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uni.aktuell-Archiv
Veröffentlicht am
4. Januar 2018
Kategorie:
Forschung & Wissenschaft
Religion als Faktor der Radikalisierung?
Neues Forschungsprojekt an den Universitäten Bielefeld und Osnabrück
Eine heftige öffentliche wie auch wissenschaftliche Debatte wird derzeit zur Bedeutung von Religion und Religiosität im Rahmen von Radikalisierungsprozessen geführt. Sind insbesondere junge Muslime aufgrund ihrer religiösen Orientierung empfänglich für radikale Botschaften? Können Radikalisierungsprozesse mit einer „richtigen“ religiösen Unterweisung unterbunden werden? Leisten Moscheegemeinden mit ihrer Bildungsarbeit ein Korrektiv? Diese und weitere Fragen wird das Projekt „Religion als Faktor der Radikalisierung“ des Forschungsnetzwerks Radikalisierung und Prävention (FNRP) an den Universitäten Osnabrück und Bielefeld untersuchen. Gefördert wird das Vorhaben mit 397.000 Euro vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).
Die Förderung schließt an ein Projekt über junge Menschen im gewaltbereiten Islamismus an, wirft aber nun einen genaueren Blick auf den Einfluss religiöser Bindungen und Orientierungen und den Prozess der Radikalisierung. „Alle vorliegenden Prozessmodelle beschreiben Radikalisierung als einen zumeist linear verlaufenden Prozess, in dem das Individuum sich sukzessiv in seinem Denken und seinen Einstellungen verändert und der final zu Gewalt und Terrorismus führen kann«, erläutert Dr. Michael Kiefer vom Institut für Islamische Theologie der Universität Osnabrück. „Unstrittig ist hierbei, dass verschiedene Faktoren Einfluss nehmen können.“
Aufgeführt werden in der derzeitigen wissenschaftlichen Diskussion unter anderem objektive Konfliktlagen, Religion und Gruppenprozesse. „Radikalisierung verläuft nicht nach einem einfachen Schema oder wird durch einen Generalfaktor Religion erzeugt. Religion kann eine Bedeutung haben, aber die muss erst einmal wissenschaftlich sorgfältig bestimmt werden“, verdeutlicht Prof. Dr. Andreas Zick, Direktor des Instituts für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld.
Ein hohes mediales Interesse findet derzeit die Kontroverse zwischen den französischen Forschern Gilles Kepel und Olivier Roy. Der an der Eliteuniversität Sciences-Po lehrende Gilles Kepel vertritt die These, der Islam habe sich seit geraumer Zeit radikalisiert. Die Anschläge, die in Frankreich und Belgien zu massiven gesellschaftlichen Reaktionen wie auch Nachahmungstaten geführt haben, hätten Ihren Ursprung in radikalen muslimischen Milieus.
Auf der anderen Seite steht der gleichfalls international renommierte Politikwissenschaftler Olivier Roy. Er vertritt in seiner 2016 erschienen Studie „Le djihad et la mort“ die These einer Islamisierung der Radikalität. Als Beleg verweist Roy auf die Lebensführung der Attentäterinnen und Attentäter. Diese sei insbesondere gekennzeichnet von Drogenkonsum und Delinquenz. Den Islam habe man erst sehr spät entdeckt und sich in einer kruden und einfältigen Form angeeignet, die nichts mit dem traditionellen Islam gemein habe.
Ausgehend von den skizzierten Thesen untersucht das Forschungsprojekt des Instituts für Islamische Theologie (Universität Osnabrück) und des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (Universität Bielefeld) den Faktor Religion in Radikalisierungsprozessen junger Menschen aus einer islamwissenschaftlichen, theologischen, erziehungswissenschaftlichen und sozialpsychologischen Perspektive. Dabei wird der Faktor „Religion“ differenziert, d.h. nach den Dimensionen von Religion und Religiosität untersucht.
„Das zweijährige Forschungsprojekt wird in mehrfacher Hinsicht eine sehr hohe Relevanz für die derzeit in Bund, Ländern und Kommunen laufenden Präventionsprogramme haben“, sind sich die beiden Wissenschaftler sicher.
Das Forschungsnetzwerk Radikalisierung und Prävention (FNRP)
Das Forschungsnetzwerk Radikalisierung und Prävention (FNRP) vereinigt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Islamische Theologie (IIT, Universität Osnabrück) und des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG, Universität Bielefeld), die zu den Feldern Radikalisierung und Prävention gemeinsame empirische Analysen durchführen und publizieren sowie neue Wege des Wissenschafts-Praxis-Transfers entwickeln.
Eine heftige öffentliche wie auch wissenschaftliche Debatte wird derzeit zur Bedeutung von Religion und Religiosität im Rahmen von Radikalisierungsprozessen geführt. Sind insbesondere junge Muslime aufgrund ihrer religiösen Orientierung empfänglich für radikale Botschaften? Können Radikalisierungsprozesse mit einer „richtigen“ religiösen Unterweisung unterbunden werden? Leisten Moscheegemeinden mit ihrer Bildungsarbeit ein Korrektiv? Diese und weitere Fragen wird das Projekt „Religion als Faktor der Radikalisierung“ des Forschungsnetzwerks Radikalisierung und Prävention (FNRP) an den Universitäten Osnabrück und Bielefeld untersuchen. Gefördert wird das Vorhaben mit 397.000 Euro vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).
Die Förderung schließt an ein Projekt über junge Menschen im gewaltbereiten Islamismus an, wirft aber nun einen genaueren Blick auf den Einfluss religiöser Bindungen und Orientierungen und den Prozess der Radikalisierung. „Alle vorliegenden Prozessmodelle beschreiben Radikalisierung als einen zumeist linear verlaufenden Prozess, in dem das Individuum sich sukzessiv in seinem Denken und seinen Einstellungen verändert und der final zu Gewalt und Terrorismus führen kann«, erläutert Dr. Michael Kiefer vom Institut für Islamische Theologie der Universität Osnabrück. „Unstrittig ist hierbei, dass verschiedene Faktoren Einfluss nehmen können.“
Aufgeführt werden in der derzeitigen wissenschaftlichen Diskussion unter anderem objektive Konfliktlagen, Religion und Gruppenprozesse. „Radikalisierung verläuft nicht nach einem einfachen Schema oder wird durch einen Generalfaktor Religion erzeugt. Religion kann eine Bedeutung haben, aber die muss erst einmal wissenschaftlich sorgfältig bestimmt werden“, verdeutlicht Prof. Dr. Andreas Zick, Direktor des Instituts für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld.
Ein hohes mediales Interesse findet derzeit die Kontroverse zwischen den französischen Forschern Gilles Kepel und Olivier Roy. Der an der Eliteuniversität Sciences-Po lehrende Gilles Kepel vertritt die These, der Islam habe sich seit geraumer Zeit radikalisiert. Die Anschläge, die in Frankreich und Belgien zu massiven gesellschaftlichen Reaktionen wie auch Nachahmungstaten geführt haben, hätten Ihren Ursprung in radikalen muslimischen Milieus.
Auf der anderen Seite steht der gleichfalls international renommierte Politikwissenschaftler Olivier Roy. Er vertritt in seiner 2016 erschienen Studie „Le djihad et la mort“ die These einer Islamisierung der Radikalität. Als Beleg verweist Roy auf die Lebensführung der Attentäterinnen und Attentäter. Diese sei insbesondere gekennzeichnet von Drogenkonsum und Delinquenz. Den Islam habe man erst sehr spät entdeckt und sich in einer kruden und einfältigen Form angeeignet, die nichts mit dem traditionellen Islam gemein habe.
Ausgehend von den skizzierten Thesen untersucht das Forschungsprojekt des Instituts für Islamische Theologie (Universität Osnabrück) und des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (Universität Bielefeld) den Faktor Religion in Radikalisierungsprozessen junger Menschen aus einer islamwissenschaftlichen, theologischen, erziehungswissenschaftlichen und sozialpsychologischen Perspektive. Dabei wird der Faktor „Religion“ differenziert, d.h. nach den Dimensionen von Religion und Religiosität untersucht.
„Das zweijährige Forschungsprojekt wird in mehrfacher Hinsicht eine sehr hohe Relevanz für die derzeit in Bund, Ländern und Kommunen laufenden Präventionsprogramme haben“, sind sich die beiden Wissenschaftler sicher.
Das Forschungsnetzwerk Radikalisierung und Prävention (FNRP)
Das Forschungsnetzwerk Radikalisierung und Prävention (FNRP) vereinigt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Islamische Theologie (IIT, Universität Osnabrück) und des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG, Universität Bielefeld), die zu den Feldern Radikalisierung und Prävention gemeinsame empirische Analysen durchführen und publizieren sowie neue Wege des Wissenschafts-Praxis-Transfers entwickeln.