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uni.aktuell-Archiv
Veröffentlicht am
31. Juli 2018
Kategorie:
Forschung & Wissenschaft
„Reisen ist die Schule des Vergleichens“
Drei Fragen an Christine Peters aus dem Sonderforschungsbereich „Praktiken des Vergleichens“
Sommerzeit ist Reisezeit. Für Wissenschaftler wie Alexander von Humboldt bedeutete das Reisen im 18. und 19. Jahrhundert die Möglichkeit zu forschen. Sie beobachteten Vegetation, menschliches Verhalten und Tierarten in anderen Teilen der Welt und verfassten dazu wissenschaftliche Reiseberichte. Die Literaturwissenschaftlerin Christine Peters erforscht in ihrer Dissertation Weltreiseliteratur des 19. Jahrhunderts und begegnet dabei immer wieder Praktiken des Vergleichens.
Frau Peters, was haben die Weltreisenden verglichen – und was ist so spannend daran?
Kurz gesagt haben sie alles verglichen. Was immer wieder und bei verschiedenen Autoren auftaucht, ist der europäische Maßstab: Sie vergleichen das Fremde mit dem, was sie aus Europa kennen. Interessant ist: Viele Arten über Fremdheit zu erzählen, findet man auch heute noch. Das ist ein Stück historische Kontinuität, die ich in meiner Dissertation nachvollziehe und auch eine Art historischer Aufarbeitung. Dabei bleibe ich aber nicht stehen, sondern untersuche, wie die Reisenden das Vergleichen nutzen, um überhaupt Wissen zu produzieren.
Was ist neu an Ihrem Forschungsansatz?
Texte werden bisher entweder aus naturwissenschaftlicher Sicht untersucht, zum Beispiel als Quelle für bestimmte Naturphänomene – oder literaturwissenschaftlich: Mit welchen sprachlichen Mitteln wird etwas beschrieben? Ich versuche beides zusammenzubringen und stelle für historische Weltreiseliteratur die Frage: Wie wurde damals in den Naturwissenschaften erzählt? Das ist nicht einfach, weil ich mich als Literaturwissenschaftlerin in Bereiche wie Medizingeschichte begebe und untersuche, wie dort Wissen produziert wurde. Meine Forschung zeigt aber: Naturwissenschaftliches und kulturwissenschaftliches Erzählen sind nicht zu trennen.
Übersetzt lautet der Titel des Teilprojekts, in dem Sie im Sonderforschungsbereich arbeiten: „Reisen ist die Schule des Vergleichens“. Wo finden Sie diesen Aspekt in Ihrer Forschung wieder?
Je länger die Autoren reisen, desto intensiver und dynamischer werden ihre Vergleiche in den Texten. Das Reisen scheint also das Vergleichen zu begünstigen. Die Bewegung um den Globus führt dazu, dass immer neue Eindrücke und Vergleichspartner dazu kommen. Reisen zeigt sich als Schule des Vergleichens, weil es diese herausfordert und die verschiedenen Autoren verbindet.
Sie selbst bezeichnet sich als durchschnittlich oft Reisende, ihre Promotionsarbeit widmet sie aber ganz der historischen Weltreiseliteratur: Christine Peters promoviert im Sonderforschungsbereich Praktiken des Vergleichens im Teilprojekt von Professor Dr. Walter Erhart und Professorin Dr. Kirsten Kramer. Die Doktorandin hat zuvor ein Studium der Germanistik, Geschichtswissenschaft und Literaturwissenschaft an den Universitäten Bielefeld und Niigata (Japan) absolviert.
Weitere Informationen:
Der Sonderforschungsbereich 1288 "Praktiken des Vergleichens":
www.uni-bielefeld.de/sfb1288
Sommerzeit ist Reisezeit. Für Wissenschaftler wie Alexander von Humboldt bedeutete das Reisen im 18. und 19. Jahrhundert die Möglichkeit zu forschen. Sie beobachteten Vegetation, menschliches Verhalten und Tierarten in anderen Teilen der Welt und verfassten dazu wissenschaftliche Reiseberichte. Die Literaturwissenschaftlerin Christine Peters erforscht in ihrer Dissertation Weltreiseliteratur des 19. Jahrhunderts und begegnet dabei immer wieder Praktiken des Vergleichens.
Christine Peters promoviert zu historischer Weltreiseliteratur. Foto: Universität Bielefeld / Philipp Ottendörfer
Kurz gesagt haben sie alles verglichen. Was immer wieder und bei verschiedenen Autoren auftaucht, ist der europäische Maßstab: Sie vergleichen das Fremde mit dem, was sie aus Europa kennen. Interessant ist: Viele Arten über Fremdheit zu erzählen, findet man auch heute noch. Das ist ein Stück historische Kontinuität, die ich in meiner Dissertation nachvollziehe und auch eine Art historischer Aufarbeitung. Dabei bleibe ich aber nicht stehen, sondern untersuche, wie die Reisenden das Vergleichen nutzen, um überhaupt Wissen zu produzieren.
Was ist neu an Ihrem Forschungsansatz?
Texte werden bisher entweder aus naturwissenschaftlicher Sicht untersucht, zum Beispiel als Quelle für bestimmte Naturphänomene – oder literaturwissenschaftlich: Mit welchen sprachlichen Mitteln wird etwas beschrieben? Ich versuche beides zusammenzubringen und stelle für historische Weltreiseliteratur die Frage: Wie wurde damals in den Naturwissenschaften erzählt? Das ist nicht einfach, weil ich mich als Literaturwissenschaftlerin in Bereiche wie Medizingeschichte begebe und untersuche, wie dort Wissen produziert wurde. Meine Forschung zeigt aber: Naturwissenschaftliches und kulturwissenschaftliches Erzählen sind nicht zu trennen.
Übersetzt lautet der Titel des Teilprojekts, in dem Sie im Sonderforschungsbereich arbeiten: „Reisen ist die Schule des Vergleichens“. Wo finden Sie diesen Aspekt in Ihrer Forschung wieder?
Je länger die Autoren reisen, desto intensiver und dynamischer werden ihre Vergleiche in den Texten. Das Reisen scheint also das Vergleichen zu begünstigen. Die Bewegung um den Globus führt dazu, dass immer neue Eindrücke und Vergleichspartner dazu kommen. Reisen zeigt sich als Schule des Vergleichens, weil es diese herausfordert und die verschiedenen Autoren verbindet.
Sie selbst bezeichnet sich als durchschnittlich oft Reisende, ihre Promotionsarbeit widmet sie aber ganz der historischen Weltreiseliteratur: Christine Peters promoviert im Sonderforschungsbereich Praktiken des Vergleichens im Teilprojekt von Professor Dr. Walter Erhart und Professorin Dr. Kirsten Kramer. Die Doktorandin hat zuvor ein Studium der Germanistik, Geschichtswissenschaft und Literaturwissenschaft an den Universitäten Bielefeld und Niigata (Japan) absolviert.
Weitere Informationen:
Der Sonderforschungsbereich 1288 "Praktiken des Vergleichens":
www.uni-bielefeld.de/sfb1288