Fachsprachenzentrum BLOG - Kategorie Porträts
Porträt - Julien Verrière
Porträt Georgina Willms
Porträt Sanna Grund
- Liebe Sanna, woher kommst du genau?
Ich komme aus Naantali, einer wunderschönen kleinen Stadt im Südwesten Finnlands. Sie wird auch als “Sonnenstadt” bezeichnet und ist zudem bekannt durch die Kinderzeichentrickserie “Die Mumins”, die dort spielt. Es gibt in Naantali auch einen großen Mumin-Themenpark. Unter anderem hat auch der Präsident von Finnland dort seine Sommerresidenz.
Porträt Aileen Grothues
Nach einem Interview-Leitfaden von Myriam Goupille.
Das Interview führte Susanne Hecht.
1. Liebe Aileen, woher kommst du genau?
Ich komme aus Devon in Südwest-England.
2. Wie kamst du nach Bielefeld?
Natürlich durch einen Mann. Ich habe einen Bielefelder geheiratet. Das war 1968. Aber die wilde Zeit habe ich verpasst, weil ich eine Familie gegründet habe. Die erste Zeit in Bielefeld war schwierig, denn ich kam ganz ohne Deutschkenntnisse her. Englisch sprachen die Menschen in Deutschland damals so gut wie noch gar nicht. In England hatte ich mit einem Französischstudium angefangen. An eine Fortsetzung war erst einmal nicht zu denken. Hier in Bielefeld habe ich dann von 1973-1978 ein Lehramtsstudium Englisch, Musik und DaF, damals ein ganz neuer Studiengang, für die Sekundarstufe I absolviert.
3. Gibt es etwas aus deinem Land, was du hier vermisst? Und etwas, was du hier in Deutschland schön findest?
Ich vermisse das Lachen. In England habe ich viel mehr gelacht. Der englische Humor fehlt mir. Der ist völlig anders als der Deutsche. Außerdem vermisse ich das Meer. Ich bin am Meer groß geworden. Die Möwen. Ihre Laute, das Geräusch des Meeres. Wenn ich Möwen höre, werde ich ganz nostalgisch.
Etwas, das ich in Deutschland zu schätzen gelernt habe, ist die Toleranz für regionale Akzente oder Aussprachen. – In England war das damals nicht der Fall, als ich dort aufgewachsen bin. Meine Eltern siedelten mit mir von Nordengland in ein südenglisches Dorf und sprachen anders – und zwar mit einem „north-country“ Akzent, für den sie häufig belächelt wurden. Das hängt zusammen mit dem ausgeprägten Klassensystem in England. Erfreulicherweise ändert sich das heute langsam.
In Bielefeld gefällt mir das große Kulturangebot. Ich mag zum Beispiel das Theater, die Philharmonie, die Kunsthalle. In England ist die Kultur auf einige wenige Großstädte konzentriert. Die Provinz bietet da eher wenig.
Mittlerweile fühle ich mich eingedeutscht und auch zufrieden. Es gefällt mir, in Europa zu leben und nicht mehr einer Inselpolitik unterworfen zu sein, die sich nicht als ein Teil Europas versteht.4. Hast du immer unterrichtet? Wenn nicht, was hast du vorher gemacht?
Ganz am Anfang, als ich hier war, habe ich als Fremdsprachenkorrespondentin für Englisch und Französisch gearbeitet. Danach war ich Lehrerin an verschiedenen Bielefelder Schulen.
5. Kannst du uns eine Anekdote über deine (ehemaligen) Studenten erzählen? Es kann etwas Lustiges oder leicht Peinliches sein, das jedem von uns passieren kann.
Also, ich hatte mal einen sehr schweigsamen japanischen Studenten im Kurs. Er war sehr motiviert, aber, wie kann man das sagen, sehr zurückhaltend
im Unterricht. Einmal sollte er etwas über seine Heimat Japan sagen.
Nach langer Überlegung waren seine Worte: "Japan is silence." Ich war
erstaunt und dachte: „Wie philosophisch!“ Aber dann korrigierte er -
ganz ungrammatikalisch: "Japan is islands".
Porträt Ying Nie
- Liebe Ying, woher kommst du genau?
Ich komme aus dem Süden Chinas, genauer gesagt aus der Loudi in Hunan Provinz. - Wie kamst du nach Bielefeld?
Ich habe in China Germanistik studiert und bin dann mit dem Wunsch nach Deutschland gekommen, mein Deutsch zu verbessern, das war im Oktober 2011. Ich habe dann hier als erstes einen Sprachkurs und die TestDaF-Sprachprüfung gemacht und habe dann mit dem Master im Fach Deutsch als Fremdsprache und Germanistik angefangen. Die Universität Bielefeld habe ich mir ausgesucht, weil sowohl die Universität als auch viele Professoren dieses Fachs international ein hohes Ansehen haben. Gibt es etwas aus deinem Land, was du hier vermisst? Und etwas, was du hier in Deutschland schön findest?
Ich vermisse natürlich meine Familie und meine Freunde aus der Schule. Zudem vermisse ich auch das chinesische Essen. Hier in Deutschland gibt es natürlich sehr viele chinesische Restaurants, jedoch schmeckt das Essen in Chinas ganz anders als das chinesische Essen hier. Ich koche hier auch gerne mit chinesischen Freunden, jedoch schmeckt es immer etwas anders als in China. Eine weitere Sache, die ich hier vermisse, ist Karaoke. Gemeinsam mit Freunden zu singen, macht mir sehr viel Spaß. In China ist Karaoke sehr beliebt und wird fast bei jeder Veranstaltung angeboten, das ist in Deutschland leider nicht so.Was ich an Deutschland bzw. Bielefeld sehr schön finde, ist die Natur. Ich gehe sehr gern spazieren und mag die Ruhe hier. Ich reise sehr gern durch Deutschland, meine letzte Rundreise umfasste ungefähr 20 deutsche Städte, das war sehr interessant. Auch die allgemeine Atmosphäre scheint hier etwas lockerer zu sein als in China, die Menschen haben hier nicht so viel Stress und auch im Studium viel mehr Freiheiten.
- Hast du immer unterrichtet? Wenn nicht, was hast du vorher gemacht?
Ich habe erst studiert und dann unterrichtet. In DaF habe ich sehr viele didaktische Methoden gelernt, die ich dann natürlich auch praktisch umsetzen wollte. Ich unterrichte jetzt das dritte Semester Chinesisch an der Uni und gebe nebenher noch Kurse an einer Volkshochschule. Kannst du uns eine Anekdote über deine (ehemaligen) Studenten erzählen? Es kann etwas Lustiges oder leicht Peinliches sein, das jedem von uns passieren kann.
Mir fällt keine speziell peinliche oder lustige Situation ein. Ich versuche in meinem Unterricht nicht nur Sprache, sondern auch Kultur zu unterrichten und dazu gehört bei dem Chinesischen natürlich auch das Essen mit Stäbchen. Das Üben mit Gummibärchen und Keksen macht immer sehr viel Spaß. Wir gehen natürlich auch in ein Restaurant und testen dann die Fähigkeiten in einer authentischen Situation.Zudem sind in der chinesischen Sprache die verschiedenen Töne schwer zu unterscheiden und zu lernen, insgesamt gibt es fünf. Hierbei kommt es oft zu kommunikativen Missverständnissen. Wenn man einen Ton nicht richtig trifft, kann aus „Darf ich mal fragen?“ schnell „Darf ich mal küssen?“ werden.
Ebenfalls etwas Besonderes am Angebot der chinesischen Sprache ist der Kulturabend, der jedes Jahr im Januar/Februar angeboten wird. An diesem Abend wird chinesisch gekocht, Tischtennis gespielt, Karaoke gesungen und auch die chinesischen Schriftzeichen geübt. Außerdem werden Erfahrungen aus „westlicher Sicht“ über Aufenthalte in China präsentiert und ausgetauscht, es ist immer eine sehr schöne Veranstaltung.
Porträt Olga Stockmeier
1. Liebe Olga, woher kommst Du genau?
Meine letzte Station war St. Petersburg, dort habe ich 15 Jahre gelebt. St. Petersburg ist nach Moskau die zweitgrößte Stadt Russlands. Es ist eine wunderschöne Stadt, sie wird nicht umsonst „Venedig des Nordens“ genannt. Vorher habe ich in einer kleinen Stadt an der Wolga gelebt und bin dort zur Uni gegangen. Zur Zeit des eisernen Vorhangs hatte man dort damals jedoch keinen Kontakt zu internationalen Personen. Ich habe dort Deutsch studiert und bin daraufhin mit dem Wunsch nach internationalem Kontakt nach St. Petersburg gezogen.
2. Wie kamst Du nach Bielefeld?
Eigentlich war es purer Zufall, dass ich nach Bielefeld gekommen bin. Ich habe in St. Petersburg als Dolmetscherin gearbeitet und habe dort in einer internationalen Gruppe meinen Ehemann kennengelernt, der Bielefelder ist. Eine Stadt in meiner Nähe hatte damals eine Partnerschaft mit Bielefeld, deshalb haben wir uns dort getroffen und kennengelernt. Jetzt wohne ich schon seit 25 Jahren in Bielefeld.
3. Gibt es etwas aus Deinem Land, was Du hier vermisst?
Was ich sehr vermisse sind natürlich meine Freunde und meine Familie,
die russische Herzlichkeit und die innigen Beziehungen. Ein bisschen
fehlt mir natürlich auch die Sprache, wobei ich hier während meiner
Tätigkeit an der Universität viel mit ihr zutun habe. Zu Hause höre ich
russische Musik und schaue russisches Fernsehen, moderne Medien machen
es mir ziemlich leicht, mir die russische Sprache nach Bielefeld zu
holen. Ich fahre zudem jedes Jahr nach Russland, um meine Mutter zu
besuchen.
4. Und etwas, was Du hier in Deutschland schön findest?
Natürlich, ich finde vieles hier sehr schön. Ich schätze meine
Tätigkeit an der Uni sehr. Ich mag die Multikulturalität und die vielen
netten Studierenden und Kollegen, mit denen ich zusammenarbeite.
Außerdem liebe ich Europa! Es gibt solch eine Vielfalt innerhalb
Europas, man ist nie verloren und nie gebunden an eine bestimmte Kultur.
Hier hat man die Möglichkeit, viele neue Länder zu bereisen und sehr
viele neue Sprachen zu lernen. Ich versuche auf jeden Fall immer einen
Einblick in die Sprache des Landes zu bekommen, in das ich reise. Ich
habe schon einige europäische Länder besucht, war jedoch noch nie in
Spanien. Italien zum Beispiel mag ich sehr.
5. Hast Du immer unterrichtet? Wenn nicht, was hast Du vorher gemacht?
Vor meiner Lehrtätigkeit habe ich als Dolmetscherin und Übersetzerin gearbeitet, was ich auch heute noch tue. Hauptsächlich habe ich mich auf die Gebiete Kunst, Musik und Literatur spezialisiert, ich versuche deshalb auch, diese Bereiche gezielt in meinen Unterricht einzubringen. Ich habe zum Beispiel letztes Jahr ein Seminar gegeben, das „Russischer Rock“ hieß. Hierbei ging es um moderne russische Musik.
6. Kannst Du uns eine Anekdote über Deine (ehemaligen) Studenten erzählen? Es kann etwas Lustiges oder leicht Peinliches sein, das jedem von uns passieren kann.
Ich glaube, dass die Studierenden über mich einige peinliche und lustige Geschichten erzählen könnten. Ich habe eine ziemliche Angst vor der neuen Technik, da passieren mir oft ziemlich lustige Dinge. Eine Geschichte über ein Erlebnis, das mir jedoch im Kopf geblieben ist: Ein damaliger Student von mir wollte immer sehr schnell sprechen, weil er der Ansicht war, das wäre besonders gut. Im Russischen wird, wie in jeder Sprache, sehr viel wert auf die korrekte Aussprache der Wörter gelegt, weil dies teilweise bedeutungsunterscheidend sein kann. Die Frage war damals: „Was machst Du gern?“. Der Student wollte sagen, dass er gerne Kanu fährt, durch seine schnelle und undeutliche Aussprache sagte er jedoch: „Ich mag auf die Geschenke spucken“. Ich habe mir dann gedacht: „Er hat aber ein seltsames Hobby!“.
Porträt Fazel Nasry
Fazel Rabi Nasry, wissenschaftliche Hilfskraft IT am FSZ nach einem Interviewleitfaden von Myriam Goupille
Woher kommst du genau, Fazel?
Ich komme aus Afghanistan, aus der Hauptstadt Kabul.
Wie und wann kamst du nach Bielefeld?
Ich bin im September 2012 im Rahmen meines Studiums nach Bielefeld gekommen. Ich studiere Informatik und habe ein DAAD-Stipendium bekommen. Ich hatte mich für Deutschland beworben und von der Universität Bielefeld eine Zulassung bekommen. Ich mache jetzt meinen Master an der Technischen Fakultät, deren Programm mir sehr gut gefällt.
Gibt es etwas aus deinem Land, was du hier vermisst? Und etwas, was du hier in Deutschland schön findest?
Ich vermisse meine Familie, die afganische Esskultur, zum Beispiel unser Brot, außerdem unser Eid (Sprich: Ihd), das Fastenbrechen nach dem Ramadan. Ein Fest, das mir sehr gut gefällt, weil die ganze Familie zusammenkommt und Verwandte und Freunde sich treffen. Da kommen auch die ganzen Familienmitglieder aus dem Ausland. Wir sind dann mehr als dreißig Leute zu Hause. Die Stimmung ist dann immer sehr fröhlich und ein ziemlicher Trubel. Man kocht zusammen für die ganze Gesellscahft, aber das ist ganz lässig bei uns und hat wirklich nichts mit Stress zu tun. Alle tragen neue Sachen, fühlen sich schön und gut. Wer Streit miteinander hatte, der schließt bei diesem Fest wieder Freundschaft, es ist wirklich eine große, gut gelaunte Verbrüderung, bei der jeder jeden mag, nichts die Stimmung trübt - und das macht einfach Spaß.
Hast du vorher schon im IT-Bereich gearbeitet oder sonst noch Job-Erfahrungen gemacht
Ja, ich habe schon vorher im IT-Bereich gearbeitet. Ich habe drei Jahre lang an der Universität Kabul IT-Administration gemacht, außerdem habe ich nach meinem Bachelor-Studium ein Jahr lang für eine Bank in Kabul gearbeitet. Da ging es um IT-Sicherheit.
Kannst du uns eine Anekdote aus deiner Arbeit erzählen? Es kann etwas Lustiges oder leicht Peinliches sein, das jedem passieren kann.
Einmal
in der Uni Kabul wies mich ein Hausmeister darauf hin, dass ein Labor
völlig verstaubt sei. Ganz im Vertrauen sagte er mir, dass es bestimmt
viele Viren in den Computern geben müsse – bei dem ganzen Staub!
Das war ernst gemeint, und ich fand es wirklich lustig.
Porträt Naim Azofri
Naim Azofri
nach einem Interviewleitfaden von Myriam Goupille
Woher kommst du genau?
Mein Name ist Naim Azofri. Azofri heißt so etwas wie „Allein Lebender“,
und ich bin im Norden von Marokko geboren, in einem Berber-Dorf namens
Beni Oulichk in der Nähe von Nador.
Wie und wann kamst du nach Bielefeld?
Im Jahr 2002 bin ich zum Studium nach Deutschland gekommen. Zuerst nach
Potsdam, um dort einen einjährigen Sprachkurs zu besuchen. Ich kam mit
beinahe gar keinen Deutschkenntnissen. Das kam so: Bei uns in Marokko
gibt es Geistes- und Naturwissenschaften, für die man sich durch sein
Abitur qualifizieren muss. Ich konnte durch meine schulische
Vorbereitung nur ein geisteswissenschaftliches Studium aufnehmen. An der
Schule hatte ich kein Deutsch. Ich wollte aber eine Sprache studieren,
die mich ins Ausland führt. Und es sollte nicht Französisch sein, weil
alle nach Frankreich gehen und ich etwas anderes machen wollte. Ein
Teil meiner Verwandtschaft war zudem bereits in Deutschland. Deshalb
habe ich mich für Germanistik entschieden.
Von Potsdam aus ging es zum Germanistikstudium nach Düsseldorf. Die
Germanistik bestand zunächst einmal aus Althochdeutsch und
Mittelhochdeutsch. Das war mir einfach zu viel, und ich wollte mich auf
Neuhochdeutsch konzentrieren. So kam ich zum Fach Deutsch als
Fremdsprache, verbunden mit Linguistik, – und damit nach Bielefeld. Hier
habe ich mein Studium absolviert – und mittlerweile bin ich
Arabisch-Lehrer an öffentlichen Schulen in Bielefeld.
Gibt es etwas aus deinem Land, was du hier vermisst? Und etwas, was du hier in Deutschland schön findest?
Was ich besonders vermisse sind die Feste, die wir in Marokko feiern. Ich finde, hier in Deutschland feiere ich gar nicht. In Marokko trifft sich die ganze Verwandtschaft, isst zusammen, alle sind frei und vergnügt, Musik und Tanz gehören dazu, die vielen gleichaltrigen Cousins und Cousinen sehen und was zusammen machen.
Was ich an Deutschland mag: Ich habe hier neue Freundschaften geschlossen und mir so Eigenschaften wir Ordnung, Pünktlichkeit und Selbständigkeit angewöhnt. Vor allem das Gefühl der Selbständigkeit, des Unabhängig-Seins gefällt mir, auch das planvollere Leben hat seine Vorteile: Ich freue mich, wenn ich weiß, wo ich meine Unterlagen abgelegt habe. Und es entspannt mich, wenn ich weiß: Meine Verbindlichkeiten sind diese und jene von der Uhrzeit bis zu dieser. Und danach habe ich Freizeit. Das nimmt Stress, denn es schafft Übersichtlichkeit und das Erfolgserlebnis, etwas zu planen und dann auch umsetzen zu können.
Doch wo ein Gewinn, da ein Verlust: Ich habe den Eindruck, ich bin anderen gegenüber heute weniger tolerant, weil ich von ihnen dieselbe Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit erwarte, die ich mir selbst angeeignet habe.
Hast du immer unterrichtet? Wenn nicht, was hast du vorher gemacht?
Während des Studiums habe ich verschiedene Studentenjobs gehabt. Zum
Beispiel habe ich in einem Zeitungsverlag gearbeitet und als Mitarbeiter
der DB Fahrgäste gezählt. Im Stadion, in der Alm, habe ich gekellnert.
Ansonsten habe ich immer unterrichtet. Das gefällt mir am besten. Nach
einem DaF-Praktikum während des Studiums war mir das völlig klar. Beim
BildungsCentrum in Herford habe ich fünf Jahre lang Deutschunterricht
gegeben, und seit 2008 unterrichte ich an der Uni Bielefeld Arabisch.
Seit einem Jahr nun auch Arabisch als Herkunftssprache an öffentlichen
Schulen, sowohl an Grundschulen als auch an weiterführenden.
Kannst du uns eine Anekdote aus deiner Arbeit am FSZ erzählen? Es kann etwas Lustiges oder leicht Peinliches sein, das jedem passieren kann.
Da fällt mir spontan eine Begriffsstutzigkeit von mir ein. Ich fragte eine Studentin in einem Anfängerkurs, wo sie denn arbeite. Da sagt sie mir auf Arabisch: 3inda (Bei) ha (der Buchstabe H) wa (und) mim (Buchstabe für M).
Ich verstand nicht. Bei den Buchstaben ha und mim, was sollte das sein? Klar kennst du das, antwortete sie auf mein Nachfragen, während der ganze Klassenraum schon grinste. Und schrieb es mir auf.
Da sehe ich: H & M.
Ich bin wirklich nicht von allein drauf
gekommen.
Es war so einfach und logisch. Und ich hab’s nicht kapiert!
Porträt - Gloria Landwehr Montenegro
Gloria Landwehr Montenegro
von Myriam Goupille
Woher kommst du genau?
Ich bin in Sogamoso in der Region Boyacá in Kolumbien geboren und aufgewachsen.
Wie und wann kamst du nach Bielefeld?
Der Cousin meines Mannes ist mit einer Kolumbianerin verheiratet und
dadurch ist mein heutiger Mann im Jahre 2000 auf die Idee gekommen, in
Kolumbien Urlaub zu machen. Dabei haben wir uns kennengelernt und so bin
ich nach Deutschland in die Nähe von Bielefeld (Bünde/Westf.) gekommen,
weil mein Mann und seine Familie dort lebt.
Gibt es etwas aus deinem Land, was du hier vermisst? Und etwas, was du hier in Deutschland schön findest?
Es wäre schön,wenn ich meine Familie öfter besuchen könnte. In den
Wintermonaten fehlt mir unser Klima,es könnte hier wärmer sein!
Hier mag ich gerne die unterschiedlichen Landschaften und mir gefällt, wie viele Möglichkeiten schon die Kinder haben, Sport in organisierten Vereinen zu treiben. Mir gefällt der deutsche Fußball sehr gut, die Ordnung und Organisation im Spiel und der unbedingte Wille zu bestehen. Ich höre gerne deutsche Volksmusik und Schlager.
Hast du immer unterrichtet? Wenn nicht, was hast du vorher gemacht?
Ich habe mit 21 Jahren meine erste Stelle als Lehrerin angetreten.
Später habe ich in einem Programm an der Fakultät für Kriminalistik und
Forschung gearbeitet.
Ich bin im März 2011 an der Uni Bielefeld als Lehrbeauftragte für meine Muttersprache spanisch angefangen.
Kannst du uns eine Anekdote aus deiner Arbeit am FSZ erzählen? Es
kann etwas Lustiges oder leicht Peinliches sein, das jedem passieren
kann.
Eines Tages wollte ich vor dem Unterricht etwas an die Tafel schreiben,
doch leider bin ich nicht die größte und in diesem Raum war die Tafel
fest, man konnte sie nicht niedriger machen und so zog ich meine Schuhe
aus und stellte mich auf einen Stuhl.
Beim Schreiben vergaß ich ganz die Zeit. Plötzlich stand ein Student (eher eine große Ausgabe) hinter mir und sah, dass ich auf dem Stuhl vor der Tafel stand. Er musste lachen und fragte mich dann ganz nett, "yo quiero ayudar", also, ob er mir beim Anschreiben ganz oben an der Tafel helfen könnte.
Nun gut, der Zufall wollte es, dass dieser Student eigentlich sonst eher im Unterricht schüchtern war. Aber von diesem Tage an war das vorbei und er beteiligte sich viel mehr im mündlichen Unterricht.
Porträt - Sylvie Hoffman
Sylvie Hoffman
von Myriam Goupille
Woher kommst du genau?
Ich komme aus Brest. Es liegt in der Bretagne, im Westen Frankreichs.
Wie und wann kamst du nach Bielefeld?
Mein Mann hat eine Stelle in der Uni bekommen und ich bin mitgekommen. Es war im August 2011.
Gibt es etwas aus deinem Land, was du hier vermisst? Und etwas, was du hier in Deutschland schön findest?
Ich vermisse meine Familie, das Essen, vor allem die Meeresfrüchte.
Das ist sehr typisch für die Bretagne. Ich vermisse das Wetter nicht, da
es hier ungefähr das Gleiche ist! Die Crêpes auch nicht, da ich sie
selbst machen kann.
Ich liebe die Natur hier. Hier kann ich sofort raus in den Wald. Ich habe vorher in England gelebt und ich habe das Gefühl, dass hier alles sauber ist. Es ist auch alles weniger teuer. Meine Leidenschaft ist Tango Tanzen und darin ist Deutschland sehr gut. Außerdem ist Bielefeld sehr zentral und ich kann schnell nach Hannover, Köln oder Osnabrück, um dort zu tanzen. Die Deutschen sind übrigens sehr gute Tanzer!
Hast du immer unterrichtet? Wenn nicht, was hast du vorher gemacht?
Ich habe einen Master in Lebensmittelwirtschaft und Marketing und
habe nach dem Studium als Produktkoordinatorin für ein
Lebensmittelunternehmen in England gearbeitet. Ich wollte aber immer
unterrichten und habe deshalb eine Lehrerausbildung gemacht. Ich habe
dann mehrere Jahre Französisch und Spanisch in verschiedenen Gymnasien
in England unterrichtet.
Kannst du uns eine Anekdote aus deiner Arbeit am FSZ erzählen? Es
kann etwas Lustiges oder leicht Peinliches sein, das jedem passieren
kann.
Meine Französischkollegen und ich haben einen Art „talent show“
organisiert, in dem sich alle vor den Schülern blamieren durften… Ich
habe mich verkleidet mit einem sexy Kleid und einer Perücke und „Can‘t
speak french“ von den Girls Aloud gesungen. Ich kann leider nicht
singen, also hatte ich Angst, mich lächerlich zu machen aber es hat
trotzdem Spaß gemacht! Wir haben aber leider den Wettbewerb verloren!
Porträt - Masayoshi Tsuchiya
Masayoshi Tsuchiya
Von Miriam Goupille
Lieber Masayoshi, woher kommst du genau?
Ich komme aus Tokio. Geboren bin ich auch da, aber ich habe für drei Jahre schon einmal in Deutschland gelebt. In der Nähe von Frankfurt, in Bad Homburg. Vom neunten bis elften Lebensjahr. Weil mein Vater aus Japan nach Deutschland versetzt worden ist. Deshalb wollte ich wieder zurückkommen.
Wie und wann kamst du nach Bielefeld?
Wegen meines Studiums bin ich aus Tokio nach Bielefeld gekommen und wohne seit September 2003 wieder in Deutschland.
Die Universität Bielefeld bot das an, was für mein Linguistik-Studium wichtig war. Außerdem gefiel mir die Nähe zu Düsseldorf, wo viele Japaner leben. Heute fahre ich allerdings nur selten nach Düsseldorf, weil ich mich in Bielefeld wohl fühle und gar nicht weg will. In Bielefeld lebe ich ganz zentral. Ich genieße die Ruhe der Stadt, die ich in Tokio nicht bekommen kann.
Gibt es etwas aus Japan, was du hier vermisst? Und etwas, was du hier in Deutschland schön findest?
Was ich immer wieder von Deutschland vermisse, wenn ich in Japan bin, sind die Brötchen. In Japan kostet ein Brötchen – wenn man überhaupt eins findet – einen Euro. Und ich genieße meine Wochenenden mit einem richtigen Brötchen-Frühstück. Und überhaupt: die deutsche Brotkultur!
Was ich dagegen aus Japan vermisse: Meine Familie, meine Verwandten, meine Freunde. Aber natürlich habe ich auch in Bielefeld Freunde gefunden, die immer hilfsbereit sind. Japan vermisse ich also nicht immerzu. Und hier gibt es genug zu tun für mich. So nette Veranstaltungen wie der Weihnachtsmarkt im Moment. Oder das Oktoberfest, das ich in Bad Salzuflen besucht habe. Natürlich in Lederhose!
Gut finde ich auch die Nacht-Verkehrsnetze. Man kann sich das wohl kaum vorstellen, dass es das im riesigen Tokio nicht gibt. Ist aber so. Die Verkehrsmittel in Bielefeld finde ich wirklich ausgezeichnet.
Hast du immer unterrichtet? Wenn nicht, was hast du vorher gemacht?
Ich habe studiert. Bin auch in Italien gewesen während meines Bachelors. 6 Monate in Turin. Da habe ich Italienern Deutsch beigebracht, was alle gewundert hat. In Japan habe ich ein Jurastudium absolviert, bin also ein japanischer Jurist. Erst danach bin ich Linguist geworden mit dem Ziel der Sprachdidaktik. Jura hat mir gefallen. Aber als Beruf wollte ich nicht weiter in die Richtung gehen.
Die deutschen Kindheitserinnerungen haben mich stark beeindruckt: Fastnacht, Laternenzüge, die Sprache. Das alles hat mich so geprägt, dass die Ausrichtung auf Deutsch als Fremdsprache, das Fach, das ich im Bachelorstudium als Nebenfach abgeschlossen habe, und die Linguistik meine berufliche Zukunft bestimmen sollen. Das Erlernen von Fremdsprachen und der Sprach- und Dialektvergleich: das ist spannend für mich. Auch das, was man fühlt beim Wechsel von einer Sprache in die andere interessiert mich sehr. Die Macht, die die Sprache über den Menschen besitzt. Deshalb schreibe ich meine Masterarbeit auch über den Sprachkonflikt in Südtirol. Da ich in keine Schublade passe, niemand mich für eher deutsch oder eher italienisch hält, wird die Feldforschung dort besonders interessant.
Kannst du uns eine Anekdote aus deiner Arbeit am FSZ erzählen? Es kann etwas Lustiges oder leicht Peinliches sein, das jedem passieren kann.
Ich spreche nicht Deutsch als Muttersprache. Da passiert manchmal was Ungewöhnliches. So habe ich einmal in einer landeskundlichen Lektionseinheit furchtbar mit fruchtbar verwechselt. Ich sprach über die vielen Leute in der U-Bahn. Wie viele sich da auf einmal bewegen in der Rush Hour. Und dass das eben fruchtbar sei. Da war es auf einmal ganz still in der Klasse – und ich wusste gar nicht, warum. Bis ein Student sich meldete und mich darauf aufmerksam machte: Du wolltest vielleicht nicht fruchtbar sagen, sondern furchtbar.
Man sieht: Sprachenlernen macht Spaß! Deshalb sollte jeder die Chance nutzen, eine Sprache zu lernen!
Porträt - Simone Pimentel Lechthoff
Von Myriam Goupille
Liebe Simone, woher kommst du genau?
Ich komme aus Brasilien, aus São Paulo. Ich habe dort bis 1989 gelebt.
Ich habe meinen Mann in Brasilien kennengelernt. Wir haben dort geheiratet. Er hat ein Jahr gewartet, bis ich mein Studium abgeschlossen habe und dann sind wir nach Berlin gezogen.
Dort habe ich meine erste Tochter bekommen. Wir waren auf einem Rolling Stones Konzert, als ich die ersten Wehe bekam. Meine Tochter kam dann in die Zeitung als das „Rolling Stones Baby“.
Wie und wann kamst du nach Bielefeld?
Wir sind erst später nach Bielefeld gekommen. Denn drei Jahre nach
der Geburt meiner Tochter sind wir nach São Paulo zurück gekehrt und
zehn Jahre geblieben. Dort ist meine zweite Tochter zur Welt gekommen.
Ich dachte damals, dass es sicherer wäre, die Kinder in Deutschland groß
zu ziehen. Deshalb sind wir nach Steinhagen gezogen, in der Nähe von
Bielefeld, wo mein Mann herkommt.
Ich lebe dort seit 2002.
Gibt es etwas aus Brasilien, was du hier vermisst? Und etwas, was du hier in Deutschland schön findest?
Ich vermisse das Wetter, die Familie, die Freunde und am meisten die Strände, wo ich jedes Wochenende zum Abschalten war.
Was mir hier besonders gefällt, ist die Ruhe, das heißt, dass es keine Gewalt gibt. Und auch die Gelegenheit haben, Musik zu machen.
Hast du immer unterrichtet? Wenn nicht, was hast du vorher gemacht?
In Brasilien habe ich Sozialwissenschaften studiert und davor eine
Ausbildung als OP Schwester gemacht. Den Beruf habe ich auch ausgeübt.
in Berlin habe ich Straßenmusik gemacht.
Als ich in São Paulo zurückgekommen bin, habe ich als bilinguale Sekretärin bei der deutschen Handelskammer und als Exportassistentin in einer deutschen Firma sowie als Sekretärin bei einem Segelvermittlungsbüro gearbeitet. Ich bin auch Veranstaltungsassistentin gewesen.
Ich unterrichte an der Universität Portugiesisch seit 2003. Und seit 2008 unterrichte ich Step Aerobic und auch Spinning beim Hochschulsport.
Außerhalb der Universität engagiere ich mich als Sängerin und Musikerin in neun Bands, die sich mit verschiedenen Musikrichtungen aus Brasilien beschäftigen. Ich sang bereits im Bauch meiner Mutter!
Kannst du uns eine Anekdote über deine (ehemaligen) Studenten
des FSZ erzählen? Es kann etwas Lustiges oder leicht Peinliches sein,
das jedem von uns passieren kann.
Ein Freund von mir, der Capoeira macht, hatte seinen Besuch bei mir
angekündigt. Ich habe mir überlegt, dass er in meinen Kurs kommen
könnte, um über diesen Sport zu erzählen. Und so haben meine Studenten
zuerst Fragen vorbereitet, um Interviews auf Portugiesisch (natürlich!)
mit ihm führen zu können. Wir warteten schon auf ihn und ich fragte mich
schon, was wir machen würden, wenn er nicht auftauchen würde. Er kam
aber endlich und alles lief so gut und die Stimmung war so schön, dass
er spontan eine Capoeira Vorführung machte. Meine Studenten waren
begeistert! Manchmal passieren wunderschöne Sachen in einem Kurs, die
man vorher nicht geplant hätte!
Simone singt bei den folgenden Konzerten:
am Freitag, 29.06. in Herzebrock im Cafe Nilza um 20:30 Uhr
am 15.09. in der Weltnachtfestival in Bielefeld
am 21. und 22.09. im botanischen Garten der Stadt Gütersloh
Porträt - Robert Thomas
von Myriam Goupille
Lieber Robert, woher kommst du genau?
Ich wurde in
Pennsylvania in den USA geboren (im Dorf Manheim, in der Mitte von
"Pennsylvania Dutch Country", wo auch viele Amish Leute wohnen). Ich
habe 30 Jahre in Boston gewohnt (und als Darsteller und Schriftsteller
gearbeitet).
Ich bin seit vier Jahren in Deutschland.
Wie kamst du nach Bielefeld?
Meine Frau wohnt in Gütersloh. Wir haben uns in Nürnberg kennengelernt,
wo ich jedes Januar von 2001 bis 2007 Shows als Stepptänzer gemacht
hatte.
Gibt es etwas aus deinem Land, was du hier vermisst? Und etwas, was du hier in Deutschland schön findest?
Ich
vermisse: die amerikanische Pfannkuchen (Pancakes), Costco Warehouse,
New England Fall (wenn die Blätter rot werden). Außerdem fällt es mir
schwer, alles zu verstehen, was gesagt wird und alles, was ich sagen
möchte, auszudrücken.
Was mir an Deutschland gefällt: die Höflichkeit; die Gesellschaft; Fahrradfahren und die vielen schönen Fahrradwege. Weihnachten; die Spargelzeit / Erdbeerzeit / Johannisbeerzeit; Grillen und Familiengrillpartys
Hast du immer unterrichtet? Wenn nicht, was hast du vorher gemacht?
In
Amerika wae ich beruflich meistens Darsteller, aber ich habe auch viele
Jahre Tanz und Tanzgeschichte an der Universität unterrichtet. Ich habe
auch Workshops mit den Jugendlichen gemacht, in den sie verschiedene
Fächer durch Bewegung und Tanz lernen sollten. Mir hat Unterrichten
immer viel Spaß gemacht.
Kannst du uns eine Anekdote über deine (ehemaligen) Studenten
erzählen? Es kann etwas Lustiges oder leicht Peinliches sein, das jedem
von uns passieren kann.
Als ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich zunächst zwei Wochen
lang einen täglichen Englischkurs für ein Unternehmen durchgeführt Dass
die Deutschen ohne Wörter ganz deutlich sprechen konnten, hatte ich noch
nicht erfahren. Jeden Tag haben wir eine Übung gemacht, die, so schien
es mir, die Studenten ein bisschen schwierig gefunden haben.
Und jeden Tag, als die Übung zu Ende war, habe ich gefragt: "So, how was that? Was that useful?" Und jeden Tag haben die Studenten ganz kurz geantwortet: "Hm", was ich für eine Zustimmung gehalten habe.
Am vierten Tag, als ich wieder gefragt habe, hat eine Frau ihren Kopf mit knallrote Wangen geschüttelt und gesagt: "We, we, we really d-d-d-don't like this exercise! We f-f-find it awful!
An diesem Abend habe ich meiner Frau erzählt, was vorher passiert ist. Und sie hat mir erklärt, dass in der deutschen Stummsprache ein ganz kurzes "Hm" bedeutet: "Nein, nein, nein, ganz bestimmt nicht, wir mögen das gar nichts!"
Porträt - Giuseppe Lorentini
Giuseppe Lorentini
Von Myriam Goupille
Lieber Giuseppe, woher kommst du genau?
Ich komme aus den Abruzzen, einer der grünsten Regionen nicht nur
Italiens, sondern auch Europas. Mein kleines Dorf, Casoli, liegt im
Herzen des Majella Gebirges, das zu einem Drittel aus einem Nationalpark
besteht.
Wie und wann kamst du nach Bielefeld?
Seit drei Jahren wohne ich in Bielefeld und Bielefeld ist die erste
deutsche Stadt, die ich kennen gelernt habe. Damals war dies mein erster
Kontakt mit dem „Deutsche Vita“.
Warum bin ich nach Deutschland gekommen? Wegen Amore, natürlich. Amore
für die Universität Bielefeld und für eine neue Erfahrung mit dieser so
interessanten und zugleich für mich seltsamen Kultur; aber wenig Amore
für die Sprache, die ich noch nicht gelernt hatte zu deren Schönheit und
Bilderreichtum aber der Poet in mir inzwischen einen Zugang gefunden
hat, also auch hier Amore.
Gibt es etwas aus Italien, was du hier vermisst? Und etwas, was du hier in Deutschland schön findest?
Ja, ich vermisse die italienische Atmosphäre beim Essen und die
wunderschöne Aussicht auf mein Majella Gebirge, das Vertrautheit für
mich bedeutet. Natürlich fehlen mir auch die Adria, die Sonne, meine
Familie und meine Freunde.
Hier in Deutschland habe ich meine Heimat gefunden im Herzen einer deutschen Frau, die seit eineinhalb Jahren meine große Liebe ist. Durch sie habe ich nicht nur Ostwestfalen sondern auch andere schöne Ecken Deutschlands kennen und lieben gelernt, vor allem Berlin. Ich würde sagen: „Ich bin glücklich“.
Hast du immer unterrichtet? Wenn nicht, was hast du vorher gemacht?
In Italien habe ich Kulturanthropologie und Archäologie studiert.
Während des Studiums habe ich mit meinem Professor zusammen gearbeitet
und habe von ihm viel gelernt und meine ersten Kontakte mit „der Welt
der Didaktik und der Forschung“ geknüpft. Ich habe auch viele Nebenjobs
gehabt, zum Beispiel war ich Promoter, Art Director eines Verlags,
Kameramann und auch Olivenpflücker! Das ist genau unser Dolce vita...
Mit Unterrichten hatte ich noch nichts zu tun. Mein Ziel war es, in Bielefeld weiter zu studieren (Geschichte und Soziologie). Nebenbei fing ich mein Aufbaustudium Italienisch als Fremdsprache an. Seit dem Wintersemester 2009 bin ich Lehrbeauftragter für Italienisch des Fachsprachenzentrums der Universität Bielefeld.
Kannst du uns eine Anekdote über deine (ehemaligen) Studenten
des FSZ erzählen? Es kann etwas Lustiges oder leicht Peinliches sein,
das jedem von uns passieren kann.
Ich habe immer viel Spaß und Motivation im Unterricht. Jeder weiß, dass
es zwischen Italien und Deutschland Liebe und Hass gibt. Und das birgt
immer Überraschungen!
Im Anfängerkurs, während des Zahlenlernens, sollten die Studentinnen
sich gegenseitig nach Telefonnummern fragen. Eine Studentin weigerte
sich zu antworten und sagte:
„Scusi, das ist aber eine private Frage!“. Das konnte ich mir nicht
vorstellen, weil die Übung darin bestand, die Zahlen zu lernen mithilfe
der Fantasie, also ausgedachten Nummern. Das war ein sehr lustiges
Erlebnis für alle und so haben wir auch ein Beispiel für die kulturellen
Unterschiede gesehen! Viele andere Anekdoten hätte ich zu erzählen,
aber dafür könnten wir uns noch einmal treffen!
Porträt - Elin Behrens
Von Myriam Goupille
Nach einer kurzen Pause stellen wir ab jetzt zwei Mal im Monat eine/n Lehrbeauftragte/r des Fachsprachenzentrums vor. Heute ist Elin Behrens, Dozentin für Schwedisch, an der Reihe:
Liebe Elin, woher kommst du genau?
Ich komme aus Schweden. Aufgewachsen bin ich in Södertälje, das liegt etwa 33 km Südwest von Stockholm
Wie und wann kamst du nach Bielefeld?
Seit 15 Jahren wohne ich in Deutschland. Gewohnt habe ich die ganze Zeit
in Delbrück. Das liegt zwischen Paderborn und Gütersloh. Vor 3 Jahren
habe ich angefangen an der Universität Paderborn, Schwedisch zu
unterrichten. Dann kam die Ruhr-Universität in Bochum dazu und seit
einem Jahr unterrichte ich auch an der Universität in Bielefeld.
Ursprünglich bin ich nach Deutschland gekommen, um ein Jahr als Au Pair
zu arbeiten. Aus dem einen Jahr sind dann letztendlich 15 Jahren
geworden. Ich habe meinen Mann kennengelernt und so kam es, dass ich in
Deutschland geblieben bin.
Gibt es etwas aus Schweden, was du hier vermisst? Und etwas, was du hier in Deutschland schön findest?
Ich vermisse die Natur in Schweden. In Schweden kann man sich sehr frei
in der Natur bewegen. Die Schweden gehen oft in den Wald um Pilze und
Beeren zu sammeln. Im Sommer fahren viele an einem See oder ans Meer um
zu baden. Das schöne in Schweden ist, dass es so wenig Menschen gibt und
es ist deswegen nicht ungewöhnlich, dass man am Badesee alleine ist.
Das vermisse ich hier.
In Deutschland mag ich auch die Natur. Ich mag das raue Klima an der Nordsee und ich liebe es in den Alpen zu wandern. Ansonsten mag ich, dass die Deutschen sehr ordentlich und serviceorientiert sind.
Hast du immer unterrichtet? Wenn nicht, was hast du vorher gemacht?
Ich habe nicht immer unterrichtet, ich habe Wirtschaftswissenschaften studiert und erst später Pädagogik. Bisher habe ich unterschiedliche Jobs gemacht. Wichtig für mich ist, dass ich Spaß bei der Arbeit habe. Schwedisch an der Uni zu unterrichten ist für mich super. Die Studenten sind motiviert und sehr an Schweden interessiert. Das macht sehr viel Spaß!
Kannst du uns eine Anekdote über deine (ehemaligen) Studenten
des FSZ erzählen? Es kann etwas Lustiges oder leicht Peinliches sein,
das jedem von uns passieren kann.
Sehr viel Spaß hatten wir im Schwedisch Anfängerkurs im Sommer letzten
Jahres. Ich habe ein Laptop mitgebracht, um den Studenten das
schwedische Lied "Små grodorna" (kleine Frösche) vorzuspielen. Zu diesem
Lied singt und tanzt man in Schweden am "Midsommar". Damit es richtig
authentisch wird, haben wir auch die Tische beiseite geräumt und in der
Mitte des Raumes um eine imaginäre Midsommerstange getanzt und gesungen.
Wer da die Tür aufgemacht hätte, hätte sich sicherlich gefreut...
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