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Bundesweite Befragung: Einstellungen zum Wohlfahrtsstaat, Klimawandel und Energiesicherheit
Wie geht es den Menschen in Deutschland? Und in Europa? In der Langzeitstudie European Social Survey (ESS) werden soziale und politische Einstellungen von 40.000 Menschen in rund 20 europäischen Ländern untersucht. Morgen (01.09.2016) beginnt die Erhebung, die in Deutschland von der Universität Bielefeld verantwortet wird. Der ESS gilt als eine der größten sozialwissenschaftlichen Befragungen in Europa.
Seit 2002 ermitteln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit dem ESS
alle zwei Jahre ein allgemeines Stimmungsbild der Menschen in
Deutschland und in Europa. In den bisherigen sieben Erhebungen haben
etwa 350.000 Personen in insgesamt 36 Ländern daran teilgenommen. Die
Ergebnisse werden im Ländervergleich betrachtet sowie im Zeitverlauf.
„Wie zufrieden wir in unserem Leben sind, hängt nicht nur davon ab, ob
wir in einer glücklichen Beziehung leben oder Freunde haben.
Entscheidend sind auch die gesellschaftlichen und politischen Umstände.
Weil durch den European Social Survey europaweit mehr als 40.000
Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten befragt werden, sind wir
in der Lage diese Umstände genau zu beschreiben. Das Wissen kann helfen
die Lebensqualität und damit auch die Lebenszufriedenheit der
Bürgerinnen und Bürger in Deutschland und Europa zu verbessern“, erklärt
Professor Dr. Stefan Liebig von der Fakultät für Soziologie der
Universität Bielefeld.
Seit einer Woche werden repräsentativ
ausgewählte Personen in Deutschland per Post angeschrieben und dazu
eingeladen, an der Befragung unter dem deutschen Studientitel
„Deutschland in Europa“ teilzunehmen. Alle Personen, die zustimmen,
werden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Instituts für
angewandte Sozialwissenschaft (infas) in ihrer Wohnung anhand eines
Fragebogens interviewt. Die Befragung dauert im Schnitt 70 Minuten. In
diesem Jahr liegt ein Schwerpunkt auf den Einstellungen zum
Wohlfahrtsstaat sowie zu Klimawandel und Energiesicherheit.
Die
Fragen zum Wohlfahrtsstaat betreffen unter anderem Einschätzungen von
Lebensstandards verschiedener Bevölkerungsgruppen wie Rentnern,
Pensionären und Arbeitslosen. Desweiteren werden Einstellungen zu
staatlichen und europaweiten Sozialleistungen und zum Grundeinkommen
abgefragt. Ob die Befragten weitere finanzielle Unterstützung für Eltern
zur Erleichterung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf wünschen, ist
ebenfalls eine Frage in diesem Bereich. Schließlich wird noch gefragt,
ob Deutschland ein Mitglied in der EU bleiben oder aus der EU austreten
sollte.
Im Schwerpunkt Klimawandel und Energiesicherheit drehen
sich die Fragen um den Energieverbrauch und Möglichkeiten der
Einsparung von Energie. Zudem werden Einstellungen zu verschiedenen
Energiequellen wie Kohle, Wasserkraft, Erdgas, Sonnenenergie und
Windkraft abgefragt. Ebenfalls interessieren sich die Forschenden für
die Einschätzung der Befragten zum Klimawandel sowie zur Effektivität
persönlicher und staatlicher Maßnahmen, um diesen zu reduzieren.
Bei
jeder Befragungswelle wieder aufgeführt sind Fragen nach Mediennutzung,
sozialen Kontakten, politischen Interessen und Religionszugehörigkeit.
Außerdem wird nach Gesundheit, allgemeinen Wertvorstellungen,
Lebensbedingungen, Diskriminierungserfahrungen und Zufriedenheit
gefragt.
Zu den Zielen des ESS gehört es, die Wechselwirkung
zwischen den Einstellungen der Bevölke-rung und den politischen und
ökonomischen Institutionen in den europäischen Staaten zu beschreiben
und zu erklären. Das ist nicht nur für die Wissenschaft interessant:
„Auch die Politik muss wissen, was die Menschen bewegt, welche Wünsche
und Erwartungen sie haben und welche politischen Maßnahmen sie von ihren
Regierungen einfordern“, so Liebig.
Der ESS wird in der achten
Welle durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
gefördert. Die deutsche Teilstudie ist in dem Projekt ESS durch ein
nationales Koordinationsteam um Professor Dr. Stefan Liebig von der
Universität Bielefeld vertreten. Weitere Mitglieder des Teams kommen von
der Universität Mannheim, der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der
Goethe-Universität Frankfurt am Main und dem Leibniz Institut für
Sozialwissenschaften GESIS.
Weitere Informationen im Internet:
www.europeansocialsurvey.de
Speziell für Befragte: www.deutschlandineuropa.info
Film über den ESS: https://youtu.be/EI0tSvDkXXw
ESS International und Datenzugang: www.europeansocialsurvey.org