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uni.aktuell-Archiv
Veröffentlicht am
3. August 2017
Kategorie:
Forschung & Wissenschaft
Studie zu religiöser Entwicklung wird fortgesetzt
Neue Förderung für Projekt der Universitäten Bielefeld und Chattanooga
Mit einer neuen Förderung können religionspsychologische Teams der Universitäten Bielefeld und University of Tennessee at Chattanooga (USA) ihre Forschung zu religiöser Entwicklung im Lebenslauf von Personen ausweiten und vertiefen. Die Forschenden um Heinz Streib (Universität Bielefeld) und Ralph W. Hood (University of Tennessee, USA) können in ihrem Projekt so immer mehr Menschen über viele Jahre begleiten, also ihre Längsschnittstudie ausweiten. Die John Templeton Foundation (Pennsylvania, USA) fördert die neue Projektphase ab 2018 mit 1,25 Millionen Euro.
Die deutsch-amerikanischen Teams um Streib und Hood - zum Bielefelder Team gehören unter anderem die Psychoanalytikerin Dr. Barbara Keller und die Linguistin Ramona Bullik - verbinden in ihrer Forschung quantitative und qualitative Methoden: in einem umfangreichen Fragebogen werden etwa zu mehreren Messzeitpunkten Dimensionen der Persönlichkeit, mystische Erfahrungen sowie psychologisches Wohlbefinden und Wachstum erhoben. Damit wird es möglich, Veränderungen direkt zu erfassen und Beobachtungen über die Zeit zu beschreiben. Gleichzeitig wird eine Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer danach gefragt, wie sie selbst auf ihr Leben schauen, und wie sie Veränderungen wahrnehmen.
In dem sogenannten „Faith-Development-Interview“ (dem von James Fowler entwickelten Leitfragen-Interview zu religiöser Entwicklung) wird nach der Lebensgeschichte, nach Beziehungen, Werten und Religiosität beziehungsweise Weltanschauung gefragt. Befragt werden Erwachsene aller Altersgruppen, mit unterschiedlichsten religiösen, spirituellen oder anderen, etwa atheistisch humanistischen, Orientierungen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben über 4.400 Personen in den Projekten und zu unterschiedlichen Zeitpunkten den Fragebogen ausgefüllt. Etwa 800 Personen wurden zusätzlich in einem Faith-Development-Interview befragt.
Nun ist geplant, diese gewonnene Datenbasis in der neuen Projektphase um mehrere hundert Interviews und Fragebogenteilnahmen zu erweitern. Die neue Projektphase beginnt im Januar 2018 und ist auf 33 Monate angelegt. „Wir decken dann durch die große Menge der Interviews die religiösen Landschaften beider Kulturen gut ab“, erläutert Streib. Das Besondere im laufenden und neuen Projekt ist jedoch die Längsschnittuntersuchung, die auf einer erneuten Teilnahme der Interviewpartner an einem Fragebogen sowie einem Faith-Development-Interview nach mehreren Jahren beruht. „Dieser Schritt ist in der Forschung zu religiöser Entwicklung bisher einzigartig und kann die Frage beantworten, ob tatsächlich und in welcher Art und Weise religiöse Entwicklung stattfindet“, erläutert Streib und führt weiter aus: „Hochinteressant wird unter anderem sein, welche Entwicklung Menschen berichten, die sich als ‚spirituell‘ bezeichnen, und ob sich hier Unterschiede im deutsch-amerikanischen Vergleich zeigen.“ Ebenfalls spannend seien auch die Veränderungen, wie in den Interviews einschneidende Ereignisse wie Konversion und Dekonversion einige Jahre später erzählt und interpretiert werden.
Weitere Informationen zu bisherigen Studienergebnissen:
• Website des Center for the Interdisciplinary Research on Religion (Forschungsstelle Biographische Religionsforschung): http://www.uni-bielefeld.de/theologie/forschung/religionsforschung/forschung/streib/
• Pressemitteilung: Studie zu Spiritualität in Deutschland (10.11.2015): https://ekvv.uni-bielefeld.de/blog/pressemitteilungen/entry/menschen_leben_ihre_eigene_form
• Pressemitteilung: Studie zu den Begriffen Spiritualität und Religiosität (24.02.2012): https://ekvv.uni-bielefeld.de/blog/pressemitteilungen/entry/eher_spirituell_als_religiös