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uni.aktuell-Archiv
Veröffentlicht am
15. Januar 2010
Kategorie:
Forschung & Wissenschaft
Genetische Diversität der Galápagos-Meerechsen drastisch unterschätzt
Studie unter Beteiligung der Universität Bielefeld bietet neue Grundlage für den Artenschutz
Bisher
ging man davon aus, dass die Galápagos-Meerechsen sich auf den
einzelnen Inseln des Galápagos-Archipels genetisch nicht nennenswert
voneinander unterscheiden. Eine jetzt im Internet-Journal BMC
Evolutionary Biology erschienene Studie des Bielefelder Biologen Dr.
Sebastian Steinfartz und weiterer internationaler Wissenschaftler
widerlegt diese Auffassung. Die nachgewiesene genetische Vielfalt
ändert auch die Voraussetzungen für einen sinnvollen Artenschutz.
Galápagos-Meerechsen unterscheiden sich nicht nur deutlich in ihrem Aussehen (oben: Meerechse von der Insel Floreana; unten: von der Insel Santa Cruz), sondern auch in ihren Genen.
Auf der Basis von über 1200 Tieren, die in den Jahren 1991/93 und 2004 beprobt worden waren, konnten die Forscher zwanzig distinkte genetische Gruppen, so genannte genetische Cluster, identifizieren. Die meisten der gefundenen genetischen Cluster waren hochspezifisch für eine bestimmte Insel und deuten an, dass in der jüngeren Vergangenheit und aktuell kein nennenswerter Genfluss zwischen den Inselpopulationen der Meerechsen geherrscht haben kann. Interessante Ausnahmen bildeten hier die Inseln San Christobal im äußersten Süd-Osten (eine der ältesten Inseln des Archipels mit bis zu 4 Millionen Jahren geschätzten Alters) und die jüngsten und größten Inseln im Westen, Isabela und Fernandina. Auf San Christobal konnten zwei genetisch hoch differenzierte Cluster identifiziert und auf Isabela und Fernandina eine wahre Explosion genetischer Diversität festgestellt werden. Ferner konnte gezeigt werden, dass sich die Geschlechter der Meerechsen in ihrem Ausbreitungsverhalten nicht unterscheiden.
Die neue Studie und deren Einsichten zur genetischen Diversität der Meerechsen-Populationen ist vor allem in Hinsicht auf mögliche Maßnahmen zum Erhalt und Schutz dieser einmaligen Tiere besonders wertvoll und wichtig. Ging man bisher davon aus, dass aufgrund des hohen Genflusses zwischen den Inseln einzelne Inselpopulationen keine hohe Priorität erfahren sollten, müssen aktuelle Schutzkonzepte zum Erhalt der Gesamt-Diversität dieser Art ihr vermindertes Ausbreitungspotential und die genetische Differenzierung der einzelnen Inselpopulationen mit einbeziehen.
Literaturhinweis: Progressive colonization and restricted gene flow shape island-dependent population structure in Galapagos marine iguanas (Amblyrhynchus cristatus)
Sebastian Steinfartz, Scott Glaberman, Deborah Lanterbecq, Michael A Russello, Sabrina Rosa, Torrance C Hanley, Cruz Marquez, Howard L Snell, Heidi M Snell, Gabriele Gentile, Giacomo dellOlmo, Allessandro M Powell, Adalgisa Caccone
BMC Evolutionary Biology 2009, 9:297 (www.biomedcentral.com/1471-2148/9/297/abstract)
Kontakt:
Dr. Sebastian Steinfartz, Universität Bielefeld
Fakultät für Biologie
Tel.: 0521/106-2653
E-Mail: sebastian.steinfartz@uni-bielefeld.de