Wirtschaftswissenschaften Blog
Masterarbeit: Die Zukunft des Einkaufs
Praxisnahe Masterarbeit an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften im Zeichen des Klimaschutzes
In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu den drängendsten Herausforderungen der Wirtschaft gehören, ist es wichtig, sich bereits im Studium damit auseinanderzusetzen. Abschlussarbeiten, die in Kooperation mit Unternehmen geschrieben werden, bieten die Möglichkeit, Theorie und Praxis erfolgreich miteinander zu verknüpfen. So wie die Masterarbeit von Finn Schwarz, Studierender des Masterstudiengangs Wirtschaftswissenschaften, der sich in seiner Abschlussarbeit mit den Auswirkungen des EU-Emissionshandelssystems auf Beschaffungspreise im Maschinenbau auf Unternehmen mit komplexen Lieferketten beschäftigt hat. Dabei arbeitete er eng mit dem Maschinenbauunternehmen DMG MORI zusammen, um praxisnahe Erkenntnisse für die Wirtschaft zu gewinnen. Betreut wurde die Arbeit von Professor Dr. Hermann Jahnke, Seniorprofessor für Controlling und Produktionswirtschaft der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät.
Foto: DMG MORI
Das EU-Emissionshandelssystem (EU-EHS), ein zentrales Instrument der EU-Klimapolitik, basiert auf der Ausgabe und dem Handel von Zertifikaten, die zur Freisetzung von Treibhausgasen berechtigen. Die Anzahl der Zertifikate wird sukzessive gesenkt, um die Emissionsziele der EU zu erreichen. Um Wettbewerbsnachteile für europäische Unternehmen zu vermeiden, soll der Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) als Grenzausgleichsmechanismus eingeführt werden. EU-Importeure würden damit eine Abgabe auf importierte Produkte zahlen, die nach den Standards des EU-EHS berechnet wird.
Für Industrieunternehmen mit umfangreichen Lieferketten birgt dies erhebliche Herausforderungen: steigende Beschaffungspreise, komplexere Berichte und die Notwendigkeit einer engen Kooperation mit Zulieferern. In der Masterarbeit von Finn Schwarz werden in diesem Sinne die potenziellen Kostensteigerungen im Jahr 2030 betrachtet und in einer Szenarioanalyse dargestellt.
Methodische Innovation: Szenarioanalyse und digitale Tools
Im Zentrum der Arbeit steht damit eine Szenarioanalyse, die sich mit den dynamischen und unsicheren Einflussfaktoren befasst, wie etwa den zukünftigen Zertifikatspreisen oder der Weitergabe von Emissionskosten entlang der Lieferkette.
Die Szenarioanalyse ermöglicht es, potenzielle Entwicklungen im Beschaffungsprozess aufzuzeigen und Unternehmen auf die Auswirkungen des EU-EHS und des CBAM vorzubereiten. Eine zentrale Erkenntnis war dabei, dass die Qualität der Daten über Emissionen in der Lieferkette von entscheidender Bedeutung ist und enge Kooperationen mit Zulieferern erfordert.
Praxisrelevanz und wirtschaftliche Implikationen
Die Ergebnisse der Arbeit sind nicht nur für das Partnerunternehmen DMG MORI von Interesse, sondern bieten auch wertvolle Einblicke für andere Unternehmen mit internationalen Lieferketten.
Die Betreuung der Arbeit übernahm für die Unternehmensseite Rahim El Baraka, Director Corporate Purchasing Strategy: "Die Einkaufsorganisation von DMG MORI setzt auf digitale Lösungen zur Gestaltung nachhaltiger Lieferketten. Aufgrund der komplexen CO₂-Kalkulation beschaffter Komponenten und der engen Zusammenarbeit mit Zulieferern erwies sich die Masterarbeit von Herrn Schwarz als wertvoller Beitrag zur erfolgreichen Validierung unserer Softwarelösung für die Umsetzung der Dekarbonisierung der Lieferkette. Die Szenarioanalyse bestätigte die ökologische und wirtschaftliche Sinnhaftigkeit unserer strategischen Ausrichtung. Zudem wurde deutlich, dass eine optimale Stammdatenqualität essenziell ist. Besonders beeindruckend war, dass Herr Schwarz ohne Vorkenntnisse die fundierte Szenarioanalyse in Power BI entwickelte. Seine exzellente Leistung unterstreicht den hohen Mehrwert wissenschaftlicher Kooperationen. Die Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld erweist sich für alle Beteiligten als äußerst wertvoll.
v.l.: Finn Schwarz & Rahim El Baraka
Durch die enge Zusammenarbeit mit einem Unternehmen konnte Finn Schwarz theoretische Konzepte aus dem Studium der Wirtschaftswissenschaften direkt in die Praxis übertragen. Zudem erhielt er so Zugriff auf reale Daten, die seine Untersuchung erst ermöglicht haben. Er sagt dazu: „Als Masterstudent, der kurz vor dem Einstieg in das Berufsleben steht, bietet eine Abschlussarbeit in Verbindung mit einem Partnerunternehmen eine hervorragende Möglichkeit, ein detailliertes Bild über interne Prozesse und die täglichen Herausforderungen in einem Unternehmen zu erhalten, persönliche Kontakte zu knüpfen und neben dem Schreiben einen praxisbezogenen Mehrwert zu schaffen. Zusätzlich herrscht eine höhere Gestaltungsfreiheit bei Themenwahl und Methodik. Ich danke DMG MORI in Person von Herrn El Baraka für die Unterstützung und dem entgegengebrachten Vertrauen und kann jedem Studierenden eine praxisbezogene Abschlussarbeit - insbesondere bei DMG MORI - sehr empfehlen.“
Die Masterarbeit ist ein gutes Beispiel für eine Reihe praxisnaher Projekte, die die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften regelmäßig durchführt. Insbesondere regionale Wirtschaftspartner stehen dabei im Mittelpunkt, was praxisorientierte Forschung wie die von Finn Schwarz ermöglicht. Solche Projekte tragen dazu bei, aktuelle wirtschaftliche und ökologische Herausforderungen zu bewältigen. Studierende profitieren dabei vom intensiven Wissens- und Praxistransfer gleichermaßen.
Perspektiven für Studierende und Unternehmen gleichermaßen
Diese Masterarbeit verdeutlicht die Bedeutung von interdisziplinärem Denken und enger Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Auch der betreuende Dozent Professor Dr. Hermann Jahnke sieht darin viele Vorteile: "Für mich als Hochschullehrer ergeben sich aus solchen Kooperationen immer wieder wichtige Anregungen und Sichtweisen auf betriebliche Probleme, die in meine Lehre, aber vor allem auch in meine Forschungsprojekte einfließen. Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften freut sich, solche Projekte auch in Zukunft zu begleiten und damit zur Ausbildung von Fachkräften beizutragen, die sich den Herausforderungen der modernen Wirtschaft stellen.
Finn Schwarz bleibt dem Thema darüber hinaus auch noch weiter treu: "Ich bin davon überzeugt, dass das grundsätzliche Thema der Dekarbonisierung und den einhergehenden Herausforderungen für Wirtschaftsunternehmen von wachsender Relevanz ist. Die Arbeit hat mir gezeigt, dass sich DMG MORI bereits seit einigen Jahren aktiv mit diesem Thema auseinandersetzt und Lieferanten und Partner proaktiv bei der Dekarbonisierung ihrer Prozesse unterstützt - denn das branchenübergreifende Potenzial ist enorm. Entsprechend wird mich diese Thematik auch in meiner nun folgenden Anstellung bei DMG MORI weiter begleiten und ich bin sicher, mein während der Recherche gewonnenes Wissen dabei nutzen zu können.“
Weitere Informationen:
- Für Interessierte bietet das Stellenportal von DMG MORI weitere Möglichkeiten: etwa Werkstudent, Bachelor- & Masterarbeit, Praktikum sowie Initiativbewerbungen sind gern gesehen.
- Genauer Titel der Masterarbeit: "Auswirkung des EU-Emissionshandelssystems auf Beschaffungspreise im Maschinenbau - Abschätzung des Preiseffekts für den Maschinenhersteller DMG MORI"