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BiLinked – Kollaboration, Vernetzung und das Erarbeiten von Lehr-Lern-Materialien in interdisziplinären Teams
Digitale Lehr- /Lernformate werden nicht erst seit Corona stark diskutiert, erforscht und erprobt. Mit BiLinked haben wir an der Universität Bielefeld ein interdisziplinäres Projekt ins Leben gerufen, das die studentische Partizipation und Kollaboration in der Hochschullehre in den Fokus rückt. Studierende und Lehrende aus diversen Disziplinen entwickeln gemeinsam neue Ideen für digitale Lehr- /Lernformate.
Heute sprechen wir mit Meike Vogel, die die Projektleitung innehat.
Birte Stiebing: Kannst du uns erst einmal deine Rolle in BiLinked erklären?
Meike Vogel: Ich habe gemeinsam mit der Prorektorin Birgit Lütje-Klose die inhaltliche Projektleitung inne. Sie verantwortet das Projekt BiLinked von Seiten des Rektorats und ich bin vor allem für die Verzahnung innerhalb der Universität und für den Ablauf des Projektes verantwortlich. Johanna Springhorn ist auch noch mit im Boot als Koordinatorin für die interdisziplinäre Vernetzung aller Projektbeteiligten und für alle operativen Fragen.
„Die studentische Partizipation ist uns besonders wichtig.“
BS: Was bedeutet BiLinked und was ist das Ziel des Projekts?
MV: BiLinked ist das Akronym für Bielefelder Lehrinnovationen für kollaborative Entwicklung digitaler Lehr-/Lern Formate. Wir wollten damit eine schöne Abkürzung entwickeln, die auch tatsächlich schon für die Ziele des Projekts spricht. Wir möchten mit diesem Projekt einen Link herstellen, sowohl zwischen Lehrenden und Studierenden, als auch zwischen Studierenden untereinander. Das Ziel des Projekts ist es, digitale Lehr-Lern-Formate zu entwickeln, die Studierende in ihren Selbstlernphasen begleiten, weil wir in der Corona-Zeit festgestellt haben, dass Studierende einen Unterstützungsbedarf zur Vorstrukturierung in diesen Phasen haben. Die studentische Partizipation im BiLinked-Projekt ist uns besonders wichtig. Wir wollen, dass sich Studierende aktiv beteiligen an der Erstellung von digitalen Lehr-Lern-Formaten.
BS: Also sind auch Studierende direkt am Projekt beteiligt?
MV: Genau. Wir sind in vier verschiedenen Communities of Practice (CoP) organisiert und dort arbeiten mehrere Studierende als studentische bzw. wissenschaftliche Hilfskräfte mit. Uns ist wichtig, dass sie nicht nur zur reinen organisatorischen Unterstützung da sind, sondern aktiv inhaltlich mitarbeiten und Lehr-Lern Formate selbst mit entwickeln. Wir haben außerdem noch eine Stelle hier im ZLL (Zentrum für Lehren und Lernen), die sich um diese studentische Partizipation und Kollaboration in der Hochschullehre kümmert, um diese weiter zu stärken. Dabei geht es uns darum, Studierende zu befähigen und ihnen das Rüstzeug zu geben, sich aktiv bei der Gestaltung von Lehr-/Lernszenarien zu beteiligen.
Außerdem wird aktuell im BITS (Bielefelder IT-Servicezentrum) ein Digital Learning Lab eingerichtet, wo Studierenden medienpraktische Aspekte für die Ausbildung digitaler Kompetenzen vermittelt werden. Im Zuge des BiLinked-Projekts wird dieses Digital Learning Lab um weitere Module zur physischen und virtuellen Zusammenarbeit ergänzt.
Wir werden außerdem eine Digital Change Maker Lokalgruppe gründen nach dem Vorbild des Hochschulforums Digitalisierung. In dieser Lokalgruppe engagieren sich Studierende bei Lehrentwicklungsprozessen und digitalen Lehr-Lern-Prozessen. Für uns ist es ein zentrales Ziel, dass Studierende aktiv partizipieren.
BS: Du hast jetzt schon das ZLL, das BITS und Studierende erwähnt. Wie viele Einrichtungen und Personen sind denn insgesamt am Projekt beteiligt?
„Involviert sind insgesamt neun Fakultäten und drei zentrale Einrichtungen“
MV: Das ist gar nicht so einfach, weil sehr viele Personen involviert sind. Das BiLinked-Projekt ist interdisziplinär angelegt und beinhaltet nicht nur die Entwicklung und Erprobung digitaler Lehr-/Lernformate durch Lehrende und Studierende, sondern es werden zudem unterschiedliche Unterstützungsangebote in der Zentralverwaltung der Universität bereitgestellt. Im Projekt sind 22 Personen angestellt. Hinzu kommen aber die Koordinator*innen aller vier CoPs und einige Lehrende, die in verschiedener Form in das Projekt eingebunden werden – beispielsweise durch die Durchführung von Lehrveranstaltungen – und externe Kooperationspartner*innen. Von daher sind es deutlich mehr Personen als die 22, die jetzt explizit über das Projekt eingestellt sind. Involviert sind insgesamt neun Fakultäten und drei zentrale Einrichtungen: das ZLL zur Förderung studentischer Partizipation und Kollaboration, das BITS mit dem Digital Learning Lab und das Dezernat für Studium und Lehre mit einer rechtlichen Beratung für Lehrende.
BS: BiLinked ist in vier CoPs unterteilt: Data Literacy, Inklusionssensible Lehrer*innen Bildung, MINTconnect und Public Humanities. Woran arbeiten die vier CoPs hauptsächlich?
MV: In der CoP Data Literacy – eigentlich Data Literacy Education – geht es darum, eine Sensibilität für den Umgang mit Daten zu entwickeln. Studierende sollen also erlernen, wie Daten generiert, bewertet und dargestellt werden. Zu diesem ganzen Prozess, der im Zusammenhang mit dem Umgang größerer Datenmengen steht, sollen Studierende einen Zugang finden und das ganz konkret ausprobieren in Projekten. In dieser CoP wird aus ganz verschiedenen fachlichen Perspektiven (Erziehungswissenschaften, Geschichte, Linguistik und Literaturwissenschaft und Biologie) der Umgang mit Daten erprobt und Studierende in Projekten mit einbezogen. Zum Beispiel wird mit Daten der Kommune oder zur Corona-Entwicklung gearbeitet.
Die CoP Inklusionssensible Lehrer*innenbildung erprobt in Kooperation mit ausgewählten Schulen mit Lehrkräften, Fachdidaktiker*innen der Universität und Lehramtsstudierenden gemeinsam in Tridems Lehr-Lern-Szenarien, in denen kollaborativ an der Erstellung von Unterrichtsmaterialien gearbeitet wird. Es sind sechs verschiedene Fachdidaktiken involviert und dadurch entsteht ebenfalls eine sehr interdisziplinäre Herangehensweise.
Dann gibt es die CoP MINTconnect, das sind die technisch-naturwissenschaftlichen Fächer. Beteiligt sind die Technische Fakultät sowie die Fakultäten für Chemie und Biologie. Dort geht es vor allem um ein Theorie-Praxis-Konnex und es werden die Praktika in naturwissenschaftlich-technischen Studiengängen in den Blick genommen. So wird beispielsweise an der Technischen Fakultät eine App entwickelt, mit der man in Laborpraktika besser Daten aufbereiten und diese in Ergebnisse umsetzen kann.
Schließlich gibt es dann noch die CoP Public Humanities. Dort geht es darum, wie man in den Geisteswissenschaften medienpraktische Formate in der Lehre einsetzen kann, weil das später oft in den Berufsfeldern erforderlich ist. Dazu gehört beispielsweise die Erstellung von Podcasts zur Wissenschaftskommunikation, 3D-Animationen oder Webseiten sowie die Entwicklung zugehöriger Lehr-Lern-Einheiten.
BS: Wir haben jetzt schon gemerkt, dass die CoPs sehr diverse Felder abdecken. Wie bringt man das wieder unter einen Hut und wie arbeiten diese CoPs dann zusammen?
MV: Die CoPs sind in sich bereits interdisziplinär angelegt. Das ist erst mal eine Herausforderung und ein großer Mehrwert des Projekts, dass die Lehrenden, die sowieso interdisziplinär unterwegs sind, zusammenarbeiten für die einzelnen thematischen CoPs. In der CoP Data Literacy wird zum Beispiel nach Wegen gesucht, wie man auch kollaborativ Inhalte entwickeln kann. Einen Austausch über die Communities of Practice hinweg haben wir unter anderem durch thematische Runden, in denen wir uns zweimal im Semester treffen. In diesen Treffen gestaltet jeweils eine CoP einen thematischen Impuls zu den Themen, an den aktuell gearbeitet wird. Beim letzten Mal ging es dabei etwa um das Aufsetzen von digitalen Selbstlerneinheiten. Da haben wir das noch digital gemacht, ich hoffe aber, dass wir uns auch mal wieder in echt bei Kaffee und Kuchen treffen können. Außerdem möchten wir den Austausch über das Projekt in die gesamte Universität anregen. Einmal im Semester veranstalten wir daher eine Sonderausgabe des im Zentrum für Lehren und Lernen etablierten Formats der LehrBar, das insbesondere weitere interessierte Lehrende adressiert. In der letzten „LehrBar BiLinked“ wurde beispielsweise das bereits erwähnte digitale Assistenzsystem aus der CoP MINTconnect vorgestellt und sogar praktisch ausprobiert. Durch diesen projektinternen und übergreifenden Austausch entsteht in den kommenden Jahren ein sich kontinuierlich weiterentwickelndes Netzwerk aus Lehrenden, Studierenden und Mitarbeiter*innen der zentralen Einrichtungen.
BS: Das Projekt hat eine beschränkte Laufzeit. Wie werden die Ergebnisse, die in den zwei Jahren zusammenkommen, im Unialltag verstetigt?
MV: Idealerweise sollen jetzt Lehr-Lern-Materialien entstehen, die auch über die Projektlaufzeit hinaus Bestand haben werden. Die Lehrenden arbeiten in ihren unterschiedlichen Fächern an diesen Modellen und Konzepten und die werden ins Curriculum und in die zukünftigen Lehrveranstaltungen einfließen. Es ist schon ein wichtiges Ziel, dass die jetzt entwickelten Materialien und das Netzwerk weiterhin aktiv genutzt werden. Der Aufbau des Digital Learning Labs ist ebenfalls ein sehr zentraler Projektbaustein. Dabei wollen wir ausloten, wie so ein Digital Learning Lab aussehen sollte, welche Unterstützung Lehrende und Studierende dort suchen und was wir für die Zukunft brauchen.
BS: Ist das Digital Learning Lab ein tatsächlicher Ort, an dem sich Lehrende und Studierende begegnen können?
MV: Es wird einen physischen Teil in den Räumlichkeiten bei eLearning.Medien geben. Damit knüpfen wir an die bereits bestehende Medienpraxis an. Und dann wird es aber auch einen virtuellen Teil des Digital Learning Labs geben, in dem verschiedene Tools zur Verfügung stehen, wo Studierende und Lehrende kollaborativ arbeiten können.
„Ich bin sehr gespannt, wenn wir uns nach diesem Sommersemester treffen und ein Gefühl dafür bekommen, wie die praktische Umsetzung bisher verläuft“
BS: Gibt es etwas im Projekt, worauf du dich in der näheren Zukunft am meisten freust? Gibt es schon einen geplanten Meilenstein?
MV: Wir sind letzten Sommer losgelaufen, haben die Stellen besetzt und jetzt sind wir im zweiten Semester, in dem Lehrveranstaltungen und -formate ausprobiert werden. Ich bin sehr gespannt, wenn wir uns nach diesem Sommersemester treffen und ein Gefühl dafür bekommen, wie die praktische Umsetzung bisher verläuft. Das BiLinked-Projekt wird durch eine forschungsorientierte Evaluation begleitet, die von Nele Sonnenschein und Anna-Maria Kamin aus der Erziehungswissenschaft verantwortet wird. Ich bin sehr gespannt auf diese Ergebnisse, die gleichzeitig einen Rückblick und Ausblick im Projektkontext ermöglichen.
BS: Wie können wir uns über das Projekt weiter informieren?
MV: Wir haben eine Webseite: https://www.uni-bielefeld.de/bilinked/. Das ist der beste Weg, sich zu informieren. Außerdem werden im Zuge von BiLinked verschiedene Blog-Beiträge auf inno.teach erstellt zu Formaten, Veranstaltungen und Statusberichten im Projekt. Wir versuchen, die Webseite möglichst aktuell zu halten und jedem das zu geben, was ihn interessiert. Die Ansprechpartner*innen für das Projekt sind Birgit Lütje-Klose und ich als Projektleitung oder Johanna Springhorn als Projektkoordination. An uns kann man sich jederzeit wenden.
Außerdem gibt es ein Profil auf Instagram, das die Public Humanities aufgesetzt haben und einen Twitter-Kanal der Inklusionssensiblen Lehrer*innenbildung. Dort informieren diese beiden CoPs über ihre Projekte und Lehrveranstaltungen innerhalb von BiLinked.
Geschrieben von Laura Käppele & Birte Stiebing