Fachsprachenzentrum BLOG
Anti-Mafia - 15.05., 19 Uhr
Mafia und Anti-Mafia
mit Laura Garavini und Vito Gironda
Ein Interview der Spitzenklasse
Die Deutsch-Italienische Gesellschaft Bielefeld lädt ein.
Wann? - Mittwoch, 15. Mai 2024, 19 Uhr
Wo? - Ravensberger Spinnerei VHS Bielefeld, Murnausaal
Laura Garavini (*1966 in Vignola) ist eine deutsch-italienische Politikerin.
Nach den Mafiamorden in Duisburg durch mutmaßliche Mitglieder der kalabrischen Mafia-Organisation ’Ndrangheta im August 2007 gründete Garavini mit prominenten italienischen Gastronomen in Berlin die Initiative „Mafia? Nein danke!“. Durch „Mafia? Nein danke!“ kam es im Dezember 2007 zur größten Rebellion gegen Mafia-Schutzgelderpressungen außerhalb Italiens. 2008 startete sie ihre politische Karriere als Abgeordnete des Partito Democratico im italienischen Parlament.
Das Thema Mafia/Anti-Mafia markiert das politische Leben Laura Garavinis. 2014 wurde sie im italienischen Parlament zur Vorsitzenden der „Kommission zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität auf europäischer und internationaler Ebene“ ernannt.
Laura Garavini wurde 2015 mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Zugeschaltet aus Rom wird Laura Garavini uns über ihre Erfahrungen, Erkenntnisse und Ansichten Rede und Antwort stehen.
Vito Gironda ist Professor für Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Universität Bielefeld und Träger des Verdienstordens der Italienischen Republik (Cavaliere). Er führt das Interview mit Laura Garavini.
THE (RE)CONSTRUCTION ISSUE - Live Reading - April 25th, 6 pm
Live Reading
THE (RE)CONSTRUCTION ISSUE
The new Inkdrop Journal
25.04.24, 6 pm
FSZ Lounge (C01-244)
Join us!
War Shakespeare ein Italiener? - Do., 18 Uhr UHG C01-244
War Shakespeare ein Italiener?
Woher Shakespeares Italienkenntnisse kommen
Bildvortrag von Dr. Sabine Göttel
William Shakespeare (1564-1616) – Dichter, Schauspieler und Theaterunter-nehmer in Personalunion – gilt als „Erfinder des Menschlichen“.
In der Tat: Kein Autor hat das Menschenbild der Neuzeit stärker geprägt als er. Und indem er die Rätselhaftigkeit des Menschen beschwor, bleibt auch er selbst ein Rätsel. Denn neben der Frage: War Shakespeare wirklich Shakespeare? treibt seine Anhänger etwas anderes um: Viele seiner Stücke spielen in Italien, obwohl der Elisabethaner das Land niemals belegbar bereist hat. Sind Shakepeares frappierende Italienkenntisse, die er in „Romeo und Julia“, „Der Kaufmann von Venedig“ und in vielen anderen Stücken durch präzise Ortsangaben beweist, der eigenen Anschauung oder reiner Imagination zu verdanken? War er selbst in Italien, oder kannte er das Land nur aus der damals boomenden Reiseliteratur? Oder aus Gesprächen in Londoner Tavernen? Und welche Rolle spielen diese Fragen für das Verständnis der einzelnen Stücke und des Shakespearschen Kosmos‘ allgemein? Auf ihrer Reise durch Shakespeares Italien nimmt Sabine Göttel mit in eine immer wieder neu zu entdeckende literarische Welt.
Sabine Göttel wird seit einigen Jahren als herausragende Dichterin
wahrgenommen: Neben vielen regionalen Preisen erhielt sie 2022 mit dem
Kurt Sigel-Lyrik-Preis eine der renommiertesten Auszeichnungen im
deutschsprachigen Raum. 2024 folgt ... (pssst! Dieses Geheimnis wird
nicht gelüftet. Spüren Sie es selbst auf!) Die herausragende Dichterin
ist eine ebenfalls herausragende Literaturwissenschaftlerin,
die auch interessierte Laien mitnimmt auf literarische
Entdeckungsreisen.
Wann? - 18.04.2024, 18 Uhr
Wo? - Language Lounge des Fachsprachenzentrums der Universität Bielefeld, UHG C01-244
Eintritt - frei für alle, die interessiert sind
Eine Veranstaltung des FSZ und des Zentrums für Ästhetik der Universität Bielefeld
Bildnachweis: Bert Strebe
Palermo - 10.04.2024 - 19 Uhr RaSpi
Dr. Marina Detzel (Stuttgart)
Palermo 2024: Die sizilianische Metropole zwischen Vergangenheit und Gegenwart
Sizilien, die größte Insel im Mittelmeer, hat eine besondere Geschichte, die mit ihrer strategischen Position zusammenhängt. Bereits in der Antike haben viele Völker dieses Land erobert und somit seine Kultur, seine Mentalität, die Küche und die Sprache zutiefst beeinflusst. Ein Schmelztiegel der Kulturen…
Siziliens Hauptstadt Palermo wurde im 8. Jahrhundert v. Chr. von den Phöniziern als Handelsstützpunkt gegründet. Sie zeigt heute noch die Spuren dieser einzigartigen Vergangenheit und kann heute als eine der originellsten Städte Italiens betrachtet werden.
Während des Vortrags unternehmen wir eine Reise durch die Geschichte Siziliens und Palermos, entdecken einige wenig bekannten Facetten der Metropole, sprechen über die wichtigsten Kunstschätze, die man dort bewundern kann. Auch die Lebensart und gewisse Traditionen der Einwohner Palermos werden nicht zu kurz kommen.
10.04.2024, VHS Bielefeld, Ravensberger Park, Murnausaal, 19:00 Uhr, Eintritt: 5 Euro, DIG-Mitglieder: kostenlos
Bildquelle: Wikipedia
Le français en scène
Die Studierenden der Lehrveranstaltung "Le français en scène" von Fabrice Jucquois stellen sich vor mit:
"Begegnung. Permis de construire sur la lune."
Improvisation und Theater auf Französisch.
Wann? - Freitag, 19.01.2024, 18:30 Uhr
Wo? - FSZ Language Loungge C01- 244
Alle sind willkommen! Der Eintritt ist frei.
Pietro Scanzano über Weltbilder - RaSpi, Mi, 19 Uhr
»In der Mitte aber hat die Sonne ihren Sitz«
Galilei, Kepler und die Frage nach dem Weltbild
Dr. Pietro Scanzano, Hörfunkjournalist und Physiker
Schauplatz: das vereinigte Europa. Vor der Kulisse einer Pandemie ein genialer Physiker und Universalgelehrter und eine grandiose Entdeckung. Über die Bühne wabert der Nebel des Mainstreams: religiöse Eiferer, die vor keiner Gräueltat zurückschrecken, um ihre Deutungshoheit und damit ihre Macht zu bewahren. Drohen, Einschüchtern, Diffamieren. Politische Verfolgung, Opportunismus, Lüge und Intrige und heraufziehender Krieg. - Befinden wir uns mitten in einer Dystopie oder in einem James Bond? Oder in der Gegenwart?
Galileo Galilei und Johannes Kepler sind zwei Schlüsselfiguren der Moderne, die das Fundament der neuzeitlichen Naturwissenschaft legten. Getrennt durch Klima und Charakter lernten sie einander nie persönlich kennen und pflegten nur einen spärlichen Briefwechsel. Dabei konvergierten ihre Bestrebungen in die Herausbildung einer neuen Physik und einer neuen Astronomie: ein Forschungsprogramm, das eng mit heiklen politischen und religiösen Fragen verflochten war.
Der Physiker und Hörfunkjournalist Pietro Scanzano besitzt die Begabung, sein Publikum in Bann zu ziehen und durch einen geschickten Einsatz verschiedener Medien mit seiner Begeisterung für komplexe Themen auch naturwissenschaftliche Laien anzustecken.
Eine Veranstaltung der Deutsch-Italienischen Gesellschaft Bielefeld zur Weltbild-Erhellung
Wann? - Am Mittwoch, 06. 12.2023, 19 Uhr
Wo? - Ravensberger Spinnerei, VHS Bielefeld. Murnausaal
Cinema! Italia! 16., 17.,19.November
Auch dieses Jahr in Kooperation zwischen der Deutsch-Italienischen Gesellschaft Bielefeld e.V. und der Kamera, Feilenstraße, Bielefeld:
CINEMA! ITALIA!
Do. 16.11.2023, 19.00 Uhr
Margini / Am Rand (2022)
Regie: Niccolò Falsetti, Italien 2022, 91 Min.
Die
drei Freunde Edoardo, Iacopo und Michele leben in Grosseto, einem
verschlafenen Provinzstädtchen in der Toskana. Michele hat eine Frau und
eine Tochter, Edoardo einen despotischen Patenonkel und Jacopo träumt
von einer besseren Zukunft. Gemeinsam spielen sie in einer Punkband,
sind jedoch arbeitslos und immer kurz vor der Pleite. Mit Auftritten bei
Provinzfestivals und Dorffesten machen sie mühsam ein paar Euro.
Endlich die große Chance: sie dürfen in Bologna als Vorgruppe bei einem
Konzert der berühmten US-Band Defense spielen. Als das Konzert plötzlich
abgesagt wird, gibt das Trio nicht auf. Wenn sie nicht in Bologna mit
Defense auftreten können, dann muss Defense eben nach Grosseto kommen…
Ein
sympathischer, oft auch sehr komischer Film über drei junge Musiker aus
der Provinz, über Freundschaft und über den unbeirrbaren Wunsch, einmal
groß herauszukommen. Nicolo Falsettis Debutfilm beruht auf
authentischen Erfahrungen und wurde beim Filmfestival von Venedig
uraufgeführt.
Fr. 17.11.2023, 19.00 Uhr
Il bambino nascosto / Das versteckte Kind (2021)
Regie: Roberto Andò, Italien 2021, 110 Min.
Musikprofessor
Gabriele Santoro lebt zurückgezogen in einem Arbeiterviertel von
Neapel. Eines Morgens schleicht sich heimlich ein zehnjähriges Kind in
seine Wohnung. Der Junge heißt Ciro und ist der Sohn der Nachbarn von
oben. Doch er will auf keinen Fall zu seiner Familie zurück. Gabriele
beschließt instinktiv, den Jungen in seiner Wohnung versteckt zu halten.
Denn es stellt sich heraus, dass Giros Vater zur Camorra gehört und
Giro selber von den Gangstern in ganz Neapel gesucht wird, weil der
Junge in einen schweren Unfall mit der Mutter eines mächtigen
Camorra-Bosses verwickelt ist. Die Situation spitzt sich immer mehr zu…
So.19.11.2023, 15.00 Uhr
Grazie ragazzi / Alles nur Theater? (2023)
Regie: Riccardo Milani, Italien 2023, 117 Min.
Antonio
ist mit Leib und Seele Theaterschauspieler, leider oft arbeitslos.
Eines Tages bietet ihm ein Freund einen Job an. Er soll einen
Theaterworkshop im Gefängnis von Velletri leiten. Antonio akzeptiert,
doch nur fünf Häftlinge kommen zum Workshop. So beschließt er, das Stück
zu proben, mit dem er Jahre zuvor debütiert hatte, Samuel Becketts
„Warten auf Godot“. Nach anfänglichen Spannungen und Misstrauen gelingt
es Antonio langsam, die Häftlinge zu begeistern. Doch die strenge
Gefängnisdirektorin bleibt misstrauisch…
Grazie ragazzi beruht auf
einer wahren Geschichte aus einem schwedischen Gefängnis, die schon
mehrere Filme inspiriert hat. Riccardo Milanis Version ist eine
mitreißende, sehr italienische und hervorragend gespielte Komödie, die
auch Themen wie die Realität des Strafvollzugs, Identitätssuche und last
not least die Magie des Theaterspielens in den Blick nimmt.
Alle Filme auf Italienisch mit deutschen Untertiteln
Mitglieder der Deutsch-Italienischen Gesellschaft Bielefeld erhalten einen Rabatt.
Die Formulare zur Vereinsmitgliedschaft sind an der Kinokasse erhältlich. Sie
können dort unterzeichnet werden und werden sofort wirksam.
Wie die Spaghetti nach Deutschland kamen - VHS - 08.11. - 19 Uhr
Dieter Richter (Bremen) führt in die Welt der Küche und geht der Frage nach, wie die Spaghetti nach Deutschland fanden.
Con gusto . Die kulinarische Geschichte der Italiensehnsucht
"Wer zu Goethes Zeiten nach Italien reiste, suchte Augenlust, nicht Gaumenschmaus. Über Jahrhunderte hinweg galt die italienische Küche den Besuchern aus dem Norden als ungenießbar und gesundheitsschädlich: Maccaroni? Ekles Wurmgewinde! Pizza? Unverdauliches Fladenbrot! Und gar Meerspinnen oder Polypen? Pfui, wer kann so etwas essen wollen! Lang hat es gedauert, bis Neugier den fremden Geschmack zum vertrauten werden ließ."
19 Uhr in der VHS Bielefeld , Ravensberger Spinnerei, Murnau-Saal
Cinema! Italia! - 10.-19. November
Auch dieses Jahr in Kooperation zwischen der Deutsch-Italienischen Gesellschaft Bielefeld e.V. und der Kamera:
CINEMA! ITALIA!
Do. 16.11.2023, 19.00 Uhr
Margini / Am Rand (2022)
Regie: Niccolò Falsetti, Italien 2022, 91 Min.
Die drei Freunde Edoardo, Iacopo und Michele leben in Grosseto, einem verschlafenen Provinzstädtchen in der Toskana. Michele hat eine Frau und eine Tochter, Edoardo einen despotischen Patenonkel und Jacopo träumt von einer besseren Zukunft. Gemeinsam spielen sie in einer Punkband, sind jedoch arbeitslos und immer kurz vor der Pleite. Mit Auftritten bei Provinzfestivals und Dorffesten machen sie mühsam ein paar Euro. Endlich die große Chance: sie dürfen in Bologna als Vorgruppe bei einem Konzert der berühmten US-Band Defense spielen. Als das Konzert plötzlich abgesagt wird, gibt das Trio nicht auf. Wenn sie nicht in Bologna mit Defense auftreten können, dann muss Defense eben nach Grosseto kommen…
Ein sympathischer, oft auch sehr komischer Film über drei junge Musiker aus der Provinz, über Freundschaft und über den unbeirrbaren Wunsch, einmal groß herauszukommen. Nicolo Falsettis Debutfilm beruht auf authentischen Erfahrungen und wurde beim Filmfestival von Venedig uraufgeführt.
Fr. 17.11.2023, 19.00 Uhr
Il bambino nascosto / Das versteckte Kind (2021)
Regie: Roberto Andò, Italien 2021, 110 Min.
Musikprofessor Gabriele Santoro lebt zurückgezogen in einem Arbeiterviertel von Neapel. Eines Morgens schleicht sich heimlich ein zehnjähriges Kind in seine Wohnung. Der Junge heißt Ciro und ist der Sohn der Nachbarn von oben. Doch er will auf keinen Fall zu seiner Familie zurück. Gabriele beschließt instinktiv, den Jungen in seiner Wohnung versteckt zu halten. Denn es stellt sich heraus, dass Giros Vater zur Camorra gehört und Giro selber von den Gangstern in ganz Neapel gesucht wird, weil der Junge in einen schweren Unfall mit der Mutter eines mächtigen Camorra-Bosses verwickelt ist. Die Situation spitzt sich immer mehr zu…
So.19.11.2023, 15.00 Uhr
Grazie ragazzi / Alles nur Theater? (2023)
Regie: Riccardo Milani, Italien 2023, 117 Min.
Antonio ist mit Leib und Seele Theaterschauspieler, leider oft arbeitslos. Eines Tages bietet ihm ein Freund einen Job an. Er soll einen Theaterworkshop im Gefängnis von Velletri leiten. Antonio akzeptiert, doch nur fünf Häftlinge kommen zum Workshop. So beschließt er, das Stück zu proben, mit dem er Jahre zuvor debütiert hatte, Samuel Becketts „Warten auf Godot“. Nach anfänglichen Spannungen und Misstrauen gelingt es Antonio langsam, die Häftlinge zu begeistern. Doch die strenge Gefängnisdirektorin bleibt misstrauisch…
Grazie ragazzi beruht auf einer wahren Geschichte aus einem schwedischen Gefängnis, die schon mehrere Filme inspiriert hat. Riccardo Milanis Version ist eine mitreißende, sehr italienische und hervorragend gespielte Komödie, die auch Themen wie die Realität des Strafvollzugs, Identitätssuche und last not least die Magie des Theaterspielens in den Blick nimmt.
Alle Filme auf Italienisch mit deutschen Untertiteln
Mitglieder der Deutsch-Italienischen Gesellschaft Bielefeld erhalten einen Rabatt.
Die Formulare zur Vereinsmitgliedschaft sind an der Kinokasse erhältlich. Sie
können dort unterzeichnet werden und werden sofort wirksam.
Der Jahresbeitrag für Studierende beträgt 10 € , für andere Erwachsene 30 €.
Porträt Fabrice Jucquois, Französisch-Dozent
Interview mit Fabrice Jucquois, Französisch-Dozent
Nach einem Interview-Leitfaden von Miriam Goupille
Fabrice, woher kommst du genau?
Ich
komme aus Belgien. Aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Brüssel. Das
Dorf ist mittlerweile bekannt geworden, denn es gibt dort ein Schloss,
in dem einige Filme gedreht wurden. Früher war das ein Dorf mit Kühen
und Hühnern, und jetzt ist es eine schicke Location bei Brüssel
geworden.
Mich hat das Dorf sehr geprägt, denn es gab diesen Kontakt
mit der Natur. Nichts Theoretisches, sondern ein ganz unmittelbarer
Kontakt. Man fühlt dort die Natur. Das ist eine andere Erfahrung, als
man sie in einer Stadt machen kann.
Wir haben zwei grundsätzliche
Arten uns zu bewegen. Horizontal und vertikal. Daraus besteht der Tanz.
Horizontal, das schafft den Kontakt zur Erde. In der vertikalen
Verfassung erleben wir etwas anderes. Ich würde sagen, dass das der
Ausdruck einer Verbindung mit dem Theoretischen ist. Mich jedenfalls hat
der Kontakt mit der Natur des Dorfes sehr geprägt.
Wie und wann kamst du nach Bielefeld?
Mit dem Auto. (Lachen)
2015. Ich bin mittlerweile 18 Mal umgezogen. Aufgrund meiner Tätigkeit
als Künstler musste ich immer offen bleiben für die Linie, die die Kunst
ins Leben zeichnete. Diese Linie hat mich nach Bielefeld gebracht. Als
ich nach Bielefeld kam, öffnete sich ein neuer Weg für mich. Aber dazu
später.
Gibt es etwas aus Belgien, was du hier vermisst? Und etwas, was du hier in Deutschland besonders schön findest?
Das
sind zwei Fragen. Zu Nummer eins: Das erste, was ich vermisse, ist das
Essen. Wer würde nicht gute Pralinen vermissen, nur um ein Beispiel zu
nennen. Das zweite: Einfach in eine französischsprachige Bibliothek oder
Buchhandlung zu gehen und ein bisschen zu lesen und zu träumen, in
Büchern herumzustöbern, Zeit mit Literatur zu verbringen, die man
entdecken möchte. Mein Ausweg: Die Bibliothek hinter mir ist voll mit
Comics. (Wir sehen uns in Zoom). Das ist eine ganz spezifische
Literaturform meines Heimatlandes. Immer wieder greife ich in meine
Sammlung, und ich öffne die Bücher, als wären sie unbekannt.
Warum
nicht in die Uni-Bibliothek oder zu Thalia? Das ist keine
französischsprachige Bibliothek oder Buchhhandlung, was normal ist, und
ich kann mir nicht vorstellen, mich auf Deutsch in Autoren wie Rabelais,
Montaigne, Corneille, Voltaire, Balzac, Zola, Hugo oder Char oder
aktuellen französischsprachigen Autoren wie Khadra oder Maalouf
wiederzufinden. Sprache ist ein Lied, das uns in eine imaginäre Welt
entführen kann. Wenn ich den Vers von Racine in „Andromaque“, „Pour qui
sont ces serpents qui sifflent sur vos têtes“ auf Deutsch lese, ergäbe
sich „Für wen sind diese Schlangen, die über deinen Köpfen zischen.“ Die
Alliteration mit diesem beharrlichen „S“ auf Französisch ist weg. In
meinem täglichen Leben bin ich froh, das Zischen von Schlangen nicht zu
hören. In der Literatur höre oder lese ich es gern.
Was finde ich
in Deutschland besonders schön? Als Ausländer befinde ich mich in einer
Situation von Dankbarkeit. Ich weiß, dass ich meine künstlerische
Tätigkeit in meinem Heimatland nicht ausüben könnte. Die Theaterkultur
in Belgien ist eine andere. Die Kulturpolitik ist eine andere.
Hast du immer unterrichtet? Wenn nicht, was hast du vorher gemacht?
Ich bin davon überzeugt, dass man für das Unterrichten besondere Kenntnisse braucht. Ich könnte nicht Tanz oder Französisch unterrichten, wenn ich nicht diese tiefen Kenntnisse hätte. Die wichtigen Persönlichkeiten der Geschichte sind zum Beispiel in der Antike ausgezogen mit einem gebildeten Menschen an ihrer Seite. Alexander der Große hatte etwa Aristoteles als Ausbilder. Das ist die Vorstellung, die ich im Kopf habe. Zuerst muss jemand Kenntnisse integrieren, erst danach ist er reif dafür, Lehrer zu sein. Wieder möchte ich mich auf meine dörflichen Wurzeln beziehen. Zuerst kommt die Erde, die horizontale Bewegung. Dann folgt die Vertikale in die Theorie, um zurück auf die Erde zu wirken.
Ich habe 25 Jahre lang als Tänzer und Choreograph an vielen Theatern insbesondere in Deutschland und Österreich gearbeitet. Und nur, weil ich diese Erfahrung besitze, denke ich, dass ich etwas weitergeben kann. Natürlich darf man nicht zu lang warten, denn irgendwann kann man sich nicht mehr so gut bewegen.
Auf das Französische hat mich ein ganz anderer Weg vorbereitet. Wir sind von der Kultur unseres eigenen Landes durchdrungen. In Belgien lernen wir in der Schule, dass die belgische Revolution in einem Theater begann, wir rezitieren die Verse von du Bellay, Ronsard oder Baudelaire auswendig. Wir wissen, dass Verlaines Gedichte von de Gaulle verwendet wurden. Jedes Jahr erhielten wir eine Leseliste mit 10 Büchern zum Lesen für Januar und 10 für Juli. Was den Französischunterricht angeht, habe ich zunächst fremdsprachige Sänger ausgebildet, die auf Französisch singen mussten.
Eine der Gemeinsamkeiten zwischen Tanz und Französisch ist die Suche nach Kreativität. Ich erlaube mir eine kleine Anekdote aus meinem Philosophiestudium an der Universität. Für den Kurs Anthropologie mussten wir ein Essay zu einem der folgenden Themen schreiben: Sprache, Körper, Begier. Ich schlug daher vor, über Tanz zu schreiben „die Begier nach Sprache durch den Körper.“ Das Wissen, das wir erwerben oder weitergeben, ist ein Puzzle, das wir bauen oder dekonstruieren, um es anschließend wieder zusammenzusetzen.
Kannst du uns eine Anekdote über deine (ehemaligen) Studis erzählen? Es kann etwas Lustiges oder leicht Peinliches sein, das jedem von uns passieren kann.
Eine Sprache ist nicht nur eine Sprache, sondern eine Kultur mit sehr vielen verschiedenen Facetten. Filme, Literatur, Bilder, Tanz, Musik, Architektur, Essen, Humor, Politik... Gern stelle ich Künstler vor, zum Beispiel Sänger.
Nun finde ich ein Stück eines Sängers von 1980, bin voller Enthusiasmus und singe vor der Klasse mit. Und noch geprägt von dieser Begeisterung frage ich erwartungsvoll einen Studenten: Und, was ist dein Gefühl? Magst du das?
Antwort: „Das ist ziemlich altmodisch.“ Und ich merke, wie mir die Begeisterung in den Keller (oder in die Kniekehlen?) rutscht.
Stell dir jetzt den Lehrer vor, der bis spät in die Nacht mit fiebrigem Eifer sucht, mit welchem Rap oder Slam er die Studierenden in der nächsten Unterrichtsstunde begeistern könnte!
Porträt Hiroko Watanabe - Japanisch-Dozentin
Interview mit Hiroko Watanabe-Schmidt, Japanisch-Dozentin
Geführt von Susanne Hecht nach einem Interview-Leitfaden von Miriam Goupille
Liebe Hiroko, woher kommst du genau?
Ich
komme aus Tokio. Aus Machida. Das ist eine Wohngegend mit viel Wald und
Grün. Seit meinem dritten Schuljahr bin ich dort aufgewachsen. Vorher
habe ich meine Kindheit in Osaka verbracht. Aber als meine Heimat, meine
Herkunft, empfinde ich Tokio.
Wie und wann bist du nach Bielefeld gekommen?
1994
bin ich nach Bielefeld gekommen. Wegen der Familiengründung. Als ich
mein Mikrobiologie-Studium beendet hatte, habe ich für zwei Jahre einen
Platz als Hospitantin im Robert Koch-Institut in Berlin bekommen. Danach
bin ich nach Frankfurt gegangen. Mit Mäusen wollte ich nichts mehr zu
tun haben – die Mäuseversuche taten mir so weh –, und ich wollte mich
beruflich völlig neu orientieren. Reisebüro. Das war mein
Kontrastprogramm zur Mikrobiologie. In Frankfurt habe ich dann meinen
Mann kennengelernt. Einen Bielefelder. Nach zwei Jahren Fernbeziehung
mit hohen Telefon- und Reisekosten habe ich mir dann gesagt: Entweder
Trennung oder Umzug. Und bin nach Bielefeld gezogen. Ich war 24. Und
schon unsichtbar zu zweit mit meiner ersten Tochter. Mittlerweile
promoviert sie in Molekularbiologie an der Uni Bielefeld.
Gibt es etwas aus Japan, was du hier vermisst? Und etwas, was du hier in Deutschland besonders schön findest?
Das Essen vermisse ich – und die Luftfeuchtigkeit. Feuchtigkeit ist nämlich gut für die Haut. Was das Essen angeht: Sieben Jahre lang habe ich deshalb Kochkurse an der VHS gegeben. Das war so ein Tischlein-deck-dich-Effekt: Ich habe die Arbeit verteilt und mich am Ende an den Tisch gesetzt.
Was
mir in Deutschland gut gefällt: die Häuser. Deren Bauart. Die
Stabilität. In Japan wird leicht und schnell gebaut. Ich lebe in einem
100 Jahre alten Haus mit dicken Wänden aus Stein. Da muss immer was
renoviert werden. Das macht mir richtig Spaß. Im Garten pflanze ich
Gemüse an und betreibe eine Imkerei. Auch das macht mir Spaß. In Tokio
wäre das so nicht möglich. Da ist alles so dicht bebaut, dass man ohne
eine Genehmigung zum Beispiel keine Bienen halten könnte. In Bielefeld
kann ich es einfach anmelden.
Hast du immer unterrichtet? Wenn nicht, was hast du vorher gemacht?
Von
2011-13 habe ich ein Fernstudium „Japanisch als Fremdsprache“ gemacht.
Danach habe ich zwei Jahre lang eine AG an einem Gymnasium geleitet.
Dann gab es eine Pause. Dann habe ich 2018/19 mit Unterricht an der VHS
angefangen und meine Methoden verfeinert, und jetzt bin ich an der Uni.
Kannst
du uns eine Anekdote über deine (ehemaligen) Studis oder über
Sprachkontakte erzählen? Es kann etwas Lustiges oder leicht Peinliches
sein, das jedem von uns passieren kann.
Um diesen Unterschied zu bemerken, habe ich fast 20 Jahre gebraucht! Meinen Studenten kann ich jetzt sagen: „Passt gut auf! Nicken bedeutet bei uns gar nichts!!!!
Wenn wir zustimmen, dann müssen wir das unbedingt verbal ausdrücken mit einem „Hai“.
Porträt Katharina Klee, Russisch-Dozentin
Interview mit Katerina Klee, Russisch-Dozentin
Geführt von Agata Kotowska nach einem Interview-Leitfaden von Miriam Goupille
Liebe Katerina, woher kommst du genau?
Ich komme von der Krim. Das ist eine wunderschöne Halbinsel im Schwarzen Meer. Dort habe ich meinen Uniabschluss gemacht. Aber ich habe an verschiedenen Orten gelebt: in einem Städtchen im Kaukasus-Gebirge bin ich geboren, in der kältesten Großstadt der Welt Jakutsk in Sibirien bin ich zur Schule gegangen, in Heidelberg habe ich ein Gaststudium absolviert, in Hong Kong habe ich sieben Jahre gelebt und Russisch und Deutsch an dortigen Universitäten unterrichtet.
Wie und wann kamst du nach Bielefeld?
Nach dem relativ langen Aufenthalt in China sind meine Familie und ich 2019 nach Deutschland zurückgekehrt und in Ostwestfalen ansässig geworden, weil auch mein Mann in dieser Region einen Arbeitsplatz hat. Die Universität Bielefeld kannte ich aber schon von früheren Besuchen. Im Jahre 2004 habe ich z.B. in der Uni-Bibliothek für einen wissenschaftlichen Artikel über die deutschen Dialekte recherchiert. Dies war meine erste Bekanntschaft mit der Universität und der Stadt Bielefeld.
Gibt es etwas auf der Krim, was du hier vermisst? Und etwas, was du hier in Deutschland schön findest?
Ich vermisse das Schwarze Meer und das mediterrane Klima natürlich! Die Krim ist relativ klein, aber in ihren Landschaftsformen sehr vielfältig.
Deutschland ist meine zweite Heimat geworden, hier mag ich sehr viel. Besonders schön finde ich die Advents- und Weihnachtszeit: die festlich geschmückten Städte, die traditionellen Weihnachtsmärkte und die feierliche Atmosphäre.
Ich schätze selbstverständlich auch die freie, offene, demokratische Gesellschaft in Deutschland sehr und dass mittlerweile hier auch sehr viele Menschen aus ganz unterschiedlichen Herkunftsländern und Kulturen eine Heimat gefunden haben. Die zentrale geographische Lage in Europa ermöglicht es auch, die vielen interessanten und schönen Nachbarländer relativ schnell und leicht zu erreichen. Europa hat einen phantastischen kulturellen Reichtum!
Außerdem weiß ich auch die deutsche Ordnung zu schätzen, die einem im Alltag vieles erleichtert und ein größeres Maß an Sicherheit und Stabilität gibt!
Hast du immer unterrichtet? Wenn nicht, was hast du vorher gemacht?
Ich war immer in diesem Bereich tätig. Seit dem Universitätsabschluss 2001 unterrichte ich die Sprachen Russisch und Deutsch (DaF). Ich interessiere mich aber auch sehr für Innenarchitektur. Deswegen habe ich ein Fernstudium in dem Bereich abgeschlossen und Praktika gemacht.
Kannst du uns eine Anekdote über deine (ehemaligen) Studenten des FSZ erzählen? Es kann etwas Lustiges oder leicht Peinliches sein, das jedem von uns passieren kann.
Die Wortbetonung ist von großer Bedeutung in der russischen Sprache. Und man muss da sehr aufmerksam und vorsichtig sein. Wir haben im Unterricht ein neues Verb „schreiben“ konjugiert und jeder sollte einen Satz mit dem Verb bilden. Ein Kursteilnehmer meldete sich und sagte auf Russisch „ich möchte viel aufs Klo“. Ich wusste nicht, wie ich reagieren soll und habe nichts gesagt. Dann hat er seinen Satz ganz laut wiederholt und alle haben gelacht. Eigentlich wollte er sagen „ich möchte viel schreiben“. Die falsche Betonung im Wort hat aber den ganzen Sinn des Satzes auf den Kopf gestellt.
Johanna Domokos - gelistet für National Translation Awards in Poetry and Prose
In der Longlist für die National Translation Awards in Poetry and Prose ist Johanna Domokos, die multilinguale Übersetzungsprojekte des FSZ mit der Mittlersprache Englisch leitet, mit einer Übersetzungsarbeit aus dem Samischen, die sie gemeinsam mit Jennifer Kwon Dobbs hergestellt hat, gelistet.
Die Kommentatoren der Longlist:
"Underfoot
By Niillas Holmberg
Translated from Northern Sámi by Jennifer Kwon Dobbs & Johanna Domokos
White Pine Press
Niillas Holmberg’s Underfoot is something more than a book of poetry. It is a textual-visual journey into the topography of language, memory, symbolism, loss, forced assimilation, and resilience of the Sámi indigenous people. Composed in Holmberg’s mother tongue of Northern Sámi, the untitled poems appear against undulating illustrations by Sámi artist Inga-Wiktoria Påve. Drawing on the ‘joik’ chants of his people, Holmberg renews primordial oral traditions with his distinctive contemporary voice. In the expert hands of translators Johanna Domokos and Jennifer Kwon Dobbs, Holmberg’s poetry comes to life in a language at once earthy and esoteric, returning us to ancient rhythms reverberating with the urgency of our time: “Time to return to the feet / Underfoot there’s a drum / skin carved with human letters.”
Das FSZ gratuliert zu der Anerkennung.
Hélène Rabita stellt aus bis 28. Juli
"Inside Out" in der KF-Galerie
Hélène Rabita zeigt Gemälde und Skulpturen im Künstlerinnenforum bi-owl
Die
aktuelle Ausstellung in der Reihe "Stapenhorst 73, "Inside Out“ mit
Gemälden und Skulpturen von Hélène Rabita, Dozentin für Französisch am FSZ, ist bis zum 28. Juli
donnerstags von 11 bis 14 Uhr in der KF-Geschäftsstelle,
Stapenhorststraße 73, zu sehen.
"Inside-Out“ versucht die innere Hässlichkeit
nach außen zu bringen. Gemeint sind dabei weniger Äußerlichkeiten,
sondern Krankheiten oder Störungen in unseren Körpern und in unserem
Geist – innere Infektionen, Fehlbildungen, aber auch mentale
Krankheiten. So hat auch die Covid-19- Pandemie unser Leben komplett
geändert und damit auch Einfluss auf die mentale Gesundheit gehabt. In
"Inside-Out“ geht es auch um die Angst vor Krankheit, die Hypochondrie.
In verschiedenen Gemälden und Skulpturen wird das Hässliche, das in
unserem Körper versteckt und deswegen unsichtbar ist, sichtbar und
spürbar. Es geht um Gegensätze wie gefährlich und harmlos, real und
nicht real oder rational und irrational. Viele Arbeiten sind Täuschungen
und beinhalten keine echten und damit ekelige Substanzen. Trotzdem kann
man sich dabei fragen, ob man betroffen oder in Gefahr ist, angesteckt
zu werden.
Alle Arbeiten sind im Rahmen des Kunststudiums von
Hélène Rabita an der Universität Paderborn entstanden. Ein Großteil
stammt aus der Bachelorarbeit zum Thema "Die Ästhetik der Hässlichkeit
im 21. Jahrhundert als Ausgangspunkt einer künstlerischen Untersuchung“.
Generell beschäftigt sie sich gerne mit dem Thema "Angst“, das in allen
Arbeiten thematisiert wird.
Porträt Vincenzo Picozzi
Interview mit Vincenzo Picozzi, Italienisch-Dozent
Geführt von Susanne Hecht nach einem Interview-Leitfaden von Miriam Goupille
Vincenzo, caro, woher kommst du genau?
Ich komme aus der Toscana. Ich bin nah am Meer geboren. In einem großen Dorf, das Grosseto heißt. Während meines Studiums habe ich dann in Siena gewohnt. Das liegt im Binnenland. Außerdem war ich drei Jahre während der Grundschule in Geilenkirchen, NRW. Mein Vater arbeitete einige Jahre in Deutschland. Deshalb habe ich meine Schullaufbahn in Nordrheinwestfalen begonnen. Wenn ich mich zur Schule aufmachte, ging ich durch einen Wald. Und wenn es regnete, spielten die deutschen Kinder in den Pfützen - und die italienischen Mütter konnten es kaum fassen. Die italienischen Kinder, fein gemacht als trügen sie Schuluniformen, wie es in Italien üblich war, durften das nicht. Ich wollte auch gern in den Pfützen spielen, und am Ende gab meine Mutter nach.
Daher komme ich: aus Grosseto, aus deutschen Pfützen und Wäldern, und aus dem Meer.
Wie und wann bist du nach Bielefeld gekommen?
Nach dem Schulanfang in Geilenkirchen bin ich zurück nach Grosseto. Da habe ich die Grundschule und das Liceo linguistico abgeschlossen. Nach dem Abitur habe ich die Università per Stranieri in Siena besucht. Während des Bachelor-Studiums habe ich einen Erasmus-Aufenthalt in Freiburg gemacht. Nach dem Master-Abschluss bin ich im Rahmen eines EU-Projektes 2016 nach Bayern gegangen.Das Projekt hieß "RiUscire". Wir produzierten didaktisches Material, um junge Gefängnisinsassen auf ein Leben nach dem Gefängnis vorzubereiten. Dann habe ich als Lehrbeauftragter in Bamberg gearbeitet. Durch den ADI (Associazione docenti d'italiano in Germania) habe ich Prof. Dr. Daniel Reimann von der Universität Duisburg- Essen (heute Humboldt-Uni-Berlin) kennengelernt, und er hat mir ein Doktorat zum Thema "Sprachmittlung im Fremdsprachenunterricht in NRW" angeboten. So habe ich 2018 mein Dissertationsprojekt in Essen begonnen. Und dort lebe ich heute. In Bielefeld unterrichte ich meist in Zoom.
Gibt es etwas aus Italien, was du in Deutschland vermisst? Und etwas, was du hier in Deutschland besonders schön findest?
Die italienische Küche, das mediterrane Klima und das Meer fehlen mir am meisten. Vor allem in den grauen Wintermonaten.
Allerdings muss ich sagen, dass ich mit meiner Erfahrung als Grundschüler in NRW nichts an meinem Leben ändern mögen würde. Ich fühle mich in NRW zu Hause. Und da Essen eine große und vielfältige Stadt ist, gibt es jede Menge Gaumenfreuden unterschiedlichster Art in dieser diversen Stadt. In Essen gefällt mir wirklich die Multikulturalität. Essen ist eine wirklich moderne Stadt mit einer Gesellschaft, die ihren Strukturwandel auf bewundernswerte Weise in die Hand nimmt. Es ist auch eine grüne Stadt. Meiner Meinung nach hat Essen das Flair einer Metropole. Meine Freunde hier sind meine zweite Familie. Ich glaube nicht, dass ich Essen einmal verlassen werde.
Hast du immer unterrichtet? Wenn nicht, was hast du vorher gemacht?
Ich habe immer unterrichtet. Diese Leidenschaft habe ich immer gehabt. Meine Mutter ist Lehrerin. Ich habe es wohl im Blut. Auch mein Bruder ist Lehrer.
Kannst du uns eine Anekdote über deine (ehemaligen) Studis oder über Sprachkontakte erzählen? Es kann etwas Lustiges oder leicht Peinliches sein, das jedem von uns passieren kann.
Ein Wort, das im Italienischunterricht oft verwechselt wird, ist carne (Fleisch). Stattdessen sagen Deutsche oft cane (Hund). Ein klassischer Fehler: "Gestern habe ich Fleisch gegessen" wird zum Hund, den du verspeist hast, weil du nach typisch deutscher Art das 'r' vokalisiert hast. Die Deutschen sind sich nicht bewusst, dass man das 'r' im Italienischen immer artikulieren muss.
Was mir selbst dagegen mal auf Deutsch passiert ist: Als ich, nach dem Masterabschluss frisch in Deutschland, im DM-Markt in Bamberg eine Zahnbürste suchte, habe ich versehentlich nach "Zahnbrüste?" gefragt. Die Verkäuferin hat mich angeschaut, als hätte ich sie gerade sehr beleidigt, und ist einfach weggegangen. Ich war mir nicht bewusst, was da passiert war und habe weiter Zahnbrüste gesagt, bis eine Freundin mich darauf aufmerksam gemacht hat. "Weißt du eigentlich, was du da sagst?" - "Wieso" - "Es heißt Zahnbürste". "Bürste - Brüste - das ist doch wirklich kein großer Unterschied.", meinte ich. Damals wusste ich nämlich nicht was "Brüste" bedeutet. Wir mussten beide sehr lachen, als sie mir den kleinen Unterschied klar machte.
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