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Neue Geräte für Gen-Entschlüsselung verglichen
Ergebnisse der Studie von Bielefelder Forschern und Kollegen erscheinen in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Biotechnology“
Wissenschaftler
des Centrums für Biotechnologie (CeBiTec) der Universität Bielefeld
haben zusammen mit Kolleginnen und Kollegen in Münster, Wien und
Bremerhaven drei Geräte zur Entschlüsselung von DNA getestet. Es handelt
sich um eine neue Generation diese Geräte: Sie sind kleiner, schneller
und günstiger als die bisherigen und eignen sich damit neben der
biowissenschaftlichen auch für die medizinische Nutzung. Das renommierte
Fachjournal „Nature Biotechnology“ veröffentlicht die Ergebnisse der
Studie am heutigen Freitag (5. April). Das Magazin gehört zum Verlag des
weltweit bekannten Wissenschaftsmagazins „Nature“.
Das Forschungsteam hat NGS-Maschinen von drei verschiedenen Herstellern verglichen: „GS Junior“ von der Firma Roche, „PGM“ von Ion Torrent und „MiSeq“ von Illumina. Als Testmaterial nutzten die Wissenschaftler ein Bakterium – den Erreger der EHEC-Darminfektion (Escherichia coli O157:H7). Das Hauptergebnis: Die Studie zeigt den Autoren zufolge die grundsätzliche Eignung aller drei Geräte für eine schnelle und präzise klinische Untersuchung bakterieller Krankheitserreger.
Feine
Unterschiede gibt es trotzdem: In ihrem Test zeigen die Wissenschaftler,
dass die Geräte MiSeq und PGM am schnellsten sind. „Zu den üblichen
Fehlern gehört, dass bei der Sequenzierung einzelne DNA-Bausteine
,dazuerfunden‘ oder gar nicht gelesen werden. Wir sprechen dann von
Insertions- und Deletionsfehlern“, erklärt der Erstautor der Studie,
Sebastian Jünemann vom Institut für Bioinformatik des CeBiTec. Von den
drei untersuchten Geräten hat der MiSeq die wenigsten Insertions- und
Deletionsfehler. „Der dritte mögliche Fehler besteht darin, dass
DNA-Bausteine falsch gelesen werden. Das sind Substitutionsfehler“,
erklärt Jünemann. In diesem Bereich überzeugten die beiden
Konkurrenzgeräte GS Junior und PGM, die im Vergleich weniger
Substitutionsfehler verursachten. In der Praxis können allerdings
bestimmte Fehlerarten ausgeglichen werden, weil bei der Entschlüsselung
des Genoms einzelne Abschnitte mehrfach sequenziert werden, sagt
Jünemann.
An der Studie waren neben der Universität Bielefeld
auch die Universitäten Münster und Wien sowie das Alfred Wegner Institut
in Bremerhaven beteiligt. Koordinator der Studie war Professor Dr. Dag
Harmsen vom Universitätsklinikum Münster. Er erwartet, dass die drei
getesteten Geräte aufgrund der positiven Ergebnisse „bereits dieses Jahr
bei einigen führenden Institutionen routinemäßig zur Überwachung von
bakteriellen Infektionsgeschehen in der klinischen Mikrobiologie und im
Gesundheitswesen eingesetzt werden.“
Das CeBiTec gehört zum
Forschungsschwerpunkt „Molekular- und Nanowissenschaften“ (Molecular and
Nano Sciences) der Universität Bielefeld. In diesem breiten Feld hat
sich die Universität mit einem fokussierten Profil an den Schnittstellen
zwischen Physik, Chemie, Biologie und Bioinformatik national und
international positioniert. Die aktuellen Forschungen reichen von
Nanoschichten und Einzelmolekülprozessen bis hin zu bakteriellen,
pflanzlichen und tierischen Zellen.
Originalveröffentlichung:
Sebastian
Jünemann, Fritz Joachim Sedlazeck, Karola Prior, Andreas Albersmeier,
Uwe John, Jörn Kalinowski, Alexander Mellmann, Alexander Goesmann, Arndt
von Haeseler, Jens Stoye und Dag Harmsen), „Updating benchtop
sequencing performance comparison“. Nature Biotechnology 31 (4), 5.
April 2013: http://dx.doi.org/10.1038/nbt.2522
Weitere Informationen im Internet:
www.cebitec.uni-bielefeld.de