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uni.aktuell-Archiv
Veröffentlicht am
12. Juni 2012
Kategorie:
Forschung & Wissenschaft
Spermien und Eizellen zwischen Ware und Gabe
Konferenz in Bielefeld zu Reproduktion und Ökonomie
Kritiker sehen den Handel mit Spermien und Eizellen als junges Phänomen, das moralisch fragwürdig ist. Reproduktion und Ökonomie sind aber schon seit Jahrhunderten miteinander verbunden. Das ist eine der zentralen Annahmen der Tagung „Bioökonomien der Reproduktion“ (Bioeconomies of Reproduction) von Mittwoch bis Samstag, 13. bis 16. Juni, am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diskutieren über die Ökonomisierung und Kommerzialisierung von „Leben“ und „Lebendigkeit“, unter anderem am Beispiel von Reproduktionstechnologien. Im Fokus stehen sowohl Fallstudien zur Gegenwart tierischer und menschlicher Reproduktion als auch historische Entwicklungen seit dem 18. Jahrhundert.
„Wir beschäftigen uns mit der Frage, wie sich Konzepte und Praktiken der Ökonomie und der Reproduktion seit 1750 zueinander verhalten, miteinander vermischt und wieder getrennt haben und untersuchen die Verbindungen, Brücken und Transfers zwischen beiden Bereichen“, sagt Dr. Axel C. Hüntelmann von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Der Ökonom und Medizinhistoriker hat die interdisziplinäre Konferenz zusammen mit der Ethnologin Dr. Michi Knecht von der Humboldt-Universität zu Berlin und der Ärztin und Wissenschaftshistorikerin Dr. Martina Schlünder vom Berliner Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte initiiert und organisiert.
Bei ihrem Blick in die Geschichte wenden sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Beispiel den Züchtungstechniken der Landwirtschaft zu, die später der Humanmedizin als Vorbild dienten. Auch die Methode Befruchtung im Reagenzglas (In-Vitro-Fertilisation) stammt aus der Landwirtschaft und Tierzucht und wurde schon seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kommerziell eingesetzt. „Wir blicken hier auf die Technisierung und Ökonomisierung der sexuellen Reproduktion bei Säugetieren“, so Hüntelmann. Das geschieht in dem Tagungs-Schwerpunkt „Tier-Mensch-Beziehungen im Kontext von Bioökonomien“.
In einem weiteren Schwerpunkt geht es darum, wie sich Reproduktionstechniken auf das Verständnis von Zeit auswirken und damit die Nutzbarkeit etwa von Spermien und Eizellen verändern. Durch Kryotechnologien des Tieffrierens etwa wird die „biologische Uhr“ verändert. Sie tickt nicht mehr unbedingt nur in eine Richtung, sondern sie lässt sich anhalten und sogar umkehren. Biologische Zeit wird modifizierbar und muss in ihrem Verhältnis zu anderen Zeitlichkeiten, etwa der Biographie, neu ausgehandelt werden. Das tiefgefroren eingelagerte Biomaterial wird zu einer Form von Kapital, deren Wert sich erst in der Zukunft entfaltet.
Schließlich gehen die Forscherinnen und Forscher auf unterschiedliche Aspekte „reproduktiver Arbeit“ in ihrem Verhältnis zu Geschlechterordnungen ein. „Reproduktive Arbeit“ ist eigentlich ein Widerspruch, wurden doch Hausarbeit, Kinder-Bekommen und Kindererziehung lange Zeit gar nicht als „Arbeit“ verstanden. Auf der Tagung wird es um historische und gegenwärtige Veränderungen im Verhältnis von Reproduktion und Produktion, Arbeit und Fürsorge gehen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung kommen aus Großbritannien, Kanada, den Niederlanden, den USA, Australien, Norwegen, Dänemark, der Schweiz und Deutschland. Die Tagungssprache ist Englisch. Die Tagung ist eingebettet in ein interdisziplinäres Netzwerk zur Geschichte und Gegenwart menschlicher Fortpflanzung von 1750-2010, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird.
Tagungszeiten:
13. Juni, 17.00 Uhr bis 19.30 Uhr
14. Juni, 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr
15. Juni, 9.00 Uhr bis 17.45 Uhr
16. Juni, 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr
Die Konferenz ist öffentlich und kostenlos, um Anmeldung wird gebeten: 0521 106-2768;
marina.hoffmann@uni-bielefeld.de. Medienvertreter sind herzlich eingeladen, über die Veranstaltung zu berichten.
Weitere Informationen im Internet:
www.uni-bielefeld.de/ZIF/AG/2012/07-14-Huentelmann.html
Um Anmeldung im Tagungsbüro wird gebeten:
Marina Hoffmann, Universität Bielefeld
Telefon: 0521 106-2768
Fax: 0521 106-6024
E-Mail: marina.hoffmann@uni-bielefeld.de
Kritiker sehen den Handel mit Spermien und Eizellen als junges Phänomen, das moralisch fragwürdig ist. Reproduktion und Ökonomie sind aber schon seit Jahrhunderten miteinander verbunden. Das ist eine der zentralen Annahmen der Tagung „Bioökonomien der Reproduktion“ (Bioeconomies of Reproduction) von Mittwoch bis Samstag, 13. bis 16. Juni, am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diskutieren über die Ökonomisierung und Kommerzialisierung von „Leben“ und „Lebendigkeit“, unter anderem am Beispiel von Reproduktionstechnologien. Im Fokus stehen sowohl Fallstudien zur Gegenwart tierischer und menschlicher Reproduktion als auch historische Entwicklungen seit dem 18. Jahrhundert.
„Wir beschäftigen uns mit der Frage, wie sich Konzepte und Praktiken der Ökonomie und der Reproduktion seit 1750 zueinander verhalten, miteinander vermischt und wieder getrennt haben und untersuchen die Verbindungen, Brücken und Transfers zwischen beiden Bereichen“, sagt Dr. Axel C. Hüntelmann von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Der Ökonom und Medizinhistoriker hat die interdisziplinäre Konferenz zusammen mit der Ethnologin Dr. Michi Knecht von der Humboldt-Universität zu Berlin und der Ärztin und Wissenschaftshistorikerin Dr. Martina Schlünder vom Berliner Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte initiiert und organisiert.
Bei ihrem Blick in die Geschichte wenden sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Beispiel den Züchtungstechniken der Landwirtschaft zu, die später der Humanmedizin als Vorbild dienten. Auch die Methode Befruchtung im Reagenzglas (In-Vitro-Fertilisation) stammt aus der Landwirtschaft und Tierzucht und wurde schon seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kommerziell eingesetzt. „Wir blicken hier auf die Technisierung und Ökonomisierung der sexuellen Reproduktion bei Säugetieren“, so Hüntelmann. Das geschieht in dem Tagungs-Schwerpunkt „Tier-Mensch-Beziehungen im Kontext von Bioökonomien“.
In einem weiteren Schwerpunkt geht es darum, wie sich Reproduktionstechniken auf das Verständnis von Zeit auswirken und damit die Nutzbarkeit etwa von Spermien und Eizellen verändern. Durch Kryotechnologien des Tieffrierens etwa wird die „biologische Uhr“ verändert. Sie tickt nicht mehr unbedingt nur in eine Richtung, sondern sie lässt sich anhalten und sogar umkehren. Biologische Zeit wird modifizierbar und muss in ihrem Verhältnis zu anderen Zeitlichkeiten, etwa der Biographie, neu ausgehandelt werden. Das tiefgefroren eingelagerte Biomaterial wird zu einer Form von Kapital, deren Wert sich erst in der Zukunft entfaltet.
Schließlich gehen die Forscherinnen und Forscher auf unterschiedliche Aspekte „reproduktiver Arbeit“ in ihrem Verhältnis zu Geschlechterordnungen ein. „Reproduktive Arbeit“ ist eigentlich ein Widerspruch, wurden doch Hausarbeit, Kinder-Bekommen und Kindererziehung lange Zeit gar nicht als „Arbeit“ verstanden. Auf der Tagung wird es um historische und gegenwärtige Veränderungen im Verhältnis von Reproduktion und Produktion, Arbeit und Fürsorge gehen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung kommen aus Großbritannien, Kanada, den Niederlanden, den USA, Australien, Norwegen, Dänemark, der Schweiz und Deutschland. Die Tagungssprache ist Englisch. Die Tagung ist eingebettet in ein interdisziplinäres Netzwerk zur Geschichte und Gegenwart menschlicher Fortpflanzung von 1750-2010, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird.
Tagungszeiten:
13. Juni, 17.00 Uhr bis 19.30 Uhr
14. Juni, 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr
15. Juni, 9.00 Uhr bis 17.45 Uhr
16. Juni, 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr
Die Konferenz ist öffentlich und kostenlos, um Anmeldung wird gebeten: 0521 106-2768;
marina.hoffmann@uni-bielefeld.de. Medienvertreter sind herzlich eingeladen, über die Veranstaltung zu berichten.
Weitere Informationen im Internet:
www.uni-bielefeld.de/ZIF/AG/2012/07-14-Huentelmann.html
Um Anmeldung im Tagungsbüro wird gebeten:
Marina Hoffmann, Universität Bielefeld
Telefon: 0521 106-2768
Fax: 0521 106-6024
E-Mail: marina.hoffmann@uni-bielefeld.de