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Nachbarschaft prägt
Internationale Tagung am Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld
Soziale
Ungleichheit bedeutet nicht nur Ungleichheit im Einkommen, sondern zum
Beispiel auch ungleiche Gesundheitschancen. Bislang wenig erforscht ist
der Einfluss der Nachbarschaft auf die Entwicklung von Ungleichheit.
Eine internationale Tagung am Zentrum für interdisziplinäre Forschung
(ZiF) der Universität Bielefeld sucht vom 2. bis zum 4. Juni nach neuen
Methoden, Nachbarschaft und ihre Bedeutung für Gleichheit und
Ungleichheit zu begreifen.
„Die soziale Ungleichheit steigt –
auch in Deutschland“, sagt Professor Dr. Oliver Razum,
Gesundheitswissenschaftler an der Universität Bielefeld und einer der
Tagungsleiter. „Erst wenn die Faktoren, die zu solchen Ungleichheiten
führen oder sie zementieren, gut verstanden sind, lassen sie sich
bekämpfen. Deswegen befassen wir uns auf der Tagung mit Nachbarschaft
als Einflussfaktor sozialer Ungleichheit.“
Soziale Ungleichheit
lässt sich in Verwaltungseinheiten messen, etwa in Kreisen und
kreisfreien Städten. Doch das ist laut Razum oft zu grobkörnig, um die
Faktoren in den Blick zu bekommen, die Ungleichheit tatsächlich
verursachen. Zudem gerät aus dem Blick, dass Menschen sich nicht nur in
einer Nachbarschaft bewegen.
Ein Thema wird daher sein, das
Konzept Nachbarschaft neu zu bestimmen: als individuelle Nachbarschaft
einer Person, als bestimmt durch natürliche Gegebenheiten und Grenzen,
Infrastruktur, die Konfrontation mit Umweltverschmutzung oder
Kriminalität, aber auch als bestimmt durch die subjektive Wahrnehmung
dieser Umstände.
Die zweite Herausforderung, der sich die 30
Tagungsteilnehmerinnen und –teilnehmer aus fünf Ländern stellen, ist,
die ursächlichen Mechanismen genauer in den Blick zu bekommen und
Effekte, die aus dem Umfeld stammen, von individuellen Effekten zu
trennen. Der dritte Themenkomplex schließlich umfasst Migranten und
deren oft transnationale – also staatenübergreifende – Nachbarschaften.
„Wenn
wir die Entstehung von Ungleichheit wirklich begreifen wollen, stehen
wir vor großen methodologischen Herausforderungen, die wir nur
interdisziplinär bewältigen können“, sagt Professor Razum. „Daher kommen
für unseren Workshop Forscher aus so unterschiedlichen Bereichen wie
Statistik, Geografie, Soziologie und Epidemiologie zusammen.“
Die
Tagung trägt den Titel „Konzeption und Messung nachbarschaftlicher
Effekte auf soziale Ungleichheiten: große Nachbarschaften, kleine
Nachbarschaften? Objektive oder subjektive Nachbarschaften?“ Sie findet
in englischer Sprache statt.
Medienvertreter sind herzlich eingeladen, über die Veranstaltung zu berichten.
Tagungszeiten:
Montag, 2. Juni 2014, 12 Uhr bis 21.30 Uhr
Dienstag, 3. Juni 2014, 9 Uhr bis 17.30 Uhr
Mittwoch, 4. Juni 2014, 9 Uhr bis 13 Uhr
Weitere Informationen im Internet:
www.uni-bielefeld.de/ZIF/AG/2014/06-02-Sauzet.html