Wirtschaftswissenschaften Blog
Interdisziplinäre Lehr-Kooperation zwischen der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und der Technischen Fakultät
Im Wintersemester 2011/2012 wird an der Universität Bielefeld ein neues Lehrformat erprobt, in dem Studierende aus dem Masterstudiengang Wirtschaftswissenschaften (WiWi) mit Studierenden des Masterstudiengangs Intelligente Systeme (ISY) an der Technischen Fakultät interdisziplinär zusammenarbeiten.
Die ISY-Studierenden entwickeln dazu im Praktikum „Intelligenter Raum“ in sechs bis acht Projektteams zu einem Oberthema (in diesem Semester: „Intelligentes Wohnzimmer“) Komponenten für intelligente Räume. Parallel dazu erstellen Teams von WiWi-Studierenden unter dem Motto „Von der Idee zur Produkteinführung“ für jedes der ISY-Projekte eine Markt-, Technologie- und Finanzanalyse und leiten daraus ein erstes Konzept für eine mögliche Markteinführung ab.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit hat vielfältige Vorteile für die Studierenden beider Fakultäten.
Für die Studierenden von der Technischen Fakultät:
- Sie erwerben Erfahrungen mit der interdisziplinären Kommunikation mit Studierenden der Wirtschaftswissenschaften.
- Sie können unmittelbar beobachten, welche Analysen und Überlegungen nötig sind, um eine gute Produktidee dann ggf. auch umzusetzen.
- Sie bekommen für ihr eigenes Projekt ggf. frühzeitig Feedback zu den für mögliche Zielgruppen besonders wesentlichen Eigenschaften.
Für die Studierenden von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften:
- Sie sammeln praktische Erfahrung mit der Durchführung von Analysen, die während der Entwicklung neuer Produkte zur Vorbereitung einer möglichen Markteinführung nötig sind.
- Sie können sich dabei an einem konkreten Anwendungsfall orientieren (im Gegensatz zu einem fiktiven Projekt oder der ex post-Analyse einer Fallstudie).
- Sie sammeln wertvolle Erfahrungen mit der interdisziplinärer Kommunikation mit den ISY-Studierenden (den „Entwicklern“).
Der gewichtigste Nutzen der Kooperation liegt sicherlich im Kennenlernen und Erproben von interdisziplinärer Kommunikation zwischen (Innovations-) Management / Marketing und den Entwicklern. Missverständnisse lassen sich in der „geschützten Werkstatt“ dieser Lehrveranstaltungen leicht ausbügeln und somit die Gefahr verringern, dass später (im Berufsleben) ein „Aneinander-vorbei-Reden“ zum Misserfolg von vielversprechenden Innovationen führt. Nach einer Studie von Cooper (2001) scheitern nämlich 24% aller untersuchten fehlgeschlagenen Innovationen hauptsächlich an „unzureichender Marktanalyse“ sowie weitere 16% an „Produkten, die nicht den Erwartungen entsprechen“ (den beiden insgesamt auch am häufigsten genannten Ursachen) und lediglich 6% an „technischen Problemen bei der Entwicklung“. Ein funktionierender Austausch über die Bedürfnisse des Marktes sowie die Eigenschaften des Produkts zwischen Betriebswirten und Entwicklern ist dementsprechend wichtig.
Die Befähigung zum interdisziplinären Dialog ist damit eine Schlüsselkompetenz, die durch diese interfakultative Kopplung der beiden Lehrveranstaltungen schon früh von den Studierenden erworben werden kann. Die Zusammenarbeit passt zudem hervorragend zum Leitmotto „Transcending Boundaries“ der Universität Bielefeld.
Es ist kein Ziel der WiWi-Veranstaltung, die von den ISY-Teams entwickelten Ideen tatsächlich wirtschaftlich zu verwerten. Sofern aber alle Beteiligten im Anschluss an die Veranstaltungen in diese Richtung aktiv werden möchten, ist das natürlich auch nicht ausgeschlossen und wäre ein schönes Erfolgssignal für die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Das an der Universität Bielefeld eingerichtete Zentrum für Unternehmensgründung (ZUg) könnte bei Bedarf beratend zur Seite stehen.
Verantwortliche / Kontakt:
Fakultät für Wirtschaftswissenschaften:
Prof. Dr. Christian Stummer (Lehrstuhl für Innovations- und Technologiemanagement), christian.stummer@uni-bielefeld.de
Technische Fakultät:
Dr. Thomas Hermann (Ambient Intelligence Group, CITEC - Center of Excellence in Cognitive Interaction Technology), thermann@techfak.uni-bielefeld.de