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IKG Blog
Veröffentlicht am
27. Mai 2024
Kategorie:
Allgemein
„Männer töten.“ Eine Art Ausstellung mit Gesprächsbedarf
Am Samstag, den 11.05.2024 fand der finale Showdown des ConflictA-Projekts „StreetArt-Kommunikation und die Wirkung auf den Sozialraum“ statt. Das von Mareike Wilke durchgeführte Forschungsprojekt war Teil der Explorationsphase der Konfliktakademie und befasste sich mit Statements wie „Männer töten.“, „Männerz abschaffen“ und „Männer lol“, die – an verschiedene Häuserwände und Ladenfassaden gesprüht – im Bielefelder Westen zu finden sind.
Mit Hilfe von Befragungen von Laufpublikum an den jeweiligen Orten der Statements sollte herausgefunden werden, wie diese Sprüche interpretiert werden und ob sie einen Konflikt um Genderungleichheit innerhalb der Gesellschaft widerspiegeln. Dafür war es uns wichtig, partizipativ zu arbeiten und mit Hilfe von ethnografischen Methoden in die Thematik einzutauchen und neben niedrigschwelligen go along Interviews mit Passant*innen auch Gespräche mit ansässigen Kulturschaffenden aus der StreetArt-Szene und Multiplikator*innen aus der Gemeinwesenarbeit zu führen.
Schnell weckte das Projekt das Interesse der Lokalmedien und wurde durch einen Zeitungsartikel und einen Radiobeitrag einem noch breiteren Publikum bekannt, was eine interessante Forschungswendung zur Folge hatte:
Durch die lokale Berichterstattung entfaltete sich eine digitale Empörung in Form von Diskussionen in Kommentarspalten und auf Social Media, die schließlich in die laufende Forschung mit einbezogen wurde. Es zeigte sich schnell, dass die beiden Diskurse (analog und digital) zwei völlig verschiedene waren. Während es in den analogen Gesprächen vor allem um die Art der Darstellung der Statements und deren Lesarten ging, fanden wir online eine in weiten Teilen verstörende und antifeministische Diskussion.
Die oben genannte Veranstaltung fand statt, um diese Kontroverse aufzuzeigen und das Thema Genderungleichheit in unserer Gesellschaft sichtbar zu machen. Mit vollem Erfolg.
Zahlreiche Menschen kamen am Samstag im Share-Space des Souls&Street Stores zusammen um sich anhand von ausgestellten Bildern der Statements mit der Thematik auseinanderzusetzen. Aus dem Off wurden die eingesprochenen Kommentare aus der online-Diskussion zeitgleich abgespielt. Auf dieser Grundlage fand im Anschluss eine interessante Podiumsdiskussion mit der Projektleitung Mareike Wilke, dem Experten für politisches Grafitti Cut Spencer und der StreetArt Spotterin und Projektmitarbeiterin Luise Papendorf statt. Hierbei war es uns wichtig, die Besucher*innen einzubeziehen und nicht nur wissenschaftlichen Content zu präsentieren, sondern mit der beforschten Gruppe in einen echten Dialog zu kommen – ein zentraler Anspruch der ConflictA. Wir wollen nicht nur über Konflikte reden, sondern auch gemeinsam an Lösungen arbeiten. Das setzt voraus, dass Wissenschaft und Praxis zusammenarbeiten und voneinander lernen, was an diesem Abend absolut gelungen ist.
Wer jetzt denkt, dass es sich an diesem Abend um eine Veranstaltung von Feministinnen für Feministinnen gehandelt hat, der irrt. Ein sehr diverses Publikum, darunter auch Männer, die sich eingangs von den Statements getriggert und beleidigt fühlten, stiegen schließlich mit uns in eine spannende und vor allem konstruktive Diskussion ein, bei der sich Blickwinkel erweiterten, Denkmuster aufweichten und vielleicht sogar Perspektiven änderten.
Natürlich hat diese Veranstaltung kein Problem gelöst. Nach wie vor haben wir ein gewaltiges Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern. Noch immer werden Männer besser bezahlt und mehr Frauen als Männer erleben Gewalt in ihren Partnerschaften. Weiterhin wachsen unsere Kinder in gesellschaftlich gesetzte Rollenklischees hinein und Stereotype werden verbreitet. Aber immerhin haben wir genau das aufgezeigt, den Ist-Zustand thematisiert und bei einer Limo und verschiedenen Meinungen radikal akzeptiert, dass wir noch ein Stückchen Weg vor uns haben, bis der Satz „Männer töten.“ an einer Hauswand für ähnlich Furore sorgt als würde man „Frauen töten.“ an gleicher Stelle lesen.
Mit Hilfe von Befragungen von Laufpublikum an den jeweiligen Orten der Statements sollte herausgefunden werden, wie diese Sprüche interpretiert werden und ob sie einen Konflikt um Genderungleichheit innerhalb der Gesellschaft widerspiegeln. Dafür war es uns wichtig, partizipativ zu arbeiten und mit Hilfe von ethnografischen Methoden in die Thematik einzutauchen und neben niedrigschwelligen go along Interviews mit Passant*innen auch Gespräche mit ansässigen Kulturschaffenden aus der StreetArt-Szene und Multiplikator*innen aus der Gemeinwesenarbeit zu führen.
Schnell weckte das Projekt das Interesse der Lokalmedien und wurde durch einen Zeitungsartikel und einen Radiobeitrag einem noch breiteren Publikum bekannt, was eine interessante Forschungswendung zur Folge hatte:
Durch die lokale Berichterstattung entfaltete sich eine digitale Empörung in Form von Diskussionen in Kommentarspalten und auf Social Media, die schließlich in die laufende Forschung mit einbezogen wurde. Es zeigte sich schnell, dass die beiden Diskurse (analog und digital) zwei völlig verschiedene waren. Während es in den analogen Gesprächen vor allem um die Art der Darstellung der Statements und deren Lesarten ging, fanden wir online eine in weiten Teilen verstörende und antifeministische Diskussion.
Die oben genannte Veranstaltung fand statt, um diese Kontroverse aufzuzeigen und das Thema Genderungleichheit in unserer Gesellschaft sichtbar zu machen. Mit vollem Erfolg.
Zahlreiche Menschen kamen am Samstag im Share-Space des Souls&Street Stores zusammen um sich anhand von ausgestellten Bildern der Statements mit der Thematik auseinanderzusetzen. Aus dem Off wurden die eingesprochenen Kommentare aus der online-Diskussion zeitgleich abgespielt. Auf dieser Grundlage fand im Anschluss eine interessante Podiumsdiskussion mit der Projektleitung Mareike Wilke, dem Experten für politisches Grafitti Cut Spencer und der StreetArt Spotterin und Projektmitarbeiterin Luise Papendorf statt. Hierbei war es uns wichtig, die Besucher*innen einzubeziehen und nicht nur wissenschaftlichen Content zu präsentieren, sondern mit der beforschten Gruppe in einen echten Dialog zu kommen – ein zentraler Anspruch der ConflictA. Wir wollen nicht nur über Konflikte reden, sondern auch gemeinsam an Lösungen arbeiten. Das setzt voraus, dass Wissenschaft und Praxis zusammenarbeiten und voneinander lernen, was an diesem Abend absolut gelungen ist.
Wer jetzt denkt, dass es sich an diesem Abend um eine Veranstaltung von Feministinnen für Feministinnen gehandelt hat, der irrt. Ein sehr diverses Publikum, darunter auch Männer, die sich eingangs von den Statements getriggert und beleidigt fühlten, stiegen schließlich mit uns in eine spannende und vor allem konstruktive Diskussion ein, bei der sich Blickwinkel erweiterten, Denkmuster aufweichten und vielleicht sogar Perspektiven änderten.
Natürlich hat diese Veranstaltung kein Problem gelöst. Nach wie vor haben wir ein gewaltiges Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern. Noch immer werden Männer besser bezahlt und mehr Frauen als Männer erleben Gewalt in ihren Partnerschaften. Weiterhin wachsen unsere Kinder in gesellschaftlich gesetzte Rollenklischees hinein und Stereotype werden verbreitet. Aber immerhin haben wir genau das aufgezeigt, den Ist-Zustand thematisiert und bei einer Limo und verschiedenen Meinungen radikal akzeptiert, dass wir noch ein Stückchen Weg vor uns haben, bis der Satz „Männer töten.“ an einer Hauswand für ähnlich Furore sorgt als würde man „Frauen töten.“ an gleicher Stelle lesen.