Soziologie
Start des DFG-Projekts „Planning-in-Action: Die kommunikative Verfertigung von Zukunft in projektiven Gattungen“ (Prof. Dr. Ruth Ayaß)
(english verion below)
Im Mai 2021 startet an der Fakultät für Soziologie das DFG-Projekt "Planning-in-Action: Die kommunikative Verfertigung von Zukunft in projektiven Gattungen". Das Projekt widmet sich projektiven Gattungen der alltäglichen Kommunikation. Unter projektiven Gattungen werden verfestigte Formen von Kommunikation verstanden, mit denen im Alltag über Zukunft gesprochen wird. In projektiven Gattungen wird Zukunft im weitesten Sinn kommunikativ bearbeitet. Das Projekt widmet sich den Formen des Sprechens über künftige Handlungen in alltäglichen Kontexten, also den kommunikativen Formen, mit denen Interargierende im Alltag ihre Handlungen vorbereiten, absprechen, planen etc. Unter der Gattungsfamilie der projektiven Gattungen soll das Gesamt der Formen verstanden werden, die den Interargierenden zur Verfügung stehen, um ihre Zukunft kommunikativ zu verfertigen. Das Projekt zielt auf die empirische Analyse dieser Gattungen. Das Forschungsvorhaben knüpft damit an die Gattungsforschungen von Thomas Luckmann und Jörg Bergmann an.
Auf der Basis von Ton- und Videoaufzeichnungen wird untersucht, wie die Akteure über kleine und größere Handlungsvorhaben sprechen und wie sich diese Kommunikation im Verlauf des Handlungsvorhabens entwickeln und verändern. Im Unterschied zur bisherigen Gattungsforschung wird ein längsschnittliches Forschungsdesign angelegt, das die beobachteten Akteure über einen längeren Zeitraum transsituativ begleitet und darüber zeigen kann, wie sich in ihren Kommunikationen ihre Handlungsvorhaben schrittweise entwickeln und entfalten, verändern und Gestalt annehmen. Die für die Gattungsanalyse übliche konversationsanalytische Methode wird entsprechend um ethnographische Verfahren ergänzt. Zudem wird die Verfertigung und Handhabung von Artefakten einbezogen (Skizzen, Notizen, Kalender etc.), sofern sie als kommunikative Ressource eine Rolle spielen. Das Projekt untersucht also die Kommunikationen, die mit "planning-in-action" verbunden sind und strebt damit eine engere Verknüpfung der Gattungsforschung mit der Handlungstheorie an.
Das Projekt möchte eine empirische Analyse der projektiven Gattungen anhand ausgewählter Felder leisten. Dabei sollen Akteure und ihre alltäglichen Kommunikationen im Mittelpunkt stehen, die ein Handlugsvorhaben gemeinsam verfolgen und dieses kommunikativ bearbeiten. Es möchte zunächst das Gesamt der projektiven Formen, also der Gattungsfamilie der projektiven Gattungen, beschreiben, derer sich die Akteure bedienen, und zeigen, zu welchen Gattungsreihen sich projektive Gattungen in situ und transsituativ verketten. In konversationsanalytischen Sequenzanalysen wird die Binnen- und Außenstruktur der Gattungen detailiert analysiert und gezeigt, mit welchen Mitteln die Interargierenden ihre (gemeinsame) Zukunft bearbeiten und kommunikativ aushandeln. Das Projekt leistet damit einen Beitrag zur Analyse alltäglicher Kommunikation; vor allem aber zeigt es, wie alltägliche Akteure ihre Zukunft kommunikativ verfertigen.
Das Projekt wird von Professor Dr. Ruth Ayaß geleitet. Wissenschaftliche Mitarbeiter sind Dr. Ajit Singh und Jonas Kramer.
Start of DFG-funded research project "Planning-in-Action: The communicative construction of future in projectives genres" (Prof. Dr. Ruth Ayaß)
In May 2021, the DFG-funded project "Planning-in-Action: The communicative construction of future in projective genres" will start at the Faculty of Sociology. The research project examines projective genres of everyday communication. By projective genres, we refer to consolidated forms of communication that participants use in interaction to talk about their futures. With projective genres, participants construct their futures through communicative means. This project aims at analyzing these forms of talk about future actions in everyday settings, i.e. it analyzes the ways in which participants prepare, plan and co-ordinate their common future activities in terms of communication. The family of projective genres encompasses all the communicative forms that are available, enabling participants to talk about their future and to formulate their future lives. The research project aims at analyzing these communicative genres empirically, thus tying itself to the work of Thomas Luckmann and Jörg Bergmann.
The data consists mainly of audio and video recordings of everyday situations, where participants talk about their major and minor future enterprises. The analysis will show how communication changes over time when action projection develops. In contrast to previous research on communicative genres this project uses a longitudinal research design that allows accompanying participants for a longer period of time and beyond single situations. Through this prospective trans-situational design we will be able to show how a future enterprise develops stepwise, changes and takes its shape over time. The method commonly used for genre analysis, Conversation Analysis, is therefore complemented by ethnographic field research and participant observation. Furthermore the manufacture and use of artifacts such as drawings, notes, calenders, will be included insofar as they play a role as communicative resources. The project aims at forms of communication which are connected to planning-in-action, thus pursuing a close tie to action theory.
The research aims at the analysis of projective genres in selected research fields, showing how field members follow their common action projections in everyday communication. It will provide an overview on the communicative economy of projective genres. It will show how single genres assemble in social situations in situ and how they build a chain in trans-situational action projection. Detailed Conversation Analysis will show the inner and outer structure of the genres and demonstrate the communicative means participants use to prepare and pre-construct their common futures. Thus, the research contributes to a better understanding of everyday communication, especially on how members work on their futures in their daily life.
Head of the research project is Professor Dr. Ruth Ayaß. Dr. Ajit Singh and Jonas Kramer are the research assistants.