenschaftler Herfried Münkler betroffen waren. Nah dran an Cancel Culture ist auch die zuerst in den USA erhobene Forderung nach „safe spaces“ in der akademischen Lehre: Verstörende Inhalte, die Studierende mit entsprechenden Vorerfahrungen retraumatisieren könnten, sollen möglichst aus dem Lehrbetrieb verschwinden oder zumindest vorab indiziert werden. Etwas polemisch könnte man dazu sagen: Dann kann man sämtliche literaturwissenschaftlichen Fächer gleich streichen!

Im Bereich Kultur gab es im letzten Jahr eine heftige Diskussion um die Kabarettistin Lisa Eckhart. Wegen angeblich rassistischer Äußerungen wurde sie von einem Literaturfestival ausgeladen, und ein als missverständlich eingestuftes Statement von Dieter Nuhr verschwand zeitweilig von der Website der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Bizarr wirkt die Diskussion um die Frage, ob nur Vertreter*innen der eigenen Ethnie berechtigt und in der Lage sind, Texte von Autor*innen dieser Ethnie zu übersetzen und zu interpretieren – das prominenteste Beispiel ist hier der Streit um die Übertragung von Amanda Gormans Gedicht „The Hill We Climb“. Dass Kinderbuch-Klassiker, die das ominöse „N-Wort“ und andere rassistische Begriffe benutzen, einer Überarbeitung bedürfen, wird vielen dagegen einleuchten.

Kennzeichnend für die Diskussion um Cancel Culture oder das, was dafür gehalten wird, scheint zu sein, dass sie besonders aggressiv und nicht unbedingt differenziert geführt wird. Cancel Culture – ein besonders krasser Fall von Zensurbestrebungen und damit eine Gefahr für die offene Gesellschaft oder vielleicht ein herbeigeredetes Problem ohne Neuigkeitswert? Nikola Roßbach und Matthias Lorenz haben Antworten.

Der Eintritt ist frei. Es gilt die 3G-Regel. Weil die Zahl der verfügbaren Plätze beschränkt ist, wird es eine Übertragung per Zoom geben. Weitere Infos dazu finden Sie auf unserer Seite www.uni-bielefeld.de/kultur

 

 

Gesendet von JSchirmacher in art/science
Tags: 2021
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