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uni.aktuell-Archiv
Veröffentlicht am
14. Dezember 2012
Kategorie:
Forschung & Wissenschaft
Heuschrecken-Männchen haben das Sagen beim Sex
Biologen der Universität Bielefeld veröffentlichen Forschungsergebnis in Fachzeitschrift
Alles eine Frage des Timings: Wenn Laubheuschrecken sich paaren, heftet das Männchen dem Weibchen ein klebriges Paket, die sogenannte Spermatophore, an ihren Hinterleib. Neben den Samen selbst besteht dieses „Brautgeschenk“ aus einer proteinreichen Masse, die das Weibchen nach der Paarung verzehrt. Erst nach mehreren Stunden wandern die Samen in den Geschlechtstrakt des Weibchens. Doch wer entscheidet, wann das passiert? Eine Studie der Bielefelder Biologen Professor Dr. Klaus Reinhold und Dr. Steven Ramm legt nahe, dass das Männchen über diesen Prozess bestimmt, auch wenn es schon längst auf und davon ist. Ihre Ergebnisse sind nun in der Online-Vorabversion der Zeitschrift „Behavioural Ecology and Sociobiology“ (Verhaltensökologie und Soziobiologie) erschienen.
Im Gegensatz zur direkten Spermienübergabe könnte beim Einsatz einer
Spermatophore das Weibchen größeren Einfluss auf Befruchtung oder
Nicht-Befruchtung ihrer Eier haben. Die Ergebnisse der Bielefelder
Studie stellen diese Annahme jedoch in Frage. Sie legen einen hohen Grad
männlicher Kontrolle bei diesem entscheidenden Schritt der
Fortpflanzung nahe. Für ihre Studie haben Professor Dr. Klaus Reinhold
und Dr. Steven Ramm von der Universität Bielefeld Männchen und Weibchen
zweier Unterarten der Laubheuschreckenart Poecilimon veluchianus
gepaart, bei denen sich die Zeit zwischen Paarung und
Spermienübertragung unterscheidet. Während bei der Unterart Poecilimon
veluchianus minor die Samen größtenteils innerhalb der ersten drei
Stunden übertragen werden, startet der Transfer bei Poecilimon
veluchianus veluchianus erst nach vier Stunden. Kreuzt man nun die zwei
Arten – so die Idee der Forscher – lässt sich an der Zahl der
transferierten Spermien nach drei Stunden ablesen, ob das Männchen oder
das Weibchen über die Transferzeit bestimmt.
Jeweils neun bis zwölf Paare der vier Kombinationsmöglichkeiten von Poecilimon veluchianus minor und Poecilimon veluchianus veluchianus haben die Forscher gepaart. Drei Stunden nach erfolgter Begattung haben sie untersucht, wie viele Spermien sich im Geschlechtstrakt der Weibchen fanden. Das Ergebnis: Die Spermien der Männchen der „schnellen“ Unterart von Poecilimon veluchianus minor lassen sich bei Weibchen beider Unterarten nachweisen. Hingegen konnten die Männchen der „langsamen“ Unterart von Poecilimon veluchianus veluchianus bei beiden Typen von Weibchen so gut wie keine Spermien übertragen.
Die Forscher folgern aus diesem Experiment, dass die Männchen über das Samenpaket die Geschwindigkeit des Transfers kontrollieren. Eine weibliche Ohnmacht sei daraus aber nicht automatisch abzuleiten. Schließlich können die Weibchen über die Geschwindigkeit des Verzehrs der Spermatophore auch mit beeinflussen, ob Spermien übertragen werden. Zudem steigt mit der Größe der Männchen auch die Größe des Samenpaketes und die Zeit wächst, die das Weibchen benötigt, um den Proteinanteil zu fressen. Die Spermien haben in der Folge mehr Zeit zum Transfer in das Weibchen – und die Eier des Weibchens werden eher von einem „hochwertigen“ Männchen befruchtet. Professor Reinhold betont: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Weibchen den Transfer nicht beeinflusst haben – nicht, dass sie es nicht könnten.“
Alles eine Frage des Timings: Wenn Laubheuschrecken sich paaren, heftet das Männchen dem Weibchen ein klebriges Paket, die sogenannte Spermatophore, an ihren Hinterleib. Neben den Samen selbst besteht dieses „Brautgeschenk“ aus einer proteinreichen Masse, die das Weibchen nach der Paarung verzehrt. Erst nach mehreren Stunden wandern die Samen in den Geschlechtstrakt des Weibchens. Doch wer entscheidet, wann das passiert? Eine Studie der Bielefelder Biologen Professor Dr. Klaus Reinhold und Dr. Steven Ramm legt nahe, dass das Männchen über diesen Prozess bestimmt, auch wenn es schon längst auf und davon ist. Ihre Ergebnisse sind nun in der Online-Vorabversion der Zeitschrift „Behavioural Ecology and Sociobiology“ (Verhaltensökologie und Soziobiologie) erschienen.
In
flagranti erwischt: Bis zu 40 Prozent ihres Körpergewichts können die
Spermatophoren männlicher Laubheuschrecken erreichen. Die eigentliche
Spermienübertragung folgt erst später – wann, das entscheidet das
Männchen, legen Ergebnisse der Bielefelder Forscher nahe. Foto: Klaus
Reinhold
Jeweils neun bis zwölf Paare der vier Kombinationsmöglichkeiten von Poecilimon veluchianus minor und Poecilimon veluchianus veluchianus haben die Forscher gepaart. Drei Stunden nach erfolgter Begattung haben sie untersucht, wie viele Spermien sich im Geschlechtstrakt der Weibchen fanden. Das Ergebnis: Die Spermien der Männchen der „schnellen“ Unterart von Poecilimon veluchianus minor lassen sich bei Weibchen beider Unterarten nachweisen. Hingegen konnten die Männchen der „langsamen“ Unterart von Poecilimon veluchianus veluchianus bei beiden Typen von Weibchen so gut wie keine Spermien übertragen.
Die Forscher folgern aus diesem Experiment, dass die Männchen über das Samenpaket die Geschwindigkeit des Transfers kontrollieren. Eine weibliche Ohnmacht sei daraus aber nicht automatisch abzuleiten. Schließlich können die Weibchen über die Geschwindigkeit des Verzehrs der Spermatophore auch mit beeinflussen, ob Spermien übertragen werden. Zudem steigt mit der Größe der Männchen auch die Größe des Samenpaketes und die Zeit wächst, die das Weibchen benötigt, um den Proteinanteil zu fressen. Die Spermien haben in der Folge mehr Zeit zum Transfer in das Weibchen – und die Eier des Weibchens werden eher von einem „hochwertigen“ Männchen befruchtet. Professor Reinhold betont: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Weibchen den Transfer nicht beeinflusst haben – nicht, dass sie es nicht könnten.“