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Mikroskopisch kleine Magnete bauen
Mehr als eine Million Euro Förderung für neues Zentrum der Universität Bielefeld
Heutige
Technik kommt ohne Magnete nicht mehr aus. Bordcomputer im Auto können
zum Beispiel dank magnetischer Messung prüfen, ob einzelne Räder
blockieren, und verlangsamen im Notfall den Antrieb. Physiker der
Universität Bielefeld arbeiten an den Sensoren für solche Messungen. Sie
erforschen Material zum Bau von Nanomagneten und entwickeln Sensoren
und Computer-Datenspeicher. Künftig experimentieren sie im neuen „Center
for Spinelectronic Materials and Devices“ (Zentrum für
Spinelektronische Materialien und Geräte) der Universität Bielefeld. Das
Wissenschaftsministerium Nordrhein-Westfalen hat jetzt finanzielle
Unterstützung für den Aufbau des Zentrums zugesagt: 340.000 Euro aus dem
Strukturfonds der Europäischen Union. Hinzu kommt gut eine Million Euro
Förderung, die die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über
Projekte eingeworben haben.
Das neue Spinelektronik-Zentrum soll eng mit anderen führenden Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten – unter anderem mit der Tohoku University in Japan und der University of York in England. Auch mit dem weltgrößten Chip-Hersteller Intel werden die Bielefelder Magnetforscher kooperieren.
Intel will, wie auch seine Mitbewerber, PC-Arbeitsspeicher herstellen, die kleiner sind als heutige Varianten. Je kleiner die Schaltkreise in solchen Datenspeichern sind, desto weniger Energie brauchen sie. Reiss und sein Team machen sich das Phänomen zunutze, dass in optimierten ferromagnetischen Stoffen mikroskopisch kleine magnetisierte Bereiche – die magnetischen Domänen – erzeugt werden können, die besonders langzeitstabil sind. Mit dieser Methode können Informationen gespeichert werden, um sie auch lange Zeit später zu lesen. Die Physiker entwickeln ultradünne Schichten, die sich besonders gut magnetisch beschreiben lassen und auf kleinem Raum möglichst viele Informationen aufnehmen. Diese Schichten sollen später in Datenspeichern verbaut werden.
Darüber hinaus wird in dem neuen Zentrum unter anderem an Drehwinkel-Sensoren geforscht. Solche Sensoren werden zum Beispiel in Navigationssystemen im Auto und in Handys genutzt, um Richtungsänderungen festzustellen. Wie ein Kompass erfassen die Sensoren das Erdmagnetfeld und können so Positionsänderungen messen. „Heutzutage sind Drehwinkel-Sensoren noch störanfällig, sodass mitunter mehrdeutige oder keine Messdaten erfasst werden“, sagt Reiss. Zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen arbeitet er deswegen daran, die Genauigkeit der Sensoren zu erhöhen.
Seit rund 15 Jahren befassen sich Physiker der Universität Bielefeld mit Spinelektronik. Sie unterscheidet sich von herkömmlicher Elektronik, in der in Bauteilen die Ladung des Elektrons als Informationsträger verwendet wird. Die Spinelektronik nutzt zusätzlich den Spin des Elek-trons, der bildhaft einer schnellen Drehung um die eigene Achse entspricht. Dadurch stehen zusätzliche Funktionen zur Verfügung.
Weitere Informationen im Internet:
www.spinelectronics.de