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Wer von den Möglichkeiten profitiert, die KI bietet (Nr. 43/2023)

Veröffentlicht am 17. April 2023, 12:56 Uhr

KI-Forscherin Joanna Bryson spricht bei Vortragsreihe zur Ko-Konstruktion

Ob Smart Home, Musik- und Videostreaming, Navigation oder Gesichtserkennung: Künstliche Intelligenz (KI) wirkt vielfach in den Alltag hinein. Doch wie transparent sind KI-Systeme und wie werden Unternehmen kontrolliert, die sie produzieren? Damit befasst sich Professorin Dr. Joanna Bryson von der Hertie School in Berlin. Einblicke in ihre Forschung dazu gibt die Expertin für Ethik und Technologie am kommenden Donnerstag, 20. April, ab 16 Uhr, in einem hybriden Vortrag via Zoom und in Präsenz im CITEC-Gebäude der Universität Bielefeld (Raum 1.204). Die Veranstaltung gehört zu der Reihe „Co-Constructing Intelligence“ (Ko-Konstruktion von Intelligenz), einem Angebot der Universitäten Bielefeld, Bremen und Paderborn. Die Teilnahme an dem englischen Vortrag ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.


„Künstliche Intelligenz bietet uns ein Bündel an Techniken, die die Fähigkeit fördern, uns in den neu entstandenen Informationsräumen zurechtzufinden. Entstanden sind diese Räume durch erhebliche Verbesserungen der digitalen Verfahren und Infrastrukturen“, sagt Joanna Bryson. „Doch wer profitiert von den neuen Möglichkeiten, die Daten in den digitalen Informationsräumen auszuwerten? Und was ist der Preis dafür?“ 

Bryson stellt in ihrem Vortrag ihre jüngste Forschung zu der Frage vor, wie transparent und nachvollziehbar KI-Systeme sind. Ebenfalls spricht sie über ihre Untersuchungen zur Governance der Firmen und weiteren Organisationen, die KI-Systeme produzieren. In ihrem Vortrag geht Bryson auch auf länderübergreifende Dynamiken ein, „die unsere Handlungsfähigkeit möglicherweise verschleiern oder sogar gefährden“.  Darüber hinaus erörtert sie, wie die Verpflichtungen zur KI-Transparenz und Menschenzentriertheit umgesetzt werden können, wie sie in der UNESCO-Empfehlung zur Ethik Künstlicher Intelligenz weltweit vereinbart wurden. Bryson hat eine klare Haltung mit Blick auf die Anwendung von Ethik auf KI. Ethik und Verantwortung sind ihr zufolge nur für Beziehungen zwischen Gleichgestellten sinnvoll. KI-Systeme sind jedoch menschengemacht und damit sind sie laut Bryson als Artefakte nicht den Menschen gleichgestellt.

„Bryson gehört zu den international einflussreichen Expert*innen in Fragen der digitalen Ethik“, sagt Professor Dr. Philipp Cimiano, Leiter der Gruppe Semantische Datenbanken an der Universität Bielefeld. „Ihre Forschung macht deutlich, dass KI-Systeme nachvollziehbar machen müssen, wie sie entscheiden. Erst dann können sie Nutzer*innen mit ihnen gewissermaßen eine gemeinsame Wellenlänge finden. Sind Maschinen intransparent, besteht die Gefahr, dass die Unternehmen, die sie herstellen, die Nutzer*innen bewusst oder unbewusst manipulieren. Das kann zum Beispiel dazu führen, dass Verbraucher*innen zu impulsiven Käufen ermuntert werden.“ 

Auswirkungen der Technologie auf menschliche Zusammenarbeit
Joanna Bryson ist Professorin für Ethik und Technologie an der privaten Hertie School in Berlin. Einer ihrer Forschungsschwerpunkte ist die Governance von Künstlicher Intelligenz und Informations- und Kommunikationstechnik. Weiterer Schwerpunkt sind Auswirkungen der Technologie auf menschliche Zusammenarbeit. 1998 veröffentlichte sie ihr Buch „Just Another Artifact“ zu Künstlicher Intelligenz und Ethik. 2010 war sie Mitautorin der „UK Principles of Robotics“, der ersten nationalen Ethikrichtlinie zur Künstlichen Intelligenz in Großbritannien. Bryson hat Abschlüsse in Psychologie und Künstlicher Intelligenz von der University of Chicago, der University of Edinburgh und dem Massachusetts Institute of Technology, an dem sie ihre Dissertation abschloss. Von 2002 bis 2019 gehörte sie der Informatik-Fakultät der University of Bath in Großbritannien an. Sie hat mit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), den Vereinten Nationen und dem Roten Kreuz an Richtlinien für Künstliche Intelligenz gearbeitet. Seit Juli 2020 ist Bryson eine von neun Expert*innen, die von Deutschland für den Initiative „Global Partnership on Artificial Intelligence“ (GPAI) nominiert wurden. 

Fragen der digitalen Ethik
Der Vortrag trägt den Titel „Principle Agents of AI – With Whom Do We CoCreate?“ (Hauptakteure der KI – mit wem gestalten wir gemeinsam). Er ist Teil der Reihe „Co-Constructing Intelligence“. Der Begriff Ko-Konstruktion bezieht sich darauf, dass die Interpretation der Umwelt und die Durchführung von Handlungen in Zusammenarbeit stattfinden. Das geschieht auf natürliche Weise, wenn beispielsweise Kinder mit Unterstützung und unter Anleitung ihrer Eltern Aufgaben im Haushalt erledigen. Mit Servicerobotern und anderen technischen Systemen ist so eine natürliche Interaktion bislang jedoch nicht möglich.

Vortragsreihe ist aus Forschungsinitiative hervorgegangen
Für die Vortragsreihe kooperieren die Universitäten Bielefeld, Bremen und Paderborn. Philipp Cimiano organisiert die neue Vortragsreihe unter anderem mit der Bielefelder Informatikerin Professorin Dr.-Ing. Britta Wrede, dem Bremer Informatiker Professor Dr. Michael Beetz und der Paderborner Linguistin Professorin Dr. Katharina Rohlfing. Die Vortragsreihe ist ein Angebot einer gemeinsamen Forschungsinitiative der drei Universitäten. Der Zusammenschluss nutzt das Prinzip der Ko-Konstruktion, um das Verständnis und die Fähigkeiten von Robotern an die von Menschen anzupassen. Die Forschenden arbeiten so an der Basis für eine flexible und sinnhafte Interaktion von Robotern mit Menschen im Alltag. 

Weitere Informationen: 
Link zum Onlinevortrag (keine Anmeldung erforderlich)
Hinweise zum Vortrag auf Website des Instituts JAII
Damit Roboter erkennen, was sie visuell erfassen“ (Pressemitteilung vom 22. März 2023)
Maschinen beibringen, wie Menschen zu denken“ (Pressemitteilung vom 16. Januar 2023)

Das Bildmaterial ist hier abrufbar


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