Soziologie
Tom Kaden erhält Franz-Xaver-Kaufmann-Preis
Am 16. April 2024 erhält Tom Kaden von uns den Franz-Xaver-Kaufmann-Preis. Damit ehren wir einen aufstrebenden Wissenschaftler für seine herausragenden nationalen als auch internationen Forschungen und Publikationen.
Kaden studiert ab 2003 Germanistik und Soziologie in Freiburg und Frankfurt. An der Universität Leipzig erhält er 2010 ein Promotionsstipendium beim DFG-Graduiertenkolleg „Religiöser Nonkonformismus und kulturelle Dynamik“.
Kadens Doktorarbeit erscheint 2015 in Wiesbaden bei Harrassowitz unter dem Titel „Kreationismus und Antikreationismus in den Vereinigten Staaten von Amerika. Eine konfliktsoziologische Untersuchung“. Darin beleuchtet Kaden mit seiner religionssoziologischen Untersuchung die Geschichte der professionellen Kreationisten seit den 1960er-Jahren bis in die jüngste Vergangenheit und bezieht dabei systematisch die säkulare Opposition dagegen mit ein. Mithilfe der Feldtheorie Pierre Bourdieus zeigt er, wie Kreationismus in seinen verschiedenen Varianten als Resultat eines ständigen Aushandlungs- und Anpassungsprozesses professioneller Kreationisten und Antikreationisten verstanden und erklärt werden kann.
Die Doktorarbeit erhielt 2014 den Promotionspreis der Research Academy Leipzig und 2015 den Rolf-Kentner-Preis des Heidelberg Institute for American Studies.
Nach der Promotionsphase ist Kaden 2014 bis 2017 als Post-Doc im interdisziplinären Projekt „Science and Religion: Exploring the Spectrum“ an der York University in Toronto tätig. Zwischen 2018 und 2023 ist er Co-Investigator im Projekt „Science and Religion. A Global Perspective“ an der Universität Birmingham, an dem Forschende aus neun Ländern aus den Bereichen Geschichte, Soziologie, Religionswissenschaft und Kommunikationswissenschaft beteiligt sind.
Seit 2018 lehrt und forscht Kaden als akademischer Rat a.Z. an der Universität Bayreuth. Die Soziologie in Bayreuth hat damit einen Forschenden gewonnen, der klassische Ansätze aus der Soziologie Max Webers mit ganz neuen Perspektiven kombiniert. Als Lehrender hat er sich einen Namen gemacht und wird 2022 für seine Leistungen mit dem Wissenschaftspreis des Universitätsvereins Bayreuth e.V. prämiert.
Kaden hat beachtliche Publikationsleistungen auf Deutsch und auf Englisch vorzuweisen. Er hat bislang fünf Bücher publiziert, davon drei als Mitherausgeber. Er hat bereits neun Aufsätze in begutachteten Zeitschriften veröffentlicht sowie 23 weitere Sammelband- und Zeitschriftenaufsätze publiziert.
Als Gutachter ist Kaden bei renommierten Zeitschriften und Verlagen (Qualitative Sociology Review, Symbolic Interaction, Routledge-Verlag u.a.) tätig.
Das Forschungsprofil von Kaden weist ihn als breit aufgestellten Soziologen aus, der über ein deutliches Profil in der kultursoziologisch profilierten qualitativen Forschung verfügt und der sich in einem dezidiert interdisziplinären Umfeld mit klaren Bezügen vor allem zur Geschichte, zur Religionswissenschaft und zu den Kommunikations- und Medienwissenschaften positioniert und über zahlreiche Arbeitsbeziehungen zu Forschenden in anderen Disziplinen verfügt. Seine Forschungen konzentrieren sich bisher auf Arbeiten zum Kreationismus, Fundamentalismus, sog. Neuen Atheismus, Jihadismus, zum Verhältnis von Wissenschaft und Religion sowie zu Max Webers Methodologie.
Kadens Habilitationsprojekt befasst sich mit einem hochaktuellen Thema, dass Aspekte der visuellen Analyse medialen Daten in den sogenannten neuen digitalen Medien mit der Frage von Macht und Herrschaft durch staatlich gesteuerte Propaganda verbindet. Gegenstand sind die von der russisch gesteuerten Internetagentur IRA in St. Petersburg in Umlauf gebrachten Internet-Meme, mit denen der US-Wahlkampf 2016 zugunsten von Donald Trump beeinflusst werden sollte. Dabei wurde eine enorme Masse an kleinen elektronischen Botschaften über zahlreiche Kanäle verbreitet, die auf die vermuteten Rezeptionsvorlieben spezifischer Gruppen (Konservative, Nationalisten, Republikaner, aber auch Schwarze, Latinos, usw.) zugeschnitten waren. Insgesamt wurden über 200.000 Social-Media-Beiträge versandt, gewissermaßen als Streumunition im globalen digitalen Kampf um politische Beeinflussung. Kaden widmet sich nicht nur der Aufklärung der Hintergründe dieser Kampagne, deren Relevanz vor dem Hintergrund des aktuellen russischen Angriffskriegs in der Ukraine kaum überschätzt werden kann. Kaden hat ein ebenso komplexes wie minutiöses Verfahren entwickelt, um diese neuen Formen der Text-Bild-Kombinationen in der Breite und Tiefe zu analysieren, wobei eine Kombination aus quantifizierenden und hermeneutischen Methoden zum Einsatz kommt. Die Forschung trägt den Arbeitstitel: “Autoritative Macht und politische Einflussnahme. Zur Soziologie digitaler Propaganda“ und soll noch in 2024 fertiggestellt werden.
Wir gratulieren Tom Kaden zu seinem wohlverdienten Franz-Xaver-Kaufmann-Preis!