Offener Brief zur Schließung des Hamburger Instituts für Sozialforschung

An die Direktion und die Trägerstiftung des Hamburger Instituts für Sozialforschung

Am 15.01.2024 wurde bekannt, dass das 1984 gegründete Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS) im Jahr 2028 geschlossen werden soll. Die Mitarbeiter*innen und der Vorstand des Institutes für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) bedauern diese Entwicklung außerordentlich und drücken auf diesem Wege die Hoffnung aus, dass einerseits die im HIS betriebene Forschung fortgesetzt wird und andererseits für die von der Schließung betroffenen Kolleg*innen berufliche Perspektiven gefunden werden.

Das HIS, vertreten durch zahlreiche renommierte Wissenschaftler*innen, hat in den vergangenen vierzig Jahren zentrale Grundlagenforschung im Bereich der kritischen sozialwissenschaftlichen Kriminologie und in der Gewaltforschung geleistet. Mit der Schließung des HIS würde eine der sehr wenigen deutschlandweit vorhandenen Forschungsinstitutionen in diesem Bereich wegfallen.

Das IKG mit seinem Fokus auf Konflikt- und Gewaltforschung arbeitet in vielerlei Hinsicht thematisch komplementär und unterstreicht damit die zentrale Bedeutung von Forschungseinrichtungen, die sich in Zeiten multipler Krisen und Konflikte mit abweichendem Verhalten und institutionellen Reaktionen darauf sowie mit Gewaltphänomenen beschäftigen.

Neben dem Verlust einer institutionellen Vertretung kritischer sozialwissenschaftlicher Forschungsperspektiven könnten zahlreiche Kolleg*innen ihre Anstellung oder eine thematisch einschlägige Beschäftigungsperspektive verlieren. Die ohnehin schon prekäre Situation von Wissenschaftler*innen in Deutschland wird durch die Schließung ganzer Institutionen weiter verschärft. Wir drücken deshalb unsere Solidarität mit allen Kolleg*innen im HIS aus, die einer prekären Anstellungssituation entgegensehen.

Die Wissenschaftler*innen des IKG

Der Vorstand des IKG