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Auf der jahrhundertealten Spur der Zuckerrüben-Züchter
Forschungsteam mit Beteiligung der Universität Bielefeld identifiziert züchterische Eingriffe im Genom / Veröffentlichung in „Nature“
Heutige Nutzpflanzen wie Mais und Weizen sind das
Ergebnis geduldiger Züchter, die über Jahrtausende auf den Ertrag und
die Widerstandsfähigkeit hingewirkt haben. Das gilt auch für die
Zuckerrübe, aus der jährlich ein Drittel der weltweiten Zuckerproduktion
stammt. An welchen Stellen Pflanzenzüchter das Erbgut der Rübe über die
vergangenen zwei Jahrhunderte verändert haben – das haben
Genomforscherinnen und -forscher aus Bielefeld, Berlin und Barcelona
jetzt herausgefunden. Im Fachmagazin „Nature“ haben die
Wissenschaftler am Mittwoch (18.12.2013) ihre Analyse der Genomdaten
vorgestellt. „Das Bemerkenswerte an den Genomdaten ist, dass sich mit ihrer
Hilfe künftig die Genome verwandter Pflanzen weitaus schneller
entschlüsseln lassen als bisher“, sagt einer der Autoren, Professor Dr.
Bernd Weisshaar vom Centrum für Biotechnologie (CeBiTec) der Universität
Bielefeld.
Weisshaar, der an der Fakultät für Biologie lehrt und forscht, leitet
das Forschungsprojekt zusammen mit Dr. Heinz Himmelbauer vom Centre for
Genomic Regulation (CRG) in Barcelona, Spanien. Auch Wissenschaftler vom
Max-Planck-Institut für molekulare Genetik in Berlin, der Technischen
Universität Dresden und der Universität Leipzig sind an der Forschung
beteiligt.
Die Zuckerrübe gibt es seit Mitte des 18.
Jahrhunderts. Sie wurde aus der Runkelrübe gezüchtet und dabei auf einen
hohen Zuckergehalt ausgerichtet. Um vergleichen zu können, wie sich das
Zuckerrüben-Genom über die Zeit veränderte, bestimmte das
Forschungsteam zusätzlich den groben Aufbau des Genoms der verwandten
Pflanzen Spinat und Rote Bete sowie von einigen verschiedenen
Zuckerrüben-Züchtungen. „Durch den Vergleich konnten wir zum Beispiel
zeigen, welche ertragsrelevanten Gene durch Züchtung in das Erbgut der
Zuckerrübe gelangt sind“, erklärt Weisshaar. Auch die Veränderung am
Schossgen belegten die Forscher. Das Schossgen steuert, ob die
Zuckerrübe schon im ersten Sommer Blüten trägt. Sprießen der Pflanze
Blüten, kostet sie das Energie und die fehlt für das Wachstum der
Wurzel. „Deswegen haben die Züchter dafür gesorgt, dass das
Blütenwachstum erst im zweiten Jahr erfolgt - wenn man die Rübe nicht
vorher ernten würde“, erläutert Weisshaar.
Mit der Sequenzierung der Zuckerrübe haben die Wissenschaftler Pionierarbeit geleistet: Denn bei der Genomsequenz handelt es sich um die erste entschlüsselte DNA aus einer Unterklasse der bedecktsamigen Pflanzen. Damit wird die Sequenz zum Vergleichsmaßstab für die Sequenzierung verwandter Pflanzen. Genomforscher können mit den Grunddaten der Sequenz arbeiten, um schneller als bislang die Genome von Pflanzen aus der gleichen geschlossenen Abstammungsgemeinschaft zu identifizieren.
Die Forschung zur Genomsequenz der Zuckerrübe erfolgt am Centrum für Biotechnologie (CeBiTec) der Universität Bielefeld. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert die Analysen als Teil des Verbundforschungsprojekts „BeetSeq“ mit Partnern vom Max-Planck-Institut für molekulare Genetik in Berlin und deutschen Zuckerrüben-Züchtern.
Originalveröffentlichung:
Juliane C. Dohm, André E. Minoche, Daniela Holtgräwe, Salvador Capella Gutiérrez, Falk Zakrzewski, Hakim Tafer, Oliver Rupp, Thomas Rosleff Sörensen, Ralf Stracke, Richard Reinhardt, Alexander Goesmann, Thomas Kraft, Britta Schulz, Peter F. Stadler, Thomas Schmidt, Toni Gabaldón, Hans Lehrach, Bernd Weisshaar, Heinz Himmelbauer: The genome of the recently domesticated crop plant sugar beet (Beta vulgaris), Nature, http://dx.doi.org/10.1038/nature12817, erschienen am 18. Dezember 2013.
Weitere Informationen im Internet:
http://bvseq.molgen.mpg.de