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Infektionen im diabetischen Gewebe
Deutsches Forschungsprojekt untersucht Bakteriengemeinschaften in
den Wunden von Zuckerkranken
Die Zahl der Diabetiker
ist in den letzten Jahrzehnten weltweit stark angestiegen. Somit werden
auch Begleiterscheinungen der Krankheit zu einem wichtigen Problem für
die Medizin: Aufgrund mangelnder Durchblutung durch einen zu hohen
Blutzuckerspiegel sind Infektionen des Fußes die häufigste
Folgeerkrankung von Diabetes – im schlimmsten Fall droht die Amputation.
Eine deutsche Wissenschaftlerkooperation möchte nun untersuchen, welche
Faktoren bei dieser Art der Fußinfektion eine wichtige Rolle spielen.
Mit diesem Wissen möchten die Forscher neue Therapie- und
Vorsorgemaßnahmen entwickeln. Der Startschuss für das gemeinsame Projekt
fiel jetzt bei der konstituierenden Sitzung in Würzburg. Beteiligt sind
das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig
(Projekt-Leitung), das Universitätsklinikum Münster, die Justus-Liebig
Universität Gießen und die Technologie-Plattformen der Georg-August
Universität Göttingen und der Universität Bielefeld.
Für mehr
als 15 Prozent der 200 Millionen Diabetes-Patienten weltweit sind
Infektionen des Fußes ein ernstes gesundheitliches Problem. Eine
komplexe Zusammensetzung verschiedener Bakterienarten, von denen die
meisten bis heute nur wenig untersucht sind, besiedeln die Wunden. Die
häufigste Komplikation ist eine Infektion mit Staphylococcus
aureus-Bakterien, die tief in das Gewebe eindringen und zu einer
Entzündung des Knochens führen können. „Diese Art von Infektion
erschwert die Behandlung eines Diabetes-Fußes erheblich“, sagt Dr. Eva
Medina, Leiterin der HZI-Arbeitsgruppe „Infektionsimmunologie“ und
Projektkoordinatorin. „Wir wollen das Zusammenspiel der Bakterien
verstehen, das zu einer Infektion des Fußes und des Knochens führt.“
Die
Technologieplattform am Bielefelder Centrum für Biotechnologie
(CeBiTec) wird im Rahmen dieses Projekts die verschiedenen
Patientenproben mit Hilfe der modernen Hochdurchsatz-Sequenzierung
analysieren und die bioinformatische Auswertung der generierten Daten
unterstützen. „Zu diesem Zweck entwickelt die Technologieplattform
Bioinformatik neue Softwareprogramme und betreibt unter anderem einen
Hochleistungs-Rechencluster mit mehr als 2200 Rechenkernen“, erläutert
der Bielefelder Projektleiter Dr. Alexander Goesmann den Part der
Bielefelder Wissenschaftler.
In dem Verbundprojekt untersuchen
die Forscher mithilfe der sogenannten Metagenomik, wie sich Bakterien
und Patient gegenseitig beeinflussen: Welche Bakterien führen zu einer
Infektion? Welche Bakterien schließen sich zu Gemeinschaften zusammen,
die eine Behandlung erschweren? Welche Gene werden in den Bakterien und
in den infizierten Geweben des Patienten zu welchem Zeitpunkt ein- und
ausgeschaltet? „Unser Ziel ist es, bakterielle Faktoren zu
identifizieren, die maßgeblich an einem Fortschreiten der Infektion im
Fuß und im Knochen beteiligt sind“, so Eva Medina.
Das Projekt
werde in Zukunft wertvolle Informationen liefern, die die Diagnose, die
Vorbeugung und die Behandlungsmöglichkeiten von diabetischen
Fußinfektionen sowie deren Komplikationen verbessern werden. Das
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das nationale
Projekt für die nächsten drei Jahre mit einer Millionen Euro.
Kontakt:
Dr.
Alexander Goesmann, Universität Bielefeld
Centrum für Biotechnologie
/ Bioinformatics Resource Facility
Telefon: 0521 106-4821
E-Mail:
agoesman@cebitec.uni-bielefeld.de