Nicht unsichtbar am Welt-Autismus-Tag

Veröffentlicht am 2. April 2024

Im Jahr 2007 haben die Vereinten Nationen den 2. April zum Welt-Autismus-Tag ernannt, um die volle Verwirklichung aller Menschenrechte und Grundfreiheiten für autistische Menschen gleichberechtigt mit anderen zu bekräftigen und zu fördern. Unter dem diesjährigen Motto "nicht unsichtbar" möchten wir auf die mehr als 800.000 Autist*innen aufmerksam machen, die allein in Deutschland leben.

Autismus gilt als sogenannte unsichtbare Behinderung, da sie nicht durch offensichtliche körperliche Merkmale erkennbar ist. Bei genauerem Blick fällt jedoch auf, dass Autismus auch deshalb unsichtbar ist, weil viele Autist*innen enorme Energien darauf verwenden, zu "maskieren". Masking bedeutet, sich den Konventionen und Normen des zwischenmenschlichen Umgangs von neurotypischen Menschen bewusst oder unbewusst anzupassen und die eigenen autistischen Verhaltensweisen zu unterdrücken - oft über die eigene Belastungsgrenze hinaus - um als neurotypisch wahrgenommen zu werden. Dazu zählen z.B. das bewusste Erzwingen von Blickkontakt oder von sozial erwarteten Antworten in der direkten Interaktion wie auch das Unterdrücken von Stimming, z.B. Flattern mit den Händen, Schaukelbewegungen und vieles mehr. Stimming dient der Stressreduktion und Gefühlsverarbeitung und hat so eigentlich eine wichtige Funktion im Alltag. Die Fähigkeit des Maskings erlernen viele Autist*innen bereits in der Kindheit und Jugend. Sie haben erfahren, dass sie als scheinbar neurotypische Personen eher sozial akzeptiert werden und am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.

Ein barrierefreies Umfeld zeichnet sich für Autist*innen u.a. darin aus, dass kein Masking erforderlich ist - z.B. um den Arbeitsplatz zu behalten - und in dem jede Person wertfrei so angenommen wird, wie sie ist, ohne sich vor anderen erklären zu müssen.