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IKG Blog
Veröffentlicht am
6. November 2023
Kategorie:
Allgemein
Zum Tode von Friedhelm Neidhardt - Ein großer Verlust eines kritisch verlässlichen Wegbegleiters
von Wilhelm Heitmeyer
Professor Friedhelm Neidhardt, von 1994 bis 2000 Präsident des Wissenschaftszentrums für Sozialforschung Berlin ist kurz vor seinem neunzigsten Geburtstag in Berlin verstorben.
Mit Friedhelm Neidhardt hatte das IKG mehrere wichtige Bezugspunkte über seine Forschungsthemen in der Jugendsoziologie, den Konfliktanalysen und der politischen Gewalt. Hinzu kamen die persönlichen Kontakte mit dem gebürtigen Bielefelder, aufgewachsen im Stadtteil Jöllenbeck mit dem deshalb bei jeder Begegnung auch über Handball gesprochen wurde.
Vor allem spielte Friedhelm Neidhardt bei wichtigen Ereignissen für das IKG eine bedeutende Rolle. Das begann mit seinem Vortrag „Gewalt, Gewaltdiskussion, Gewaltforschung“, den er aus Anlass des Symposiums zur Gründung des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) am 16. April 1997 gehalten hat.
»Man möchte an der Welt verzweifeln, wenn man sieht, was Menschen Menschen antun«, mit diesem schwergewichtigen Satz begann Neidhardt seinen Vortrag, um sich dann kritisch mit dem Niveau der Gewaltforschung, den Entwicklungsbilanzen von Gewalttätigkeit und Erklärungsmodellen von Gewalt auseinanderzusetzen. Der Duktus war klar auf Warnungen vor großen Theoriegebäuden und mit einem Plädoyer für langfristig anzulegende Projekte ausgerichtet.
Die aus diesem traurigen Anlass wieder aufzuschlagenden und zu lesenden Seiten des Vortrages haben auch aus rückblickender Sicht der eigenen Arbeit und auch des Institutes eine immer noch vorhandene Bedeutung, möglicherweise auch einer Revitalisierung.
Und solche Bedeutungen hatten auch die wiederkehrenden Kontakte und Diskussionen über Projekte des Institutes im Laufe der Zeit.
Zum 15. Jahr des Bestehens des IKG hatte ich ihn gebeten wieder einen Vortrag zur geleisteten Arbeit des Instituts im Rahmen einer internationalen Konferenz vom 19. bis 21. November 2012 im ZiF zu halten. Neidhardt willigte ein aber unter der Bedingung sich eine Woche im Institut aufhalten zu können, mit Mitarbeitern oder Mitarbeiterinnen zu sprechen und Materialien zu sichten, um dann den Vortrag » Maßstäbe kritischer Würdigung von Wissenschaft« zu halten, in dem er solche Maßstäbe auf die Arbeit des IKG anzuwenden beabsichtigte. Für uns Beurteilte war das durchaus eine spannend erwartungsvolle Zeit, weil allseits bekannt war, wie sorgfältig, unabhängig und souverän Friedhelm Neidhardt arbeiten würde. Und so traf auch ein, was Jürgen Gerhards in seinem Nachruf in der FAZ geschrieben hat: »Auf sein Urteil war Verlass, auch weil es ausgewogen begründet und für die Beurteilten nie verletzend war.«
Bei der genannten Besichtigung kam ein sehr positives Ergebnis heraus, das uns wichtige Hinweise zur Bestätigung der Weiterentwicklung gegeben aber auch zu Veränderungen aufgezeigt hat.
Eine solche souveräne Stimme wie die von Friedhelm Neidhardt wird – auch mir persönlich – im Gedächtnis bleiben und fehlen im hektischen Wissenschaftsbetrieb mit seiner immer schneller drehenden Schraube des Drittmitteleintriebs und Publikationszwanges. Gerade dazu hatte Neidhardt eine immer kritischere Position eingenommen.
Professor Friedhelm Neidhardt, von 1994 bis 2000 Präsident des Wissenschaftszentrums für Sozialforschung Berlin ist kurz vor seinem neunzigsten Geburtstag in Berlin verstorben.
Mit Friedhelm Neidhardt hatte das IKG mehrere wichtige Bezugspunkte über seine Forschungsthemen in der Jugendsoziologie, den Konfliktanalysen und der politischen Gewalt. Hinzu kamen die persönlichen Kontakte mit dem gebürtigen Bielefelder, aufgewachsen im Stadtteil Jöllenbeck mit dem deshalb bei jeder Begegnung auch über Handball gesprochen wurde.
Vor allem spielte Friedhelm Neidhardt bei wichtigen Ereignissen für das IKG eine bedeutende Rolle. Das begann mit seinem Vortrag „Gewalt, Gewaltdiskussion, Gewaltforschung“, den er aus Anlass des Symposiums zur Gründung des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) am 16. April 1997 gehalten hat.
»Man möchte an der Welt verzweifeln, wenn man sieht, was Menschen Menschen antun«, mit diesem schwergewichtigen Satz begann Neidhardt seinen Vortrag, um sich dann kritisch mit dem Niveau der Gewaltforschung, den Entwicklungsbilanzen von Gewalttätigkeit und Erklärungsmodellen von Gewalt auseinanderzusetzen. Der Duktus war klar auf Warnungen vor großen Theoriegebäuden und mit einem Plädoyer für langfristig anzulegende Projekte ausgerichtet.
Die aus diesem traurigen Anlass wieder aufzuschlagenden und zu lesenden Seiten des Vortrages haben auch aus rückblickender Sicht der eigenen Arbeit und auch des Institutes eine immer noch vorhandene Bedeutung, möglicherweise auch einer Revitalisierung.
Und solche Bedeutungen hatten auch die wiederkehrenden Kontakte und Diskussionen über Projekte des Institutes im Laufe der Zeit.
Zum 15. Jahr des Bestehens des IKG hatte ich ihn gebeten wieder einen Vortrag zur geleisteten Arbeit des Instituts im Rahmen einer internationalen Konferenz vom 19. bis 21. November 2012 im ZiF zu halten. Neidhardt willigte ein aber unter der Bedingung sich eine Woche im Institut aufhalten zu können, mit Mitarbeitern oder Mitarbeiterinnen zu sprechen und Materialien zu sichten, um dann den Vortrag » Maßstäbe kritischer Würdigung von Wissenschaft« zu halten, in dem er solche Maßstäbe auf die Arbeit des IKG anzuwenden beabsichtigte. Für uns Beurteilte war das durchaus eine spannend erwartungsvolle Zeit, weil allseits bekannt war, wie sorgfältig, unabhängig und souverän Friedhelm Neidhardt arbeiten würde. Und so traf auch ein, was Jürgen Gerhards in seinem Nachruf in der FAZ geschrieben hat: »Auf sein Urteil war Verlass, auch weil es ausgewogen begründet und für die Beurteilten nie verletzend war.«
Bei der genannten Besichtigung kam ein sehr positives Ergebnis heraus, das uns wichtige Hinweise zur Bestätigung der Weiterentwicklung gegeben aber auch zu Veränderungen aufgezeigt hat.
Eine solche souveräne Stimme wie die von Friedhelm Neidhardt wird – auch mir persönlich – im Gedächtnis bleiben und fehlen im hektischen Wissenschaftsbetrieb mit seiner immer schneller drehenden Schraube des Drittmitteleintriebs und Publikationszwanges. Gerade dazu hatte Neidhardt eine immer kritischere Position eingenommen.