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„Flüchtlingsdramen sind Stachel im Fleisch der EU“

Veröffentlicht am 30. Mai 2014, 10:25 Uhr

Soziologe Professor Thomas Faist spricht auf Bielefelder Tagung / Thema der Konferenz: soziale Ungleichheit und Krise

„Die andauernden Flüchtlingsdramen im Mittelmeer sind ein Stachel im Fleisch der Europäischen Union.“ Das sagt der Migrationsforscher Professor Thomas Faist im Vorfeld einer Tagung zu sozialer Ungleichheit und Krise in Bielefeld. „Zwar fordern EU-Vertreter die Einhaltung der Menschenrechte, zugleich weist die EU an ihren Grenzen notleidende Flüchtlinge ab. Das macht die Politik der EU angreifbar“, meint Faist. Auf der internationalen Tagung vom 4. bis 6. Juni befassen sich Faist und rund 30 weitere Forscherinnen und Forscher mit der Frage, wann soziale Ungleichheiten öffentlich zum Thema gemacht werden (Tagungstitel: „A New Social Question or Crisis as Usual?“, „Eine neue soziale Frage oder Krise als Normalzustand?“). Organisiert wird die Konferenz von der Bielefelder Graduiertenschule in Geschichte und Soziologie (BGHS).

Professor Thomas Faist sieht im Umgang mit Flüchtlingen und Migranten einen Faktor, der Populismus verstärkt. Foto: Thomas Abel/Universität Bielefeld
Professor Thomas Faist sieht im Umgang mit Flüchtlingen und Migranten einen Faktor, der Populismus verstärkt. Foto: Thomas Abel/Universität Bielefeld
„Im Fall der Mittelmeerflüchtlinge sind es vor allem die Hilfsorganisationen, die das Leiden der Flüchtlinge als Verletzung der Menschenrechte skandalisieren. Sie sind die Advokaten derjenigen, die von draußen in die EU hineinwollen“, sagt Faist. Diese Flüchtlingsdramen seien ein markantes Beispiel dafür, dass Migration für eine neue soziale Frage im 21. Jahrhundert stehe.

Forscherinnen und Forscher aus Soziologie und Geschichte sprechen auf der Tagung darüber, wann die ungleiche Behandlung von Menschen zu Protesten und politischen Eingriffen führt. Nachwuchswissenschaftler aus 13 Ländern, darunter die Ukraine, die USA und Griechenland, präsentieren ihre Forschung. Sie gehen zum Beispiel auf die Protestbewegung in der Ukraine ein, auf konservative Aktivisten in den USA und die Auswirkungen der Finanzkrise in Griechenland. Neben den aktuellen Themen werden auch historische Fallbeispiele diskutiert. Außerdem stellen sechs angesehene Experten ihre Befunde zum Thema vor: So geht es beispielsweise in dem Eröffnungsvortrag des Soziologen Professor Loïc Wacquant PhD (University of California, Berkeley, USA) um den Wandel städtischer Randgebiete in den USA. Professor Dr. Elmar Rieger (Universität Bamberg) zeigt in seinem Vortrag, wie Sozialpolitik im Laufe der Geschichte mit Ungleichheit umging. Die Tagung wird von fünf Doktorandinnen und Doktoranden organisiert, die an der Bielefelder Graduiertenschule für Soziologie und Geschichte (BGHS) promovieren.

Ein künstlerisch-politischer Beitrag ergänzt die wissenschaftliche Sicht. Die Fotojournalistin und Fotografin Hermine Oberück und Gertraud Strohm-Katzer, Kulturmanagerin der Volkshochschule Minden/ Bad Oeynhausen, sprechen über die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Migration und über die Migrationsausstellung, die bis August im Historischen Museum Bielefeld zu sehen ist.

Sind soziale Krisen in heutigen Gesellschaften der Normalzustand? Um diese Frage geht es bei einer Tagung der Graduiertenschule für Soziologie und Geschichte (BGHS) der Universität Bielefeld. Foto: Thomas Abel/Universität Bielefeld
Sind soziale Krisen in heutigen Gesellschaften der Normalzustand? Um diese Frage geht es bei einer Tagung der Graduiertenschule für Soziologie und Geschichte (BGHS) der Universität Bielefeld. Foto: Thomas Abel/Universität Bielefeld
Tagungsort der Konferenz ist der Historische Saal der Volkshochschule Bielefeld in der Ravensberger Spinnerei. Dort beginnt die Konferenz am 4. Juni um 16 Uhr. Interessierte sind herzlich eingeladen, am Eröffnungstag teilzunehmen und mitzudiskutieren. Die Konferenzsprache ist Englisch, die Teilnahme ist kostenlos. Die beiden weiteren Tage, 5. und 6. Juni, sind ausschließlich universitätsöffentlich. Doktoranden und Studierende werden gebeten, sich zu registrieren: www.uni-bielefeld.de/bghs.

Die Bielefelder Graduiertenschule in Geschichte und Soziologie (BGHS) ist eine Einrichtung zur strukturierten Promotionsausbildung in der Geschichtswissenschaft und der Soziologie an der Universität Bielefeld. Sie ist international, thematisch offen für die inhaltliche Bandbreite der beteiligten Fächer und lebt vom interdisziplinären Austausch. Sie ist eines von zwei Projekten der Universität Bielefeld, die als Teil der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder seit 2007 gefördert werden.

Weitere Informationen im Internet:
Die Tagung: www.uni-bielefeld.de/bghs/programm/ansem
Das ausführliche Interview mit Professor Thomas Faist: www.uni-bielefeld.de/bghs/programm/ansem/interview.html
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