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Wissenschaftsrat blickt auf Geschlechterforschung
Der Wissenschaftsrat hat den Stand der Geschlechterforschung in Deutschland erstmals breit erfasst und Anfang Juli Empfehlungen zu ihrer Weiterentwicklung veröffentlicht. Der Wissenschaftsrat berät als höchstes Gremium Bund und Länder in wissenschaftspolitischen Fragen. Untersucht wurden 50 Hochschuleinrichtungen, alle Studiengänge im Bereich Geschlechterforschung, Zentren an Universitäten und Hochschulen sowie zahlreiche Einrichtungen außerhochschulischer Forschung in Deutschland. Ziel ist es aufzuzeigen, wie das Forschungsfeld weiterentwickelt werden sollte und wie Universitäten und Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Wissenschaftspolitik in Bund und Ländern zu dieser Weiterentwicklung beitragen können. Begutachtet wurde dabei unter anderem die Geschlechterforschung an der Universität Bielefeld.
In seinem Bericht beschreibt der Wissenschaftsrat die Geschlechterforschung als ein international wichtiges Forschungsfeld mit großer Transferrelevanz, das auf alle Bereiche des Lebens ausgreift, in denen Menschen miteinander und mit den von ihnen gestalteten Umwelten interagieren. Die Geschlechterforschung betreffe nahezu alle wissenschaftlichen Disziplinen und müsse von verschiedenen Disziplinen bearbeitet werden. Gleichzeitig stelle die Geschlechterforschung ein eigenständiges Forschungsgebiet dar. Der Wissenschaftsrat spricht im Sinne der Weiterentwicklung des Forschungsfeldes Empfehlungen aus:
Institutionelle Verankerung von Geschlechterforschung
Geschlechterforschung benötigt laut Wissenschaftsrat „verlässliche institutionelle Strukturen“. Gemeint sind zum einen Professuren mit entsprechender expliziter Benennung im Forschungsfeld. Das gelte insbesondere in Fächern, in denen Professuren der Geschlechterforschung bislang wenig vertreten sind. Hier wird im Gutachten neben einer Reihe von Professuren an verschiedenen Fakultäten der Universität Bielefeld die Professur für geschlechtersensible Medizin an der Medizinischen Fakultät OWL genannt.
Zum anderen bezeichnet der Wissenschaftsrat hochschulische Einrichtungen der Geschlechterforschung als unverzichtbar für die institutionelle und wissenschaftliche Weiterentwicklung des Forschungsfeldes. Ein solches ist das an der Universität Bielefeld verankerte Interdisziplinäre Zentrum für Geschlechterforschung (IZG), früher Interdisziplinäre Forschungsgruppe Frauenforschung (IFF). Es ist seit den 1980er Jahren an der Universität Bielefeld fest angesiedelt.
Strukturierte Studien- und Promotionsangebote
Die Lehre im Bereich der Gender Studies ist an der Universität Bielefeld in vielen Disziplinen verankert. Als spezifischer Masterstudiengang ist seit 2007 der von vier Fakultäten interdisziplinäre angebotene Studiengang Gender Studies studierbar. Für eine Promotion in der Geschlechterforschung bezeichnet der Wissenschaftsrat Graduiertenkollegs und strukturierte Promotionsprogramme als „optimale Bedingungen“. Als positives Beispiel kann das Graduiertenkolleg „Geschlecht als Erfahrung. Konstitution und Transformation gesellschaftlicher Existenzweisen“ an der an der Universität Bielefeld gelten. Es wird seit 2021 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Sprecherin ist Professorin Dr. Tomke König, Professorin für Geschlechtersoziologie und auch Leiterin des IZG.
Sie bewertet den Evaluationsbericht des Wissenschaftsrats als insgesamt positiv für die Bielefelder Geschlechterforschung: „Mit diesem Bericht werden die Erfolge unserer Arbeit an der Universität Bielefeld nochmal in besonderer Weise gewürdigt. Hier erfährt unsere Forschung eine maßgebliche Sichtbarmachung und Unterstützung“.
Weitere Informationen:
• Pressemitteilung des Wissenschaftsrats (10. Juli 2023): „Geschlechterforschung breiter verankern. Wissenschaftsrat nimmt Stellung zu Status und Weiterentwicklung des Forschungsfeldes“
• Gutachten: „Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Geschlechterforschung in Deutschland“