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Von Tumor-Genanalyse bis zu regenerativer Medizin
An der Universität Bielefeld starten fünf Projekte zu medizinischer Forschung
Die Universität Bielefeld verstärkt ihre Kooperationen zu medizinischer Forschung. In fünf neuen Projekten kooperieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität mit den Universitätskliniken der Ruhr-Universität Bochum in der Region Ostwestfalen-Lippe. Der Forschungsfonds Medizin an der Universität Bielefeld fördert die Projekte, von denen die ersten im April starten. Das Land Nordrhein-Westfalen finanziert den im Juli 2016 eingerichteten Fonds. Die Themen der neuen Kooperationen reichen von Herz- und Krebsforschung bis zu regenerativer Medizin.
Mit dem Forschungsfonds begleitet das Land Nordrhein-Westfalen die Erweiterung des Bochumer Universitätsklinikums auf den Raum Ostwestfalen-Lippe. Das Ziel ist es, Forschungskooperationen aufzubauen und zu fördern: zwischen der Universität Bielefeld und den Universitätskliniken in Minden, Lübbecke-Rahden, Herford und Bad Oeynhausen sowie der Abteilung für Allgemeinmedizin der Ruhr-Universität Bochum.
Thema regenerative Medizin und Blutplasma: Stammzellen sind in der Lage, den Körper zu reparieren, dadurch lassen sich alle Organe regenerieren. Warum passiert das nicht im Alter? Weil dem Körper die Wachstumsfaktoren (spezielle Proteine) der Jugend fehlen. Mit diesem Aspekt befasst sich ein Projekt der Biologie-Professoren Dr. Christian Kaltschmidt und Dr. Barbara Kaltschmidt von der Universität Bielefeld und Professor Dr. med. Cornelius Knabbe vom Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW) in Bad Oeynhausen, einer Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum. In ihrer Kooperation suchen die Wissenschaftler in menschlichem Blutplasma nach Wachstumsfaktoren, die humane adulte Stammzellen zur Vermehrung bringen und so alte Organe erneuern. Eigene Untersuchungen zeigten, dass menschliches Blutplasma die Vermehrung von Stammzellen stark anregt. Studien mit Tieren belegen, dass Faktoren aus dem Plasma die Muskelregeneration und die Funktion des gealterten Nervensystems verbessern.
Thema Herzmuskelschwäche: Mit Genmutationen, die Erkrankungen des Herzmuskels (Kardiomyopathie) auslösen, befassen sich Professor Dr. Dario Anselmetti von der Fakultät für Physik der Universität Bielefeld und Professor Dr. Hendrik Milting vom Erich und Hanna Klessmann-Institut am HDZ NRW in Bad Oeynhausen. Eine solche Herzmuskelerkrankung kann zum plötzlichen Herztod führen. Eine besonders aggressive Form einer Herzrhythmusstörung begünstigenden Kardiomyopathie wird durch eine Mutation im Gen TMEM43 verursacht. Sie kann insbesondere bei jungen Männern zum frühen plötzlichen Herztod führen. Das Gen trägt die Information für die Herstellung des Proteins LUMA, das sich auch in Herzmuskelzellen findet. Die Funktion des Proteins LUMA in der Zelle ist bisher unbekannt. Die Wissenschaftler wollen erforschen, welcher molekulare Krankheitsmechanismus der Mutation zugrunde liegt.
Thema Krebs: In zwei Projekten werden die molekularen Grundlagen und die Diagnostik von Krebserkrankungen erforscht. Ein Projekt widmet sich der „Mycosis fungoides“, einem bösartigen Tumor, der in der Haut entsteht. Der Genetiker Professor Dr. Jörn Kalinowski vom Centrum für Biotechnologie (CeBiTec) der Universität Bielefeld kooperiert dafür mit Professor Dr. med. Rudolf Stadler von der Universitätsklinik für Dermatologie, Venerologie, Allergologie und Phlebologie im Johannes Wesling Klinikum Minden. Die Erkrankung Mycosis fungoides zeigt sich zuerst meist als Ekzeme, die sich nach Jahren zu Tumoren entwickeln können. Bislang gibt es in fortgeschrittenen Stadien für die Krankheit keine kurative Therapie. Kalinowski und Stadler analysieren die molekularen Grundlagen der Krankheit. Sie wollen feststellen, wie sich die kutanen Lymphome – die Tumore dieser Krebsart – in den Entwicklungsstadien der Mycosis fungoides genetisch verändern.
Thema Depression:
Mit der Behandlung dieser psychischen Störung beschäftigt sich eine
Kooperation, an der der Sportwissenschaftler und Psychologe Professor
Dr. Thomas Schack von der Universität Bielefeld beteiligt ist. Er
kooperiert mit der Privatdozentin Dr. med. Karin Rosenkranz und
Professor Dr. med. Hans-Udo Schneider von der Universitätsklinik für
Psychiatrie und Psychotherapie Lübbecke. Die Studie befasst sich damit,
wie Bewegungstraining und Selbstinstruktionstraining auf Depression und Neuroplastizität (Anpassungsfähigkeit des Gehirns) wirken. Selbstinstruktionen als Teil von Psychotherapie zielen auf die
Veränderung des alltäglichen Verhaltens. Bewegungsprogramme können
Symptome der Depression – etwa Antriebslosigkeit und
Stimmungsschwankungen – verbessern. Sowohl körperliche Aktivität als
auch Selbstinstruktionstraining führen dabei zu einer veränderten
Hirnstruktur. Das neue Projekt untersucht, wie sich die Effekte beider
Interventionen auf das Gehirn unterscheiden.
Insgesamt fördert
der Forschungsfonds Medizin die fünf Forschungsprojekte mit rund 500.000
Euro. Darüber hinaus läuft jetzt die zweite Bewerbungsphase des
Forschungsfonds Medizin an der Universität Bielefeld. Gemeinsam mit
Partnern aus den Universitätskliniken können Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler der Universität Bielefeld bis zum 31. März Anträge für
Projekte stellen.
Weitere Informationen im Internet:
- Forschungsfonds Medizin: http://www.uni-bielefeld.de/forschungsfonds-medizin
- Auftakt zum Forschungsfonds Medizin: http://ekvv.uni-bielefeld.de/blog/uniaktuell/entry/auftakt_zum_forschungsfonds_medizin