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Islamistischer Extremismus – was hilft?
BMBF fördert Forschung zu Prävention und Deradikalisierung. Wanka:
Wir wollen unsere Gesellschaft vor Folgen des Extremismus schützen.
Islamistischer
Extremismus und Terrorismus sind eine ernste Bedrohung für die deutsche
und die europäische Gesellschaft. Das haben die verheerenden Anschläge
der vergangenen Jahre mit vielen Toten und Verletzten gezeigt. Viele der
Täter sind hierzulande aufgewachsen; sie haben sich inmitten der
Gesellschaft radikalisiert. Weder Elternhaus, noch Schule, noch Vereine
und Nachbarschaften konnten ein Abrutschen in religiös-radikale Milieus
verhindern, oft haben sie die Radikalisierung der Kinder und
Jugendlichen nicht bemerkt. Deshalb misst die Bundesregierung der
Präventions- und Deradikalisierungsarbeit im Kampf gegen islamistischen
Extremismus eine hohe Bedeutung bei.
Das Spektrum der derzeit
angewandten Präventions- und Deradikalisierungsmaßnahmen ist sehr
breit. Es reicht von Bildungsprogrammen und Diversity-Trainings über
Beratungsangebote für Eltern bis hin zur konkreten Ausstiegsarbeit. Die
Erkenntnisse darüber, mit welchen dieser Ansätze es besonders gut
gelingt, junge Menschen dem Einfluss gewaltorientierter salafistischer
und dschihadistischer Propaganda zu entziehen, sind jedoch noch
lückenhaft. Das Fehlen einer grundlagenwissenschaftlich fundierten
Übersicht über die Gesamtheit der angewandten Präventions- und
Deradikalisierungsansätze ist dafür ein wesentlicher Grund.
Mit
dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten
Projekt des Forschungsverbunds MAPEX "Mapping und Analyse von
Präventions- und Distanzierungsprojekten im Umgang mit islamistischer
Radikalisierung" soll diese Lücke geschlossen werden. Das mit 1,5 Mio.
Euro geförderte Projekt wird bundesweit bis zu 1.000
Deradikalisierungs-Initiativen erfassen und kategorisieren.
"Das
Vorhaben soll dazu beitragen, die Wirksamkeit der Präventions- und
Deradikalisierungsarbeit nachhaltig zu erhöhen. Ein Überblick über die
Vielfalt der unterschiedlichen Maßnahmen und Ansätze wird möglich. Wir
werden sehen, was in der Praxis tatsächlich wirkt. So wollen wir dazu
beitragen, unsere Gesellschaft vor möglichen Folgen des Extremismus zu
schützen", betont Bundesforschungsministerin Johanna Wanka.
Praktiker
und Anwender sollen von den neuen Erkenntnissen profitieren. Zudem
stehen die Ergebnisse Wissenschaftlern natürlich für weitere Forschung
zur Verfügung. "Hierfür werden wir eine interaktive Landkarte der
Präventions- und Deradikalisierungsarbeit in Deutschland schaffen", so
der Leiter des Forschungsverbundes, Prof. Dr. Andreas Zick vom Institut
für Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) an der Universität Bielefeld.
Das Besondere: "Die Landkarte zeigt, an welchen Ursachen und
Radikalisierungsdynamiken Projekte ansetzen, und sie kann nach Abschluss
der dreijährigen Förderphase weitergeführt und fortlaufend um neue
Vorhaben ergänzt werden".
Der Forschungsverbund vereint die
Kompetenzen vieler Disziplinen für das Mapping-Verfahren: Psychologie,
Soziologie, Politik- und Islamwissenschaften, Religions- und
Sozialpädagogik, Migrations- und Jugendforschung. Dazu arbeiten im
Forschungsverbund MAPEX die Expertinnen und Experten aus Bielefeld eng
mit Kolleginnen und Kollegen der Goethe-Universität Frankfurt, der
Universität Osnabrück und der Fachhochschule Münster zusammen.