» Veröffentlicht am
15. November 2023
Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert neues Graduiertenkolleg
Zu
Wanderarbeiter*innen, Expatriates oder auch Grenzpendler*innen wird
bisher meist nur erforscht, was ihre Ein- oder Auswanderung für die
betroffenen nationalen Arbeitsmärkte bedeutet. Ein gemeinsames
Graduiertenkolleg der Universitäten Bielefeld und Duisburg-Essen geht
darüber hinaus: Es untersucht grenzüberschreitende Arbeitsmärkte als
eigenständiges Phänomen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
richtet das Kolleg zur Qualifizierung von Wissenschaftler*innen in
frühen Karrierephasen zum April 2024 ein. Das hat die DFG heute
(08.11.2023) bekannt gegeben. Gefördert wird das Kolleg über fünf Jahre
mit bis zu 6,7 Millionen Euro.
Sprecherin des
Kollegs wird die Arbeits- und Wirtschaftssoziologin Professorin Dr.
Ursula Mense-Petermann von der Universität Bielefeld, ihre
Stellvertreterin wird Professorin Karen Shire PhD von der Universität
Duisburg-Essen, deren Arbeitsschwerpunkt in der vergleichenden
Arbeitsmarkt- und Asienforschung liegt.
Bisher dominiert nationale Sicht auf grenzüberschreitende Arbeitsmärkte
Von
Seeleuten über Pflegekräfte bis hin zu Programmierer*innen oder auch
Fleischzerlegern: Angehörige dieser Berufe sind vielfach im Ausland
tätig, ohne sich von ihrem Heimatland zu lösen. Ihre Arbeitsplätze sind
in transnationale Arbeitsmärkte eingebunden. Die Arbeitskräfte wechseln
in mehr oder weniger kurzen Abständen zwischen Heimat- und Arbeitsland
oder arbeiten im Homeoffice für eine Firma im Ausland.
„In
der Forschung wird grenzüberschreitende Arbeit vor allem als
Immigration in einen nationalen Arbeitsmarkt oder Emigration aus einem
nationalen Arbeitsmarkt untersucht“, sagt die künftige Kollegsprecherin
Ursula Mense-Petermann. „Das greift zu kurz. Grenzüberschreitende
Arbeitsmärkte sind in ein eigenes Geflecht von länderübergreifenden
Organisationen, Infrastrukturen und Institutionen eingebettet.“
„Uns
treibt die große Frage an, wie eine soziale Ordnung der Arbeitsmärkte
im transnationalen Maßstab überhaupt möglich ist“, sagt die
stellvertretende Kollegsprecherin Karen Shire. Welche Akteure und
Institutionen diese Ordnung herstellen und sich so auf die
grenzüberschreitend tätigen Arbeitskräfte auswirken, das wird künftig im
Kolleg erforscht.
Elf Professor*innen kooperieren in
dem Graduiertenkolleg. Zu ihnen gehört außer den Forschenden der
Universitäten Bielefeld und Duisburg-Essen auch eine Forscherin der
Universität Osnabrück. Ihr gemeinsames Forschungsprogramm geht der Frage
nach, wie ökonomisches Handeln auf Arbeitsmärkten in soziale Netzwerke,
Institutionen oder politische Gefüge eingebettet ist. „Dafür setzen wir
auf eine innovative interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen
soziologischer und ökonomischer Arbeitsmarkt- und Migrationsforschung –
ergänzt um Globalisierungs- und Transnationalisierungstheorie“, sagt
Mense-Petermann.
In der ersten Förderphase nimmt das
Graduiertenkolleg 22 Doktorand*innen und eine*n Postdoktorand*in auf. In
ihren Forschungsprojekten analysieren sie grenzüberschreitende
Arbeitsmärkte aus unterschiedlicher Sicht. So kann es etwa um die
geografische Reichweite von Arbeitsmärkten gehen – diese reicht von
Pendelmigration in Grenzregionen bis hin zu globalen Arbeitsmärkten, zum
Beispiel im Fall von Fußballspieler*innen. Ebenfalls ein Aspekt ist das
unterschiedliche Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte – seien es
ungelernte Arbeiter*innen in Landwirtschaft, Fleischverarbeitung und
Logistik oder hochqualifizierte Fachkräfte wie Ingenieur*innen und
Ärzt*innen. Erforscht wird zum Beispiel ebenfalls, dass
grenzüberschreitende Arbeitsmärkte geschlechtsspezifisch und ethnisch
geprägt sind.
Künftig gehören sechs DFG-Graduiertenkollegs zur Universität Bielefeld
Das
neue Graduiertenkolleg trägt den Titel „Cross-border Labour Markets:
Transnational Market Makers, Infrastructures, Institutions“
(Grenzüberschreitende Arbeitsmärkte: Transnationale „market makers“,
Infrastrukturen, Institutionen, GRK 2951). Graduiertenkollegs sind
Einrichtungen der Universitäten zur Förderung von Forschenden in frühen
Karrierephasen, die von der DFG für maximal neun Jahre gefördert werden.
Durch die Bewilligung des neuen Kollegs gehören künftig sechs
Graduiertenkollegs zur Universität Bielefeld.
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