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Veröffentlicht am
25. Juni 2018
Kategorie:
Forschung & Wissenschaft
Der Bielefelder Wissenschaftspreis 2018 geht an Professorin Barbara Stollberg-Rilinger
Der von der Stiftung der Sparkasse Bielefeld vergebene Bielefelder Wissenschaftspreis, der dem Gedenken an den großen Bielefelder Soziologen Niklas Luhmann gewidmet ist, geht in diesem Jahr an die Historikerin Professorin Dr. Barbara Stollberg-Rilinger (63) von der Westfälischen Wilhelms-Universität, Münster.
„Mit Frau Prof. Stollberg-Rilinger wird eine Wissenschaftlerin geehrt, die nicht nur zu den herausragendsten Vertreterinnen ihrer Disziplin gehört, sondern die mit großer intellektueller Neugier immer auch fachliche Grenzen überschritten hat“, erläutert Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Bielefelder Universität, die Entscheidung der Jury, deren Vorsitzender er ist.
Zurzeit hat Barbara Stollberg-Rilinger den Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Münster inne, im Herbst wird sie ihr neues Amt als Rektorin des Wissenschaftskollegs zu Berlin antreten. Sie ist Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Akademien und wurde vielfach für ihre bahnbrechenden Arbeiten zur politischen Bedeutung von Ritualen, Zeremonien und Symbolen in der Frühen Neuzeit ausgezeichnet.
„Mich interessieren die Epochen, die fremdartig sind“, sagte Barbara Stollberg-Rilinger einmal in einem Interview. Mit ihrem Programm einer Kulturgeschichte des Politischen hat sie nicht nur der Geschichtswissenschaft eine neue Sichtweise auf die Praktiken von Macht und Herrschaftsausübung erschlossen. In ihren Büchern, die weit über die Grenzen des Faches hinaus gelesen werden, gelingt es ihr, diese Fremdartigkeit anschaulich und verständlich zu machen, ohne die Differenz zwischen damals und heute aufzugeben oder die Frühmoderne als eine Phase des „noch nicht“ zu beschreiben.
Dass die sogenannte „Vormoderne“ nicht vor-modern war, sondern mit ihren Problemen anders, aber nicht weniger rational umging, belegt Barbara Stollberg-Rilinger in ihren beiden wohl bekanntesten Büchern „Des Kaisers alte Kleider. Verfassungsgeschichte und Symbolsprache des Alten Reiches“ (2008) und in ihrer umfangreichen Biographie über Maria Theresia (2017), die den Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse erhalten hat und in kurzer Zeit mehrfach aufgelegt wurde. Diese beiden Werke sind der Höhepunkt ihres Programms, das sie in einer Vielzahl von Einzelstudien ausgearbeitet und in der Ausstellung „Spektakel der Macht. Rituale im Alten Europa 800-1800“ im wörtlichen Sinne sichtbar gemacht hat.
„Barbara Stollberg-Rilinger hat in ihrer Forschung immer über die Grenzen ihres Faches hinausgeblickt und ihre Anregungen etwa aus der Soziologie und nicht zuletzt auch von Niklas Luhmann bezogen“, so Gerhard Sagerer. „Auch aus diesem Grund ist Barbara Stollberg-Rilinger nach Meinung der Jury eine würdige Preisträgerin für einen Preis, der in Erinnerung an einen großen Soziologen vergeben wird, der sich ebenfalls von eingeschliffenen intellektuellen und fachlichen Grenzen nie beirren ließ.“
Die Preisverleihung findet Anfang kommenden Jahres statt.
Die Laudatio auf die Preisträgerin hält Prof. Dr. Jürgen Osterhammel, Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Konstanz
Kurzvita der Preisträgerin Barbara Stollberg-Rilinger
Der Bielefelder Wissenschaftspreis in Kürze:
Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger, Münster. Foto: Westf. Wilhelms-Universität Münster, Peter Grewer
Zurzeit hat Barbara Stollberg-Rilinger den Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Münster inne, im Herbst wird sie ihr neues Amt als Rektorin des Wissenschaftskollegs zu Berlin antreten. Sie ist Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Akademien und wurde vielfach für ihre bahnbrechenden Arbeiten zur politischen Bedeutung von Ritualen, Zeremonien und Symbolen in der Frühen Neuzeit ausgezeichnet.
„Mich interessieren die Epochen, die fremdartig sind“, sagte Barbara Stollberg-Rilinger einmal in einem Interview. Mit ihrem Programm einer Kulturgeschichte des Politischen hat sie nicht nur der Geschichtswissenschaft eine neue Sichtweise auf die Praktiken von Macht und Herrschaftsausübung erschlossen. In ihren Büchern, die weit über die Grenzen des Faches hinaus gelesen werden, gelingt es ihr, diese Fremdartigkeit anschaulich und verständlich zu machen, ohne die Differenz zwischen damals und heute aufzugeben oder die Frühmoderne als eine Phase des „noch nicht“ zu beschreiben.
Dass die sogenannte „Vormoderne“ nicht vor-modern war, sondern mit ihren Problemen anders, aber nicht weniger rational umging, belegt Barbara Stollberg-Rilinger in ihren beiden wohl bekanntesten Büchern „Des Kaisers alte Kleider. Verfassungsgeschichte und Symbolsprache des Alten Reiches“ (2008) und in ihrer umfangreichen Biographie über Maria Theresia (2017), die den Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse erhalten hat und in kurzer Zeit mehrfach aufgelegt wurde. Diese beiden Werke sind der Höhepunkt ihres Programms, das sie in einer Vielzahl von Einzelstudien ausgearbeitet und in der Ausstellung „Spektakel der Macht. Rituale im Alten Europa 800-1800“ im wörtlichen Sinne sichtbar gemacht hat.
„Barbara Stollberg-Rilinger hat in ihrer Forschung immer über die Grenzen ihres Faches hinausgeblickt und ihre Anregungen etwa aus der Soziologie und nicht zuletzt auch von Niklas Luhmann bezogen“, so Gerhard Sagerer. „Auch aus diesem Grund ist Barbara Stollberg-Rilinger nach Meinung der Jury eine würdige Preisträgerin für einen Preis, der in Erinnerung an einen großen Soziologen vergeben wird, der sich ebenfalls von eingeschliffenen intellektuellen und fachlichen Grenzen nie beirren ließ.“
Die Preisverleihung findet Anfang kommenden Jahres statt.
Die Laudatio auf die Preisträgerin hält Prof. Dr. Jürgen Osterhammel, Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Konstanz
Kurzvita der Preisträgerin Barbara Stollberg-Rilinger
- Geboren am 17.5.1955 in Bergisch Gladbach
- Studium an der Universität zu Köln
- 1985: Promotion an der Universität zu Köln
- 1994: Habilitation an der Universität zu Köln
- Seit 1997: Professur für Geschichte der Frühen Neuzeit am Historischen Seminar der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
- 2005: Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
- 2007: Ehrendoktorwürde der ENS de Lyon
- 2012: Innovationspreis des Landes Nordrhein-Westfalen
- Mitglied in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste
- Fellow of the British Academy
- 2017: Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse für „Maria Theresia. Die Kaiserin in ihrer Zeit“ und „Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa“ der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
Der Bielefelder Wissenschaftspreis in Kürze:
- Seit 2004 verliehen durch die Stiftung der Sparkasse Bielefeld im Gedenken an Niklas Luhmann, in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Bielefeld und der Universität Bielefeld.
- Für die Stiftung der Sparkasse ist der Preis ein wichtiges Element ihres Förderschwerpunktes „Wissenschaft und Forschung“, mit dem sie ihren Beitrag zur Weiterentwicklung des Hochschulstandortes Bielefeld leisten möchte.
- Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre verliehen.
- Er richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland, insbesondere aus den Gesellschafts-, Sozial- und Lebenswissenschaften.
- Über die Preisträger entscheidet eine Jury, die sich aus namhaften Persönlichkeiten zusammensetzt. Den Vorsitz hat Prof. Dr.-Ing. Gerhard Sagerer (Rektor Universität Bielefeld). Die weiteren Jurymitglieder sind: Prof. em. Dr. Dieter Grimm (Humboldt-Universität zu Berlin), Prof. Dr. Ulrike Davy (Universität Bielefeld), Prof. Dr. Julia Fischer (Universität Göttingen), Prof. em. Dr. Bettina Heintz (Universität Luzern), Dr. Thomas Assheuer (Wochenzeitung „Die Zeit“). Beratende Mitglieder: Pit Clausen (Oberbürgermeister Stadt Bielefeld), Michael Fröhlich (Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bielefeld und ihrer Stiftung).
Preisträger 2004 – 2016
Bisherige Preisträger des Bielefelder Wissenschaftspreises waren:
2004 die Soziologin Renate Mayntz und der Politikwissenschaftler Fritz W. Scharpf
2006 der amerikanische Rechtsphilosoph Ronald Dworkin
2008 der englische Historiker Quentin Skinner
2010 der deutsche Soziologe Hans Joas
2012 der österreichische Psychologe Josef Perner
2014 die amerikanische Wissenschaftshistorikerin Lorraine Daston
2016 der französische Historiker Pierre Rosanvallon
Weitere Informationen:
www.uni-bielefeld.de/bielefelder-wissenschaftspreis/