BIS News
'Alle akzeptieren'
Seit letztem Mittwoch erhält man als Besucher*in des PEVZs, des eKVVs, der Studieninformation und des ‘Meine Uni’-Portal etwas, das eigentlich niemand mag:
Einen Tag nach der Umstellung der Roxen Webseiten der Universität ist auch in unseren Diensten ein Cookie Banner online gegangen. Und selbst wenn es im Vergleich zu den Cookie Bannern - oder genauer ‘Cookie-Consent-Bannern’ - auf anderen Webseiten geradezu hübsch und einfach ist: Niemand wünscht sich auf dem Weg zu den gesuchten Informationen Stolpersteine. Auch wenn wir durch eine gemeinsame Lösung zwischen Roxen- und BIS-Seiten versucht haben, den störenden Effekt so gering wie möglich zu halten.
Der Grund dafür wird in dieser uni.intern-Meldung beschrieben: Anlass ist die Einführung des Werkzeugs SiteImprove in unseren Webauftritt. Da dieses Werkzeug auch eine Webtracking-Komponente enthält, ist die Abfrage der Zustimmung von den Besucher*innen unserer Webseiten eine rechtliche Vorgabe. Aber warum wollen wir Sie überhaupt tracken? Und was tracken wir?
Der Zweck von Webtracking in unseren Anwendungen
Der Schalter ‘Alle akzeptieren’ in unserem Cookie Banner ist daher zwar technisch korrekt, da ggf. mehrere Cookies gesetzt werden, aber es geht nur darum, ein einzelnes, nur für unsere internen Zwecke eingesetztes Tracking zu erlauben, welches sich auch ausschließlich auf Uni Webseiten bezieht. Dabei geht es nicht darum, Sie als Individuum zu betrachten, solche Auswertungen sind mit SiteImprove überhaupt nicht möglich.
Für die Softwareentwicklung im BIS ist es eine sehr relevante Frage ob man ein bestimmtes Feature der Internetstandards bereits verwenden kann, oder ob der Anteil der Nutzer*innen, die es noch nicht haben, zu groß ist. Und ab wann man anfangen kann, bestimmte, alte Webbrowser nicht mehr zu berücksichtigen, und die damit verbundenen Aufwände einspart.
Gleichzeitig liefert es uns Antworten auf die Frage, ob unsere Nutzer*innen heute mehr mit Smartphones und kleinen Bildschirmen oder mit PCs und großen Bildschirmen auf unsere Webseiten kommen (Antwort: es kommt darauf an, z. B. auf die Uhrzeit).
Ein anderer Punkt, auf den der uni.intern-Artikel schon eingeht, ist es Einschätzungen zu ermöglichen, wie gut eigentlich unsere Angebote im Internet grundsätzlich funktionieren. Am Beispiel der Studieninformation haben wir diese Frage in den letzten Monaten intensiv diskutiert und Veränderungen vorgenommen, um sie insbesondere für die Zielgruppe der Studieninteressierten besser zugänglich zu machen.
Aber stellt diese Änderung wirklich eine Verbesserung dar? Ohne eine Möglichkeit nachzuvollziehen, in welcher Weise sich Besucher*innen ausgehend von einer Suche im Internet dann in unseren Webseiten zurechtfinden und an welchen Stellen sie vielleicht wieder verloren gehen, ist das ein kleines bisschen wie das Stochern im Nebel. Und oft ist die Weiterentwicklung unserer Webseiten bisher getrieben von einzelnen kritischen Rückmeldungen, die allerdings vielleicht auch nur Einzelstimmen sind, und nicht repräsentativ.
Hier erhoffen wir uns von dem neuen Werkzeug eine viel bessere Grundlage für zukünftige Entscheidungen bei der Weiterentwicklung unserer Angebote.
Gibt es keine Alternativen zu Webtracking?
Es gibt diverse Alternativen, die wir in der Vergangenheit auch genutzt haben:
- Gespräche mit Nutzer*innen: In der Vergangenheit wurden immer mal wieder Gelegenheiten genutzt um direkt mit Nutzer*innen etwa der Studieninformation zu sprechen oder diese dabei zu beobachten, wie sie unsere Seiten nutzen. Und an welchen Stellen sie sich ‘verlaufen’. Diese Gespräche wurden zum Beispiel mit Gruppen von Schüler*innen geführt, die die Universität besuchen, und die damit für die Gruppe der Studieninteressierten stehen. Diese Gespräche waren sehr wertvoll, aber sie lassen sich nicht mit vertretbarem Aufwand regelmäßig wiederholen und die Frage, wie repräsentativ die befragten Personen sind, ist schwer zu beurteilen
- Befragungen von Bewerber*innen: In der regelmäßigen Befragung der Bewerber*innen werden auch Punkte zum Webauftritt abgefragt. Auch hier gibt es immer wieder interessante Erkenntnisse. Problematisch daran ist auch hier, dass man dieses Feedback nur vergleichsweise selten bekommt und keine zeitnahe Beurteilung des Effekts von Veränderungen möglich ist. Auch werden wir hier nie das Feedback von Personen erhalten, die schon vor der Bewerbung verloren gegangen sind, z. B. weil sie sich in unseren Webauftritt nicht zurechtgefunden haben
- Eye-Tracking Studien: Eine spannende Analyseform ist das sogn. Eye-Tracking, bei dem man Proband*innen in einem Usability Labor mit einem Gerät bei der Nutzung von Webseiten beobachtet, insbesondere die Augenbewegungen. Im Ergebnis kann man u. a. eine Heatmap erhalten, die zeigt, welche Bereiche einer Webseite zuerst, zuletzt oder überhaupt nicht erfasst werden. Wir haben das eKVV vor längerer Zeit einer solchen Untersuchung unterzogen und die Ergebnisse damals eingearbeitet. Eine Schwierigkeit dieser Art von Untersuchung ist neben den durchaus relevanten Kosten heute auch die Vielzahl unterschiedlicher Geräte, die man einbeziehen müsste. Auch ist die Anzahl der Seiten im Webangebot der Universität so groß geworden, dass eine so aufwändiger Analyse nur einen kleinen Bruchteil davon abdecken könnte
- Auswertung der Serverlogdateien: Alle Webserver produzieren in gewissem Umfang Protokolle, schon allein aus Sicherheitsgründen. Aus diesen Logdateien lässt sich ebenfalls ein Teil der Informationen gewinnen, die über SiteImprove gesammelt werden. In der Vergangenheit wurden auf Basis dieser Dateien einfache Analysen angefertigt. Mit Serverlogs kann man vergleichsweise viel erreichen, da sie direkt entstehen, sobald Nutzer*innen unsere Dienste verwenden. Es gibt mehrere Gründe, warum sie keine gute Alternative zu einem leistungsfähigen Webtracking darstellen: Da ist zum einen der Aufwand, den es bedeutet von vielen verschiedenen Webservern die entsprechenden Daten zusammen zu ziehen und dabei auch noch die Benutzerentscheidung für oder gegen ein Tracking zu berücksichtigen. Dann lassen sich bestimmte Informationen über die von unseren Nutzer*innen eingesetzten Geräte nur mit zusätzlichen Aufwänden in diese Art von Protokolle bringen. Da hier verschiedene Systeme (Roxen, BIS) beteiligt sind, müsste dieser Aufwand mehrfach erbracht werden. Die unterschiedlichen, beteiligten Systeme machen eine übergreifende Analyse der Besuchsverhaltens auf dieser Ebene trotzdem nahezu unmöglich. Und schließlich müsste eine Oberfläche für die Auswertungen entwickelt werden, die mit den Webauftritten befassten Personen leistungsfähige Analysefunktionen im Self Service und mit einem datenschutzkonformen Berechtigungskonzept bietet. Die dabei entstehenden Kosten wären im Vergleich zur jetzt gewählten Lösung deutlich höher
Dem Statistiker William Edwards Deming wird der Satz
'Without data, you’re just another person with an opinion'
zugeschrieben. Und selten gibt es in Diskussionen, die sich um Fragen der Gestaltung von Webseiten drehen, einen Mangel an Meinungen ;) Aber, wie wir es im Kontext nicht nur der Diskussionen um die Studieninformation erlebt haben, gibt es durchaus einen Mangel an Daten darüber, wie sich die Nutzer*innen unserer Webseiten verhalten und damit auch einen Mangel an Daten darüber, wie gut unsere Angebote funktionieren.
'Alle akzeptieren'