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Neues Fortschrittskolleg an der Universität Bielefeld
Das Land Nordrhein-Westfalen fördert ab Juli 2016 ein neues Fortschrittskolleg an der Universität Bielefeld mit 2,72 Million Euro über die nächsten viereinhalb Jahre. Titel des Kollegs ist „Herausforderungen und Chancen globaler Flüchtlingsmigration für die Gesundheitsversorgung in Deutschland“. Das Besondere: Forschende von der Fakultät für Gesundheitswissenschaften werden nicht nur mit anderen Disziplinen der Universität kooperieren, sondern auch mit vielen Praxispartnern, darunter unter anderem Krankenhäuser, niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sowie Partner aus der Politik und Stadtverwaltung.
„Flüchtlinge sind oft Risiken ausgesetzt, die Auswirkung auf körperliche und mentale Gesundheit haben, zum Beispiel Trauma, Folter, Unterdrückung oder Verfolgung“, erklärt Professor Dr. Alexander Krämer, Sprecher des neuen Kollegs. „Die globale Flüchtlingsmigration stellt Deutschland vor gesellschaftliche und politische Herausforderungen, die auch die Gesundheitsversorgung betreffen.“ Die Forschenden werden die Gesundheitszustände und Risikofaktoren von Flüchtlingen erheben und das Thema Gesundheitsversorgung aus verschiedenen Perspektiven betrachten: Auf welche Barrieren treffen Flüchtlinge, wenn sie Gesundheitsdienstleistungen in Anspruch nehmen möchten? Wie wirkt sich die Flüchtlingsmigration auf das Finanzierungssystem der gesetzlichen Krankenversicherung aus? Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden Empfehlungen für bessere Strategien entwickeln, wie die Gesellschaft Flüchtlinge und Asylbewerber integrieren und soziale sowie gesundheitliche Ungleichheit überwinden kann.
„Das Forschungsthema des Fortschrittskolleg ist hoch aktuell und sehr relevant – Forschende aus verschiedenen Fakultäten der Universität Bielefeld können hier einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten“, sagt Rektor Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer. „Ich danke den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für ihr Engagement und gratuliere ihnen zu diesem Erfolg.“ Mit dem Fortschrittskolleg möchte das Land Nordrhein-Westfalen wissenschaftlichen Nachwuchs fördern. Im Bielefelder Kolleg werden 13 Promotionsstellen geschaffen. Disziplin- und fakultätsübergreifende Teams von wissenschaftlichen Betreuern und Praxispartnern werden anwendungsorientiert forschen und ihre Ergebnisse der Praxis zur Verfügung stellen. „Das Projekt soll auch Modellcharakter für andere Bundesländer haben“, sagt Krämer.
Das Fortschrittskolleg unter der Leitung der Gesundheitswissenschaften vereint Natur- und Sozialwissenschaften. Dazu gehören die Molekularbiologie, Kognitive Systeme, Psychologie, Theologie, Philosophie und Rechtswissenschaften. Es ist eines von sechs neu geförderten Kollegs in Nordrhein-Westfalen. Insgesamt gingen in dieser Ausschreibungsrunde 28 Anträge ein. Damit ist die Universität Bielefeld im zweiten Vergabeverfahren bereits zum zweiten Mal erfolgreich. Für ein weiteres Fortschrittskolleg kooperiert die Universität Bielefeld seit 2014 mit der Universität Paderborn. Gemeinsam erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dort, wie sich Industrie 4.0 – also die immer weitere Digitalisierung der Arbeitsprozesse – auf Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auswirkt.
Die Fortschrittskollegs sind Bestandteil von „Fortschritt NRW“, der Forschungsstrategie des Landes Nordrhein-Westfalen. Diese Strategie ist auf Forschung für nachhaltige Entwicklung auf den Feldern der großen Zukunftsfragen ausgerichtet: Klimaschutz, Energieversorgung und Mobilität ebenso wie Ernährung, Gesundheit und soziale Sicherheit. Ziel ist dabei stets, die Lebenswelt der Menschen spürbar zu verbessern.