Soziologie
Neuer Artikel von Sebastian Satter zu Aggression und sozialem Status erschienen
Sebastian Sattler hat gemeinsam mit den Kolleg:innen Lea Becher (Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen) und Guido Mehlkop (Universität Erfurt) einen Artikel in „Social Science Research” veröffentlicht. Aggressionen zwischen Fremden und Bekannten treten in alltäglichen Situationen wie im Verkehr, beim Einkaufen, bei der Arbeit und in persönlichen Beziehungen auf. Die Opfer erfahren Schürfwunden, Frakturen, Traumata, Angstzustände oder Depressionen. Über den individuellen Schaden hinaus ist Aggression jedoch auch ein gesellschaftliches Problem, da sie sich negativ auf soziale Interaktionen auswirkt und die soziale Ordnung und Rechtsdurchsetzung stört. Ein besseres Verständnis der Dynamiken und der Bedingungen eines solchen schädlichen Verhaltens ist daher wichtig für die Entwicklung von Präventions- und Interventionsstrategien.
In dieser Studie werden daher die soziologischen und sozialpsychologischen Mechanismen untersucht, die der Aggression als Reaktion auf eine Provokation in einer alltäglichen Situation zugrunde liegen, wobei der Schwerpunkt auf den verschiedenen moderierenden Rollen des sozialen Status des Provokateurs liegt. Mit Hilfe eines szenario-basierten Experiments innerhalb einer repräsentativen Stichprobe der arbeitenden Bevölkerung in Deutschland (N=1.585) wurden der Grad der Provokation und der soziale Status des Provokateurs experimentell manipuliert. Zudem wurden mehrere Indikatoren des inneren Zustands (Kognitionen, Erregung und Affekt) der provozierten Person und mögliche Reaktionen (keine Reaktion, verbale Aggression und körperliche Aggression) erfasst. Die Ergebnisse zeigen, dass eine absichtliche Provokation die Wahrscheinlichkeit verringert, dass die Provokation ignoriert wird, während verbale oder aggressive Reaktionen wahrscheinlicher werden. Diese Effekte wurden durch den inneren Zustand der provozierten Person mediiert. Ein höherer sozialer Status des Provokateurs führte zu einem aggressionsanfälligeren inneren Zustand, während der Effekt des inneren Zustands auf verbalen Reaktionen geringer ausfiel, wenn der Provokateur einen hohen sozialen Status hatte. Zudem zeigte eine simultane Analyse dieser Prozesse, dass sich gegenläufigen Effekte des sozialen Status gegenseitig aufheben.