Technische Fakultät
"Wer ist Mensch, wer ist Maschine?": CITEC-Wissenschaftler:innen beteiligen sich mit Führung und Dialogvortrag an Bielefeld-Bethel-Integrationsprojekt
Initiiert durch den Psychoanalytiker, ehemaligen Bürgermeister und Lyriker Bernhard Winter und Bielefeld Bethel hat zum zweiten Mal vom 16. bis 18. Juni 2023 eine bunt gemischte Reisegruppe aus jungen und älteren, behinderten und nicht-behinderten Menschen vielfältiger Berufsbiografien Bielefeld besucht.
© Anja Sundhaus
Auf ihrer Reise durch die Stadt besuchte die Gruppe auch das CITEC. Professor Dr. Helge Ritter (Universität Bielefeld, Neuroinformatik) gab einen Überblick über die Einrichtung CITEC und die CITEC-Forschung zu Kognitiver Interaktionstechnologie. Darüber hinaus konnten die interessierten Besucher:innen Laborluft im Robotik-Greiflabor "schnuppern".
© Anja Sundhaus
Im Rahmen der Dialogreihe „Sonntagsbegegnungen“ folgte in der Neuen Schmiede Bielefeld ein Dialogvortrag mit dem Titel „Wer ist Mensch, wer ist Maschine?“ zwischen den beiden CITEC-Forscher:innen Professorin Dr. Johanna Kißler (Universität Bielefeld, Neuropsychologie) und Professor Dr. Ritter. Am Anfang gaben beide dem Publikum aus Reisegruppe und Bielefelder Bürger:innen einen Überblick zur Entwicklung der Künstlichen Intelligenz der letzten Jahre. Danach fragten sie sich, wie es derzeit um die vermeintliche Verwischung der Unterschiede zwischen dem Menschen und der Maschine steht und wo die Unterschiede liegen. Die beiden Wissenschaftler:innen stellten fest, dass die modernen Sprachmodelle zwar sehr beeindruckend, die Unterschiede zwischen Mensch und Maschine aber immer noch groß sind - z.B. wenn es um Alltagsaktionen von Händen geht. Der Austausch zeigte, dass die Informatik Fähigkeiten nachbilden, die Psychologie Gehirn und Verhalten verstehen will. Die Informatik bemüht sich um eine Nachbildung der Prozesse und die Psychologie will die beteiligten Prozesse durchleuchten und verstehen. Die beiden Perspektiven verbindet also die Frage, wie nah die Wissenschaft dem natürlichen Vorbild "Kognition" kommen kann. Diese Gemeinsamkeit bereitet den Weg für eine gewinnbringende interdisziplinäre Forschung. Weitere Diskussionspunkte betrafen die Verunsicherung aus dem Nebeneinander vielfältiger Anwendungspotenziale und gleichzeitiger Missbrauchsmöglichkeiten durch Künstliche Intelligenz, die Rolle von Embodiment, die Möglichkeiten einer hybriden Gesellschaft und abschließend die offene Frage, inwieweit die Verwischung der Grenzen zwischen Mensch und Maschine vielleicht eines Tages auch die Eigenschaften des Bewusstseins betreffen könnte.
© Anja Sundhaus
Bernhard Winter führt seit 1992 Menschen aus Politik, Kultur, Religion und Gesellschaft zusammen. In Bielefeld fand die nun 113. Sonntagsbegegnung statt. In dem Format stellen sich zwei Personen gegenseitig Fragen. In den bisherigen Terminen sind viele hochkarätige Persönlichkeiten zu Mitwirkenden geworden. Geschätzt haben mehr als 15000 Interessierte die Veranstaltungen verfolgt, so Winter.