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uni.aktuell-Archiv
Veröffentlicht am
29. August 2018
Kategorie:
Forschung & Wissenschaft
„Unsere Berechnungen zur HPV-Impfung sind essentiell“
Drei Fragen an Oliver Damm, Doktorand an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften
Humane Papillomviren (HPV) sind verantwortlich für Gebärmutterhalskrebs sowie andere Krebserkrankungen und Geschlechtskrankheiten. Kürzlich hat die Ständige Impfkommission (STIKO) empfohlen, auch Jungen gegen HPV zu impfen. Eine Forschungsgruppe der Universitäten Bielefeld und Halle-Wittenberg um den Bielefelder Gesundheitsökonomen Oliver Damm liefert eine wichtige wissenschaftliche Grundlage für die Ausweitung der Impfempfehlung.
Herr Damm, was hat die aktuelle Impfempfehlung der STIKO mit Ihrer Forschung zu tun?
Wir haben von 2010 bis 2012 im Auftrag des Robert Koch-Instituts, das die Arbeit der STIKO koordiniert, eine modellbasierte Studie zu den epidemiologischen und gesundheitsökonomischen Auswirkungen der HPV-Impfung von Mädchen durchgeführt. Vordergründig ging es um den Impfeffekt auf Gebärmutterhalskrebs und Genitalwarzen in der deutschen Bevölkerung. HPV-Infektionen können neben Gebärmutterhalskrebs jedoch auch andere Krebserkrankungen bei Frauen und Männern auslösen. Das führte 2016 zu der Frage: Was würde passieren, wenn sich zusätzlich zu Mädchen auch Jungen gegen HPV impfen lassen? Mithilfe eines mathematischen Modells haben wir jetzt herausgefunden, dass im Verlauf von 100 Jahren zusätzlich 22.000 Fälle von Gebärmutterhalskrebs und 25.000 Fälle anderer HPV-assoziierter Krebsarten verhindert werden könnten. Gleichzeitig ergab unsere Forschung, dass die Impfung von Jungen ein akzeptables Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweist.
Wie funktioniert so ein mathematisches Modell?
Wir starten mit einem demografischen Modell, das die Bevölkerungsstruktur in Deutschland abbildet. Es fließen Verhaltensparameter, etwa zum Sexualleben von Personen, aber auch epidemiologische Informationen, zum Beispiel zur Ausbreitung von HPV, ein. Außerdem spielen die Lebensqualität der Infizierten und die Kosten der Behandlung eine Rolle. Mit diesen Komponenten können wir simulieren, wie sich der Erreger in der deutschen Bevölkerung verbreitet und welche Folgen das hat. Schließlich können wir berechnen, was passiert, wenn bestimmte Personen in diesem Modell gegen HPV geimpft sind. Unsere wissenschaftliche Einschätzung, die sich auf dieses Modell stützt, haben wir den Mitgliedern der STIKO nach rund eineinhalb Forschungsjahren präsentiert.
Das führte zu einer weitreichenden Entscheidung – wie fühlt sich das für Sie an?
Ganz besonders. Dass diese gesellschaftlich relevante Entscheidung auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht, an denen ich mitgewirkt habe, freut mich sehr!
Sein Interesse an der Kombination von Gesundheitsökonomie und Infektionsepidemiologie wurde geweckt, als Oliver Damm als wissenschaftliche Hilfskraft in der Arbeitsgruppe „Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement“ an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften arbeitete. Damals studierte er „Public Health“ im Masterstudium an der Universität Bielefeld. Gerade arbeitet er an seiner Dissertation zum Thema „Die Anwendung von Modellierungsmethoden im Rahmen der gesundheitsökonomischen Evaluation von Impfungen in Deutschland“.
Humane Papillomviren (HPV) sind verantwortlich für Gebärmutterhalskrebs sowie andere Krebserkrankungen und Geschlechtskrankheiten. Kürzlich hat die Ständige Impfkommission (STIKO) empfohlen, auch Jungen gegen HPV zu impfen. Eine Forschungsgruppe der Universitäten Bielefeld und Halle-Wittenberg um den Bielefelder Gesundheitsökonomen Oliver Damm liefert eine wichtige wissenschaftliche Grundlage für die Ausweitung der Impfempfehlung.
Herr Damm, was hat die aktuelle Impfempfehlung der STIKO mit Ihrer Forschung zu tun?
Wir haben von 2010 bis 2012 im Auftrag des Robert Koch-Instituts, das die Arbeit der STIKO koordiniert, eine modellbasierte Studie zu den epidemiologischen und gesundheitsökonomischen Auswirkungen der HPV-Impfung von Mädchen durchgeführt. Vordergründig ging es um den Impfeffekt auf Gebärmutterhalskrebs und Genitalwarzen in der deutschen Bevölkerung. HPV-Infektionen können neben Gebärmutterhalskrebs jedoch auch andere Krebserkrankungen bei Frauen und Männern auslösen. Das führte 2016 zu der Frage: Was würde passieren, wenn sich zusätzlich zu Mädchen auch Jungen gegen HPV impfen lassen? Mithilfe eines mathematischen Modells haben wir jetzt herausgefunden, dass im Verlauf von 100 Jahren zusätzlich 22.000 Fälle von Gebärmutterhalskrebs und 25.000 Fälle anderer HPV-assoziierter Krebsarten verhindert werden könnten. Gleichzeitig ergab unsere Forschung, dass die Impfung von Jungen ein akzeptables Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweist.
Wie funktioniert so ein mathematisches Modell?
Wir starten mit einem demografischen Modell, das die Bevölkerungsstruktur in Deutschland abbildet. Es fließen Verhaltensparameter, etwa zum Sexualleben von Personen, aber auch epidemiologische Informationen, zum Beispiel zur Ausbreitung von HPV, ein. Außerdem spielen die Lebensqualität der Infizierten und die Kosten der Behandlung eine Rolle. Mit diesen Komponenten können wir simulieren, wie sich der Erreger in der deutschen Bevölkerung verbreitet und welche Folgen das hat. Schließlich können wir berechnen, was passiert, wenn bestimmte Personen in diesem Modell gegen HPV geimpft sind. Unsere wissenschaftliche Einschätzung, die sich auf dieses Modell stützt, haben wir den Mitgliedern der STIKO nach rund eineinhalb Forschungsjahren präsentiert.
Das führte zu einer weitreichenden Entscheidung – wie fühlt sich das für Sie an?
Ganz besonders. Dass diese gesellschaftlich relevante Entscheidung auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht, an denen ich mitgewirkt habe, freut mich sehr!
Sein Interesse an der Kombination von Gesundheitsökonomie und Infektionsepidemiologie wurde geweckt, als Oliver Damm als wissenschaftliche Hilfskraft in der Arbeitsgruppe „Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement“ an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften arbeitete. Damals studierte er „Public Health“ im Masterstudium an der Universität Bielefeld. Gerade arbeitet er an seiner Dissertation zum Thema „Die Anwendung von Modellierungsmethoden im Rahmen der gesundheitsökonomischen Evaluation von Impfungen in Deutschland“.