Soziologie
Wie Menschen ohne Eltern ihr Leben meistern
Es sind bedrückende und zugleich beeindruckende Lebensgeschichten, denen Heisenberg-Professorin Dr. Daniela Schiek nachspürt. Die Soziologin beschäftigt sich mit Menschen, die ohne Eltern in Heimen oder Einrichtungen der Jugendhilfe aufgewachsen sind. Mit ihrer Arbeit will sie herausfinden, wie es ihnen gelingt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und aus eigener Kraft zu gestalten.
Seiner Familie entkommt man nicht. Das Elternhaus prägt – das sind weit verbreitete Annahmen in der Soziologie, erzählt Daniela Schiek, die sich als Wissenschaftlerin intensiv mit Lebensläufen und Generationen beschäftigt. Auch sie hat untersucht, wie sich Familienmuster fortsetzen. Wie Werte und Sichtweisen von Generation zu Generation weitergegeben werden. In ihrem letzten Projekt hat die Soziologin zum Beispiel erforscht, wie sich Armut in Familien vererbt und welche Perspektiven Menschen, die lange Sozialhilfe bezogen haben, an ihre Nachkommen weitergeben. „Dabei konnte ich natürlich nur diejenigen befragen, die noch mit am Tisch saßen.“ Was aber ist mit denen, die sich von ihren Familien losgesagt haben, um sich den Einflüssen ihres Umfeldes zu entziehen? Wie finden Menschen, die nicht in Familien aufwachsen, ihren Lebensweg? Wie entstehen Autonomie und Unabhängigkeit? Und fördern Einrichtungen der Jugendhilfe und des Wohlfahrtsstaates eine elternunabhängige Entwicklung? „Diese Fragen haben mich nicht mehr losgelassen.“