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Hans-Ulrich Wehler und der Wandel der Geschichtswissenschaft

Veröffentlicht am 7. September 2015, 12:55 Uhr
ZiF-Tagung über das Erbe des Historikers und die Kurswechsel seines Fachs

Die Geschichtswissenschaft hat sich in den vergangenen 50 Jahren immer wieder neu erfunden. Erst verstand sie sich als Geistes-, dann als Sozial- und schließlich als Kulturwissenschaft. Wie ist dieser Prozess der fortlaufenden Neudefinition einer so zentralen Disziplin zu verstehen? Welche Brüche und welche Kontinuitäten gibt es? Und welche Rolle spielt dabei das Werk des Bielefelder Historikers Hans-Ulrich Wehler? Diese Fragen stehen im Zentrum einer Tagung mit dem Titel „Transformationen der Geschichtswissenschaft. Hans-Ulrich Wehler und der Wandel akademischer Felder seit den 1960er-Jahren“. Das Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld veranstaltet die Tagung vom 10. bis  12. September.


Der Bielefelder Historiker Hans-Ulrich Wehler (1931-2014) hat die deutsche und internationale Geschichtswissenschaft maßgeblich geprägt. Seine „Historische Sozialwissenschaft“ hat nicht nur sein eigenes Fach, sondern die Geisteswissenschaften insgesamt mit neuen Methoden, Themen und Darstellungsformen konfrontiert. Wehlers Werk hat zudem von Anfang an die Frage nach dem Verhältnis zwischen Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften aufgeworfen. In den 1980er-Jahren ist die wissenschaftsinterne und öffentliche Leitfunktion der Sozialwissenschaften immer kleiner geworden. Wehler hat sich frühzeitig intensiv, aber überwiegend kritisch der Herausforderung durch kulturwissenschaftliche Ansätze gestellt – auch wenn das bedeutete, dass dadurch nicht nur sein eigenes Fach erneut umdefiniert wurde.

Darüber hinaus verkörperte Wehler einen spezifischen Typus des öffentlich engagierten „Professoren-Intellektuellen“, den es laut Tagungsleiter Professor Dr. Paul Nolte so nicht mehr zu geben scheint. Vielleicht, so meint Nolte, führe der Umbau einer Disziplin auch zu einer veränderten öffentlich-politischen Rolle der Forschenden. Nach dem Tod Hans-Ulrich Wehlers im Juli 2014 zieht eine Arbeitsgemeinschaft jetzt Zwischenbilanz. Nicht nur im Hinblick auf Wehlers Werk und dessen fachliche, interdisziplinäre und allgemeinhistorische Bedeutung, sondern mit Blick auf die Wandlungsprozesse und Herausforderungen der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften insgesamt.

„Es lohnt sich, an Wehlers Werk und besonders an seiner Gesellschaftsgeschichte nachzuprüfen, wie Traditionen und Darstellungsformen der Geschichtswissenschaft sich auf interdisziplinäre Herausforderungen einstellen können“, sagt Paul Nolte. Nolte ist Professor für Geschichte an der Freien Universität Berlin und leitet die Tagung zusammen mit Professor Dr. Manfred Hettling (Halle/Saale), Professor Dr. Christina von Hodenberg (London), Professor Dr. Cornelius Torp (Augsburg) und Professor Dr. Willibald Steinmetz (Bielefeld).

Pressevertreter sind herzlich eingeladen, über die Veranstaltung zu berichten.

Tagungszeiten:
Donnerstag, 10. September 2015, Beginn: 14 Uhr
Freitag, 11. September 2015, Beginn: 9.30 Uhr
Samstag, 12. September 2015, Beginn: 9.30 Uhr

Weitere Informationen im Internet:

www.uni-bielefeld.de/ZIF/AG/2015/06-18-Nolte.html

Einen Rückblick auf Professor Dr. Hans-Ulrich Wehlers Wirken an der Universität Bielefeld gibt es unter www.uni-bielefeld.de/wehler. Hier wurden nach seinem Tod Pressestimmen gesammelt und veröffentlicht.

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