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Berichte aus der Praxis Teil 8

Veröffentlicht am 21. November 2022

::Außeruniversitäre Karrieren::

Berichte aus der Praxis Teil 8

„Berichte aus der Praxis“ werden von Promovierenden geschrieben, die in Kooperation mit einer außeruniversitären Organisation ein Praxisprojekt konzipiert und durchgeführt haben. Die BGHS fördert diese Vorhaben seit 2020 mit Stipendien. Im achten Teil der Reihe berichtet Md. Moynul Haque über die Veranstaltung „Nonviolent Civil Resistance: Insights from Bangladesh and Beyond“, die er im Rahmen seines Praxisprojekts mit dem Forum Ziviler Friedensdienst e.V. (forumZFD) durchgeführt hat.

In den letzten Jahrzehnten sind Proteste unbewaffneter Menschen in vielen Teilen der Welt zu einem häufigen Phänomen geworden. Ein bemerkenswerter Anstieg von gewaltfreien Aktionen ist zu verzeichnen: von zum Bespiel Sit-Ins, Demonstrationen, Gesang, Graffiti, Kunst und medienvermitteltem Aktivismus. Zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts kam es zu vielen unbewaffneten Aufständen, um nur einige zu nennen: der Arabische Frühling im Jahr 2010 in Nordafrika und im Nahen Osten sowie die Occupy-Bewegung in den USA im Jahr 2011. In den darauffolgenden Jahren kam es in ganz Europa und Zentralasien zu einem Aufschwung sozialer Bewegungen, insbesondere der Indignados-Bewegung in Spanien im Jahr 2011, der Gezi-Park-Proteste in der Türkei im Jahr 2013 und der Euromaidan-Proteste in der Ukraine, die 2013 begannen. Die Shahbag-Bewegung von 2013 in Bangladesch ist einer der größten Proteste dieser Art in Südasien.

Wissenschaftler*innen haben bis jetzt allerdings ein größeres Interesse an der Untersuchung politischer Gewalt in Südasien gezeigt. Bangladesch wird häufig als ein Land dargestellt, das durch Gewalt zwischen den Parteien, Rivalität und politische Konfrontation gekennzeichnet ist. Der übermäßige Rückgriff auf eine gewalttätige Perspektive liefert im Wesentlichen eine einseitige Erklärung für die Interaktion zwischen Staat und Gesellschaft in Bangladesch. Damit wird die Kraft der Gewaltlosigkeit, die eine der wichtigsten Kräfte für sozialen und politischen Wandel in der ganzen Welt ist, untergraben.

Ausgehend von meinem laufenden Promotionsprojekt über zivilen Widerstand habe ich das Gespräch gesucht mit verschiedenen Akteur*innen des zivilen Friedensdienstes, die hauptsächlich keinen akademischen Tradition haben, um herauszufinden, wie oder inwieweit sich das theoretische Verständnis von zivilem Widerstand mit praktischen Einsichten überschneidet. Dazu habe ich im Rahmen meines Praxisprojekts eine Diskussionsveranstaltung mit einer außeruniversitären Organisation namens Forum Ziviler Friedensdienst e.V. (forumZFD) in Köln durchgeführt. Das forumZFD wurde 1996 von ehrenamtlichen Friedens- und Menschenrechtsgruppen mit der Vision gegründet, den Frieden weltweit zu fördern. Die Akademie für Konflikttransformation ist ein Lernort des forumZFD, an dem Schulungen, Vorträge und Workshops zu friedens- und konfliktbezogenen Themen angeboten werden.  

Mein Projekt war in das regelmäßige Programm „X-changes“ integriert: eine Serie von Diskussionsveranstaltungen für die Alumni-Mitglieder der Akademie für Konflikttransformation. Die Teilnehmer*innen dieser Veranstaltung hatten vor allem praktische Erfahrung mit gewaltfreiem Handeln für soziale Gerechtigkeit, soziale Menschenrechte und Freiheitsrechte auf verschiedenen Kontinenten.

 

Abbildung 1: Das Emblem des forumZfD und seiner Veranstaltungsreihe "X-change"

Mit der Veranstaltung wollte ich zum einen Einblicke gewinnen, wie der Begriff des zivilen Widerstands in den Gedanken und Praktiken nichtakademischer Akteur*innen artikuliert wird. Zum anderen wollte ich einen Dialog zwischen mir als Promovierendem und Friedenspraktiker*innen initiieren, um bei dieser Gelegenheit offene Fragen zum zivilen Widerstand zu diskutieren.

Die Diskussion dieses X-change begann mit einem kleinen Vortrag, in dem ich kurz die bekannten und unbekannten Fakten des zivilen Widerstands in einem relativ wenig erforschten Land – Bangladesch – darstellte. Danach lud der X-change andere Teilnehmer dazu ein, von ihren länderspezifischen Erfahrungen mit zivilem Widerstand zu berichten. Die X-change-Veranstaltung erwies sich somit als Informationsquelle für bekannte und unbekannte Fälle von zivilem Widerstand – sowohl aus meiner Perspektive als Forscher als auch aus der Perspektive von Praktiker*innen.

 

Hier geht es zum Forum Ziviler Friedensdienst e.V. 

Weitere Informationen über das Projekt „Außeruniversitäre Karriere“ sind auf der BGHS Webseite zu finden.

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