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Flüchtlinge durch Psychotherapie vom Trauma erleichtern
Psychologe der Universität Bielefeld stellt erfolgreiche Methode vor
Sie leiden an Alpträumen, Flashbacks, Depressionen oder auch Angststörungen: Flüchtlinge aus Krisengebieten kommen häufig traumatisiert nach Deutschland. „Realistische Schätzungen gehen von bis zu 40 Prozent psychisch erkrankter Flüchtlinge aus. Für die Zeit seit 2015 sprechen wir also von mehreren hunderttausend Menschen, die eigentlich psychologische Unterstützung brauchen“, sagt Professor Dr. Frank Neuner von der Universität Bielefeld. Der Psychologe ist einer der Entwickler der „Narrativen Expositionstherapie“ (NET). Sie wird seit 15 Jahren in Krisengebieten von Ostafrika bis Sri Lanka eingesetzt. Das Besondere: Die Therapie zeigt schon nach wenigen Sitzungen Erfolge. In einem neuem „research_tv“-Beitrag der Universität Bielefeld spricht Frank Neuner über die NET und erklärt, welche Konsequenzen es hat, wenn Flüchtlinge ohne Therapie bleiben.
Neuner hat die Narrative Expositionstherapie zusammen mit Dr. Maggie Schauer und Professor Dr. Thomas Elbert von der Universität Konstanz konzipiert und erprobt. Dank der Methode konnten bereits hunderte Kindersoldaten, Opfer politischer Gewalt und Kriegsflüchtlinge traumatische Erlebnisse bewältigen.
Das Kernprinzip der NET ist eine in jeder Kultur wertgeschätzte Praxis: die Erzählung. „Immer wenn wir etwas Emotionales erlebt haben, versuchen wir, Geschichten zu erzählen. Wir versuchen damit, anderen das verstehbar zu machen, was wir erlebt haben“, sagt Neuner. „Flüchtlinge haben eine ganze Serie von traumatischen Ereignissen erlebt. Wir sprechen mit ihnen über ihre gesamte Lebensgeschichte und erstellen eine Art Autobiografie, die es ermöglicht, die belastenden Erfahrungen in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen und ihre Bedeutung für das eigene Leben herauszuarbeiten.“ Dafür bearbeiten die traumatisierten Personen mit Hilfe ihrer Therapeuten wiederholt und chronologisch die negativen und die positiven Ereignisse ihres Lebens. „Es geht darum, die traumatischen Ereignisse zu vergeschichtlichen. Damit können sie abgeschlossen werden und wirken nicht mehr als bedrohlich in die Gegenwart.“
Von professionellen Therapeutinnen und Therapeuten wird die NET in Deutschland bereits angewandt. Die psychotherapeutische Ambulanz der Universität Bielefeld setzt das Verfahren in Therapiestudien bei Flüchtlingen aber auch bei Überlebenden von Kindesmissbrauch, Vergewaltigungsopfern und ehemaligen Soldaten der Bundeswehr ein. Die Einrichtungen für Wissenschaftliche Weiterbildung der Universitäten Bielefeld und Konstanz qualifizieren Psychologen, Ärzte und Psychotherapeuten für die Narrative Expositionstherapie.
Weitere Informationen:
- research_tv-Beitrag „Traumatisierte Flüchtlinge heilen“: https://youtu.be/HVmYnTZcjvw
- Beschreibung der Narrativen Expositionstherapie: http://www.vivo.org/narrative-expositionstherapie
- Qualifizierung für die Therapie: http://www.uni-bielefeld.de/weiterbildung/angebote/net/narrative_expositionstherapie.html
- Übersicht der research_tv-Wissenschaftsvideos: http://www.uni-bielefeld.de/research-tv/filme.html