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Vergleichen global gedacht?
Sonderforschungsbereich lädt zur Jahreskonferenz ein
(Nr.101/2024) Um eine globale Perspektivierung der Bielefelder Vergleichsforschung geht es auf der öffentlichen internationalen Jahreskonferenz des Sonderforschungsbereichs 1288 „Praktiken des Vergleichens“. Dafür treffen sich vom kommenden Donnerstag bis Samstag, 17. bis zum 19. Oktober, 80 Wissenschaftler*innen des Forschungsverbunds sowie elf nationale und internationale Referent*innen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Ungarn und Schweden im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) an der Universität Bielefeld. Der Titel der Konferenz: „Comparison goes global? Historical Perspectives on the Contemporary World“ (Vergleichen global gedacht? Historische Perspektiven auf die heutige Welt).
Seit acht Jahren forschen die Mitglieder des Sonderforschungsbereichs (SFB) 1288 dazu, was historische Akteur*innen tun, wenn sie vergleichen („doing comparison“). Um die eigenen Ergebnisse, die vor allem auf die westliche Welt bezogen waren, mit Vergleichspraktiken in anderen Weltregionen zu korrelieren und mit Experten anderer Weltregionen zu diskutieren, lädt der SFB 1288 zur Abschlusskonferenz der zweiten Förderphase (2021–2024) ein.
Forschende aus unterschiedlichen Disziplinen widmen sich der Frage, ob Vergleichspraktiken weltweit vor der europäischen Expansion nach anderen Logiken als in Europa funktionieren. Oder weisen sie umgekehrt Logiken auf, die auf universelle oder weit verbreitete Merkmale von Vergleichen hinweisen die bisher als eindeutig westlich oder „modern“ angesehen wurden?
Diese Fragen werden mit sehr unterschiedlichen Beispielen aus anderen Weltregionen beleuchtet:
Formung von Selbst und Staat
Professor Dr. Endre Sashalmi (Universität Pécs, Ungarn) untersucht einerseits, wie das Vergleichen als Instrument zur Selbstidentität dient und beschreibt andererseits seine Rolle in der Formation der russischen imperialen Identität im achtzehnten Jahrhundert. Hierzu werden Texte vom russischen Kaiser Peter dem Großen (1715–1730) und der russischen Kaiserin Katharina der Großen (1729–1796) analysiert.
Der Blick gen Osten
Professorin Dr. Birgit Schäbler (Universität Erfurt) befasst sich in ihrem Vortrag mit dem europäischen Orientalismus als Vergleichspraktik. Am Beispiel des französischen Schriftstellers Ernest Renan (1823–1892) und anderen analysiert sie, wie Vergleiche im europäischen Orientalismus Gesellschaften im mittleren Osten beeinflussten.
Durch die Augen der anderen
Professor Dr. Sebastian Jobs (Freie Universität Berlin) analysiert visuelle Vergleiche in der Darstellung von Blackness angesichts rassistischer Gewalt anhand von Fotos und Texten des Reformers, Abolitionisten und Staatsmann Frederick Douglass (1818–1892) im neunzehnten Jahrhundert.
Der Sonderforschungsbereich
Im Sonderforschungsbereich 1288 „Praktiken des Vergleichens. Die Welt ordnen und verändern“ wird Grundlagenforschung betrieben und Fragen zur Vergleichspraxis gestellt, unter anderem: Was tun Akteur*innen, wenn sie vergleichen? Forschende aus Geschichts- und Literaturwissenschaft, Philosophie, Soziologie, Kunstgeschichte, Politik- und Rechtswissenschaft untersuchen erstmals systematisch, wie Vergleichspraktiken die Welt ordnen und verändern.
Weitere Informationen:
• Programm der Konferenz
• Website des Sonderforschungsbereichs 1288
Kontakt:
Prof’in Dr. Eleonora Rohland, Universität Bielefeld
Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie
Telefon 0521 106-3251
E-Mail: eleonora.rohland@uni-bielefeld.de
Das Bildmaterial ist hier abrufbar.