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Die kleinste Lasershow der Welt
Das ultraschnelle Schalten nanooptischer Anregungen
In einer Zusammenarbeit von Wissenschaftlern der Universitäten in Bielefeld, Kaiserslautern, Kiel und Würzburg wurde erstmals das ultraschnelle räumliche Schalten optischer Anregung auf der Nanometerskala demonstriert. Das im Wissenschaftsmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences vorgestellte Experiment kombiniert Methoden der Ultrakurzpuls-Lasertechnologie und Nanostrukturtechnik, um optische Anregungen auf der Nanometerskala raum-zeitlich zu steuern und nachzuweisen.Im Alltag
ist direkt erfahrbar, dass die
räumliche und zeitliche Verteilung von Licht die visuelle Wirkung
bestimmt. In
einer Lasershow entstehen zum Beispiel durch das schnelle Schalten und
Ablenken
von Laserstrahlen unerwartete und auf andere Weise nicht erreichbare
Lichteindrücke.
Schnelles raum-zeitliches Schalten von Licht ist aber nicht nur für
ästhetische
Lichteffekte relevant, sondern findet unter anderem in der
Kommunikationstechnologie bei optischen Lichtwellenleitern oder in der
Optoelektronik Anwendung. Mit herkömmlichen optischen Methoden kann die
räumliche Verteilung von Licht im sichtbaren Spektralbereich bis hinab
zu etwa
einem halben Mikrometer (1 µm = 0.000001 m = 1000 nm) gezielt
manipuliert und
gesteuert werden. Ein halber Mikrometer (500 nm) ist zwar schon etwa 100
mal
kleiner als der Durchmesser eines menschlichen Haares, aber für
zukünftigen Anwendungen
ist die Manipulation auf noch kleineren Längenskalen notwendig. Die
Lichtmanipulation auf Bereichen von weniger als einem Zehntel eines
Mikrometers
(< 100 nm) könnte in der Mikroelektronik die angestrebten schnelleren
und
kleineren Bauelemente ermöglichen. Um Licht im Nanometerbereich zu
beeinflussen, werden spezielle "Antennen" für das Licht benötigt. Das
Licht wird durch diese metallischen Strukturen räumlich konzentriert und
die
optische Anregung kann dadurch auf Raumgebiete mit Ausdehnungen weit
unterhalb
der Lichtwellenlänge begrenzt werden. Durch die im Wissenschaftsmagazin
Proceedings of the National Academy of Sciences vorgestellten
Experimente
konnte nun erstmals gezeigt werden, dass diese Konzentrierung der
optischen
Anregung zudem extrem schnell geschaltet werden kann, d.h. innerhalb von
wenigen 10 fs (1 fs = 0.000'000'000'000'001 s) können räumlich getrennte
Teile
einer Nanostruktur gezielt und selektiv optisch angeregt werden.
Die grundlegende Idee des Experimentes besteht in der Kombination der
Nahfeldoptik
mit den Methoden der gezielten Formung von ultrakurzen Laserpulsen.
Durch Manipulation
des zeitlichen Verlaufs des anregenden Lichtimpulses wird in einer
eigens für
das Experiment entwickelten Nanoantenne eine sich räumlich und zeitlich
entwickelnde
Anregung erzeugt. Der zeitliche und räumliche Ablauf der optischen
Anregung
wird mittels einer stroboskopische Aufnahme durch ein
Photoemissions-Elektronenmikroskop abgebildet und man erhält einen
"Film" der Anregung der Nanoantenne. Dieses äußerst komplexe
Experiment erfordert ein breites Methodenspektrum und Fachwissen, das
nur durch
die Kooperation von mehreren Universitäten realisiert werden konnte. Die
durchgeführten Messungen demonstrieren ein Schalten innerhalb von ca. 50
fs
zwischen etwa 200 nm entfernten Bereichen der Nanostruktur. Das Licht in
der
Umgebung der Nanostruktur weist somit eine komplexe raum-zeitliche
Entwicklung
auf - oder in anderen Worten - es findet dort die kleinste und
schnellste
"Lasershow" der Welt statt.
Weitere Informationen / Ansprechpartner (in alphabetischer Reihenfolge):
Prof. Dr. Martin Aeschlimann, Technische Universität Kaiserslautern,
Tel. 0631/205-2322, ma@physik.uni-kl.de; www.uni-kl.de
Prof.
Dr. Michael
Bauer, Universität Kiel,
Tel. 0431/880-5098, bauer@physik.uni-kiel.de, www.uni-kiel.de
Prof.
Dr. Tobias
Brixner, Universität Würzburg,
Tel.: 0931/31-86330 brixner@phys-chemie.uni-wuerzburg.de; www.uni-wuerzburg.de
Prof.
Dr. Walter
Pfeiffer, Universität Bielefeld,
Tel.: 0521/106-6908; pfeiffer@physik.uni-bielefeld.de. www.uni-bielefeld.de