uni.aktuell-Archiv
„Flüchtlingsdramen sind Stachel im Fleisch der EU“
Soziologe Professor Thomas Faist spricht auf Bielefelder Tagung / Thema der Konferenz: soziale Ungleichheit und Krise
„Die
andauernden Flüchtlingsdramen im Mittelmeer sind ein Stachel im Fleisch
der Europäischen Union.“ Das sagt der Migrationsforscher Professor
Thomas Faist im Vorfeld einer Tagung zu sozialer Ungleichheit und Krise
in Bielefeld. „Zwar fordern EU-Vertreter die Einhaltung der
Menschenrechte, zugleich weist die EU an ihren Grenzen notleidende
Flüchtlinge ab. Das macht die Politik der EU angreifbar“, meint Faist.
Auf der internationalen Tagung vom 4. bis 6. Juni befassen sich Faist
und rund 30 weitere Forscherinnen und Forscher mit der Frage, wann
soziale Ungleichheiten öffentlich zum Thema gemacht werden
(Tagungstitel: „A New Social Question or Crisis as Usual?“, „Eine neue
soziale Frage oder Krise als Normalzustand?“). Organisiert wird die
Konferenz von der Bielefelder Graduiertenschule in Geschichte und
Soziologie (BGHS).
Forscherinnen und Forscher aus Soziologie und Geschichte sprechen auf der Tagung darüber, wann die ungleiche Behandlung von Menschen zu Protesten und politischen Eingriffen führt. Nachwuchswissenschaftler aus 13 Ländern, darunter die Ukraine, die USA und Griechenland, präsentieren ihre Forschung. Sie gehen zum Beispiel auf die Protestbewegung in der Ukraine ein, auf konservative Aktivisten in den USA und die Auswirkungen der Finanzkrise in Griechenland. Neben den aktuellen Themen werden auch historische Fallbeispiele diskutiert. Außerdem stellen sechs angesehene Experten ihre Befunde zum Thema vor: So geht es beispielsweise in dem Eröffnungsvortrag des Soziologen Professor Loïc Wacquant PhD (University of California, Berkeley, USA) um den Wandel städtischer Randgebiete in den USA. Professor Dr. Elmar Rieger (Universität Bamberg) zeigt in seinem Vortrag, wie Sozialpolitik im Laufe der Geschichte mit Ungleichheit umging. Die Tagung wird von fünf Doktorandinnen und Doktoranden organisiert, die an der Bielefelder Graduiertenschule für Soziologie und Geschichte (BGHS) promovieren.
Ein künstlerisch-politischer Beitrag ergänzt die wissenschaftliche Sicht. Die Fotojournalistin und Fotografin Hermine Oberück und Gertraud Strohm-Katzer, Kulturmanagerin der Volkshochschule Minden/ Bad Oeynhausen, sprechen über die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Migration und über die Migrationsausstellung, die bis August im Historischen Museum Bielefeld zu sehen ist.
Die Bielefelder Graduiertenschule in Geschichte und Soziologie (BGHS) ist eine Einrichtung zur strukturierten Promotionsausbildung in der Geschichtswissenschaft und der Soziologie an der Universität Bielefeld. Sie ist international, thematisch offen für die inhaltliche Bandbreite der beteiligten Fächer und lebt vom interdisziplinären Austausch. Sie ist eines von zwei Projekten der Universität Bielefeld, die als Teil der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder seit 2007 gefördert werden.
Weitere Informationen im Internet:
Die Tagung: www.uni-bielefeld.de/bghs/programm/ansem
Das ausführliche Interview mit Professor Thomas Faist: www.uni-bielefeld.de/bghs/programm/ansem/interview.html