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Verwandtschaft und Politik

Veröffentlicht am 29. September 2016, 10:29 Uhr
Eröffnungstagung der neuen Forschungsgruppe am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld

Verwandtschaftsverhältnisse spielen in der Politik keine Rolle: dies gehört zum Selbstverständnis moderner westlicher Staaten. Das Vererben von Ämtern und Würden gilt als vormodern oder außereuropäisch. Und doch folgte George W. Bush seinem Vater auf den Präsidentensessel, kandidiert aktuell die Gattin eines  Ex-Präsidenten und gehört das verwandtschaftliche Vererben noch immer zu den wichtigsten Faktoren, die Sozialstrukturen und damit auch politische Kräfteverhältnisse konservieren. Woher also stammt die für uns so selbstverständliche Trennung von persönlicher Nähe und politischer Ordnung? Welchen Einfluss hat sie auf politische Entscheidungen? Und ist sie mehr als eine wohlfeile Fiktion? Mit diesen Fragen startet die international und hochkarätig besetzte ZiF-Forschungsgruppe 2016/17 „Kinship and Politics“ („Verwandtschaft und Politik“) am 6. und 7. Oktober in ihre Eröffnungstagung „Kinship and Politics: Initiating a Dialogue“ („Verwandtschaft und Politik: den Dialog anstoßen“).


Die neue ZiF-Forschungsgruppe beschäftigt sich mit der Verflechtung von Verwandtschaft und Politik. Foto: ZiF/ Universität Bielefeld
Die neue ZiF-Forschungsgruppe beschäftigt sich mit der Verflechtung von Verwandtschaft und Politik. Foto: ZiF/ Universität Bielefeld
Die kategorische Trennung von Verwandtschaft und Politik hat eine lange Vorgeschichte und sie hat weitreichende Konsequenzen. Verwandtschaftsbeziehungen auszuschalten gilt immer wieder als geeignetes Mittel, um einen modernen Staat oder eine gute Verwaltung zu schaffen und sogar, um terroristische Infrastrukturen zu zerstören. „Doch in der Wissenschaft gab es jenseits ethnologischer und historischer Forschungen zu ‚traditionalen‘ Gesellschaften die längste Zeit wenig Interesse für das Thema Verwandtschaft. Entsprechend sind Verwandtschaftsbeziehungen in staatenlosen Gesellschaften Sache der Ethnologen. In den westlichen Gesellschaften hingegen ging man davon aus, dass sie als Privatangelegenheit außerhalb des Interesses der Politik- und Sozialwissenschaft standen und lediglich für das Spezialgebiet der Familiensoziologie interessant waren“, erklärt die Sozialanthropologin Prof. Dr. Erdmute Alber (Bayreuth), die die Forschungsgruppe zusammen mit den Historikern Prof. Dr. David Warren Sabean (University of California, Los Angeles) und Prof. Dr. Simon Teuscher (Zürich) und der Sozialanthropologin Prof. Dr. Tatjana Thelen (Wien) leitet.

Die 22 Fellows der Forschungsgruppe wollen die Kategorien Politik, Verwandtschaft und Familie, wie sie in Geschichtswissenschaft und Ethnologie seit dem 19. Jahrhundert verwendet werden, kritisch hinterfragen. „Beide Disziplinen haben entscheidend zur heute gängigen Abgrenzung zwischen Staat und Gesellschaft, ‚the West and the Rest‘ beigetragen“, so Alber. „Außerdem möchten wir prüfen, in welcher Form die Kategorie Verwandtschaft als analytisches Werkzeug auch für die aktuellen Debatten um Zugehörigkeit und die Wiederherstellung politischer Ordnungen fruchtbar gemacht werden kann.“

Die Tagungssprache ist Englisch.
Pressevertreter sind herzlich eingeladen, über die Veranstaltung zu berichten.


Weitere Informationen und das Tagungsprogramm:
http://www.uni-bielefeld.de/ZIF/FG/2016Kinship/index.html

Kontakt bei inhaltlichen Fragen:
Jennifer Rasell, Universität Bielefeld
Zentrum für Interdisziplinäre Forschung
Telefon: 0521 106 12834
E-Mail: kinshipandpolitics@uni-bielefeld.de
    
Kontakt bei organisatorischen Fragen:
Marina Hoffmann, Universität Bielefeld
Zentrum für interdisziplinäre Forschung
Telefon: 0521 106 2768
E-Mail: marina.hoffmann@uni-bielefeld.de 
 
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