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BGHS.AKTUELL

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Spiegelbilder

Veröffentlicht am 16. Mai 2024

Spiegelbilder


 

Lebensgeschichten sind nicht nur persönlich. So wie „die“ Geschichte nicht unpersönlich ist. Beide stehen in mitunter spannungsreichen Kontexten zueinander. Das zeigte der Interdisciplinary Dialogue zum Thema „Memories between Life Stories and History“, der am 15. April von der BGHS veranstaltet wurde, sehr eindrucksvoll.

Danielle Schwartz, Filmemacherin aus Israel, zeigte ihren mehrfach preisgekrönten Kurzfilm „Mirror Image“, in dem sie sich im Gespräch mit ihren Großeltern mit verschiedenen Perspektiven auf Ereignisse in der israelischen Geschichte auseinandersetzt. Ein dekorativer Wandspiegel, der im Haus der Großeltern einen Ehrenplatz hat, dient dazu, bisher Unausgesprochenes zu thematisieren, nämlich die Vertreibung der ursprünglichen Bevölkerung im Zuge der Staatsgründung Israels. Wie kam der Spiegel in die Familie des Großvaters? Gemeinsam mit ihren Großeltern versucht Danielle, die Geschichte des Spiegels aufzuschreiben und dabei sowohl den Lebenserinnerungen ihrer Großeltern als auch der historischen Erzählung gerecht zu werden. Schon die Bezeichnung der ehemaligen Besitzer stellt sich als schwierig heraus. War es eine palästinensische Familie, wovon Danielle ausgeht, oder eine arabische, wie ihre Großmutter sie bezeichnet? Und wie hat der Spiegel den Besitzer gewechselt? Durch Kauf, Nehmen, Plündern? Der Großvater weiß es nicht. Aber das Ringen um den Begriff, der beide Erzählungen zusammenbringt, ist auch ein konfliktreiches Ringen um eine gemeinsame Familiengeschichte.

Im Dialog der Filmemacherin mit der Soziologin Ruth Ayaß, dem Historiker Klaus Weinhauer und nicht zuletzt einem interessierten und klugen Publikum entfalteten sich die vielen Dimensionen des Films, dessen Bilder zeigen können, wofür die Sprache nicht ausreicht. Mit dem Ergebnis ihres Aushandlungsprozesses erklären sich die Großeltern und auch Danielle am Ende des Films einverstanden. Zufriedenstellend ist es aber offensichtlich nicht. Zu tief erscheint der Graben zwischen den unterschiedlichen Perspektiven. Umso berührender war es zu beobachten, wie die tiefe Zuneigung zwischen den dreien den Graben überbrückt, ohne der Versuchung zu erliegen, ihn zuzuschütten.

Dieser etwas andere Interdisciplinary Dialogue machte eine unerwartete Art der Auseinandersetzung möglich. Gemeinsam arbeiteten die Filmemacherin, die Wissenschaftler*innen auf dem Podium und das Publikum die Spannungslinien heraus zwischen den Erinnerungen der Großeltern mit der daraus folgenden Erzählung ihres Lebens einerseits und der Erzählung der Enkelin andereseits, die versucht, den historischen Grundkonflikt mitzudenken. Der Dialog bewegte sich damit nicht nur über disziplinäre Grenzen hinweg, sondern brachte auch Kunst und Wissenschaft in einen fruchtbaren Austausch.

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Auszeichnungen für BGHS-Alumna Jule Adriaans

Veröffentlicht am 16. Mai 2024

Auszeichnung für BGHS-Alumna Jule Adriaans

Foto: Privat

BGHS-Alumna Jule Adriaans erhält in diesem Jahr gleich zwei Auszeichnungen. Ihre Dissertation mit dem Titel "Distributive Justice: Definition, Determinants, and Consequences of the Justice of Earnings" wird im September mit dem Peter A. Berger Preis der Sektion Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) ausgezeichnet. Und außerdem erhält sie bereits im Juli den Jowell-Kaase Early Researcher Prize des European Social Survey (ESS) als vielversprechende junge Wissenschaftlerin im Bereich der vergleichenden Sozialforschung.

Zurzeit ist Jule als Postdoc in der Fakultät für Soziologie beschäftigt.

Die BGHS gratuliert sehr herzlich!

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Welcome Day Sommersemester 2024

Veröffentlicht am 8. Mai 2024

Welcome Day Sommersemester 2024

::10 neue Promovierende an der BGHS::

Am Dienstag, den 6. Mai, fand der BGHS-Welcome Day im Sommersemester 2024 statt. Die BGHS-Direktorin Ruth Ayaß begrüßte die neuen Promovierenden, die dann Gelegenheit hatten, sich selbst vorzustellen und die Promovierendenvertreter*innen und die Mitarbeiterinnen der BGHS-Geschäftsstelle kennenzulernen. Anschließend führte Sabine Schäfer in das Ausbildungs- und Studienprogramm der BGHS ein. Wir wünschen allen neuen Mitgliedern einen schönen Anfang der Promotion an der BGHS.

Die neuen BGHS Promovierenden und ihre Forschungsprojekte:

Merle Boedler (Soziologie): Geschlechtlich uneindeutige Existenzweisen - Eine phänomenologisch-genealogische Untersuchung des Erlebens und Erzählens von Geschlechtlichkeit im Kontext gesellschaftlich-kulturellen Wandels

Rajasi Das (Soziologie): The Ethical Implications of India’s Refugee Policy in the Context of Citizenship Amendment Act: A Case Study of Rohingyas and Bangladeshi Refugees

Raisa Ferrer Pizarro (Soziologie): Unpacking dynamics shaping women’s bodily post-abortion care services experiences in a precarious and legally restricted context: The case of Tambogrande, Peru

Sophie Gigl (Soziologie): Pädagogisches Abwägen in mehrdeutigen Handlungssituationen der sozialwissenschaftlichen  Unterrichtsplanung – Ein konventionensoziologischer Zugriff auf unterrichtliche Handlungslogiken und Ziele der Oberstufe

Katharina Luise Goebel (Soziologie): Vom frauenliebenden Leben erzählen – (Er)Leben und Identität von lesbischen und bisexuellen Frauen über 60

Mascha Liening (Soziologie): Körper als Erfahrung

Alexandra Luise Mellies (Soziologie): Individuelle Entscheidungsfreiheit oder Verfestigung alter Muster? Eine Studie zur gewerkschaftlich initiierten Wahloption zwischen Geld und Zeit als lebensphasenorientierte Flexibilisierungsmaßnahme

Juhi Rajwani (Soziologie): Echoes Across Fragments: A Study of the Sindhiyat Discourse in the Contemporary World

Omar Sierra (Geschichte): Gran Cacao and Coloniality in the Carribean: Land grabbing, wealth and power of post-independence 19th century Venezuela

Jessica Wagner (Soziologie): Weibliche Existenzen im virtuellen Raum - Kritisch-materialistische Perspektiven auf fluide Körper und posthumane Subjekte

Die Präsentation des Welcome Days ist hier zu finden.

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Linie 4: Geschichtswissenschaft im Labor

Veröffentlicht am 7. Mai 2024

Linie 4: Geschichtswissenschaft im Labor

 

Foto: Dr. Marina Böddeker

Chat GPT, Fake News und Deep Fakes: Das Internet ist voller fragwürdiger und unsicherer „Quellen“. Die Fähigkeit, kompetent mit dem Überangebot an Informationen umzugehen, kann man bereits in der Schulzeit lernen, zum Beispiel im sogenannten Schülerlabor. Dieses Format ermöglicht jungen Menschen erste praktische Erfahrungen mit geschichtswissenschaftlicher Forschung zu machen. Dabei stehen folgende Fragen im Mittelpunkt: Wie forschen Historikerinnen und Historiker? Hat das was mit der Gegenwart zu tun? Wie kann ich mir eine Meinung zu einem Thema bilden und diese ausdrücken?

Vanessa Neumann widmet sich in der öffentlichen Vortragsreihe Linie 4, die die BGHS gemeinsam mit der vhs Bielefeld veranstaltet, in ihrem Vortrag mit dem Titel „Arbeiten im Geschichtslabor: Schule trifft auf Wissenschaft!“ dem Schülerlabor und der konkreten Umsetzung an der Universität Bielefeld. Sie gibt Einblicke in Materialien und Ideen der Workshops, die bisher im Rahmen des Schülerlabors stattgefunden haben. Dabei geht es um Themen wie die Sparrenburg in Bielefeld, Entnazifizierungsakten aus der US-amerikanischen Besatzungszone und die Geltungsbereiche der Menschenrechte, die im Schülerlabor facettenreich, fordernd und spannend durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Schülerinnen und Schüler bearbeitet werden.

Vanessa Neumann hat in Bielefeld Biologie, Geschichtswissenschaft und Bildungswissenschaften studiert. 2020 schloss sie erfolgreich ihr zweites Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen ab. Seit 2021 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Sonderforschungsbereich 1288 Praktiken des Vergleichens und promoviert zum Thema „Geisteswissenschaften im Labor? Die Auswirkungen eines Besuches im Schüler*innenlabor auf die Selbstwirksamkeitserwartung von Schüler*innen und Doktorand*innen“. Das Schülerlabor wird im Rahmen des Sonderforschungsbereiches 1288 Praktiken des Vergleichens. Die Welt ordnen und verändern geplant, durchgeführt und evaluiert. Mehr Informationen dazu gibt es hier.

Der Vortrag findet am Montag, 13. Mai 2024 um 18.15 Uhr in Raum 240 in der vhs Bielefeld, Ravensberger Park 1, statt. Die Veranstaltung findet auf Deutsch statt.

Hier findet Ihr Informationen über die Linie 4 und die Vorträge der Reihe.

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