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ERC Starting Grant für neues Forschungsfeld in Bielefeld

Veröffentlicht am 5. September 2023
Europäische Förderorganisation unterstützt exzellente Pionierforschung

Die Gesundheitswissenschaftlerin Dr. Céline Miani wird mit dem ERC Starting Grant der EU gefördert. Mit einer Fördersumme von knapp 1.39 Millionen Euro wird ihr Projekt zur Erforschung gynäkologischer Gewalt in Deutschland für fünf Jahre an der Universität Bielefeld unterstützt. Damit eröffnet sie ein neues Forschungsgebiet, das in dem geplanten Umfang bisher nur wenig untersucht wurde. Mit dem mixed-methods Ansatz und interdisziplinärerer Forschung können so neue Erkenntnisse gewonnen werden, um die Gesundheit von Patient*innen zu verbessern. Als Empfängerin dieser Forschungsförderung zählt Dr. Céline Miani jetzt zu Europas besten Nachwuchswissenschaftler*innen. 

Gewalt in der Geburtshilfe und der gynäkologischen Versorgung ist ein globales Phänomen im Gesundheitssystem. Es handelt sich um eine systematische und geschlechtsspezifische Form von Gewalt gegen gebärende Personen und Patient*innen. Gewalt in diesem Kontext bezieht sich nicht (nur) auf körperliche Gewalt, sondern auf suboptimale Erfahrungen in der Versorgung, die als missbräuchlich oder entmenschlichend empfunden werden können (zum Beispiel medizinische Handlungen ohne vorherige Einwilligung, Nichtbehandlung von Schmerzen, oder Diskriminierung).

Im Gegensatz zur Gewalt in der Geburtshilfe ist Gewalt in der gynäkologischen Versorgung noch nicht erforscht. Dabei können viele Menschen im Laufe ihres Lebens solcher Gewalt ausgesetzt sein, etwa wenn sie gynäkologische Behandlungen in Anspruch nehmen, beispielsweise bei starken Schmerzen während der Periode, Kinderwunsch, gynäkologischen Krebserkrankungen, den Wechseljahren oder bei Infektionen. 

Um diese Form der Gewalt wissenschaftlich untersuchen zu können, wurde nun das Forschungsprojekt GYNVEPI (Toward an epidemiology of gynaecological violence) von Dr. Céline Miani mit dem ERC Starting Grant mit einer Fördersumme von knapp 1.39 Millionen Euro ausgelobt. Für die kommenden fünf Jahre kann Miani so mit unterschiedlichen Methoden wie Reviews, Workshops, Interviews, Umfragen oder mit Hilfe von digitalen Plattformen umfangreiche Studien erheben, die das Thema Gewalt in der gynäkologischen Versorgung in Tiefe beleuchten.

Céline Miani ist es besonders wichtig zu betonen, dass in ihrem Forschungsprojekt Gewalt nicht unbedingt als Folge böswilliger Absicht betrachtet wird. Es gehe nicht darum, irgendjemandem die Schuld zu geben, sondern darum, die bisherige Situation zu untersuchen, die oftmals das Ergebnis von Versorgungsystemen und deren Organisation zum Nachteil für die Patient*innen ist. 

„Das Hauptziel des Projekts ist es, zu verstehen, wie sich die Gewalt manifestiert, welche Bevölkerungsgruppen besonders häufig gynäkologischer Gewalt ausgesetzt sind und welche gesundheitlichen Folgen damit verbunden sind“, sagt Miani: „Wir hoffen, dass wir mit Ärzt*innen, Gesundheitsorganisationen und natürlich Patient*innen zusammenarbeiten können, um Fortschritte bei der Verbesserung der gynäkologischen Versorgung und letztendlich bei der Gesundheit für alle zu erzielen. Durch die ERC-Förderung können wir ein bisher wenig untersuchtes Thema erforschen, Diskussionen anstoßen und benachteiligende Geschlechternormen transformieren. Dieses Projekt wird viel für die Gesundheit von Frauen und Patient*innen gynäkologischer Versorgung im Allgemeinen in Deutschland und darüber hinaus bedeuten."

„Der Preis zeigt, wie wichtig die Forschung aus Bielefeld international ist und wie sehr sich Frau Miani durch ihre Forschung bisher hervorgetan hat. Daher freue ich mich mit ihr über die Auszeichnung mit dem ERC Starting Grant und gratuliere ganz herzlich“, sagt Professor Dr.  Gehard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld.

An der Universität Bielefeld wurden bisher vier ERC Starting Grants eingeworben. Gefördert wurden dabei die Soziologin Professorin Dr. Minh Nguyen (2018) und der Mathematiker Dr. Dawid Kielak (2019) sowie die Mathematikerin Professorin Dr. Martina Hofmanová und der Biologe Dr. Toni Goßmann (2020).

Über den ERC
Der ERC wurde 2007 von der Europäischen Union ins Leben gerufen und ist die führende europäische Förderorganisation für exzellente Pionierforschung. Der ERC hat es sich zur Aufgabe gemacht, qualitativ hochwertige Forschung in Europa durch wettbewerbsorientierte Finanzierung zu fördern. Mit dem ERC Starting Grant werden talentierte Nachwuchswissenschaftler*innen, die durch hervorragende Arbeiten aufgefallen sind, unterstützt. 

Die Förderung des ERC steht dabei allen Disziplinen offen, es gibt keine Themenvorgaben. Evaluiert wird allein nach dem Kriterium der Exzellenz. Die Forschungsteams können frei zusammengestellt werden. Das Projekt muss zudem an einer selbst gewählten Einrichtung in Europa verankert sein. Eine Besonderheit des ERC ist, dass ihm ein unabhängiges wissenschaftliches Gremium, der hochrangig besetzte Wissenschaftliche Rat (Scientific Council), vorsteht.

  


Neues CITEC-Profil für erweiterte Forschungsperspektive

Veröffentlicht am 31. August 2023
Die Interaktion mit Künstlicher Intelligenz (KI) und zukünftigen intelligenten Systemen menschengerecht zu gestalten – das war und bleibt die Aufgabe des Center for Cognitive Interaction Technology (CITEC). Durch ein neues Forschungsprofil und eine neue Organisationsstruktur soll im CITEC nun noch effizienter an den zukunftsweisenden Technologien gearbeitet werden. Professor Dr. Philipp Cimiano als Sprecher und Professor Dr. Stefan Kopp als Ko-Sprecher werden die Forschungsarbeit am CITEC koordinieren. Unter Beibehaltung der etablierten interdisziplinären Infrastruktur und der Forschungswerte soll damit den Fortschritten des schnell wachsenden Bereichs der Künstlichen Intelligenz und den daraus resultierenden gesellschaftlichen Auswirkungen Rechnung getragen werden. Mehr dazu im Aktuell-Blog.

„COSMOfit“ bietet Einstieg in die Weltraumforschung

Veröffentlicht am 31. August 2023
Unendliche Weiten… in einem umfunktionierten Besprechungszimmer der Volksbank Bielefeld-Gütersloh am Kesselbrink wartet ein Raumschiff-Cockpit auf Reisende. Ziel ist das Sternensystem Alpha Centauri. Die Wissenswerkstadt Bielefeld bietet gemeinsam mit Forschenden von der Universität Bielefeld und der Hochschule Bielefeld (HSBI) in dem Projekt „CosmoFit“ einen Einstieg in die Weltraumforschung. Neben Kindern und Jugendlichen sind auch Erwachsene angesprochen, in unterschiedlichen Workshops und einem Escape Game das Thema Weltraum zu erforschen. Mehr dazu im Aktuell-Blog.

Verlagerung von Fachbibliotheken während des 2. Bauabschnitts

Veröffentlicht am 30. August 2023
Der erste Bauabschnitt der Modernisierung des Universitätshauptgebäudes (UHG) neigt sich dem Ende zu – die Fertigstellung der Bauteile A, B, K, S und R ist für das Frühjahr 2024 geplant. Mit dem dann folgenden zweiten Bauabschnitt steht der Bibliothek eine besondere Herausforderung bevor: Während der Modernisierung der Bauteile C und T müssen bestimmte Fachbibliotheken und Sonderaufstellungsbereiche der Bibliothek in anderen Räumlichkeiten untergebracht werden. Betroffen sind insbesondere 630 Arbeitsplätze sowie rund 830.000 Medien aus vielen Fachbibliotheken. Mehr Informationen im Blog der Universitätsbibliothek.[Weiterlesen]

Mitmachaktionen bei der Nacht der Berufe

Veröffentlicht am 30. August 2023
Die Universität Bielefeld ist nicht nur Ausbildungsort für knapp 25.000 Studierende, sondern mit insgesamt 14 unterschiedlichen Ausbildungsberufen auch einer der größten und vielseitigsten Ausbildungsbetriebe der Region. In den verschiedenen Fakultäten, Einrichtungen und Dezernaten werden Auszubildende auf den Start ins Berufsleben vorbereitet. Am 8. September können interessierte junge Menschen die Universität als Ausbildungsort während der „Bielefelder Nacht der Berufe“ kennenlernen. Die Universität Bielefeld ist erstmalig bei der Orientierungsveranstaltung mit dabei.[Weiterlesen]

Sommerabend auf dem Sozialen Feld

Veröffentlicht am 28. August 2023

Ein Beschäftigtenfest für alle Mitarbeiter*innen 

Es war ein Fest des sportlichen Miteinanders, der Begegnung und des Austausches – das Beschäftigtenfest 2023 für alle Beschäftigten aus Wissenschaft, Technik und Verwaltung. Das Rektorat hofft, dass dieses gemeinsame Fest ein Format ist, das das WIR-Gefühl von Wissenschaft und Servicebereichen stärkt. Trotz des zunächst angedrohten Unwetters haben circa 1.500 Menschen die Open-Air-Party auf dem Sozialen Feld besucht und sich mit Kolleg*innen getroffen. 

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Zwei CIAS-Filme beim internationalen Filmfestival zu sehen

Veröffentlicht am 25. August 2023
Zwei Filme, die vom Center for InterAmerican Studies (CIAS) der Universität Bielefeld produziert wurden, werden beim internationalen Filmfestival Culture Unplugged: The Global Feminine von August bis Oktober 2023 zu sehen sein. Die Dokumentarfilme "In Her Own Words: Nuyorican Poet and Activist" und "Sonic Bridges: Son Jarocho in South-North Dialogue", sind von Professor Dr. Wilfried Raussert und Alina Munoz Knudsen, MA, produziert worden. Die Realisierung wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Projekts "Die Amerikas als Verflechtungsraum (2013 bis 2020)" finanziert. [Weiterlesen]

Auszeichnung für Innovation in der Krebsforschung

Veröffentlicht am 25. August 2023
Der Jörg Schwarzbich Inventor Award für herausragende Innovationen geht dieses Jahr an den Chemiker Professor Dr. Norbert Sewald für seine wegweisenden Beiträge in der Grundlagenforschung zu Krebsmedikamenten. Der mit 40.000 Euro dotierte Preis wird von der Universitätsgesellschaft Bielefeld (UGBi) in enger Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld verliehen. Norbert Sewald und sein Team entwickelten einen neuen hoch potenten Wirkstoff, der gezielt an Tumorgewebe ausgeliefert werden kann und gesunde Zellen deutlich weniger schädigt. Es macht sie wirksamer und zugleich verträglicher. Mehr dazu auf dem Aktuell-Blog.

Universität fördert digitale Kompetenzen von Lehrkräften

Veröffentlicht am 25. August 2023

Bislang waren es meist einzelne Lehrkräfte, die an Schulen für die Digitalisierung zuständig waren. Digitale Aufgaben sollen künftig breiter verteilt werden und Schulleitungen sowie Lehrkräfte eine entsprechende Aus- und Weiterbildung erhalten. Das ist das Ziel des Ver­bundprojekts „Digital Leadership & Kommunikations- und Kooperationsentwicklung“ (LeadCom), das Teil des Kompetenzverbunds lernen:digital ist und dort zum Kompetenzzent­rum Schulentwicklung gehört. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat insgesamt fünf Millionen Euro für das Projekt zur Verfügung gestellt, an dem elf Hochschulen beteiligt sind. Im Rahmen des Teilprojekts der Universität Bielefeld werden Angebote für ein digital-inklusives Leadership weiterentwickelt und schulübergreifende Kooperationsnetz­werke zur Inklusiven Medienbildung aufgebaut. Mehr Informationen auf dem Aktuell-Blog.

Neues BI.research: Gemeinsam die Welt begreifen

Veröffentlicht am 25. August 2023
Die rasante Entwicklung von Technologie und Künstlicher Intelligenz (KI) schafft ständig neue Interaktionen zwischen Mensch und Maschine. Wie „begreifen“ Roboter und KI die Welt um uns herum und welche Rolle spielen wir, die Menschen, dabei?[Weiterlesen]

Lärmintensive Baumaßnahmen rund um das Hauptgebäude in der vorlesungsfreien Zeit

Veröffentlicht am 10. August 2023
In Absprache der Universität Bielefeld mit dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB NRW) wurden mehrere anstehende und besonders lärmintensive Baumaßnahmen rund um das Hauptgebäude der Universität die vorlesungsfreie Zeit gelegt. Ziel der Bündelung der Maßnahmen auf den Zeitraum von Ende August bis Anfang September ist es, die Beeinträchtigung des Lehr- und Studienbetriebs (insbesondere Klausuren und Prüfungen) so gering wie möglich zu halten. [Weiterlesen]

Forschen, Lehren und Studieren mit Familie: Unterstützungspaket beschlossen

Veröffentlicht am 9. August 2023

 

Universität Bielefeld verstetigt familienunterstützende Maßnahmen für Studierende, Lehrende und Wissenschaftler*innen in der Qualifikation mit Betreuungsaufgaben

Das Rektorat der Universität Bielefeld hat in Abstimmung mit den Fakultäten ein umfangreiches Paket mit drei familienunterstützenden Maßnahmen beschlossen. Wenn sie zusätzlich Familienaufgaben übernehmen, können Studierende, Lehrende und Wissenschaftler*innen in der Qualifikation für die Dauer von zunächst drei Jahren Unterstützungen beantragen. Das kann je nach Statusgruppe in Form von Hilfskräften oder durch die Erstattung von individuellen Kinderbetreuungskosten sein.[Weiterlesen]

Scicomm-Support: Erste bundesweite Anlaufstelle bei Angriffen und Konflikten in der Wissenschaftskommunikation gestartet

Veröffentlicht am 4. August 2023
Hassrede, Drohungen und Diffamierungskampagnen: Immer wieder werden Wissenschaftler*innen sowie wissenschaftliche Institutionen Ziel von Angriffen. Vor allem in den Sozialen Medien ist Wissenschaftsfeindlichkeit ein großes Problem. Hier setzt die neue Initiative des Bundesverbandes Hochschulkommunikation und von Wissenschaft im Dialog (WiD) an: Der Scicomm-Support ist die erste bundesweite Anlaufstelle für Betroffene von digitaler Gewalt, diskreditierenden Medienkampagnen und anderen Formen von Angriffen und unsachlich ausgetragenen Konflikten in der Wissenschaftskommunikation. Neben konkreter Hilfe im Umgang mit digitalen Angriffen bis hin zu juristischer Beratung, will Scicomm auch die wachsende Wissenschaftsfeindlichkeit in der Gesellschaft untersuchen und Gegenstrategien entwickeln.[Weiterlesen]

Ermäßigte Tickets für die das Musikerlebnis vielHarmonie

Veröffentlicht am 1. August 2023

Dieses Musikerlebnis ist in der Region einmalig: Alle zwei Jahre wird der Bielefelder Bürgerpark neben der Rudolf-Oetker-Halle zu einem offenen Konzertsaal. Vom 18. - 21. August finden die Konzertabende in diesem Jahr statt. Auf der Bühne zeigen die Bielefelder Philharmoniker und bekannte Musiker wie Max Herre oder Wincent Weiss ihr Können. 

Für Mitarbeiter*innen der Universität Bielefeld gilt 2023 ein limitiertes Angebot: 15%-Rabattcodes für die viel-Harmonie-Konzerte. In diesem Info-PDF von Bielefeld Marketing befinden sich die Rabattcodes.

Personalnachrichten aus der Universität

Veröffentlicht am 27. Juli 2023
  • Dr. Isabell Diekmann erhält Augsburger Wissenschaftspreis für interkulturelle Studien
  • Zwei neue Mitglieder des Wissenschaftlichen Direktoriums des ZiF ernannt
  • Professor Dr. Michael Baake mit dem Jean-Marie Dubois Award ausgezeichnet
[Weiterlesen]

Die Lehren aus der Pandemie

Veröffentlicht am 26. Juli 2023
Die Pandemie hat die Menschen in so gut wie allen Bereichen ihres Lebens tangiert. Einige sind von den pandemiebedingten Einschränkungen jedoch härter getroffen worden als andere. Eine Expert*innengruppe der Europäischen Kommission hat sich speziell mit den Auswirkungen von Covid 19 auf die Gleichstellung der Geschlechter in Forschung und Innovation befasst. Die Bielefelder Professorin Dr. med. Sabine Oertelt-Prigione leitete diese Sachverständigengruppe, die im Dezember 2021 eingesetzt wurde. Die Ergebnisse konnten nun in dem Report „Covid 19 impact on gender equality in research & innovation“ („Auswirkungen von Covid 19 auf die Gleichstellung der Geschlechter in Forschung und Innovation“) veröffentlicht werden. Mehr Informationen im Aktuell-Blog.

Wie Roboter unsere Welt verstehen lernen

Veröffentlicht am 25. Juli 2023

Nach dem Frühstück wird abgeräumt: Die leere Milchpackung gehört in den Müll, die dreckigen Teller in die Spülmaschine. Für Menschen sind diese Handgriffe selbstverständlich. Was, wenn wir Robotern diese manuellen Fähigkeiten auch beibringen könnten, etwa so, wie Eltern ihren Kindern etwas beibringen? Ein Zusammenschluss von Wissenschaftler*innen der Universitäten Bielefeld, Paderborn und Bremen will die Interaktion zwischen Menschen und Maschinen radikal neu denken und Robotern auf natürliche Weise Wissen und manuelle Fähigkeiten vermitteln.

Mehr dazu auf dem Aktuell- Blog.

Wissenschaftsrat blickt auf Geschlechterforschung

Veröffentlicht am 20. Juli 2023
Der Wissenschaftsrat hat den Stand der Geschlechterforschung in Deutschland erstmals breit erfasst und Anfang Juli Empfehlungen zu ihrer Weiterentwicklung veröffentlicht. Der Wissenschaftsrat berät als höchstes Gremium Bund und Länder in wissenschaftspolitischen Fragen. Untersucht wurden 50 Hochschuleinrichtungen, alle Studiengänge im Bereich Geschlechterforschung, Zentren an Universitäten und Hochschulen sowie zahlreiche Einrichtungen außerhochschulischer Forschung in Deutschland. Ziel ist es aufzuzeigen, wie das Forschungsfeld weiterentwickelt werden sollte und wie Universitäten und Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Wissenschaftspolitik in Bund und Ländern zu dieser Weiterentwicklung beitragen können. Begutachtet wurde dabei unter anderem die Geschlechterforschung an der Universität Bielefeld.[Weiterlesen]

Das war das Nachhaltige Semester 2023

Veröffentlicht am 20. Juli 2023
Das Nachhaltige Semester steht vor der Tür! Das Sommersemester 2023 steht mit einer bunten Reihe an Veranstaltungen an der Universität Bielefeld ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit.

Das Sommersemester 2023 stand ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. Mit Vorträgen, Campus Touren, Lunch & Learns, Workshops und Networking-Veranstaltungen hatten Studierende, Forschende, Lehrende und Mitarbeitende der Universität zahlreiche Gelegenheiten sich über das Thema Nachhaltigkeit zu informieren, diskutieren, auszutauschen und mitzumachen. Rund 140 verschiedene Teilnehmende der Universität Bielefeld haben über den Sommer an den Veranstaltungen wie beispielsweise den drei verschiedenen Campus Touren, den vier verschiedenen Workshops oder den beiden Sustainable Science Cafés teilgenommen. Auftakt- und Abschlussveranstaltungen wurden aufgezeichnet und stehen im Rückblick  "Das war das Nachhaltige Semester" im Nachhaltigkeitsportal zur Verfügung. 

Verzögerungen beim LBV

Veröffentlicht am 14. Juli 2023
Nach Rückmeldung der Personalabteilung (P/O) kommt es aktuell zu Verzögerungen bei der Umsetzung von Entgeltangelegenheiten und Bescheinigungen. Betroffen sind davon unter anderem Einstellungen, Weiterbeschäftigungen, Anpassungen der wöchentlichen Arbeitszeit sowie das Ausstellen von Bescheinigungen. Hintergrund ist, dass eingehende Meldungen - trotz zügiger Weiterleitung durch die Universität - beim Landesamt für Besoldung (LBV) aufgrund personeller Engpässe momentan leider nur zeitverzögert bearbeitet werden. Dies führt in einigen Fällen zu Nachrechnungen in den nächsten Monaten.  

Planung des Bürogebäudes R4 gestartet

Veröffentlicht am 14. Juli 2023

Wichtiger Schritt für die Entwicklung des Campus Süd: Die Planungsphase für das Bürogebäude R4 hat begonnen. Nach einer rund neunmonatigen Ausschreibungsphase hat die Universität Anfang Juni 2023 das Bauunternehmen Kleusberg als Totalunternehmer mit der Planung und Durchführung des Neubaus beauftragt. Besonderheit des Gebäudes ist der bisher höchste energetische Standard der Neubauten der Universität.

Ausschnitt des Gebäudeplans der Universität Bielefeld
Das geplante Gebäude R4 auf dem Campus Süd der Universität Bielefeld

             
Das Gebäude wird zukünftig als Bürofläche von der Medizinischen Fakultät genutzt. Das Familienunternehmen Kleusberg bringt Expertise im Bau von Büroflächen für die Universität mit. Kleusberg hat für die Universität bereits 2018 das Gebäude Z und die Erweiterung Z2 in 2020 errichtet. In den kommenden Monaten wird die bauliche Planung erarbeitet. Anfang nächsten Jahres sollen die ersten Arbeiten vor Ort zu sehen sein. Das Gebäude wird auf dem Campus Süd, südlich des Gebäude Z errichtet.

Das Gebäude R4 ist darauf ausgerichtet, die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) bzw. des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) deutlich über dem Mindeststandard zu erfüllen. Es wird den bisher höchsten energetischen Standard für Neubauten an der Universität aufweisen. Das R4-Gebäude wird den Passivhausstandard erfüllen. Als Niedrigenergiehaus zeichnet es sich durch eine hohe Wärmedämmung aus, die den Wärmeverlust auf ein Minimum reduziert. Es nutzt passive Wärmequellen wie Sonneneinstrahlung, Abwärme von Bewohnern und elektrischen Geräten sowie Wärmerückgewinnung durch die Lüftungsanlage. Zusätzlich wird angestrebt, die BEG Effizienzhaus-Stufe 40 EE zu erreichen. Das Effizienzhaus 40 EE zeichnet sich dadurch aus, dass erneuerbare Energien einen Anteil von mindestens 55 Prozent des Energiebedarfs für die Wärme- und Kälteversorgung abdecken.Eine Zertifizierung nach dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) Silber wird ebenfalls angestrebt. Dieses Zertifikat bestätigt die Nachhaltigkeit des Gebäudes gemäß den festgelegten Kriterien des BNB.

Wie das R2-Gebäude und zukünftige Neubauten auf dem Campus Süd wird das R4-Gebäude mit einer Dachbegrünung und einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet sein. Diese Maßnahmen tragen zur ökologischen Verbesserung bei und ermöglichen die Nutzung erneuerbarer Energien. Darüber hinaus wird bei der Konstruktion des Gebäudes R4 CO2-reduzierter Beton verwendet, um die CO2-Emissionen im Herstellungsprozess zu minimieren und die Umweltauswirkungen zu verringern.

Das Gebäude verfügt über eine Gesamtfläche von 3732m² Nutzfläche 1-6. Die Fertigstellung ist für das Q1/2025 geplant.

Weitere Informationen zum Gebäude R4 im Bauportal. 

Dr. Stefan Hopp erhält Karl Peter Grotemeyer-Preis 2023

Veröffentlicht am 13. Juli 2023

Dr. Stefan Hopp aus der Fakultät für Chemie erhält in diesem Jahr den Karl Peter Grotemeyer-Preis für hervorragende Leistungen und persönliches Engagement in der Lehre der Universität Bielefeld, vergeben von der Universitätsgesellschaft. Ausschlaggebend für die Auszeichnung ist Stefan Hopps besonderes Gespür für die Bedürfnisse seiner Studierenden gerade in der Studieneingangsphase sowie sein Talent schwierige Sachverhalte einfach und auf Augenhöhe erklären zu können. Studierende nominieren ihre Lehrenden für den Karl Peter Grotemeyer-Preis. Die Auszeichnung wird jährlich von der Universitätsgesellschaft Bielefeld gestiftet und ist mit 3.000 Euro dotiert.

Seine Studierenden beschreiben Stefan Hopp in ihren Nominierungsschreiben als besonders hilfsbereiten und engagierten Lehrenden bei der Vermittlung von Lehrinhalten. Er schaffe es in besonderem Maße, komplizierte Themen gut zu erklären: mit übersichtlichen Visualisierungen, vielen hilfreichen Beispielen und dem Ziel, alle ungeklärten Fragen der Studierenden beantworten zu wollen. In ihrer Nominierung schreibt eine Studierende: „Er weiß, was wir nicht verstanden haben, bevor wir das wissen.“ Stefan Hopp engagiert sich vor allem in Lehrveranstaltungen neuer (Bio-)Chemie-Studierender an der Universität Bielefeld: Er bietet in Repetitorien Hilfestellung und Vertiefungsübungen für mathematisches Wissen an, das die Studierenden während ihres (Bio-)Chemie-Studiums benötigen. Zudem hält er einen Mathe-Vorkurs sowie Übungen und Seminare in drei Basis-Modulen der ersten beiden Semester an der Fakultät für Chemie. Ein Studierender dazu: „Er weiß, was wir brauchen, um weiterzukommen.“

„Ich möchte meinen Studierenden ein Forum bieten, in dem sie ihre Fragen loswerden können. Gerade in Formaten, in denen Themen nachbesprochen werden, ist es mir wichtig eine Atmosphäre zu schaffen, in der Studierende ohne Angst nachfragen können – es gibt keine dummen Fragen“, sagt der Preisträger Dr. Stefan Hopp.

„Studierende von Anfang an bei ihrem Studienfortschritt unterstützen, ihre Schwierigkeiten erkennen und darauf gezielt eingehen – das kann Dr. Stefan Hopp besonders gut. Dabei setzt er vielfältige Lehrmethoden ein und begegnet den Studierenden zugewandt. Ich gratuliere ihm sehr herzlich zum Karl Peter Grotemeyer-Preis 2023“, sagt Professorin Dr. Birgit Lütje-Klose, Prorektorin für Studium und Lehre an der Universität Bielefeld.

Zur Person

Portrait von Dr. Stefan Hopp

Dr. Stefan Hopp ist Preisträger des Karl Peter Grotemeyer-Preises 2023. Foto: Universität Bielefeld/Michael Adamski

Dr. Stefan Hopp absolvierte sein Chemie-Studium mit den Schwerpunkten Theoretische und Physikalische Chemie an der Universität Münster. Hier promovierte er auch im Jahr 2012. Von 2012 bis 2016 war er an der Universität Bielefeld als Lehrkraft für besondere Aufgaben tätig, seitdem als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Bis einschließlich 2020 vermittelte er im Rahmen des Programms „richtig einsteigen.“ mathematische Kompetenzen für (Bio-)Chemie-Studierende, seitdem führt er die in dieser Zeit etablierten Lehrformate weiter fort. Seit 2021 ist Stefan Hopp auch Studiendekan der Fakultät für Chemie.

Zum Preis

Der Karl Peter Grotemeyer-Preis für hervorragende Leistungen und persönliches Engagement in der Lehre wird seit 1997 jährlich von der Universitätsgesellschaft Bielefeld an junge promovierte Wissenschaftler*innen (nicht älter als 45 Jahre) verliehen. Über die Vergabe des Preises entscheidet eine Jury. Ihr gehören fünf Studierende, drei Lehrende, eine Vertreterin oder ein Vertreter der Universitätsgesellschaft sowie die Prorektorin für Studium und Lehre an. Die Jury musste sich dieses Jahr unter 15 nominierten Lehrenden entscheiden. Der Namensgeber des Preises, Professor Dr. Karl Peter Grotemeyer, war mehr als 20 Jahre lang Rektor der Universität Bielefeld und ein begeisterter und begeisternder Hochschullehrer.

 

Expeditionen in Extremregionen

Veröffentlicht am 13. Juli 2023
Eine Story von Silke Tornede

Eisbären in der Arktis, Gorillas in Uganda oder Seelöwen auf den Galápagosinseln – auf seinen Expeditionen reist Professor Oliver Krüger immer wieder an entlegene Orte, um Tiere in freier Wildbahn zu beobachten. Der Bielefelder Verhaltensforscher will verstehen, wie sich Tierarten individuell an Umweltveränderungen und den Klimawandel anpassen. Immer mit dabei: eine Kamera, mit der er besondere Momente festhält. 

Natur und Fotografie – Oliver Krüger hat seine Leidenschaften zum Beruf gemacht. „Und das Schöne ist: Ich kann Tiere überall beobachten und finde immer etwas Spannendes“, erklärt der Biologe. Egal ob vor der eigenen Haustür, im Teutoburger Wald oder anderswo. Na gut, es gibt ein paar Ecken auf der Welt, die lassen sein Biologenherz nochmal deutlich höherschlagen. Arktis und Antarktis zum Beispiel oder die weiten Savannen Ostafrikas. Letzte große Wildnisgebiete, die von menschlichen Einflüssen nahezu unberührt sind. Und weil Leidenschaft im Spiel ist, sucht und findet der Leiter der Bielefelder Verhaltensforschung immer wieder Wege, um solche Extremregionen zu bereisen, Tiere und Ökosysteme zu studieren und andere Menschen für die Schönheit und Schutzwürdigkeit der Natur zu begeistern. Kostprobe gefällig?

Oliver Krüger hält ein Robbenbaby auf dem Arm
Auf seinen Expeditionen kommt Professor Dr. Oliver Krüger den verschiedensten wildlebenden Tieren ganz nah. Die außergewöhnlichen Begegnungen hält er häufig mit seiner Kamera im Bild fest.

Oliver Krüger holt sein Tablet heran und klickt sich durch einen wahren Foto-Fundus. Tausende Aufnahmen sind bei seinen Reisen in den vergangenen drei Jahrzehnten entstanden, eindrucksvoll und manche davon einzigartig. „Hier jagt ein Orca einen Buckelwal in der Antarktis. Es ist der Hammer, wenn man dabei ist“, beschreibt Krüger seine Eindrücke. Pinguine, Eisbären, eine Pfuhlschnepfe im Flug oder ein Schwertschnabelkolibri – der 48-Jährige versucht, den Tieren so nah wie möglich zu kommen, hält immer wieder „magische Momente“ und Natureindrücke fest. So wie den Sonnenuntergang bei Stonington-Island in der Antarktis, den er vor sechs Jahren fotografiert hat. Ein gewaltiger Eisberg ragt aus dem dunklen Meer empor. „Da werden sie ganz still“, zeigt sich Krüger noch heute beeindruckt von dem intensiven Naturerlebnis.


Zwei Königspinguine inmitten von vielen Küken. Bei den Jungtieren sind die Federn zuerst braun, nach 10 bis 13 Monaten bekommen sie langsam ihre typische Farbe.

Anderen Menschen die Polregion näher bringen

Sein erstes Forschungspraktikum führte ihn nach dem Abitur 1994 nach Uganda. In Ostafrika arbeitete Krüger mit Gorillas und Schimpansen, fotografierte Löwen und Geparden, sammelte viele Erfahrungen. Weitere „Eyeopener“ waren für ihn die beiden Forschungsreisen mit der Polarstern 1998 und 2000 in der Antarktis. Jeweils drei Monate hat er als wissenschaftliche Hilfskraft auf dem deutschen Forschungsschiff gearbeitet, seitdem lässt ihn diese eisige Wildnis nicht mehr los. Fast jedes Jahr reist der Biologe einmal ans südliche Ende der Welt, nicht als Forscher, sondern als Experte, der anderen Menschen etwa auf Studienreisen die Polregion näherbringt – auch mit der Hoffnung, dass Menschen das, was sie kennen, eher bereit sind zu schützen. „Diese unglaubliche Schönheit, die Gewaltigkeit, mit der die Elemente auf einen einprasseln, und gleichzeitig kommt der Mensch praktisch nicht vor: das macht etwas mit einem. Wer das erlebt, kommt verändert zurück.“

Dass der in Werther aufgewachsene Wissenschaftler in der ganzen Welt und ebenso in seiner Heimat an der Universität Bielefeld forschen kann, empfindet er als „großes Glück“. Als eins seiner Markenzeichen gilt seine Arbeit mit Greifvögeln in Ostwestfalen. Vor gut zehn Jahren übergab ihm sein Vorgänger und Doktorvater Fritz Trillmich dazu noch eine Langzeitstudie auf den Galápagosinseln. „Es gibt wohl keinen Ort auf der Erde, wo man Evolution so gut sehen kann. Da passieren die tollsten Dinge“, schwärmt Krüger und klickt das nächste Foto an. Darauf zu sehen: Eine schwarze Meerechse mit einem blutroten Band im Maul. Krüger erklärt: „Diese Vegetarier haben gelernt, die Plazenta von Seelöwen zu verspeisen. Was für ein Entwicklungsschritt, denn eine Plazenta ist viel gehaltvoller als die normale Algenkost der Meerechsen.“

 

 Meerechsen fressen normalerweise Algen, auf Galápagos haben sie ihren Speiseplan um die Plazenta von Seelöwen erweitert. Diese Meerechse verspeist gerade eine.

Reichlich Entschädigung für Entbehrungen

Studienobjekt auf Galápagos sind die Seelöwen. Das Bielefelder Uni-Team forscht auf der kleinen, unbewohnten Insel Caamano. Komfort? Fehlanzeige. Die Auflagen für die Arbeit im Nationalpark sind streng. Die Wissenschaftler*innen leben in einfachen Zelten, es gibt keine Toilette, keine Dusche, kaum frische Lebensmittel, der Speiseplan besteht hauptsächlich aus Dosennahrung, erzählt Krüger. So reduziert zu leben, weit weg vom Alltag mit E-Mails und Telefonaten, sei für ihn ebenfalls „pures Glück“, zumal es reichlich Entschädigung für die Entbehrungen gibt. So könne es passieren, morgens neben einem Seelöwen aufzuwachen, der sich an die Zeltplane schmiegt und schnarcht.  „Die sind überhaupt nicht scheu. Wir können das Verhalten der Tiere studieren, ohne sie zu stören. Da sitzt man dann fünf Meter neben einem Seelöwen-Weibchen, das gerade ein Junges zur Welt bringt, und es ist dem Weibchen völlig egal, ob wir da sind oder nicht.“

 

Ganz nah dran: Das Baby eines Galápagos-Seelöwen, dem Studienobjekt des Bielefelder Forschungsteams auf Caamano, Galápagos.

Individualisierung als Überlebensstrategie

Genau hinschauen und beobachten, das ist für Krüger der erste Schritt, um Natur zu erforschen. Ihn interessiert, wie sich Lebewesen an Umweltveränderungen anpassen. Wie ist die Evolution des Verhaltens? Welche individuellen Unterschiede gibt es? Bei den Galápagos-Seelöwen konnte das Bielefelder Team jüngst zeigen, dass unterschiedliche Strategien bei der Nahrungssuche die Auswirkungen des Klimawandels auf die Population etwas abpuffern können. „Nur glauben wir leider nicht, dass es ausreichend sein wird“, zeigt sich der Experte besorgt. Immerhin haben einige Individuen durch ihr spezielles Fressverhalten Vorteile, wenn der Ozean immer wärmer wird, andere haben Nachteile. Wie wird das die Zusammensetzung der Population verändern? Kann Evolution schnell genug auf die Umweltveränderungen reagieren? Wie passen sich Tiere zusätzlich individuell an? Das beschäftigt Krüger, bei den Seelöwen auf Galápagos genauso wie beim Mäusebussard im Teutoburger Wald.

 

 Im Fokus: Diesen Habicht wählte Oliver Krüger als Studienobjekt seiner Forschung in Deutschland.

Im Oktober wird er das nächste Mal zum Archipel im Pazifik aufbrechen, davor geht es in den Semesterferien in die Fjordwelt im Norden von Kanada, Richtung Eureka, die nördlichste zivile Wetterstation der Erde. Der Biologe freut sich auf die nordische Tierwelt: „Beim letzten Mal haben wir dort Polarfüchse gesehen, Moschusochsen, Eisbären und Schneehasen, die ihr weißes Fell gar nicht wechseln, weil die Sommer so kurz sind.“ Ist das nun Arbeit, Urlaub, Abenteuer? Für Oliver Krüger macht es keinen Unterschied. Für ihn sei jeder Tag Arbeit und Urlaub zugleich. Auch die Reisen in der Freizeit befruchten die Arbeit an der Universität, erweitern seinen Horizont, sagt er: „Meine Vorlesungen werden besser, weil ich über Dinge spreche, die ich erlebt habe.“ Wenn er etwa über den Klimawandel in der Antarktis referiert, sei das keine graue Theorie. „Ich war 25 Mal da und habe den Rückgang der Gletscher selbst fotografisch dokumentiert.“ Alle seine Vorlesungen bebildert er mit eigenen Fotos, auch ein Markenzeichen von ihm. Und so ist bei der nächsten Expedition wieder die Kamera mit dabei, um Tiere und besondere Momente festzuhalten.

 

 Eisbär im Sprung: Diese Aufnahme gelang Oliver Krüger auf der Ellesmere-Insel in der kanadischen Arktis.

Zur Person

Professor Dr. Oliver Krüger hat in Bielefeld, Oxford und Cambridge studiert und gearbeitet, seit 2013 leitet er den Lehrstuhl für Verhaltensforschung an der Universität Bielefeld. Die Einrichtung feiert am 1. November ihr 50-jähriges Bestehen. Seit der Gründung 1973 hat sich der Lehrstuhl zu einem international führenden Zentrum der Verhaltensforschung entwickelt. Zum Team gehören rund 50 Wissenschaftler*innen.

Neues Center für Ko-konstruktive Künstliche Intelligenz

Veröffentlicht am 13. Juli 2023

Zukünftige Systeme Künstlicher Intelligenz (KI) und insbesondere KI-basierte Roboter müssen nicht nur ihr eigenes, sondern auch das Handeln anderer verstehen und einschätzen können. Wissenschaftler*innen der Universitäten Bielefeld, Bremen und Paderborn werden ihre Forschung hierzu ab jetzt dauerhaft an einem standortübergreifenden Center bündeln. Im „Joint Research Center on Cooperative and Cognition-enabled AI” (CoAI JRC) wird die Expertise der drei starken Forschungspartner neue Wege in der Interaktion und Lernfähigkeit zwischen Mensch und Maschine ermöglichen. Mit dem in Deutschland bisher beispiellosen Zentrum für „Ko-konstruktive KI“ soll auch ein Beitrag zur Ausbildung der nächsten Generation von Forschungs- und Technologieführer*innen ge-leistet werden, die in Wissenschaft und Gesellschaft eine neue Perspektive auf KI vertritt. Das CoAI JRC plant zu diesem Zweck ein gemeinsames Curriculum, um junge Forschende für das Thema zu begeistern und zu befähigen.Mehr Informationen im Aktuell-Blog.

Studium und Lehre Ein Leben für die Gleichungen

Veröffentlicht am 11. Juli 2023

Eine Story von Maria Berentzen

Wenn es kompliziert wird, fühlt die Forscherin sich erst so richtig herausgefordert: Sie versucht herauszufinden, inwiefern sich die Erhaltungssätze aus der Physik in Form von mathematischen Gleichungen aufstellen lassen – und inwieweit sich diese eignen, um turbulente Strömungen in Flüssigkeiten zu beschreiben.

Wenn Dr. Martina Hofmanová über Strömungen in Flüssigkeiten nachdenkt, sitzt sie nicht etwa in einem Labor und lässt dort Wasser durch Röhren schießen. Stattdessen beugt sie sich an ihrem Schreibtisch über ein Blatt Papier, auf dem Gleichungen stehen – und das oft den ganzen Tag lang, sofern ihre Zeit es zulässt. „Das ist wirklich meine Leidenschaft und macht mir außerordentlich viel Freude“, sagt die Professorin für Mathematik an der Universität Bielefeld.

Prof'in Dr. Martina Hofmanová vor einer Tafel

Prof’in Dr. Martina Hofmanová, Fakultät für Mathematik, © Universität Bielefeld / S. Jonek


Die Forscherin befasst sich im Schwerpunkt mit Strömungsmechanik und stochastischen partiellen Differentialgleichungen. Kurz gesagt untersucht sie dabei, wie der Zufall sich auf Strömungen in Flüssigkeiten auswirkt – und inwieweit sich das berechnen lässt. „Ich arbeite mit Gleichungen aus der Physik und will herausfinden, inwiefern es dafür mathematische Lösungen gibt“, sagt sie.

Für ihr Projekt „Mathematical analysis of fluid flows: the challenge of randomness“ (“Mathematische Analyse der Strömungen in Flüssigkeiten: Die Herausforderung der Zufälligkeit“) erhielt sie 2021 eine Förderung durch einen ERC Starting Grant in Höhe von 1,5 Millionen Euro, der an junge Spitzenforschende vergeben wird. Das Projekt läuft noch bis 2026. „Mein Ziel ist es, die passenden Gleichungen zu finden, um solche Strömungen zu beschreiben und herauszufinden, ob die Gleichungen eine Lösung haben“, sagt die Mathematikerin. „Und die Frage ist dabei nicht nur, ob es eine Lösung gibt, sondern vor allem auch, ob eine Lösung eindeutig ist.“

Manchmal ergeben physikalische Gleichungen nämlich auch Lösungen, die gar nicht stimmen können – die aber innerhalb der Gleichung richtig sind. „Wenn ein Wasserglas auf dem Tisch steht und ich es umrühre, dann erwarte ich, dass sich das Wasser in Bewegung setzt und es Verwirbelungen gibt“, sagt die Professorin. Was aber ist, wenn sich das Wasser von selbst, ganz ohne äußere Einflüsse, in Bewegung setzt? „Das ist nicht möglich“, sagt Hofmanová. „Die physikalischen Gleichungen geben eine solche Lösung aber her.“

Deshalb versucht sie herauszufinden, wie sich die Gleichungen so modellieren lassen, dass zutreffende Lösungen herauskommen beziehungsweise wie sich mögliche Lösungen besser einschätzen lassen. „Solche Gleichungen werden beispielsweise auch genutzt, um meteorologische Modelle zu berechnen“, sagt sie. In Wettermodelle fließt eine Vielzahl von Faktoren mit ein, die sich oftmals wechselseitig beeinflussen. „Für die Berechnungen ist es wichtig, dass man unterscheiden kann, welche Lösungen tatsächlich möglich sind und welche nicht.“

Weil nicht nur Wahrscheinlichkeiten eine Rolle spielen, sondern auch der Zufall, findet er ebenfalls Eingang in die Gleichungen – jedenfalls manchmal. „Wir untersuchen im Sonderforschungsbereich 1283, an dem ich beteiligt bin, welche Rolle zufällige Einflüsse spielen und ob wir bessere Ergebnisse erzielen, wenn wir bestimmte Arten von Zufall mit in die Gleichung einbeziehen.“ Der Zufall, der sich fortschreibt, wenn sich etwa Turbulenzen entwickeln und ein Teilchen in einer Flüssigkeit das nächste in Bewegung setzt und es zu chaotischen Verwirbelungen kommt, wird auch als stochastisches Rauschen bezeichnet. „In einigen Situationen und bei einigen Fragen könnten wir tatsächlich von einem geeigneten Rauschen profitieren, aber es gibt nicht in jedem Fall eine Verbesserung.“

Die Lösungen der Gleichungen sind längst nicht nur für die Meteorologie von Bedeutung, sondern sind wichtig für sehr viele Bereiche: Wenn es gelingt, Turbulenzen zu berechnen, sie zu vermeiden oder sogar zu nutzen, kann sich das etwa positiv auf das Flugverhalten von Flugzeugen oder für die Raumfahrt auswirken. „Aktuell geht es aber um Grundlagenforschung“, sagt Hofmanová. Ingenieur*innen und angewandte Physiker*innen verwenden die Gleichungen für reale Simulationen, ganz unabhängig von der Frage, ob es dafür eine solide mathematische Theorie gibt oder nicht. Für die Wissenschaftlerin ergibt es aktuell noch keinen Sinn, die Gleichungen in einem Labor unter Realbedingungen einem Test zu unterziehen – jedenfalls noch nicht. „Der nächste Schritt wäre irgendwann, die Strömungen am Computer zu simulieren.“

Nicht immer gelingt es, einer Gleichung auf dem Papier auf die Schliche zu kommen. Um neue Ideen zu entwickeln und ihre Gedanken einmal schweifen zu lassen, ist die Forscherin gern mit ihrem Rennrad rund um Bielefeld unterwegs. „Auf dem Fahrrad kann ich richtig abschalten und fahre gern stundenlang“, sagt sie. Viel Raum bleibt dafür zuletzt allerdings nicht, denn die Forscherin verbringt gern viel Zeit mit ihrer fast zweijährigen Tochter, die sie gemeinsam mit ihrem Mann aufzieht. Dass sie Mathematik studieren wollte, wurde Hofmanová zum Ende ihrer Schulzeit klar. „Mir ist Mathematik immer sehr viel leichter gefallen als anderen“, sagt sie. „Da habe ich gedacht, dass ich diesen Vorteil ausnutzen muss.“ Etwas schwerer fiel ihr später im Studium die Entscheidung, ob sie sich auf Finanzmathematik oder eher auf stochastische Mathematik spezialisieren sollte. „Ich hatte das Gefühl, dass die stochastische Mathematik schwieriger ist – und das hat mich herausgefordert.“ In Bielefeld, wo sie seit 2017 in diesem Bereich forscht, fühlt sie sich sehr wohl. „Die Fakultät für Mathematik ist sehr forschungsorientiert, was meiner Arbeit sehr entgegenkommt und was ich sehr schätze.“

Zur Person
Martina Hofmanová promovierte an der Karls-Universität in Prag in Tschechien und an der École Normale Supérieure de Cachan in Frankreich. Bevor sie 2017 nach Bielefeld kam, forschte sie ein Jahr in Leipzig am Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften und drei Jahre an der Technischen Universität Berlin. Sie ist Mitglied des Sonderforschungsbereichs (SFB) 1283 an der Universität Bielefeld, in dem die mathematische Theorie des Zufalls eine zentrale Rolle spielt. 2021 wurde sie mit einem ERC Starting Grant ausgezeichnet.

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