© Universität Bielefeld
uni.aktuell-Archiv
Veröffentlicht am
13. März 2015
Kategorie:
Forschung & Wissenschaft
ZiF-Forschungsgruppe zu Finanzmärkten zwischen mathematischer Theorie und Politikberatung
Auftakttagung am 20. März mit Professor Hans-Werner Sinn
Professor Dr. Hans-Werner Sinn, streitbarer Ökonom und Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo), gehört zu den Referenten der Tagung „Welche Konsequenzen haben Wissenschaft und Politik aus der Finanzkrise gezogen?“ am 20. März im Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität (ZiF) Bielefeld. Mit dieser Tagung wird die neue Forschungsgruppe am ZiF eröffnet, die Antworten auf die Frage sucht, wie man die Theorien der Finanzmathematik mit den Erfordernissen der Wirtschaftspolitik zusammenbringen kann.
„Die Theorie der Finanzmärkte ist eine der erfolgreichsten Theorien, die
Sozialwissenschaftler, angewandte Mathematiker und Physiker je
entwickelt haben“, sagt der Finanzmathematiker Professor Dr. Frank
Riedel. “Ihre Einsichten haben die Struktur der Börsen verändert und
vielfältige neue Möglichkeiten der Versicherung und des Managements von
Risiken geschaffen, von denen Wirtschaft und Gesellschaft profitieren.“
Doch ihr Erfolg ist auch von immensem Missbrauch und Versagen begleitet,
deren Kosten von den Steuerzahlern aufgefangen werden mussten.
Wie eine „Finanzmathematik ohne Urteilskraft“ und eine „Wirtschaftspolitik ohne mathematisches Wissen“ zusammengebracht werden können, ist das Thema der neuen ZiF-Forschungsgruppe „Robuste Finanzmärkte: Marktmacht, Knightsche Unsicherheit und die Grundlagen ökonomischer Politikberatung“, die unter der Leitung der Professoren Frank Riedel (Bielefeld), Patrick Cheridito (Princeton, USA) und Chris Shannon (Berkeley, USA) am 20. März ihre Arbeit aufnimmt. Bis Ende Juli arbeiten zwanzig Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus sieben Nationen daran, die mathematischen Werkzeuge der stochastischen Analysis mit den Grundlagen der Ökonomie, wie Spieltheorie, Mechanismendesign und Entscheidungstheorie zu verbinden.
„Auf der wissenschaftlichen Seite ist man sich weitgehend einig, dass bestimmte Fehlentwicklungen zum Ausbruch der Finanzkrise beitrugen“, konstatiert Frank Riedel. Dazu gehöre auch die Aufspaltung von Finanzwirtschaft, Finanzmathematik und Wirtschaftswissenschaft in getrennte Fächer. Die Finanzmathematik habe sich in immer isoliertere Bereiche einer Ingenieurskunst ohne ökonomische Grundlagen begeben, während die mikroökonomische Theorie, die wesentlich für ein Verständnis der Wohlfahrtseffekte finanzieller Entscheidungen ist, in ihr nicht mehr zu finden gewesen sei.
Die Folge: „Die ökonomische Politikberatung hat die Gründe und Konsequenzen der Finanzkrise, die im Jahre 2007 begann, weder vorausgesagt noch verstanden“, so Riedel. Denn die üblichen makroökonomischen Modelle, die zur Beratung der Politik und zur Vorhersage benutzt werden, enthalten gar keinen Finanzmarkt und konnten daher die Schäden des Sturms, der sich auf den Märkten zusammenbraute, nicht ahnen.
Diese Auftrennung des Gebietes in "Financial Engineering ohne Urteilskraft" und "Wirtschaftspolitik ohne mathematisches Wissen" will die ZiF-Forschungsgruppe mit einer vereinheitlichten Theorie überwinden helfen. Außerdem nimmt sie das Versagen der Wirtschaftspolitik als Anreiz und Chance, das Potenzial der Wirtschaftswissenschaft als Sozialwissenschaft kritisch zu untersuchen: „Können wir den Lauf komplexer ökonomischer Systeme vorhersagen oder gibt es natürliche Grenzen für Sozialwissenschaften, die Vorhersage unmöglich machen? Wenn dies so ist, was sind dann die Konsequenzen für eine wissenschaftliche Politikberatung?“, formuliert Riedel die anstehenden Herausforderungen.
Die Forschungsgruppe beginnt ihre Arbeit am 20. März mit der Eröffnungstagung unter dem Titel: Welche Konsequenzen haben Wissenschaft und Politik aus der Finanzkrise gezogen? Es sprechen:
Weitere Informationen im Internet:
www.uni-bielefeld.de/(de)/ZIF/FG/2015Finance/Events/03-20-Riedel.html
Die Forschungsgruppen sind ein Charakteristika der Forschung am ZiF und stehen im Mittelpunkt der Arbeit des ZiF. Forschungsgruppen (FGs) sind längerfristige, interdisziplinäre Projekte. Für mehrere Monate - oft für ein Jahr - wohnen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am ZiF und arbeiten unter einem breiteren Rahmenthema zusammen.
Kontakt:
Professor Dr. Frank Riedel, Universität Bielefeld
Institut für Mathematische Wirtschaftsforschung (IMW)
Telefon: 0521 106-5647
E-Mail: friedel@wiwi.uni-bielefeld.de
Professor Dr. Hans-Werner Sinn, streitbarer Ökonom und Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo), gehört zu den Referenten der Tagung „Welche Konsequenzen haben Wissenschaft und Politik aus der Finanzkrise gezogen?“ am 20. März im Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität (ZiF) Bielefeld. Mit dieser Tagung wird die neue Forschungsgruppe am ZiF eröffnet, die Antworten auf die Frage sucht, wie man die Theorien der Finanzmathematik mit den Erfordernissen der Wirtschaftspolitik zusammenbringen kann.
Prof.
Dr. Frank Riedel ist Direktor des Instituts für Mathematische
Wirtschaftsforschung der Universität Bielefeld. Foto: Universität
Bielefeld
Wie eine „Finanzmathematik ohne Urteilskraft“ und eine „Wirtschaftspolitik ohne mathematisches Wissen“ zusammengebracht werden können, ist das Thema der neuen ZiF-Forschungsgruppe „Robuste Finanzmärkte: Marktmacht, Knightsche Unsicherheit und die Grundlagen ökonomischer Politikberatung“, die unter der Leitung der Professoren Frank Riedel (Bielefeld), Patrick Cheridito (Princeton, USA) und Chris Shannon (Berkeley, USA) am 20. März ihre Arbeit aufnimmt. Bis Ende Juli arbeiten zwanzig Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus sieben Nationen daran, die mathematischen Werkzeuge der stochastischen Analysis mit den Grundlagen der Ökonomie, wie Spieltheorie, Mechanismendesign und Entscheidungstheorie zu verbinden.
„Auf der wissenschaftlichen Seite ist man sich weitgehend einig, dass bestimmte Fehlentwicklungen zum Ausbruch der Finanzkrise beitrugen“, konstatiert Frank Riedel. Dazu gehöre auch die Aufspaltung von Finanzwirtschaft, Finanzmathematik und Wirtschaftswissenschaft in getrennte Fächer. Die Finanzmathematik habe sich in immer isoliertere Bereiche einer Ingenieurskunst ohne ökonomische Grundlagen begeben, während die mikroökonomische Theorie, die wesentlich für ein Verständnis der Wohlfahrtseffekte finanzieller Entscheidungen ist, in ihr nicht mehr zu finden gewesen sei.
Die Folge: „Die ökonomische Politikberatung hat die Gründe und Konsequenzen der Finanzkrise, die im Jahre 2007 begann, weder vorausgesagt noch verstanden“, so Riedel. Denn die üblichen makroökonomischen Modelle, die zur Beratung der Politik und zur Vorhersage benutzt werden, enthalten gar keinen Finanzmarkt und konnten daher die Schäden des Sturms, der sich auf den Märkten zusammenbraute, nicht ahnen.
Diese Auftrennung des Gebietes in "Financial Engineering ohne Urteilskraft" und "Wirtschaftspolitik ohne mathematisches Wissen" will die ZiF-Forschungsgruppe mit einer vereinheitlichten Theorie überwinden helfen. Außerdem nimmt sie das Versagen der Wirtschaftspolitik als Anreiz und Chance, das Potenzial der Wirtschaftswissenschaft als Sozialwissenschaft kritisch zu untersuchen: „Können wir den Lauf komplexer ökonomischer Systeme vorhersagen oder gibt es natürliche Grenzen für Sozialwissenschaften, die Vorhersage unmöglich machen? Wenn dies so ist, was sind dann die Konsequenzen für eine wissenschaftliche Politikberatung?“, formuliert Riedel die anstehenden Herausforderungen.
Die Forschungsgruppe beginnt ihre Arbeit am 20. März mit der Eröffnungstagung unter dem Titel: Welche Konsequenzen haben Wissenschaft und Politik aus der Finanzkrise gezogen? Es sprechen:
- Professor Dr. John Geanakoplos (New Haven, USA)
- Professor Dr. Itzhak Gilboa (Tel Aviv, ISR)
- Professor Dr. Martin Hellwig (Bonn, GER)
- Professor Dr. Walter Schachermayer (Wien, AUT)
- Professor Dr. Hans-Werner Sinn (München, GER)
Weitere Informationen im Internet:
www.uni-bielefeld.de/(de)/ZIF/FG/2015Finance/Events/03-20-Riedel.html
Die Forschungsgruppen sind ein Charakteristika der Forschung am ZiF und stehen im Mittelpunkt der Arbeit des ZiF. Forschungsgruppen (FGs) sind längerfristige, interdisziplinäre Projekte. Für mehrere Monate - oft für ein Jahr - wohnen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am ZiF und arbeiten unter einem breiteren Rahmenthema zusammen.
Kontakt:
Professor Dr. Frank Riedel, Universität Bielefeld
Institut für Mathematische Wirtschaftsforschung (IMW)
Telefon: 0521 106-5647
E-Mail: friedel@wiwi.uni-bielefeld.de