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Künstlicher Biofilter in Boston unter den „Sweet Sixteen“

Veröffentlicht am 6. November 2012, 11:24 Uhr
Bielefelder Studierende gleichauf mit Teams internationaler Elite-Unis

Das monatelange Tüfteln im Labor des Centrums für Biotechnologie (CeBiTec) der Universität Bielefeld hat sich gelohnt: Die 15 Studierenden, die in diesem Jahr am „international Genetically Engineered Machine competition“ (iGEM) des Massachusetts Institute of Technology (MIT) teilgenommen haben, können jubeln. Ihr Projektziel war es, einen Biofilter herzustellen, der Trinkwasser von Östrogen befreit. Tatsächlich haben sie es geschafft, Enzyme zu produzieren, die das Hormon abbauen. Am Montag, dem 5. November ist das Finale in Boston zu Ende gegangen. Unter 190 Teams aus aller Welt haben die Bielefelder es in die Gruppe der „Sweet Sixteen“, die Auswahl der 16 besten Teams, geschafft – gemeinsam mit Teams so renommierter Hochschulen wie der Stanford University (USA), der kanadischen University of Calgary und der Jiaotong-Universität in Shanghai, China.


Hunderte von Proben waren nötig, bis es gelang: Der künstliche Biofilter des iGEM-Teams der Universität Bielefeld kann Östrogene aus belastetem Wasser filtern.
Hunderte von Proben waren nötig, bis es gelang: Der künstliche Biofilter des iGEM-Teams der Universität Bielefeld kann Östrogene aus belastetem Wasser filtern.
Mehr als 70 Teams aus aller Welt sind im Finale des größten studentischen Wettbewerbs für synthetische Biologie angetreten. Das Bielefelder Team ist als eines von fünf deutschen Teams gestartet. Die Universität Bielefeld ist bereits im dritten Jahr in Folge beim iGEM-Wettbewerb dabei und hat sich bereits 2010 und 2011 erfolgreich in Boston präsentiert. Dem diesjährigen Team ist es wie ihrem Vorgänger-Team gelungen, in die Gruppe der „Sweet Sixteen“ zu gelangen. „Wir stehen in direktem Vergleich mit Universitäten wie Stanford und Cornell. Das klingt erst mal sehr einschüchternd, aber wir haben gemerkt: Die haben mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie wir. Und wir können mit unserem Know-how hier mithalten“, sagt Moritz Müller, Masterstudent der Molekularen Biotechnologie.

Studierenden der Universität Bielefeld haben künstliche Enzyme hergestellt und auf winzige Glaskügelchen angebracht. Wie ein Kiesbett filtern sie nun die Testlösung – je dunkler sie sich verfärbt, desto besser funktioniert der synthetische Biofilter.
Studierenden der Universität Bielefeld haben künstliche Enzyme hergestellt und auf winzige Glaskügelchen angebracht. Wie ein Kiesbett filtern sie nun die Testlösung – je dunkler sie sich verfärbt, desto besser funktioniert der synthetische Biofilter.
Enzyme aus Baumpilzen filtern Medikamentenrückstände aus Ab- und Trinkwasser
Medikamentenrückstände wie Östrogene aus der Antibabypille lassen sich mit herkömmlichen Methoden in Kläranlagen nur unzureichend aus dem Abwasser entfernen. Sie gelangen in Flüsse und Seen und reichern sich auch im Trinkwasser an.Fischen und andere Wasserbewohnern drohen durch Östrogene Fortpflanzungs- und Entwicklungsstörungen bis hin zur „Verweiblichung“ der Art. Die möglichen Langzeitfolgen für den Menschen – sinkende Spermienzahlen, Unfruchtbarkeit, Krebsformen und Osteoporose – sind noch weitgehend unbekannt. Das Bielefelder iGEM-Team hat zum Herausfiltern von Medikamentenrückständen einen biologischen Filter entwickelt, in dem bestimmte Enzyme (sogenannte Laccasen) die Rückstände abbauen. Besonders effiziente Laccasen sind aus der Schmetterlingstramete, einem Baumpilz, bekannt

Bielefelder Studierende am Massachusetts Institute of Technology in Boston. Hintere Reihe von links: Saskia Scheibler, Kevin Jarosch, Miriam Fougeras, Julia Voss, Isabel Huber, Malak Fawaz, Moritz Müller, Gabriele Kleiner, Nils-Christian Lübke (Betreuer). Vordere Reihe von links: Timo Wolf (Betreuer), Julia Schirmacher, Hakan Geyik, Nadine Legros, Robert Braun, Agatha Walla, Sebastian Wiebe.
Bielefelder Studierende am Massachusetts Institute of Technology in Boston. Hintere Reihe von links: Saskia Scheibler, Kevin Jarosch, Miriam Fougeras, Julia Voss, Isabel Huber, Malak Fawaz, Moritz Müller, Gabriele Kleiner, Nils-Christian Lübke (Betreuer). Vordere Reihe von links: Timo Wolf (Betreuer), Julia Schirmacher, Hakan Geyik, Nadine Legros, Robert Braun, Agatha Walla, Sebastian Wiebe.
Den Studierenden ist es gelungen, diese Enzyme mit Hilfe von Methoden der synthetischen Biologie künstlich herzustellen und auf Filtermaterial aufzubringen. „Wir wollten mit unserem Projekt nicht etwas total Verrücktes erfinden – einfach nur weil es technisch machbar ist. Sondern wir wollten etwas machen, dass tatsächlich in näherer Zukunft, vielleicht in 20 Jahren, umsetzbar ist und einen echten Vorteil bringt“, erklärt Robert Braun, Masterstudent der Molekularen Biotechnologie. „Der Biofilter ist so ein Projekt. Und wir haben gezeigt, dass unsere Idee funktioniert. Jetzt könnte im Prinzip ein Unternehmen kommen und den Filter weiterentwickeln. Wir selbst müssen jetzt erst mal zurück ins Studium – das haben die meisten von uns nämlich im letzten halben Jahr für das Projekt zurückgestellt. Die Erfahrungen, die wir sammeln konnten, wiegen das aber locker auf.“

Internationale Konkurrenz
Der iGEM-Wettbewerb wird seit 2003 jährlich vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston veranstaltet. Angefangen als Kursangebot des MIT steigen die Teilnehmerzahlen seitdem rapide an, von fünf Teams 2004 auf über 190 in diesem Jahr. Alle Teams stehen vor der gleichen Aufgabe: von der Idee über die Laborarbeit bis zur Finanzierung und Kommunikation mit der Öffentlichkeit. Auf studentischer Ebene gilt iGEM als Weltmeisterschaft der synthetischen Biologie, die zeigt, was in Zukunft auf diesem noch jungen Forschungsfeld möglich ist. Das Bielelder iGEM-Team wird vom Centrum für Biotechnologie (CeBiTec) der Universität Bielefeld und dem Cluster für Biotechnologie in Nordrhein-Westfalen BIO.NRW gefördert.

Weitere Informationen im Internet:
www.igem-bielefeld.de
http://2012.igem.org/Team:Bielefeld-Germany
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